Hab ich doch meine Freude dran!
Diese höhnische Antwort erhält Faust von Mephisto in Goethes Theaterstück Faust I. [1] Mephisto freut sich über die Verstricktheit Fausts in seine Liebe zu Gretchen und kommentiert den Gang der Ereignisse mit diesen zynischen Worten:
- „Und die Physiognomie versteht sie meisterlich.
In meiner Gegenwart wird's ihr, sie weiß nicht wie,
Mein Mäskchen da weissagt verborgnen Sinn;
Sie fühlt, daß ich ganz sicher ein Genie,
Vielleicht wohl gar der Teufel bin.
Nun, heute nacht - ?“
- „Was geht dich's an?“
Mephistopheles:
- „Hab´ ich doch meine Freude dran!“ [2]
Mephisto verhöhnt Fausts Doppelmoral. Werde er bei Gretchen nicht bald Versprechungen von ewiger Liebe abgeben, die er nicht einhalten könne?
Hab Sonne im Herzen!
Die Aufforderung „Hab Sonne im Herzen!“ ist der Anfang eines Gedichts aus dem viel gelesenen Buch „Aus den Lehr- und Wanderjahren des Lebens“ des Schriftstellers Cäsar Flaischlen. Die Anfangszeilen des Gedichts „Hab Sonne ...“, das nach der Melodie von „Der Mai ist gekommen“ gesungen wird, wird als Ermunterung zu positiver Lebenseinstellung auch heute noch zitiert:
Hab Sonne im Herzen
obs stürmt oder schneit,
ob der Himmel voll Wolken,
die Erde voll Streit!
Die erste Zeile wurde auch zum Titel eines Spielfilms, der 1952 mit Liselotte Pulver gedreht wurde.
Habeas corpus.
Mit Habeas corpus (lateinisch: „du sollst den Körper haben“) wurden im Mittelalter in England die rechtlich nicht beschränkten königlichen Haftbefehle eingeleitet. Diese Wendung war an den Ausführenden adressiert und bedeutet: man kann die Person festhalten, ihrer habhaft werden.
Heute versteht man darunter zumeist die Einschränkungen dieses Rechtes. Diese Einschränkung erfolgte in England durch ein Gesetz aus dem Jahre 1679, das die Bezeichnung Habeas Corpus Amendment Act trägt.[3] Es wird umgangssprachlich auch als Habeas Corpus Act bezeichnet, im Deutschen daher oft fehlerhaft: „Habeas-Corpus-Akte“.[4]
Halb zog sie ihn, halb sank er hin.
Die Worte „Halb zog sie ihn, halb sank er hin“ stammen aus der vorletzten Zeile der Ballade Der Fischer von Johann Wolfgang von Goethe. Darin wird von einem Fischer erzählt, der sich von den Worten und Gesängen einer aus dem Wasser auftauchenden Nixe so betören lässt, dass er ihr am Ende ins Wasser folgt:
Das Wasser rauscht', das Wasser schwoll,
Netzt' ihm den nackten Fuß;
Sein Herz wuchs ihm so sehnsuchtsvoll
Wie bei der Liebsten Gruß.
Sie sprach zu ihm, sie sang zu ihm;
Da war's um ihn geschehn;
Halb zog sie ihn, halb sank er hin
Und ward nicht mehr gesehn.
Hannemann, geh du voran!
Die Redensart „Hannemann, geh du voran!“ stammt aus dem Volksmärchen „Die sieben Schwaben“, das auch die Brüder Grimm in ihre Sammlung aufnahmen. In diesem Märchen wird erzählt, wie sieben Schwaben mit einem Spieß gemeinsam einen Drachen erlegen wollen, der in Wirklichkeit ein Hase ist. Bei den Brüdern Grimm heißt es:
Gang, Veitli, gang, gang du voran,
i will dahinte vor dir stahn.
Geläufiger ist aber der folgende Wortlaut:
Hannemann, geh du voran!
Du hast die größten Stiefel an,
dass dich das Tier nicht beißen kann.
Bei dem Namen „Hannemann“ handelt es sich um eine Nebenform des Vornamens „Johannes“. Die Redensart wird heute verwendet, wenn man jemand bei der Erledigung einer unangenehmen Sache vorschicken will.
