Steeden

Ortsteil von Runkel
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 11. August 2008 um 20:22 Uhr durch Boente (Diskussion | Beiträge) (koord in IB). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Dorfbild Steeden

Steeden ist mit 1550 Einwohnern der drittgrößte Stadtteil der Stadt Runkel. Der Ort liegt 100 Meter über dem Meeresspiegel an der Lahn im Landkreis Limburg-Weilburg in Mittelhessen.

Geschichte

Datei:Urkunde Ersterwähnung Steeden.jpg
Urkunde Ersterwähnung Steeden

Erstmals wurde Steeden im Jahre 1258 erwähnt. In einer Urkunde, in der Siegfried von Westerburg und Graf Otto von Nassau sich wegen Fischerei und Wildbann verständigen, wird hier ein Marquard von Steden genannt.

In Steeden bewegt man sich auf prähistorischen Boden. Weltberühmt sind die beiden Höhlen „Wilde Scheuer“ und „Wildes Haus“, welche leider in den 1950er-Jahren dem Kalkabbau zum Opfer fielen - mit ihnen einige Funde aus der Steinzeit.

Geographie und Verkehr

Steeden liegt an einem hufeisenförmigen Bogen der Lahn, der nach Süden geöffnet ist; hier beginnt das Limburger Becken. Durch die Lage zwischen Lahn und dem Höhenzug des westerwaldseitigen Lahnhanges hat sich Steeden zu einem Reihendorf entwickelt.

Steeden ist seit 1862 über den Bahnhof „Kerkerbach“ an die Lahntalbahn Koblenz - Gießen (Kursbuchstrecke 624 / 25 der DB AG) angeschlossen. In Kerkerbach halten werktäglich ca. 30 Züge in Richtung Gießen und Limburg (Lahn)/Koblenz. Im Nachbarbahnhof Eschhofen besteht Anschluss an die Hauptstrecke in Richtung Frankfurt am Main. Im Bahnhof Limburg kann man mit dem Busshuttle den ICE-Bahnhof Limburg-Süd erreichen. Dort bestehen umsteigefreie ICE-Anschlüsse in Richtung Amsterdam/Köln/Ruhrgebiet, Frankfurt, Nürnberg und München.

Über eine Landesstraße erreicht man Steeden von den Nachbargemeinden Runkel und Dehrn. Außerdem kann das Dorf über die Landesstraßen von Hofen und Niedertiefenbach erreicht werden. Über eine Gemeindestraße –die Heerstraße– erreicht man Schadeck. Die Autobahn A 3 erreicht man über Dehrn und die B 49 innerhalb 10 Minuten (ca. 8 km entfernt). Der ICE-Bahnhof in Limburg-Süd ist ca. 10 km entfernt und innerhalb 15 Minuten erreichbar.

Geschichtliche Entwicklung

Die Steedener Höhlen

Datei:Wildscheuer Steeden.jpg
Höhle „Wildscheuer“ Steeden

In Steeden bewegt man sich auf prähistorischen Boden. Die beiden Höhlen „Wilde Scheuer“ und „Wildes Haus“ sind weltberühmt, da Jungpaläolithische Funde in Hessen außerordentlich spärlich sind.(Museum Wiesbaden)

Das frühe (Jungpaläolithikum) (etwa 35000 bis 29000 vor Christus) lässt sich durch die (Aurignacien)-funde aus der Wildscheuer und dem Wildhaus belegen (Steinartefakte aus Kieselschiefer, Speerspitzen aus Mammutknochen). Das mittlere Jungpaläolithikum (etwa 28000 bis 21000 vor Christus) kann man mit der (Gravettien)-Schicht aus der Wildscheuer (Funde aus Chalcedon und Feuerstein, verzierter Vogelknochen) nachweisen. Das späte Jungpaläolithikum (etwa 15000 bis 11500 vor Christus) ist allein durch die (Magdalénien)-schicht der Wildscheuer belegt (Kratzer, Stichel, spitzklingenartige Bohrer).

Die nach Südwesten offene Wildscheuerhöhle war am Eingang 6 m breit und 7 m hoch und führte 18 m tief in den Berg hinein. Die Höhle Wildhaus lag etwa 65 m südlich der Wildscheuerhöhle. Es handelte sich den Maßen nach eher um eine Felsspalte (54 cm breit, 3,5 m hoch, etwa 11 m tief), die bereits 3 m nach dem Eingang nur noch auf Knien begangen werden konnte.

Die Höhlen vielen leider in den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts dem Kalkabbau zum Opfer - mit ihnen einige Funde aus der Steinzeit, da die Behörden und Politiker nicht den unschätzbaren Wert der Höhlen für die Nachwelt erkannten. (Museum Wiesbaden)

Die Höhlen sind in der Alt- und Mittelsteinzeit gleichzeitig von mehreren Familien bewohnt worden. Die Bewohner - es war der (Cro-Magnon-Mensch) mit fliehender Stirn, starken, hervortretenden Backenknochen, mächtigen Gebiss und besonders langen Armen - hatten ein Matriarchat ausgebildet: „Eine der ältesten Frauen war Vorsteherin.“ Die Jagd auf die Großformen der damaligen Tierwelt lichtete ständig die Zahl der Männer. Die Landschaft trug die Merkmale der Steppe mit vereinzelten Baumgruppen - der Wald fehlte. Die Vertreter der Pflanzenfresser waren zahlreich: „Mammut, Rentier, Rhinozeros, Wildpferd, Wildesel, Auerochse, Riesenhirsch u.a.m.. Auch Höhlenlöwe und Höhlenbär fanden genug Nahrung.“

