Das Brustwarzenpiercing ist ein durch die Brustwarze bzw. den Warzenhof gestochenes Piercing, das sowohl von Männern als auch von Frauen getragen werden kann. Es wird meist horizontal oder vertikal gestochen, kann jedoch beliebig angeordnet werden. Prinzipiell ist es auch möglich, mehrere Piercings übereinander zu stechen; diese sind dann meist orthogonal angeordnet.

Als Hauptmotiv für ein Brustwarzenpiercing wird häufig der ästhetische Reiz genannt. Darüber hinaus bietet das Piercing oft eine Stimulation der sensiblen Körperstelle. Von vielen Menschen wird berichtet, dass das Piercing die Empfindlichkeit der Brustwarzen und die sexuelle Erregung erhöht.
Pflege und Heilung
Der Heilungsprozess dauert etwa ein bis sechs Monate (im Regelfall vier bis sechs Wochen). Bei einem neu gestochenen Piercing sollte keine enge Kleidung getragen und der Ring bis zur vollständigen Abheilung nicht ausgewechselt werden. Ausreichend Schlaf, gesunde Ernährung und das Vermeiden von Stress können die Heilung beschleunigen.
Schmuck
Zum Einsatz wird meist ein Barbell oder Ball Closure Ring verwendet. Der Schmuck sollte eine Materialstärke von mindestens 1,6 Millimetern haben, um ein Auswachsen zu vermeiden. Bei einem Durchmesser unter einem Zentimeter verursachen Ringe durch ihre größere Krümmung einen stärkeren mechanischen Reiz und haben ein höheres Entzündungsrisiko.[1]
Zur zusätzliche Dekoration werden häufig runde, mit dem Piercing fixierte Ornamente, sogenannte Nippleshields, getragen. Von dem französischen Modedesigner Thierry Mugler wurde ein Haute Couture- Kleid entworfen, dessen Träger nicht über die Schultern verliefen, sondern an Ball Closure Ringen befestigt waren.[2]
Wie viele andere Piercings kann auch das Brustwarzenpiercing gedehnt und Schmuck mit größerem Durchmesser eingesetzt werden.
Risiken
Beim Piercing der Brustwarze sind die selben Vorkehrungen zu treffen wie bei den meisten anderen Piercings auch. Werden diese eingehalten, was in professionellen Studios meist der Fall ist, sind die Risiken verhältnismäßig gering. Unter unzureichenden hygienischen Voraussetzungen, etwa wenn das Piercing selbst gestochen wird, kann es in seltenen Fällen zu einer Mastitis, einer Entzündung der Brust, kommen. In diesem Fall sollte das Piercing entfernt und mit Antibiotika behandelt werden.
In einigen wissenschaftlich publizierte Fallbeispielen wurden Brustabszesse mit unterschiedlichen Folgen nach einem Brustwarzenpiercing identifiziert.[1]
Bei zu dünnem Schmuckmaterial oder nicht ausreichend tief gestochenem Stichkanal kann das Piercing aus der Brustwarze herauswachsen.
Größerer Schmuck kann sich unter Umständen durch die Kleidung abzeichnen weswegen aus modischen und erotischen Aspekten gerne enge Kleidung getragen wird um diesen Effekt zu betonen. Zur Vermeidung kann Schmuck mit kleineren Kugelstärken gewählt werden.
Brustwarzenpiercing beim Stillen
Trotz der Befürchtung vieler Frauen, mit einem Brustwarzenpiercing keinen Säugling mehr stillen zu können, treten dabei in der Regel keine Komplikationen auf.
Es wird jedoch empfohlen, das Piercing gut zu pflegen und zu reinigen, um Infektionen zu vermeiden. Während des Stillens sollte der Schmuck unbedingt herausgenommen werden, um das Verschlucken und einem mögliche Erstickungsgefahr zu vermeiden und dem Säugling das Nuckeln zu erleichtern. Zudem wird geraten die gepiercte Stelle vor dem Stillen zu säubern.[3]
Zu häufig nachgestochene Piercings können die Brustwarze schädigen und Komplikationen hervorrufen.
Viele Piercer raten generell vom Stechen während der Schwangerschaft ab, weil ein Piercing unnötigen Stress für den Körper bedeutet, der wiederum Komplikationen während der Schwangerschaft hervorrufen kann.[4]
Geschichte
Historische Entwicklung
Die Verbreitung des Brustwarzenpiercings findet sich schon bei den Männern des Karankawa-Stammes (am Golf von Mexiko) sowie bei den Frauen der Kabylen in Marokko.