Hansdampf in allen Gassen
Der Hansdampf in allen Gassen ist ein umtriebiger Mensch, der überall Bescheid zu wissen glaubt. Einen ersten Beleg für diesen Ausdruck liefert die Sprichwörtersammlung von Johann Agricola im 16. Jahrhundert. Allerdings schreibt Agricola von einem „Hans in allen Gassen“. Der Name Hans (von Johannes) war im 16. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum so häufig, dass er sprichwörtlich „in jeder Gasse“ zu finden war. Der Ausdruck Hans Dampf in allen Gassen geht auf die Wendung Hans in allen Gassen zurück.
„Hans Dampf in allen Gassen“ ist dann der Titel einer Erzählung von Heinrich Zschokke. Die Hauptperson darin ist „Hans, der Sohn des Bürgermeisters Peter Dampf“, der die oben genannten Eigenschaften in sich vereinigt.
Eine stadtbekannte Figur dieses Namens soll es in Gotha gegeben haben. Dort erschien 1846 ein Versepos, in dem ein „Hans George, genannt Hans Dampf“ auftrat.
Hans im Glück
Als einen „Hans im Glück“ bezeichnet man einen unbekümmerten, sorglosen Menschen, dem alles von selbst zufällt. Hans im Glück ist ein Märchen der Brüder Grimm, in dem ein einfältiger Bursche, einen Goldklumpen, seinen Lohn von sieben Jahren, weggibt und nach einer Reihe von schlechten Tauschgeschäften nichts mehr besitzt als einen Schleifstein, der ihm in einen Brunnen fällt. Nun fühlt er sich von einer Last befreit und ruft aus:
- „So glücklich wie ich ... gibt es keinen Menschen unter der Sonne.“
Das Märchen lässt mehrere volkstümliche Lehren zu: „Nur die Einfalt findet das Glück“ oder „Frei zu sein, ist mehr als Gut und Geld“ oder auch „die Welt will betrogen sein“.
Harry, fahr schon mal den Wagen vor!
Der Satz „Harry, fahr schon mal den Wagen vor“ stammt aus der Fernsehserie Derrick und hatte unter den Fans der Serie Kultstatus. Lange Zeit hieß es, er sei nie in der Serie vorgekommen. Darauf angesprochen, sagte Derrick-Darsteller Horst Tappert im Interview mit der Süddeutschen Zeitung:
- „Ich habe immer gesagt: Den Satz Harry, hol' schon mal den Wagen habe ich nie gesprochen. Und da sitze ich eines Tages mit Gästen vor einer Wiederholung, und plötzlich sage ich im Fernsehen: Harry, hol schon mal den Wagen. Ich hab fast einen Schlag gekriegt.“ [5]
Dieser Satz habe sich verselbständigt und sei nur dieses eine Mal gefallen.
Hast du einen Opa, schick ihn nach Europa
Dies war ein häufig verwendeter Spottspruch zur Europawahl 1979, der die Bedeutungslosigkeit des – mit dem heutigen nicht vergleichbaren – Europaparlaments untermalen sollte. Nach Meinung vieler Kommentatoren lag die Hauptfunktion des Europaparlaments darin, „abgehalfterte“ Altpolitikern einen Versorgungsposten zu verschaffen, wo sie, in Ermangelung jeglicher Kompetenzen, keinen Schaden mehr anrichten könnten.
Der Spottspruch ist auch bei mehreren deutschen Parteiversammlungen im Zuge der Listenerstellung der Europaabgeordneten gefallen.
Haupt- und Staatsaktion
Der Ausdruck „Haupt- und Staatsaktion“ geht auf die Stücke der deutschen Wanderbühne des 17. und 18. Jahrhunderts zurück, bei denen ein Hauptstück (die „Hauptaktion“) von komischen Zwischen- und Nachspielen umrahmt wurde. Diese Stücke befassten sich meist mit pseudo-historisch Stoffen („Staatsaktionen“).
Die polemische Bezeichnung „Haupt- und Staatsaktionen“ für diese Stücke wurde vom Schriftsteller und Theaterkritiker Johann Christoph Gottsched geprägt.
Mit Wendung „Haupt- und Staatsaktion“ wird heute ausgedrückt, dass etwas mit zu großem Aufwand betrieben wird.
