Der Wüstegarten ist mit 675 m ü. NN der höchste Berg des Kellerwalds, Naturparks Kellerwald-Edersee und des Schwalm-Eder-Kreises und befindet sich im westlichen Teil Nordhessens (Deutschland).
Wüstegarten | ||
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Kellerwaldturm auf der Kuppe des Wüstegartens | ||
Höhe | 675 m ü. NN | |
Lage | Hessen, Deutschland | |
Gebirge | Hoher Kellerwald | |
Koordinaten | 51° 0′ 59″ N, 9° 5′ 3″ O | |
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Besonderheiten | höchster Berg von Kellerwald, Naturpark Kellerwald-Edersee und Schwalm-Eder-Kreis |


Zusammen mit seinen sich nordöstlich anschließenden Nebengipfeln Hunsrück (636 m) und Sauklippe (584 m) bildet der er den Bergkamm Keller (auch Hoher Keller genannt). Dieser ist Teil des Naturraums Nr. 344.0 Hoher Kellerwald, zu dem außerdem noch der südwestlich benachbarte Jeust und die im Nordosten jenseits der Urff gelegenen Löwensteiner Berge gehören.
Geographie
Der Wüstegarten liegt im Süden des Mittelgebirges Kellerwald an der Grenze der Gemeinden Jesberg im Schwalm-Eder-Kreis und Haina im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Er ist Teil des Naturparks Kellerwald-Edersee. Der nächstgelegene Ort ist an der Westseite Haddenberg, ein Ortsteil von Haina. Nordöstlich des Wüstegarten gelegene Teile des Hohen Kellers gehören zur Gemeinde Bad Zwesten und zur Stadt Bad Wildungen.
Auf dem Wüstegarten steht der nachfolgend erwähnte Kellerwaldturm, über seinen Gipfel verlaufen Abschnitte des Kellerwaldsteigs (ein 156 km langer Wanderweg im Naturpark Kellerwald-Edersee) und des Studentenpfads (ein 252 km langer Wanderweg, der von Göttingen über Kassel nach Gießen führt). Der Lulluspfad (ein 184 km langer Fernwanderweg, der den Edersee mit dem Rennsteig verbindet) überquert den Hohen Keller in seinem nordöstlichen Teil. Südlich des Berges liegt das Tal der Gilsa, jenseits davon der Höhenzug Hemberg nördlich das der Urff, beides linke Zuflüsse der Schwalm.
Geologie
Der Wüstegarten weist Ähnlichkeiten zum Rheinischen Schiefergebirge auf, das 300 bis 400 Mio. Jahre alt ist und aus Gesteinen des Karbon und Devon besteht. Teile des Bergkamms bestehen aus Quarzit mit Klippen und Blockfeldern. Zu den nahen Gesteinsformationen gehören die Mausefalle, die Wanderklippe, der Hunsrück, der Birkenstein und der Exelmerstein mit Gipfelkreuz und -buch.
Geschichte
1475 wurde der Wüstegarten erstmalig als der wuste Garten urkundlich erwähnt. Im 16. und 17. Jahrhundert wurde die Wallanlage mit den Bezeichnungen Heulburgk, Hulnburgk, Hedelberg und Heidelberg in Schriften erwähnt.
Dass der Wüstegarten in vorgeschichtlicher Zeit von Menschen aufgesucht wurde, ist auf dem Gipfelplateau an Überresten einer großen keltischen Ringwallanlage und an den Resten von steinzeitlichen Hünengräbern zu belegen. Der Ringwall stammt aus der Eisenzeit im 1. Jahrtausend v. Chr.. Das Oval misst 200 m x 140 m Fläche. Der heute noch erhaltene Steinwall ist 7 m breit. 1963 wurde der Ringwall ausgegraben und archäologisch untersucht. Man stellte fest, dass die Steine eine Außen- und Innenfront bilden. Der Wall war ursprünglich 4 m breit. Hölzerne Ein- bzw. Aufbauten konnten nicht nachgewiesen werden.
Der Ringwall war vermutlich eine Verteidigungsanlage oder ein kultisch-ritueller Platz. Funde, die dies belegen könnten, wurden bis heute nicht gefunden, doch wurde auf dem Gipfel ein Quarzitblock mit halbkugelig vertiefter Schale gefunden. Dies könnte der Beweis für einen umfriedeten Opferplatz sein, weil der Wall zudem nicht geschlossen war. Der Quarzitblock kann im Eingangsbereich des Rathauses in Jesberg besichtigt werden.
Kellerwaldturm
Turmbeschreibung
Auf dem Gipfel des Wüstegarten steht seit Herbst 2003 der 28 m hohe Kellerwaldturm, der am 9. Mai 2004 offiziell eingeweiht wurde. Dieser Neubau ersetzt den 18 m hohen Aussichtsturm von 1971.
