Eugen Bolz

deutscher Politiker (Zentrum), MdR, Staatspräsident und Innenminister von Württemberg, Widerstandskämpfer
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. März 2005 um 09:56 Uhr durch 80.133.192.52 (Diskussion) (Literatur). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Eugen Bolz (* 15. Dezember 1881 in Rottenburg am Neckar; † 23. Januar 1945 in Berlin-Plötzensee) war ein deutscher Politiker und Widerstandskämpfer.

Leben

Eugen Bolz wurde als das zwölfte Kind eines Kaufmanns in Rottenburg am Neckar geboren. Er studierte in Tübingen Rechtswissenschaften und wurde dort Mitglied der Studentenverbindung AV Guestfalia. Bereits sehr bald nach dem Studienabschluss in Bonn und Berlin ergriff er den Beruf des Politikers und trat der Zentrumspartei bei, für die er von 1912 bis 1933 dem Reichstag und von 1915 bis 1933 dem württembergischen Landtag angehörte. 1919 wurde er in Württemberg zum Justizminister, 1923 zum Innenminister ernannt. Bei der Machtergreifung der Nationalsozialisten war er – als erster Katholik im überwiegend protestantischen Württemberg – Staatspräsident und zugleich Innenminister. Da er als Anhänger der katholischen Soziallehre die NSDAP offen ablehnte, galt er als einer der Hauptgegner der neuen Machthaber. Er wurde deshalb Anfang 1933 gewaltsam aus dem Amt entfernt und mehrere Wochen im Konzentrationslager inhaftiert. Dem Fraktionszwang der Zentrumsfraktion folgend stimmte er am 23. März 1933 dem Ermächtigungsgesetz trotz eines inneren Gewissenskonflikts zu.

Nach seiner Entlassung zog er sich nach Beuron zurück. Ende 1941 / Anfang 1942 kam Eugen Bolz in Verbindung zu dem Widerstandskreis um Carl Friedrich Goerdeler. Eugen Bolz erklärte sich bereit, nach einem Umsturz ein Ministeramt in einer neuen Regierung zu übernehmen. In Goerdelers Ministerliste wurde er als Kultusminister geführt. Nach dem missglückten Attentat auf Adolf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde er am 12. August 1944 verhaftet, im Dezember vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 23. Januar 1945 im Zuchthaus Berlin-Plötzensee hingerichtet.

An ihn erinnert eine Bronzetafel an seinem Geburtshaus in der Königstraße 53 in seiner Geburtsstadt Rottenburg am Neckar. Die dort von ihm besuchte Lateinschule führt heute als Eugen-Bolz-Gymnasium seinen Namen. Im baden-württembergischen Landtag ist einer der Sitzungssäle nach ihm benannt. In Stuttgart steht im Zentrum am Königsbau ein Denkmal für Eugen Bolz. Im Jahre 2004 wurde eine neue Glocke seiner Taufkirche, St. Moriz in Rottenburg am Neckar, nach ihm benannt.

Eine Aussage von Eugen Bolz: „Politik ist nichts anderes als praktisch angewandte Religion.“

Angesichts der Terrorherrschaft der Nazis forderte der ansonsten gesetzestreue Bolz, dass das Gesetz Gottes über dem Staatsgesetz stehen müsse.

Literatur

  • Rudolf Morsey, Eugen Bolz (1881 - 1945); in: Jürgen Aretz / Anton Rauscher (Hg.), Zeitgeschichte in Lebensbildern, Bd. 5, Mainz 1982
  • J. Köhler, Eugen Bolz. Württembergischer Minister und Staatspräsident; in: Michael Bosch / Wolfgang Niess (Hg.), Der Widerstand im deutschen Südwesten 1933-1945, Stuttgart 1984


Dokumentation über Eugen-Bolz, erstellt als Projekt am Eugen-Bolz-Gymnasium, Rotenburg. [[1]] Siehe auch: Liste der Beteiligten des Aufstandes vom 20. Juli 1944 Widerstand gegen den Nationalsozialismus