Heiliger Egoismus
Im Oktober 1914 prägte der Ministerpräsident Antonio Salandra bei der Vorstellung der Beamten des Ministeriums des Äußeren, das er vorübergehend übernahm, das Wort vom sacro egoismo (geheiligten Egoismus), indem er sagte:
- „Die obersten Richtlinien unserer internationalen Politik werden morgen dieselben sein, wie sie gestern waren. Um sie zu befolgen, bedarf es einer unerschütterlichen Festigkeit der Seele, einer klaren Auffassung von den wahren Interessen des Landes, einer Reife der Überlegung, die, wenn nötig, die Bereitschaft zur Tat nicht ausschließt; es bedarf der Wärme nicht des Wortes, sondern der Tat, es bedarf eines Geistes, frei von Vorurteilen, von jeder vorgefaßten Meinung, von jedweder Empfindung außer der unbegrenzten und ausschließlichen Hingabe an das Vaterland, des geheiligten Egoismus für Italien.“
Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor!
Der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan sagte am 12. Juni 1987 in einer Rede vor dem Brandenburger Tor, zwei Jahre vor dem Fall der Berliner Mauer:
- „Herr Gorbatschow, öffnen Sie dieses Tor! Herr Gorbatschow, reißen Sie diese Mauer ein!“
- „Mr. Gorbatchev, open this gate. Mr. Gorbatchev, tear down this wall.“ [6]
Am gleichen Tag sagte Reagan außerdem noch:
- „Bundespräsident von Weizsäcker hat gesagt, die deutsche Frage ist offen, solange das Brandenburger Tor geschlossen ist.“
- „President von Weizsaecker has said: the German question is open as long as the Brandenburg Gate is closed.“ [7]
Herrlichen Zeiten führe ich euch entgegen.
Diese Worte richtete der deutsche Kaiser Wilhelm II. bei der Wende zum 20. Jahrhundert an das deutsche Volk und sprach dabei wohl einem großen Teil des Volks aus dem Herzen, denn um diese Zeit hatte ein immenser Fortschrittsglaube um sich gegriffen.
Wörtlich sagte Wilhelm 1892 in einer Rede beim Festmahl des Brandenburgischen Provinziallandtags:
- „Zu Großem sind wir noch bestimmt, und herrlichen Tagen führe ich euch noch entgegen.“
Wilhelms Regierungszeit endete allerdings mit der Katastrophe des Ersten Weltkriegs.
Heureka!
Heureka (altgriechisch: [[Liste griechischer Phrasen/Epsilon#Εὕρηκα.|Vorlage:Polytonisch]] bedeutet so viel wie „Ich hab's gefunden!“
Der Ausruf ist nach einer von Plutarch und Vitruv überlieferten Anekdote berühmt geworden, derzufolge Archimedes unbekleidet und laut Heureka! rufend durch die Stadt Syrakus gelaufen sein soll, nachdem er in der Badewanne das nach ihm benannte Archimedische Prinzip entdeckt hatte. Der Tyrann von Syrakus wollte wissen, ob seine Krone wirklich aus reinem Gold war und bat Archimedes, den Goldgehalt der Krone zu überprüfen. Archimedes dachte lange nach, aber er fand keine Lösung. Als er aber im Bad bemerkte, dass Badewasser über den Rand schwappte und die abgeflossene Wassermenge dem Volumen seines Körpers entsprach, rannte Archimedes begeistert nackt durch Syrakus und rief laut: „Ich hab's!“
Seitdem ist Heureka ein freudiger Ausruf bei der gelungenen Lösung einer schweren Aufgabe.
Heureka ist auch das Motto des US-Bundesstaates Kalifornien, der dieses Wort in seinem Staatssiegel führt. Es bezieht sich dabei auf die Entdeckung von Gold bei Sutter’s Mill im Januar 1848, die den kalifornischen Goldrausch auslöste.
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein.
Dieses Zitat stammt aus Goethes Drama Faust I. Faust sagt beim Osterspaziergang:
- „Selbst von des Berges fernen Pfaden
Blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
Hier ist des Volkes wahrer Himmel,
Zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich’s seyn.“ [8]
Sein Famulus Wagner antwortet auf Fausts Monolog:
- „Mit euch, Herr Doctor, zu spazieren
Ist ehrenvoll und ist Gewinn;
Doch würd’ ich nicht allein mich her verlieren,
Weil ich ein Feind von allem Rohen bin.“
Hier ist Rhodos, hier springe!
