Antideutsche Kritik

linksradikale Strömung in Deutschland, die die deutsche Nation und Kultur ablehnt
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 21. März 2005 um 16:08 Uhr durch 83.109.164.57 (Diskussion) (rv Revisionismus). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Antideutsche sind eine neuere Strömung der radikalen Linken, die sich diesen Namen als Reaktion auf den deutschen Nationalismus im Zuge der Wiedervereinigung gegeben hat.

Mit den Antinationalen teilen die Antideutschen die kategoriale Kritik an der Nation, unterscheiden sich jedoch von ihnen dadurch, dass sie Deutschland eine besondere Ausprägung dieser für den Kapitalismus konstitutiven Vergesellschaftungsform attestieren. Im Unterschied zu den Franzosen oder den Amerikanern verfügten die Deutschen über einen völkischen Nationenbegriff, der auf der Idee der "Blutszugehörigkeit" beruhe und historisch in Auschwitz kulminiert sei.

Im Unterschied zur traditionellen Linken rücken Antideutsche weniger den Klassenkampf und die Arbeiterbewegung in den Vordergrund ihrer sich meist als kommunistisch verstehenden Programmatik, sondern orientieren sich stattdessen bevorzugt an der Kritischen Theorie, seltener auch an Vertretern des französischen Poststrukturalismus.

Historische Entwicklung

Während antinationale und antideutsche Positionen bis zum Jahr 2000 die gesamte radikale Linke beeinflussten und daher kaum identitär markiert waren, kam es nach Ausbruch der zweiten Intifada zu einer schroffen Polarisierung zwischen den eher traditionellen Linken auf der einen und den nunmehr als eigenständige Strömung erkennbaren Antideutschen auf der anderen Seite. Seitdem steht die Solidarität mit dem Staat Israel und die Kritik an antizionistischen Haltungen im Vordergrund des antideutschen Selbstverständnisses. Die Anschläge vom 11. September 2001 führten darüber hinaus zu einer vehementen Zurückweisung des Antiimperialismus sowie antiamerikanischer Theorie-Elemente innerhalb der Linken.

Die Unterstützung des Afghanistan- und des Irak-Kriegs durch zahlreiche antideutsche AktivistInnen, mehr noch aber der Vorwurf, dass die Kritik am Islamismus sich bei manchen Vertretern dieser Strömung in einem rassistischen Register abspiele, führte nach und nach zu einer Spaltung in zwei Lager, polemisch oft als "Softcore"- und als "Hardcore"-Antideutsche bezeichnet. Erstere sehen letztere dagegen häufig als "Ex"-Antideutsche an, weil sie die Kritik an den Deutschen durch rassistische Positionen gegenüber Muslimen eingetauscht hätten.

Insbesondere das Mitführen israelischer oder US-amerikanischer Nationalflaggen durch Vertreter der antideutschen Strömung führte auf Demonstrationen schon zu körperlichen Auseinandersetzungen mit anderen Linken.

Insgesamt trug der eskalierende Streit zwischen Antideutschen und Antiimperialisten zu einer deutlichen Schwächung der autonomen Linken bei. Allerdings erhielten die Antideutschen in den letzten Jahren regen Zulauf von Seiten junger Antifa-AktivistInnen, so dass sie sich bundesweit als eigene Bewegung etablieren konnten.

Publikationen

Vertreter der so genannten Hardcore-Antideutschen organisieren sich um die Zeitschrift "Bahamas", während die gemäßigtere Variante sich eher lose an Zeitschriften wie der "Phase 2" orientiert. Die Wochenzeitung Jungle World und die Monatszeitung Konkret dienen dagegen beiden Seiten als Plattform, lassen aber auch Gegner der Antideutschen zu Wort kommen.

Überblick

Gruppen und Netzwerke

Kritik

Publikationen

  • Bahamas - Berliner Zeitschrift für das antideutsche Spektrum
  • Phase 2 - Zeitschrift gegen die Realität
  • Jungle World - Berliner Wochenzeitung
  • KONKRET - Politisches Monatsmagazin aus Hamburg
  • CCP- saarländisches Plapperorgan gegen die Deutsche Nation

Literatur

  • Joachim Bruhn: Was deutsch ist : Zur kritischen Theorie der Nation. Freiburg 1994. ISBN 3-924627-38-X.
  • Robert Kurz: Die antideutsche Ideologie : Vom Antifaschismus zum Krisenimperialismus: Kritik des neuesten linksdeutschen Sektenwesens in seinen theoretischen Propheten. Münster 2003. ISBN 3-89771-426-4.
  • Gerhard Hanloser (Hg.): "Sie warn die Antideutschesten der deutschen Linken" : Zu Geschichte, Kritik und Zukunft antideutscher Politik. Münster 2004. ISBN 3-89771-432-9.
  • Patrick Hagen: Die Antideutschen und die Debatte der Linken über Israel. Examensarbeit an der Universität Köln 2004