Carl Meinhof (* 23. Juli 1857, † 10. Februar 1944) war Pastor und ein bedeutender deutscher Afrikanist. Er besetzte 1909 in Hamburg den ältesten Lehrstuhl für Afrikanistik auf der Welt. Meinhof war vorher als Sprachlehrer am Seminar für Orientalische Sprachen der Universität Berlin tätig.
Ursprünglich war Carl Meinhof Pastor in Zizow, einem pommerschen Dorf in der Nähe von Rügenwalde und beschäftigte sich in seiner freien Zeit mit philologischen Studien. Durch Zufall bekam er über ein benachbartes Rittergut Kontakt mit afrikanischen Sprachen: Er sollte einem dort lebenden Duala-Jungen Deutschunterricht erteilen. Seine großen vergleichenden Arbeiten zur Bantuistik entstanden sämtlich auf der Pfarre, ohne dass er Feldforschungen in Afrika betrieben hätte.
Er entwickelte maßgeblich die scheinwissenschaftliche Hamitentheorie, die das Vorhandesein von Nominalklassen als Zeichen von kultureller Höherentwicklung deutet, da sich diese Sprachen vermeintlich an die semitischen Sprachen, und damit an die abendländisch-morgenländischen Zivilisationen anschließen lassen. Aufgrund dieser scheinwissenschaftlichen Ideologie begründeten die deutschen Kolonialmächte in ihren Territorien die Hegemonialansprüche sog. Herrenvölker, was bis in die Neuzeit zu erheblichen Konflikten führt (vgl. z.B. den Konflikt zwischen Hutu und Tutsi in Ruanda).
Literatur
- Meyer-Bahlburg, Hilke/Wolff, Ekkehard: Afrikanische Sprachen in Forschung und Lehre. 75 Jahre Afrikanistik in Hamburg (1909-1984), Berlin/Hamburg:Dietrich Reimer, 230 S., 1986; ISBN 3-496-00828-8
- Jungraithmayr, Herrmann/Möhlig, Wilhelm J.G. (Hrsg.): Lexikon der Afrikanistik, Berlin:Dietrich Reimer, 1983. ISBN 3-496-00146-1
- Meinhof, Carl: Die Sprache der Hamiten, Hamburg, 1912.
Personendaten | |
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NAME | Meinhof, Carl |
KURZBESCHREIBUNG | Pastor und ein bedeutender deutscher Afrikanist |
GEBURTSDATUM | 23. Juli 1857 |
STERBEDATUM | 10. Februar 1944 |