Ungarische Sprache

ugrische Sprache der uralischen Sprachfamilie
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Ungarisch (Magyar nyelv) ist die einzige nicht-indoeuropäische Sprache, die im mitteleuropäischen Raum gesprochen wird. Sie gehört zusammen mit Lappisch, Estnisch, Finnisch und einer Reihe in Nordsibirien gesprochener Sprachen zu den finno-ugrischen Sprachen. Besonderes Kennzeichen dieser manchmal auch als turanisch bezeichneten Familie ist die regelmäßig agglutinierende Wortbildung. Agglutinierende (anklebende) Wortbildung hängt Partikel (also Worte wie z.B. mit, im oder zu) an die Wortstämme an.

Beispiel: kocsi (Wagen), kocsiban (im Wagen), kosciba (in den Wagen), koscsihoz (zum Wagen)

Dabei bleibt der Wortstamm von den Anhängen stets klar unterscheidbar, die Bildungen sind sehr regelmäßig und es gibt davon fast keine Ausnahmen. Auch für die Verben gibt es ähnliche Verfahren,

z.B. látni (sehen): Verbstamm (lát) + hat(können) = láthat (er/sie/es kann sehen)

Das Ungarische erscheint zunächst als sehr schwer erlernbar. Das hat den Ungarn, die in ihrer Geschichte auch mehrere Fremdherrschaften erlebt haben, stets ein gewisses Maß an kultureller Autonomie gesichert. Es gibt nicht allzu viele Wortähnlichkeiten mit indoeuropäischen Sprachen; Personalpronomen werden selten benutzt, stattdessen macht einfach die Endung des Wortes die Person deutlich,

z.B. ülni = sitzen, ülek = ich sitze, ül =er/sie/es sitzt, ülünk = wir sitzen.

Aus einer anderen Sprache kommend, neigt man dazu, überall dort neue Worte zu sehen, wo das Ungarische lediglich seine überragende Kombinationstechnik einsetzt. Anstatt vor dieser Flut von Milliarden vermeintlicher Worte zu kapitulieren, muss das Wort auf seine Endungen und seinen Stamm analysiert werden.

Der große Sprachwissenschaftler Jacob Grimm (der eine der Gebrüder Grimm) hat das Studium des Ungarischen allen empfohlen, die neue einfach zu erlernende Plansprachen schaffen wollen. Tatsächlich wäre es möglich, Ungarisch ähnlich darzustellen wie eine Programmiersprache, in der der Stamm den Befehl und die agglutinierten Endungen die Optionen darstellen würden. Möglicherweise liegt in dieser fast mathematischen Sprachmethodik auch einer der Gründe, warum Ungarn so viele hervorragende Mathematiker, Logiker und Computerwissenschaftler hervorgebracht hat, wie z.B. John von Neumann, Paul Erdös uvm.