In Aesops Fabel „Der prahlerische Fünfkämpfer“ rühmt sich jemand, er habe in Rhodos einst einen gewaltigen Sprung getan, und beruft sich auf Zeugen. Einer der Umstehenden antwortet ihm:
- „Freund, wenn's wahr ist, brauchst du keine Zeugen. Hier ist Rhodos, hier springe“.
Dieser Satz wird meistens lateinisch in der Form „Hic Rhodus, hic salta!“ zitiert. Wörtlich aber heißt es bei Aesop:
- „Sieh, hier ist Rhodos, hier ist auch der Sprung.“
Die griechische Originalversion ist [[Liste griechischer Phrasen/Alpha#Αὐτοῦ γὰρ Ῥόδος καὶ πήδημα.|Vorlage:Polytonisch]] – Autou gar Rhodos kai pēdēma.
Hier irrt Goethe.
Hier irrt Goethe ist ein Zitat aus den Werken des Philologen Heinrich Düntzer, der als Beispiel für die Engstirnigkeit von Wissenschaftlern steht. Heinrich Düntzer kommentierte in der Gesamtausgabe der Werke Goethes dessen Feststellung, seine wirklich große Liebe sei Lili Schönemann gewesen, mit dem folgenden Diktum:
- „Hier irrt Goethe. Das trifft vielmehr auf Friederike Brion zu!“
Lili Schönemann verlobte sich im Frühjahr 1775 mit Goethe. Das Verlöbnis wurde schon nach einem halben Jahr wieder gelöst, denn die Elternhäuser standen der Verbindung ablehnend gegenüber.
Friederike Brion war eine elsässische Pfarrerstochter und hatte eine kurze, aber heftige Liebschaft mit dem jungen Goethe.
Hier stehe ich, ich kann nicht anders.
Die oft zitierte Formulierung Martin Luthers „Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen“ ist historisch nicht verbürgt. Stattdessen sagte Luther am 17. April 1521 vor dem Reichstag zu Worms, als er vor den versammelten Fürsten und Reichsständen zum Widerruf aufgefordert wurde, nach einem Tag Bedenkzeit:
[Da]…mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, ich kann und will nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.[9]
Hier wendet sich der Gast mit Grausen.
Diese Worte sagt in Friedrich Schillers Ballade Der Ring des Polykrates der ägyptische Pharao Amasis zu seinem Freund, den Tyrannen Polykrates von Samos. Der ägyptische König befürchtet den Neid der Götter, denn Polykrates scheint unbegrenzt Erfolg und Glück zu haben. Er rät ihm, deshalb, seinen teuersten Schatz ins Meer zu werfen. Polykrates wirft seinen Lieblingsring ins Meer, doch am folgenden Tag erscheint der Koch, der den Ring in einem gefangenen Fisch gefunden hat. Amasis ist nun der Ansicht, dass die Götter das Verderben seines Freundes wollen und verlässt Polykrates auf der Stelle:
- „Hier wendet sich der Gast mit Grausen:
»So kann ich hier nicht ferner hausen,
Mein Freund kannst du nicht weiter sein.
Die Götter wollen dein Verderben;
Fort eil' ich, nicht mit dir zu sterben.«
Und sprach's und schiffte schnell sich ein.“ [10]
Die Ballade behandelt das Thema, dass größter Erfolg nur den umso gewisseren tiefen Sturz befürchten lässt.
Höherer Blödsinn
Der Ausdruck „Höherer Blödsinn“ wurde um 1850 wohl von dem verärgerten Verleger Otto Wigand in den „Jahrbüchern für Wissenschaft und Kunst“ zum ersten Mal verwendet. Dort heißt es:
- „Wir meinen die Gesellschafts-Schwindel im lieben deutschen Vaterland: temporäre Gefühlsausschwitzungen en gros; Geblütsaufwallungen, die bis zu gelinder Raserei gehen, wenigstens aus dem Niveau des höheren Blödsinns stehen.“ [11]
Der Artikel zielt gegen den Reklamerummel, der bald mit einer berühmten Sängerin oder Tänzerin, bald mit einem modischen Literaturwerk getrieben wurde.
