Die Ismailiten sind eine islamisch-schiitische Glaubensgemeinschaft, und bilden als so genannte Siebener-Schiiten einen Zweig der Schiiten. Die etwa 18 Millionen Ismailiten leben heute vorwiegend in Indien, Pakistan, Afghanistan, Tadschikistan, Syrien, Ostafrika sowie verstreut in der westlichen Welt; insgesamt in mehr als 25 Ländern der Erde.
Strömungen und Untergruppen
- heutige Gruppierungen
- historische Gruppierungen
- Qaramitah, (auch Karmaten, Karmatians)
- Fatimiden
- Assassinen
- aus den Ismailiten hervorgegangene Gruppierungen
Geschichte
Die Ismailiten bildeten sich zur Zeit der Herrschaft der Abbasiden. Der in Folge des Todes des sechsten schiitischen Imams im Jahre 765 entstandene Nachfolgestreit führte zur Abspaltung der Ismailiten. Sie traten in Syrien und Persien auf und verfochten die Rechte Alis, nach dessen Urenkel im siebenten Glied, Ismail ibn Djafar, sie sich nannten. Ursprünglich vertraten sie die Lehre einer Abfolge von sieben Imamen. In der Folgezeit jedoch entstanden verschiedene Strömungen und Richtungen.
Die Ismailiten sahen sich starken Verfolgungen der Sunniten ausgesetzt. Seitens der Imamiten oder Zwölfer Schiiten wurden sie mit großer Skepsis beobachtet.
Einen qaramitisch-ismailitischen Staat gab es in Bahrain und Oman im 9. Jahrhundert. Im 10. Jahrhundert gründeten die Fatimiden ihren Staat in Nordafrika, der zum Kalifat ausgerufen wurde. 969 wurde von ihnen Kairo erobert.
Von den Fatimiden stammen die heute noch existierenden Hauptzweige der Ismailiten ab. Im Jahre 1094 spalteten sie sich in die Nizaris und die Musta'lis. Aus den Ismailiten gingen nach dem Tode des Kalifen Hakim 1021 die Glaubensgemeinschaften der Drusen hervor, die nicht an den Tod dieses Kalifen glaubten. In der Folgezeit entfernten sich die Drusen immer mehr von den Hauptrichtungen des Islams, so dass sie heute nicht mehr als Muslime betrachtet werden. Auch die Alawiten entstanden in dieser Zeit und durch diese Ereignisse.
Glaube
Das theologische System der Ismaeliten ist wesentlich offener als das der meisten anderen Muslime. Manche sehen Elemente des Gnostizismus und des Neuplatonismus darin. Ebenso gibt es äußerliche Gemeinsamkeiten mit den Hinduismus, etwa was die sakrale Musik betrifft. Der Koran wird weitgehend allegorisch ausgelegt. Auf diese Weise werden über den Text hinausgehende Botschaften des Korans entschlüsselt. Hier bestehen Gemeinsamkeiten mit den Sufis und den Imamiten.
Es gibt in dem liberalen Glaubensansatz dennoch gewisse Glaubensgrundsätze, wie beispielsweise der Glaube an Allah und Respekt vor dem Land, in dem der Einzelne lebt, doch die Auslegung des Korans bleibt jedem selbst überlassen. Wer es sich leisten kann, zahlt ein Fünftel seines Einkommens (den "Chums") in die vom Imam verwaltete Gemeinschaftskasse, die unter anderem Entwicklungsprojekte fördert.
Allgemein anerkannte Imame aller Ismailiten
siehe auch Imam
Die sieben Imame der Ismailiten:
- 0. Ali ibn Abi Talib (gest. 661)
- Al-Hasan
- Al-Husain (gest. 680)
- Ali Zain al-Abidin (gest. um 713)
- Muhammad al-Baqir (gest. um 733)
- Djafar as-Sadiq (gest. 765)
- Ismail ibn Djafar (gest.755)
- Muhammed ibn Ismail (der verborgene Mahdi)
Die Qaramitah glaubten an den im Verborgenen lebenden siebenten Imam. Diese Tradition wird heute von den Bohras in Bombay fortgeführt. Dem gegenüber wurden und werden von den Nizaris weitere Imame anerkannt.
Ali ibn Abi Talib ist ein Sonderfall und wird nicht mitgezählt. Sie werden als Ismailiten bezeichnet werden, obwohl sie Muhammed ibn Ismail als Mahdi betrachten. Diesen Namen verdanken sie dem Umstand, dass sie im Gegensatz zu der verbreiteten 12er Schia die Imamitische Reihe über Ismail weiterführen lassen. In der Folgezeit haben sie selber diese Bezeichnung für sich verwendet.
Geistliches Oberhaupt
Das Geistliches Oberhaupt der Ismailiten ist der Aga Khan, der sich mit gemeinützigen Projekten weltweit engagiert. Prinz Karim Aga Khan IV. ist der 49. Imam. Er soll in direkter Linie vom Propheten Mohammed abstammen.