Die Orenstein & Koppel OHG war ein Unternehmen des Maschinenbaues, das zunächst im Bahnbau tätig war und heute vor allem Baumaschinen bzw. Bagger produziert. Es wurde am 1. April 1876 von Benno Orenstein und Arthur Koppel gegründet und war bis zum II. Weltkrieg vor allem als Hersteller von Feldbahn-Lokomotiven bekannt.
Entwicklung
Anfang in Schlachtensee bei Berlin
In einem Werk in Schlachtensee bei Berlin werden zunächst Loren und Ausstattungen für Feldbahnen herstellt. Die dazugehörigen Feldbahnlokomotiven werden von anderen Herstellern (u.a. Jung in Jungenthal) gebaut. Ab 1892 werden in Schlachtensee unter der Firmenbezeichnung "Märkische Lokomotivfabrik" auch Feldbahnlokomotiven gebaut.
Neues Werk in Babelsberg
Wegen der ständigen Auslastung des Werks in Schlachtensee wird ein neues Werk nahe Potsdam beim Bahnhof Drewitz errichtet. Die des öfteren fälschlich so bezeichnete „Drewitzer Lokomotivenfabrik" lag allerdings nicht in Drewitz, sondern auf dem benachbartem Babelsberger beziehungsweise seinerzeit Neuendorfer Gelände. Ab dem 1. April 1899 werden hier unter dem Namen "AG für Feld- & Kleinbahnen-Bedarf, vormals Orenstein & Koppel" Lokomotiven gebaut. Das Werk wird ab 1938 nach der Zusammenlegung von Neuendorf, Nowawes, Neubabelsberg und Klein-Glienicke zur Stadt Babelsberg als O&K "Werk Babelsberg" bezeichnet. Seit 1939 wiederum ist Babelsberg ein Ortsteil von Potsdam.
Nach der Jahrhundertwende baut O&K erstmals Bagger mit Eimerketten, zunächst aus Holz und ab 1904 "ganz aus Eisen", angetrieben durch Dampfmaschinen oder Spiritusmotoren. 1908 entwickelt O&K einen auf Schienen fahrenden Löffelbagger für Arbeiten in schweren Böden. 1922 wird ein dampfbetriebener Löffelbagger auf eigenem Raupenketten-Fahrwerk hergestellt. Ab 1926 werden Dieselmotoren statt Dampfmaschinen bei den Baggern eingebaut.
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Ab den 1930er Jahren werden neben den Feldbahnen auch normalspurige Schienenfahrzeuge in größeren Stückzahlen gebaut, hier vor allem Rangierdiesellokomotiven und die Einheits-Dampflokomotiven der Baureihe 44 und Baureihe 50 für die Deutsche Reichsbahn.
In einem weiteren Werk in Spandau werden Seilbagger und Schaufelradbagger gefertigt.
Im Zuge der sogenannten Arisierung wird die Orenstein & Koppel AG unter treuhänderische Verwaltung gestellt und das Babelsberger Werk am 1. April 1940 in "Maschinenbau und Bahnbedarfs AG MBA, vormals Orenstein & Koppel" umbenannt. 1941 wird auch noch der Zusatz Orenstein & Koppel aus dem Namen entfernt und nur noch der Kürzel MBA verwendet. Zwar übersteht das Werk alle Bombenangriffe auf Berlin, nach einem Brand im Verwaltungsgebäude und der Demontage werden hier jedoch keine Lokomotiven mehr gebaut.
Werk Nordhausen
In Nordhausen baut die "Montania AG vormals Gerlach & König" seit 1907 Verbrennungsmotorlokomotiven, die über O&K verkauft werden. Im Jahre 1912 wird die Montania von O&K als "Orenstein & Koppel AG - Nordhausen" übernommen.
Die Beschlagnahmung aller Lokomotiven durch die Heeresfeldbahn im I. Weltkrieg und der Wegfall der Exportmärkte treffen das Werk so sehr, daß Ende 1925 für drei Monate die Produktion eingestellt werden muß. Wenige Jahre später hat sich das Werk jedoch erholt und produziert bis 1935 in Nordhausen 5.299 Lokomotiven, und insgesamt 9.371 Stück bis zur letzten Lieferung im Januar 1942. Zu diesem Zeitpunkt wird der Lokomotivbau einschließlich 421 bereits begonnener Lokomotiven nach Prag verlagert. Nach Kriegsende wird der Lokomotivbau in Nordhausen jedoch nicht wieder aufgenommen.