Die politisch-satirische Wochenzeitschrift Kladderadatsch hingegen biegt den Sinn des Ausdrucks in der Weise um, dass er darunter den zum Ulk gesteigerten Humor versteht, und benutzt 1856 den Ausdruck „Stil des höheren Blödsinns“.
Holocaust
Als Holocaust (von griechisch ὁλοκαύτωμα, holokáutoma: ὅλος holos – „ganz, vollständig“ – und καῦσις kausis – „Brand, Verbrennung“) bezeichnet man heute vor allem den auch als Shoa benannten Völkermord an etwa sechs Millionen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus, sowie die systematische Ermordung mehrerer nichtjüdischer Gruppen. Das griechische Wort holókaustos („vollständig verbrannt“) bezog sich auf die Verbrennung von Tieren als Opfer. Dafür verwendete es erstmals der Historiker Xenophon, dann auch die griechische Bibelübersetzung, die Septuaginta. Über die lateinische Bibelübersetzung der Vulgata drang holocaustum in die englische Sprache ein, nicht aber in die deutsche, da Martin Luther den Ausdruck mit Brandopfer übersetzte. Darum wurde der Völkermord an den europäischen Juden zunächst nur im englischen Sprachraum mit dem Wort Holocaust bezeichnet, erstmals 1942 in der Tageszeitung News Chronicle. Doch seit der Fernsehserie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiß von 1979 wurde der Begriff in der Bundesrepublik üblich. Er bezeichnete nun das, was zuvor als „Judenverfolgung“, „Judenvernichtung“, „Judenmord“ oder „Mord an den europäischen Juden“ umschrieben worden war. Juden bevorzugen seit 1945 „Shoa“ (שואה; „Schoa“, „Schoah“, in der Frankophonie: „Shoah“, wie der Film) für das Ereignis. Dieses profane hebräische Wort war vorher für ein „großes Unheil“ oder eine „Katastrophe“ üblich. Die Unabhängigkeitserklärung des Staates Israel nahm es für die NS-Judenvernichtung auf. Denn „Holocaust“ betont für Juden zu sehr die Opferrolle der Ermordeten und legt zudem nahe, ihr „Opfer“ sei „gottgewollt“ gewesen. „Shoa“ lehnen wiederum manche Vertreter nichtjüdischer Opfergruppen ab: Für sie engt das hebräische Wort den Blick auf die Juden ein.
Homerisches Gelächter
Homerisches Gelächter (griechisch: [[Liste griechischer Phrasen/Alpha#ἄσβεστος γέλως|Vorlage:Polytonisch]] - ásbestos gélos „unauslöschliches Gelächter“) bezeichnet das laute herzliche Lachen, das der sagenhafte epische Dichter der Griechen Homer in der Ilias (I, 599) und der Odyssee (VIII, 326) die Götter anstimmen lässt.
Anlass dazu war in der Odyssee der Gott Hephaistos: Er hatte seine Gattin Aphrodite, die ihn mit Ares betrog, zusammen mit diesem in einem Netz gefangen, das er über seinem Ehebett angebracht hatte.
In der Übersetzung von Johann Heinrich Voß heißt es:
Jetzo standen die Götter, die Geber des Guten, im Vorsaal;
Und ein langes Gelächter erscholl bei den seligen Göttern,
Als sie die Künste sahn des klugen Erfinders Hephästos.
Homo faber
Der Begriff homo faber (lateinisch: „der menschliche Handwerker“) wird in der philosophischen Anthropologie benutzt, um den modernen Menschen von älteren Menschheitsepochen durch seine Eigenschaft als aktiver Veränderer seiner Umwelt abzugrenzen.
Homo faber – Ein Bericht ist der Titel eines 1957 erschienenen Romans von Max Frisch, der 1991 von Volker Schlöndorff als Homo Faber verfilmt wurde. Im Laufe des Romans muss der Ingenieur und Entwicklungshelfer Walter Faber feststellen, dass seine technische Weltsicht nicht für die Erfassung der Wirklichkeit ausreicht.
Homo homini lupus
Homo homini lupus (lateinisch: „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“) ist ein Zitat des römischen Komödiendichters Plautus, dessen Originaltext vollständig folgendermaßen lautet:
- „Lupus est homo homini, non homo, quom qualis sit, non novit.“ („Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf, kein Mensch, wenn er nicht weiß, welcher Art [sein Gegenüber] ist.“)
Ein Kaufmann begründet mit diesen Worten seine Weigerung, einem Unbekannten eine größere Geldsumme auszuhändigen.
