Sarin

organische Phosphor-Verbindung, chemischer Kampfstoff
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Dieser Artikel befasst sich mit der Chemikalie. Für den Stern Delta Herculis, siehe Sarin (Stern)


Strukturformel von Sarin

Sarin ist ein chemischer Kampfstoff. Die systematische Bezeichnung ist Fluorphosphonsäuremethylisopropylester. Seinen Trivialnamen hat er von seinen Erfindern Schrader, Ambros, Rüdiger und Linde.

Geschichte

Die Substanz wurde 1939 während der Forschung an Phosphorverbindungen für den Einsatz als Insektenvernichtungsmittel entdeckt. Auftraggeber der Forschung war die auch bei Tabun und Soman die IG-Farben.

Eingesetzt wurde Sarin bisher im Krieg Irak gegen den Iran, sowie 1988 gegen kurdische Minderheiten im Irak. Bei zwei terroristischen Anschlägen der japanischen Aum-Sekte (1994 in Matsumoto und 1995 in Tokio) wurde ebenfalls Sarin verwendet.

Wirkungsweise

Die Aufnahme von Sarin ist über die Haut und die Atmung möglich. Nur ein Ganzkörperschutz verhindert sicher eine Aufnahme des Stoffes. Im Körper blockiert Sarin die Acetylcholinesterase in den Synapsen des parasympathischen vegetativen Nervensystems, es kommt zu einem Anstieg des Neurotransmitters Acetylcholin in der Synapse und damit zu einer Dauerreizung des Parasymphatikus.

Daher kommt es je nach Stärke der Vergiftung zu folgenden Symtomen: Kopfschmerzen, Übelkeit mit Erbrechen und Durchfällen, Augenschmerzen, Müdigkeit, Krampfanfälle, Zittern, Zucken der Muskulatur, unkontrollierter Harn- und Stuhlabgang, Atemnot, Angstzustände, Spannungen, Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit. Der Tod tritt durch Atemlähmung ein.

Die Wirkung ähnelt den verwandten chemischen Kampfstoffen Tabun, Soman und VX, aber auch Vergiftungen mit verschiedenen Insektiziden wie Parathion (E605).

Darstellung

Durch Einwirken von Methyliodid CH3I wird aus dem Phosphorigsäureester der Phosphonsäureester Sarin hergestellt.

(CH3)2CH - O
            \
             P - F     +     CH3I     ---------> Sarin + (CH3)2CH - I
            /
(CH3)2CH - O

Phosphorigsäureester      Methyliodid

Die amerikanische Methode Sarin herzustellen benutzt als Ausgangsstoff Dimethyl-methylphosphonat (DMMP; CAS 756-79-6).

             CH3                                     CH3    
             |         Thionylchlorid                |   
       CH3-O-P-O-CH3   --------------->         Cl - P - Cl 
             ||                                      ||    
             O                                       O    

            DMMP                       Methylphosphonsäuredichlorid

             CH3                                     CH3
             |              Flusssäure               |
        Cl - P - Cl         ---------->          F - P - F
             ||                                      ||
             O                                       O

Methylphosphonsäuredichlorid           Methylphosphonsäuredifluorid

Nun liegt der Binärkampfstoff vor und kann durch Hinzufügen von Isopropanol "scharf" gemacht werden.

             CH3                               CH3                 
             |                                /                     
         F - P - F                 +   HO - CH        --------->   Sarin   +   HF
             ||                               \          
             O                                 CH3 

Methylphosphonsäuredifluorid       Isopropanol

Gegenmittel