Während des Zweiten Weltkrieges wurden von O&K/MBA 400 Kriegslokomotiven der Baureihe 52 gebaut - unklar ist jedoch, ob dies im Werk Babelsberg oder Nordhausen geschah.
DDR-Zeit, „Lokomotivbau Karl Marx (LKM)“
1946 wird die Produktion von Lokomotivkesseln im Werk Babelsberg wieder aufgenommen und ein Jahr später die erste Nachkriegs-Lokomotive ausgeliefert. Am 18. März 1948 erfolgt die Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb und damit die Umbenennung in "LOWA Lokomotivbau Karl Marx, Babelsberg", kurz LKM. Die LKM übernimmt vor allem den Bau von Diesellokomotiven für die DDR, darunter auch Großdiesellokomotiven wie die V 180 und die V 100. Bis Ende der 1950er Jahre entstehen neben Dampflokomotiven für die DR vor allem schmalspurige Dampf- und Diesellokomotiven, mit ca. 4160 Stück mehr als die Hälfte der insgesamt gebauten Lokomotiven. Nach der Aufgabe des Dampflokbaus werden Anfang der 1960er Jahre vor allem dieselhydraulische Rangier- und Streckenlokomotiven gebaut. In rund 30 Produktionsjahren fertigt der LKM in Babelsberg rund 7760 Lokomotiven, rund ein Drittel davon für den Export. 1969 werden nochmals eine Reihe von Speicherdampflokomotiven geliefert. 1976 erfolgte die letzte Dieselloklieferung, nachdem bereits 1964 ein Teil der Diesellokproduktion (Typ V60D) an die LEW Lokomotivbau Elektrotechnische Werke in Hennigsdorf abgegeben wurde.
Die Fertigung wurde auf Luft- und Kältetechnik umgestellt und das Werk in "VEB Kombinat Luft- und Kältetechnik, Betrieb Karl Marx, Babelsberg" umbenannt. Mit der Einstellung des Lokomotivbaus schied LKM auch aus dem VEB Kombinat Schienenfahrzeuge aus, dessen Rechtsnachfolger die heutige Bombardier Transportation Berlin ist. Auf dem Babelsberger Werksgelände befindet sich heute ein Gewerbepark.
Nachkriegsuzeit, O&K - Werk Dortmund-Dorstfeld
Im Westen Deutschlands wird ab 1949 wieder die Bezeichnung "Orenstein & Koppel AG" verwendet, die nach dem Zusammenschluß mit der Lübecker Maschinenbau AG LMAG 1950 in "Orenstein-Koppel und Lübecker Maschinenbau AG", später in "O&K Mining Dortmund" geändert wird.
Das Schwergewicht der Fertigung sind jetzt Baumaschinen und Tagebau-Geräte, insbesondere von Bagger. 1961 fertigt O&K erstmals in Europa serienmäßig vollhydraulische Bagger. Über 55.000 Hydraulik-Bagger wurden bisher gefertigt, davon mehr als 700 Geräte über 100t Dienstgewicht, dabei auch der größte Hydraulikbagger der Welt mit 900 t Dienstgewicht, einer Motorleistung von 2984 kW (4055 PS) und einem Schaufel-Fassungsvermögen von knapp 52 Kubikmetern.
Für Bahnen werden bis in die 1960er Jahre wieder Feldbahnloks gebaut, sowie auch größere Normalspur-Diesellokomotive]]n mit Drehgestellen in geringen Stückzahlen. Die Lokomotiv-Produktion wird jedoch 1980 nach rund 1700 Loklieferungen eingestellt.
Seit dem 1.4.1998 ist die nunmehrige "O&K Mining GmbH" integriert in den Terex-Konzern.
Literatur
- Roland Bude / K. Fricke / M. Murray: "O&K-Dampflokomotiven 1892-1945", Buschhoven, 1978
- Horst Kieber: "Industriestandort - Casseler-Straße 30 c - 90 Jahre Maschinenbau in Nordhausen" in Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen, Heft 20/1995, sowie weitere von Herrn Kieber freundlicher Weise zur Verfügung gestellte Angaben
- O&K-Lieferunterlagen Werk Nordhausen, Dortmund, Werk Berlin, O&K-Vertretung Amsterdam
- Schulz / Krolop: "Die Privat- und Werkbahn in Berlin (West)", Verlag Kersting, Niederkassel-Mondorf, 1989
- LKM-Lieferunterlagen im Landesarchiv Potsdam
- Angaben der Firmen O&K Mining, Dortmund, Bombardier Transportation Berlin und Adtranz DaimlerChrysler Rail Systems, Berlin