Bekannt wurde der Ausspruch durch den englischen Staatstheoretiker Thomas Hobbes. Der Staat kann zwischen den Menschen Frieden schaffen, aber vielleicht nur so, dass er sie dabei besser besteuern kann.
Homo ludens
Der Homo ludens (lateinisch: „der spielende Mensch“) entwickelt über das Spiel seine Fähigkeiten. Er entdeckt seine Eigenschaften und entwickelt sich dadurch selbst. Das Spielen ist der Handlungsfreiheit gleichgesetzt und setzt eigenes Denken voraus.
Friedrich Schiller hob in seinen Briefen Über die ästhetische Erziehung des Menschen die Wichtigkeit des Spielens hervor und sprach sich gegen die Spezialisierung und Mechanisierung der Lebensvollziehung aus. Nach Schiller ist das Spiel eine menschliche Leistung, die allein in der Lage ist, die Ganzheitlichkeit der menschlichen Fähigkeiten hervorzubringen. Schiller war es auch, der die berühmt gewordene Sentenz prägte: „… und er [der Mensch] ist nur da ganz Mensch, wo er spielt.“
Hoppla, jetzt komm ich!
„Hoppla, jetzt komm ich!“ war der Titel eines deutschen Schlagers aus dem Jahr 1932, mit dem sich Hans Albers als raubeiniger Draufgänger mit Herz charakterisierte. Mehrfach in diesem Lied kommen die folgenden Verse vor:
Hoppla, jetzt komm ich!
Alle Türen auf, alle Fenster auf.
Komm Hoppla, jetzt komm ich,
und wer mit mir geht, der kommt eins rauf. [12]
Hornberger Schießen
Das Hornberger Schießen ist das Ereignis, das die Redewendung „das geht aus wie das Hornberger Schießen“ hervorgebracht hat. Die Wendung wird verwendet, wenn eine Angelegenheit mit großem Getöse angekündigt wird, aber dann nichts dabei herauskommt und ohne Ergebnis endet.
In Hornberg hatte sich anno 1564 der Herzog Christoph von Württemberg angesagt. Dieser sollte mit allen Ehren und selbstverständlich mit Salut empfangen werden. Als alles bereit war, näherte sich aus der Ferne eine große Staubwolke. Alle jubelten und die Kanonen donnerten, was das Zeug hielt. Doch die Staubwolke entpuppte sich leider nur als eine Postkutsche. Selbiges geschah dann, als ein Krämerkarren und noch einiges später eine Rinderherde auf die Stadt zukam. Der Ausguck hatte jedes Mal falschen Alarm gegeben, und alles Pulver war verschossen, als der Herzog endlich kam. Einige Hornberger versuchten dann durch Brüllen den Kanonendonner nachzuahmen.
Bereits Friedrich Schiller schreibt im Jahr 1780 im ersten Akt seines Dramas Die Räuber:
- „Da ging's aus wie's Schießen zu Hornberg und mussten abziehen mit langer Nase.“
Horror vacui
Horror vacui (lateinisch: „Angst vor der Leere“) war ein Begriff der scholastischen Philosophie, die glaubte, dass die Natur vor einem leeren Raum einen Abscheu habe und diesen mit allen Mitteln auszufüllen suche.
Aber schon der antike Philosoph Aristoteles beschäftigte sich mit der Frage, ob es ein Vakuum, einen Raum, in dem sich absolut nichts befindet, geben könne. Er kam in mehreren Gedankenexperimenten zu der Überzeugung, dass es kein Vakuum geben könne und bescheinigte der Natur sogar eine Abscheu vor der absoluten Leere.
Die Entdeckung, dass luftleer gepumpte Räume Luft ansaugen, bestätigt diese Vorstellung später. Es ist aber noch nicht gelungen, ein absolutes Vakuum herzustellen.
Der Begriff wird heute eher übertragen gebraucht, wenn zum Beispiel Künstler geradezu zwanghaft jede freie Fläche gestalten.
Houston, wir haben ein Problem.
