Die Liancourt-Felsen sind eine Inselgruppe im Japanischen Meer, auf die sowohl Südkorea als auch Japan Territorialansprüche erheben. Die Inseln sind seit 1953 von Südkorea besetzt und Brennpunkt einer symbolischen Krise in Ostasien. Der gebräuchliche englische Name, Liancourt Rocks, wurde ihm 1849 durch ein gleichnamiges französisches Walfangschiff gegeben.
Liancourt-Felsen | |
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Geographische Lage | 37° 14' 45" n. Br. 131° 52' 30" ö.L. |
Koreanischer Name | |
Revidierte Romanisierung | Dokdo |
McCune-Reischauer | Tokto |
Hangul | 독도 |
Hanja | 獨島 |
Japanischer Name | |
Hepburn-Romaji | Takeshima |
Kanji | 竹島 |
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Geographie
Die Liancourt-Felsen bestehen aus zwei kleineren, gebirgigen Inseln, die von 33 Felsen umgeben sind. Sie sind vulkanischen Ursprungs und liegen etwa 200 Meter von einander entfernt. Die westliche Insel (kor. Name Suhdo; jap. 男島 Otokojima, wörtlich: männliche Insel) ragt ca. 100 Meter aus dem Meer, die östliche (kor. Dongdo; jap. 女島 Onnajima, wörtlich: weibliche Insel) ist 174 Meter hoch. Die Gesamtoberfläche beträgt etwa 0,2 km². Sie liegen ca. 215 km östlich von der koreanischen Küste, 90 km östlich der koreanischen Insel Ullung und 157 km nordwestlich der japanischen Insel Oki, die wiederum 70 km nördlich von der japanischen Hauptinsel liegt.
Südkorea hat die Inseln organisatorisch der Insel Ullung und damit der Region Nord-Gyeongsang unterstellt, verwaltet werden sie aber vom Ministerium für Fischerei. Japan hingegen hat sie zum Teil von Okinoshima, Oki und damit der Präfektur Shimane gemacht, hat praktisch aber keine Kontrolle über die Inseln, die von Südkorea besetzt sind.
Geschichte
Laut der koreanischen Aufzeichnungen Samguk Sagi, die erste bekannte Erwähnung, sind die Inseln Teil des unabhängigen koreanischen Inselstaats Usan-guk (Hangeul 우산국, Hanja 于山國); dieses Dokument wird auf das Jahr 512 in der Silla-Dynastie datiert. Nach Sillas Fall 930 wurde Usan-guk ein Protektorat von Goryeo. Später fiel Usan-guk während der Jurcheninvasion und die Inseln wurden dann direkt von der Regierung des koreanischen Festlandes verwaltet.
Laut japanischer Quellen wurden die Inseln, dann bekannt als Matsushima, den Ōya- und Murakawa-Familien der Provinz Hoki (heute Präfektur Tottori) vom Tokugawa-Shogunat in den 1650ern versprochen. Auf Verlangen eines japanischen Fischers am 22. Februar 1905 wurde die Inselgruppe unter dem Namen Takeshima (wörtlich: Bambusinsel) als Teil der japanischen Präfektur Shimane erklärt; dies wurde durch die Doktrin der terra nullius gerechtfertigt. Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Inseln von japanischer Seite als Marinebasis genutzt.
Nach Japans Niederlage durch die Alliierten wurden die Inseln durch den SCAP-Befehl Nr. 677 vom 22. Januar 1946 der japanischen Verwaltungsautorität entzogen. Allerdings besagte der Befehl, dass dies keine „endgültige Festlegung“ über das Schicksal der Inselgruppe sei und alle anderen Inseln, die in diesem Befehl vorkommen, wurden später an Japan zurückgegeben. Der Vertrag von San Francisco von 1952, der die Souveränität der meisten anderen umstrittenen Inseln klärt, erwähnt die Liancourt-Felsen nicht.