Der Dreißigjährige Krieg

Im Dreißigjährigen Krieg lag Steeden im Durchmarschgebiet der verschiedenen Heere. Insbesondere ein vom kaiserlichen Heer errichtetes Feldlager zwischen Runkel / Schadeck, Dehrn, Ahlbach und Niedertiefenbach vernichtete fast vollständig die Existenz der Steedener Einwohner. Die durch Eilmärsche erschöpften Soldaten nahmen alles was sie gebrauchen konnten: „Es wurde alles geraubt, die Früchte wurden ausgedroschen, das Vieh geschlachtet, die Fachwerkhäuser in den betroffenen Ortschaften wurden abgebrochen und verfeuert.“ Dadurch kam es in Steeden zu Hungersnöten, zum Überleben war man gezwungen, sein Ackerland an Bauern der nicht betroffenen Orte zu verkaufen. Hierdurch wurden insbesondere die Hofener - Bauern reich und erhielten einen Großteil des Ackerlandes der Steedener. Damit lässt sich erklären, warum Steeden heute noch eine der kleinsten Gemarkungen der Gesamtstadt Runkel besitzt. Da durch die damalige Armut die Steedener - Bürger sich und ihre Kinder fast nicht ernähren konnten und teilweise auf Almosen angewiesen waren, erhielten sie zudem noch den Ortsnecknamen die „Steedener - Kuckucke“.

Die Johanneskapelle

 
Johannes-Kapelle Steeden

Die erste Steedener Kirche wird erstmals im Jahr 1190 urkundlich als Johanneskapelle erwähnt. Sie wurde damals zur Besitzung des Stiftes Dietkirchen gezählt. Die Kirche galt als vorgeschobener Posten des Klosters Prüm in der Eifel, von dem die Christianisierung des Lahngebietes ausging. Nach wechselvoller Geschichte kommt Steeden 1366 in die Klientel und das Patronat des Grafen von Runkel, welcher 1553 die Reformation, reformierter Prägung, einführt.

Bei Untersuchungen der Bausubstanz im letzten Jahrhundert hat man festgestellt, dass die Kirche wahrscheinlich schon im 11. Jahrhundert -im romanischen Stil- gebaut wurde. Ein Fenster auf der Nordseite des Chores besitzt noch die alte romanische Fassung.

Das Innere der Kapelle war, da es sich um eine reformierte Kirche handelt, bis in die 1960er-Jahre nüchtern gehalten, ohne Bild und Symbol. Bei der 1968 durchgeführten Renovierung hat man am Altarbogen die ursprünglich aufgebrachten Fresken von zwei Heiligen wieder freigelegt und restauriert. Weiterhin hat man bei dieser Restaurierung aus dem ehemaligen Sockel des Altares eine Taufschale gefertigt und die ehemalige Altarplatte („Die Mensa“) mit einer Inschrift versehen und hinter dem Taufbecken an der Wand angebracht.

Der Altar hat heute eine kubische Form. Er ist aus Holz, welches in der Kirche gefunden wurde, gefertigt worden.

Rund um das Gotteshaus lag früher der Gottesacker, von zwei Seiten zugänglich und von Kastanien beschattet. Heute ist es eine Grünfläche, von den ehemals vorhandenen vier Kastanien ist nur noch eine vorhanden.

Kirchengemeinden

Der Großteil der Steedener Einwohner, ca. 700, gehört der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau an und nutzt die Johannes-Kapelle für ihre Gottesdienste. Ca. 300 Einwohner gehören der Römisch-Katholischen Kirche an und sind der Kirchengemeinde Mariä Heimsuchung in Runkel zugehörig. Für Gebetsabende und Gemeindefeiern steht ihnen seit 30 Jahren ein eigenes Gemeindehaus, das „Johanneshaus“, an der Rosengartenstraße in Kerkerbach, zur Verfügung. Eine weitere Kirchengemeinde Steedens ist die Selbständige Evangelisch–Lutherische Zionsgemeinde (SELK) mit ca. 350 Mitgliedern. Aus dieser Kirchengemeinde haben sich zwei weitere Gemeinden, die Evangelisch-Lutherische Freikirche und die Evangelisch-Lutherische Immanuel-Gemeinde, entwickelt.

Industrie

Datei:Steedener Ringöfen.jpg
Steedener Ringöfen 1957

Steeden ist schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein Zentrum der Kalkindustrie. Bereits 1850 wurde das erste industrielle Werk gegründet. In der Zeitspanne bis heute wurden drei große Steinbrüche genutzt. Im Betrieb ist nur noch der neue Steinbruch „Schneelsberg-Nordost“, welcher an der Straße zwischen Hofen und Niedertiefenbach liegt. Dort lagern noch Kalkvorkommen für die nächsten 50 Jahre Steinbruchbetrieb.

Datei:Marmorbruch Steeden.jpg
Marmorbruch in Steeden

Eine untergeordnete Rolle spielte bis Ende der 1950er-Jahre der Marmor- und Manganabbau in Steeden.


Quellen

  • Altes Schularchiv der Grundschule Steeden
  • Landesmuseum Wiesbaden, Sammlung Steedener Höhlen
  • Verschiedene Akten des Hessischen Hauptstaatsarchivs Wiesbaden Steeden betreffend