Der Satz „Houston, wir haben ein Problem“ (englisch: „Houston, we have a problem“) stammt vom Mondflug der Apollo 13. Mit diesen Worten meldete John L. Swigert an das Kontrollzentrum der NASA in Houston ein lebensbedrohendes Problem:
John L. Swigert, Jr. "Okay, Houston, we've had a problem here."
"This is Houston. Say again please."
James Lovell: "Houston, we've had a problem. We've had a main B bus undervolt." [13]
Mitschnitt des Funkverkehrs |
55 Stunden und 54 Minuten nach dem Start, über 300 000 km von der Erde entfernt, explodierte einer der Sauerstofftanks. Die Explosion von Sauerstofftank 2 riss auch ein Leck in den daneben befindlichen Tank 1. Die drei Brennstoffzellen, die mit Sauerstoff aus den beiden Tanks gespeist wurden, um Strom und Wasser zu erzeugen, konnten daher über kurz oder lang ihre Arbeit nicht mehr verrichten. Es blieb nur die Möglichkeit, die Mission abzubrechen und Apollo 13 schnellstmöglich zurück zur Erde zu holen. Die Landung auf dem Mond wurde gestrichen und der Kurs geändert, sodass die Flugbahn um den Mond herum zurück zur Erde führte.
Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Dieses oft benutzte Zitat stammt von dem deutschen Schriftsteller Otto Julius Bierbaum, der dieses Motto seiner „Yankeedoodle-Fahrt und andere Reisegeschichten“ vorangestellt hat. Man zitiert dieses geflügelte Wort in Situationen, in denen man es am besten erachtet, Schwierigkeiten mit heiterer Gelassenheit zu begegnen. Ein Lachen ist demzufolge nur dann Humor, wenn es in einer Situation der Gefahr oder des Scheiterns auftritt, sich nicht gegen Dritte richtet und eine Hoffnung auf die Überwindung der Krise vermittelt.
Hunde, wollt ihr ewig leben?
Die Frage Hunde, wollt ihr ewig leben war der Titel eines deutschen Films über die Schlacht von Stalingrad, der 1959 in die Kinos kam. Der Titel geht zurück auf den preußischen König Friedrich II., der angeblich seinen Soldaten, die bei einer Schlacht flohen, zugerufen haben soll: „Ihr verfluchten Racker, wollt ihr denn ewig leben?“
Hunger ist der beste Koch
Dieses Sprichwort findet sich erstmals bei dem mittelhochdeutschen Spruchdichter Freidank in der Form:
- „Der hunger ist der beste koch / der ie wart oder wirdet noch.“
- „Der Hunger ist der beste Koch, den es je gab oder noch geben wird.“
Der Gedanke findet sich schon in der Antike. So sagt Sokrates: „sodass das Verlangen nach Nahrung ihm zur Würze wird“. Bei Cicero heißt es lateinisch:
- „Cibi condumentian est fames.“
- „Der Speise Würze ist der Hunger.“
Einzelnachweis
- ↑ Goethe: Faust I, Marthens Garten
- ↑ Zitiert nach http://www.sternenfall.de/Goethe--Faust_-_Der_Trag0366die_Erster_Teil--Erster_Teil--Marthens_Garten.html
- ↑ Vollständiger Text: http://www.constitution.org/eng/habcorpa.htm
- ↑ Im Englischen ist das Wort act mehrdeutig, es bedeutet sowohl „Akt“, „Agieren“, „Handlung“, „Schritt“ (des Parlaments) als auch „Gesetz“
- ↑ Süddeutsche Zeitung: Ausgabe 27. März 2004
- ↑ Ronald Reagan: Rede vor dem Brandenburger Tor, 12. Juni 1987
- ↑ Ronald Reagan: Rede vor dem Brandenburger Tor, 12. Juni 1987
- ↑ Johann Wolfgang von Goethe: Faust I, Vor dem Tor, Vers 940. Zitiert nach http://de.wikisource.org/wiki/Faust_I
- ↑ Martin Treu: „Martin Luther und das Geld“. S. 49ff
- ↑ Zitiert nach http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=2410&kapitel=166&cHash=0742a5c97fpolykrat#gb_found
- ↑ Zitiert nach http://www.textlog.de/schlagworte-hoeherer-bloedsinn.html
- ↑ http://lyrics.songtext.name/Hans%20Albers/Hoppla-Jetzt-Komm-Ich-111187.html
- ↑ http://www.phrases.org.uk/meanings/188425.html