Am 20. April 1953 legten südkoreanische Freiwillige eine Küstenwachstation auf einer der Inseln an. Am 27. Juni 1953 landeten zwei japanische Küstenwachschiffe an der östlichen Insel, vertrieben das koreanische Wachpersonal und stellten eine territoriale Markierung auf, versuchten aber keine permanente Besetzung. Die Koreaner kehrten bald zurück, worauf mehrere bewaffnete Scharmützeln folgten, die am 21. April 1954 in der Versenkung eines japanischen Schiffes durch koreanisches Mörserfeuer gipfelten. Japan protestierte und schlug die Anrufung des Internationalen Gerichtshofes vor, dies wurde allerdings von Südkorea abgelehnt. Nach diesem Vorfall baute Südkorea einen Leuchtturm und einen Helikopterlandeplatz auf einer der Inseln, die es seither nie mehr besetzt hat.
Gegenwärtige Situation
Das Thema der Souveränität über die Inseln wurde aus dem Grundsatzvertrag zwischen Südkorea und Japan von 1965 ausgespart und noch immer behaupten beide Seiten Territorialansprüche. Die USA halten eine Politik der Nichtanerkennung der Ansprüche beider Seiten, obwohl einige private Memoranden, die in den Außenbeziehungen der Vereinigten Staaten zwischen 1949 und 1951 zu finden sind, anscheinend die japanische Sichtweise leicht unterstützen und deshalb gelegentlich als "Beweis" für die amerikanische Unterstützung zitiert werden. Die US-Botschaft in Korea sagte aber in einer Presseerklärung: „Die US-Politik im Dokdo/Takeshima-Streit war und wird sein, dass die Vereinigten Staaten weder für die Ansprüche Koreas noch für die Japans Position ergreifen. Unsere Hoffnung ist, dass die zwei Länder den Streit gütlich beilegen.“
Der Streit flammt regelmäßig wieder auf, üblicherweise wenn Südkorea den Status Quo der Inseln verändert (z.B. 1996 durch den Bau einer Werft oder 2004 die Erklärung zum Nationalpark), was zu einer Verstärkung des Anspruchs durch Japan führte. Als 2002 zwei japanische Schulbücher veröffentlicht wurden, die Koreas Anspruch auf die Inseln in Frage stellten, kam es zu Protesten in Südkorea.
Eine Umfrage, die in beiden Ländern durchgeführt wurde, zeigte, dass das Interesse der Japaner an der Frage der Territorialansprüche signifikant niedriger war als das der befragten Koreaner, die zu 99 % glaubten, dass die Inseln Teil ihres Landes seien. Korea verzeichnet die Inselgruppe auf ihren offiziellen Karten und schließt sie im Wetterbericht mit ein.
Jüngste Entwicklungen
Das Parlament der Präfektur Shimane beschloss am 10. März 2005, den 22. Februar, also den Tag, an dem die Inselgruppe hundert Jahre zuvor administrativ der Präfektur angegliedert wurde, zum jährlich zu feiernden „Takeshima-Tag“ zu erklären. Dieser symbolische Akt schlug in beiden Ländern Wellen und führte unter anderem zur Verschiebung des geplanten Besuches des südkoreanischen Außenministers in Japan.
Hintergrund
Der Streit um die Liancourt-Felsen ist vor allem symbolischer Natur. Weder hat die Insel einheimische Bewohner, noch hat sie einen größeren ökonomischen Wert (in Japan selbst ist die Landflucht gerade von den kleinen Inseln besonders stark).
Wichtiger als die japanisch-südkoreanische Erbfeindschaft, die auf dem zweiten Weltkrieg fußt, sind aber die reichhaltigen Fisch- und Krabbengründe rund um die Inseln. Zudem verfügt Japan nur aufgrund einiger unbewohnter Felsen im Meer über die sechstgrößte Fischereizone der Welt. So wäre Japan als Landmasse bloß 370.000 km² groß, da völkerrechtlich aber einige Mini-Inseln die Außengrenze bilden, verfügt Japan über Hoheitsgewässer von 4.500.000 km².