Der Kellerwaldturm wurde aus widerstandsfähigem Lärchen-Kernholz errichtet. Der Turm hat 123 Stufen. Aufgrund seiner bewusst flexiblen, aber stabilen Konstruktionsweise in diagonal ausgeführter Doppelzangen-Bauweise gibt der Turm bei Seitenwind oder bei Belastung mit seitlichem Knicken nach. Der Besucher bemerkt dies durch ein leichtes Schwanken.
Am Fuß des Turms wurden im Freien Bänke aufgestellt, die zum Ausruhen und Verweilen einladen. Im Erdgeschoss des Turms befindet sich eine Schutzhütte in der sich Informationstafeln über die Flora, Fauna, Geologie und Geschichte des Kellerwalds befinden und weiteren Bänke vorhanden sind.
Aussichtsmöglichkeit
Vom Kellerwaldturm hat man von der Aussichtsplattform (auf 25 m Höhe bzw. 700 m ü. NN) eine einzigartige Rundumsicht − zum Beispiel über den sehr weitläufigen und waldreichen Kellerwald:
Nach Norden blickt man über den Kellerwald zu den Ederhöhen, die sich im Nationalpark Kellerwald-Edersee befinden und im Traddelkopf bis 626 m hoch aufragen. Nach Nordosten blickt man zum Habichtswald, mit dem Fernsehturm auf dem Essigberg und dem Herkules auf dem Karlsberg. Außerdem sind der Kaufunger Wald und der Hohe Meißner zu erkennen und bei besonders klaren Sichtbedingungen kann man mit dem Fernglas sogar den Brocken im Harz erspähen. Auch in Richtung Nordosten sind im Vordergrund die Einmündung der Gilsa in die Schwalm und dahinter der auf dem Berg Altenburg (433 m hoch) stehende Aussichtsturm zu erkennen.
In ost-südöstliche Richtung erhebt sich der Knüll, im Südosten die Rhön und im Süden der Vogelsberg, zum dem man über den im Vordergrund befindlichen Höhenzug Hemberg schaut. Bei sehr klarem Wetter kann man im Süd-Südwesten sogar den Große Feldberg im Taunus beobachten. Im Südwesten liegt der Westerwald. Nach Westen schaut man vorbei am Fernsehturm auf dem Hohen Lohr zum Rothaargebirge, zum Hoch-Sauerland und zum Upland.
Anfahrt
Der Kellerwaldturm, der auf dem waldreichen Wüstegarten schon aus großer Entfernung zu erkennen ist, kann auf kürzestem Weg wie folgt aufgesucht werden: Wer aus Richtung Norden bzw. Süden von der B 3 kommt, biegt in Jesberg bzw. Gilserberg von der Bundesstraße ab. Von Jesberg fährt man über den Ortsteil Densberg nach Gilserberg-Schönstein bzw. von Gilserberg über den Ortsteil Moischeid nach Schönstein. Anschließend fährt man über Dodenhausen in Richtung Haddenberg, beides Ortsteile von Haina, und biegt auf einer Anhöhe am höchsten Punkt der Landesstraße „L 3296“ nach rechts auf einen Parkplatz ab. Auf einem Feldweg gelangt man zu Fuß zum Waldrand, um von dort laut im Absatz „Wandern“ beschriebener Wanderroute den Aufstieg zum Gipfel des Wüstegartens anzugehen.
Freizeit- und Sportmöglichkeiten
Zu den Freizeit- und Sportmöglichkeiten am Wüstegarten gehören: Cross-Laufen, Mountainbiking, Nordic Walking, Reiten, Skilanglauf und Wandern.
Zum Kellerwaldturm auf dem Wüstegarten führen mehrere Wanderwege. Solche beginnen in Densberg, Bergfreiheit und bei Haddenberg. Der kürzeste Aufstieg fängt am unter „Anfahrt“ erwähnten Parkplatz nahe Haddenberg an. Von dort sind zum Turm etwa 3 km durch ausgedehnten Buchenwald, aber auch vorbei an Nadelbäumen zurückzulegen. Es sind etwa 200 m Höhenunterschied zu bewältigen. Man folgt dem Wanderweg B4 oder dem Kellerwaldsteig K. Beim Aufstieg (ca. 45 Min.) kommt man an einer Holzarbeiterhütte, dem Exelmerstein, der Mausefalle und am Ringwall auf dem Bergkamm vorbei. Im unteren und mittleren Bereich des Bergs läuft man auf einem breiten Weg, im oberen Teil auf einem Pfad.
Literatur
- Grieben-Reiseführer: Oberhessen, Kurhessen und Waldeck. Band 230, Karl Thiemig Verlag, München 1981, S. 160
- Eduard Brauns: Wander- und Reiseführer durch Nordhessen und Waldeck. Bernecker Verlag, Melsungen 1971, S. 180
- Karl E. Demandt: Geschichte des Landes Hessen. Johannes Stauda Verlag, Kassel 1980, S. 88 u. 89