Die frühesten europäischen Berichte über das Durchstechen der Brustwarzen zum Anbringen von Schmuck gehen auf die Mitte des 14. Jahrhunderts zurück. Zu dieser Zeit fanden Kleider mit sehr tiefem Dekolleté bei adligen Frauen Verbreitung, die zunehmend die Brust bis hin zu den Brustwarzen entblößten. Bald darauf entstand eine Mode, begründet von Prinzessin Isabeau, bei der die freiliegenden Brustwarzen mit Diamantringen oder goldenen Ketten geschmückt wurden. Einige Jahrhunderte später, in der viktorianischen Epoche um 1890, kamen in Paris und London sogenannte Anneux De Sein in Mode – an einem Piercing befestigter Brustschmuck. Dieser war in der Regel recht kostbar und erlangte seine Verbreitung wiederum primär in der Oberschicht. In den 1970er Jahren wurde das Piercing durch das Gauntlet in Los Angeles, einem Studio und Szenetreffpunkt, sowie dem Magazin PFIQ wieder bekannt, allerdings vorerst nur in der Piercingsszene.
Gegenwart
Der jetzige Trend ist relativ jung und besteht erst seit einigen Jahren. Die heutige Popularität und die Präsenz in den Medien wurde unter anderem durch zahlreiche Stars und Prominente wie beispielsweise Lenny Kravitz oder Tommy Lee befördert, die in den späten 1990er Jahren erstmals eine breite Öffentlichkeit mit dem Piercing in Kontakt brachten. Einer Befragung von Piercern aus der Schweiz zufolge hat das Brustwarzenpiercing inzwischen das Bauchnabelpiercing als beliebtestes Körperpiercing abgelöst.[5][6] Einer Studie aus dem Jahr 2002 zufolge hatten fünf Prozent der undergratuate Studentinnen in den USA ein Brustwarzenpiercing, mit steigender Tendenz.[7]
In den Medien
- Janet Jackson trug ein Nipple Shield, als ihre Brust beim Superbowl 2004 von Justin Timberlake entblößt wurde. Der Vorfall wurde später kontrovers unter dem Namen Nipplegate-Skandal diskutiert.
- Die Sängerin Pink sorgte für Schlagzeilen, als sie sich vor laufender Kamera im Beisein ihrer Mutter ein Brustwarzenpiercing stechen ließ.
- Nicole Richie, Schauspielerin und Tochter von Lionel Richie, löste mit ihrem Brustwarzenpiercing am Flughafen von Reno (Nevada) im Sicherheitscheck einen Alarm aus (ein jedoch recht seltenes Problem, der Schmuck war in diesem Fall wohl relativ groß).[8]
- Britney Spears, selber Trägerin eines Brustwarzenpiercing, überredete einen Großteil ihrer Crew im Rahmen einer Valentinstagsparty, sich ein Piercing durch die Brustwarze stechen zu lassen.
- Christina Aguilera bekannte 2005 gegenüber der Presse, alle ihrer zahlreichen Piercings ausser dem Brustwarzenpiercing entfernt zu haben.[9]
- Sarah Connor fiel in einer deutschen Fernsehshow mit einem deutlich erkennbaren Brustwarzenpiercing auf.[10]
- Die Sendung Big Brother wurde von der Kommission für Jugendmedienschutz abgemahnt, nachdem eine Bewohnerin sich in der Sendung vor laufender Kamera ein Brustwarzenpiercing anbringen ließ. Grund dafür war der Sendetermin am Nachmittag, dass die Prozedur detailliert gezeigt wurde sowie die Tatsache, dass das Piercing als „die Attraktivität fördernd“ dargestellt wurde und „die damit verbundenen Schmerzen sich lohnen“.[11][12]
- In England wurde eine 16-jährige Schülerin aus Anstandsgründen der Schule verwiesen, nachdem sie ihren Freundinnen ihr Brustwarzenpiercing gezeigt hatte.[13]
- In Deutschland wurde ein Piercingstudio von der Trägerin eines Brustwarzenpiercings verklagt, nachdem sich etwa acht Wochen nach dem Stechen zwei Abszesse bildeten. Der Piercer musste nach dem Urteil des Landgerichts Koblenz vom 24. Januar 2006 10.000 Euro Schmerzensgeld an die Kundin zahlen, sowie die Kosten für das Piercing zurückerstatten, da er sie nicht hinausgehend über den Hinweis auf mögliche gesundheitliche Schäden informiert habe. Dem Urteil zufolge ist die schriftlich erteilte Einwilligung des Kunden unwirksam, sofern vor dem Eingriff nicht ausführlich über die Risiken des Piercings aufgeklärt wurde.[14]
- Die für Flughafenkontrollen zuständige US- Behörde Transportation Security Administration musste sich öffentlich bei einer Frau entschuldigen, nachdem diese genötigt worden war, vor dem Flug ihre Brustwarzenpiercings zu entfernen.[15]
- Im Februar 2008 wurde eine Frau vor einem Inlandsflug von der texanischen Kleinstadt Lubbock nach Dallas bei der Sicherheitskontrolle genötigt ihre Brustwarzenpiercings mit einer Zange zu entfernen.[16] Die für Flughafenkontrollen zuständige US-Behörde Transportation Security Administration entschuldigte sich später öffentlich bei der Passagierin.[17]
Beispielbilder
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Ball Closure Ring
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Barbell (horizontal)
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Barbells (orthogonal)
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Horizontaler Barbell
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Diagonale Barbells
Quellen
- ↑ a b Brustabszess nach Brustwarzenpiercing: Übersicht publizierter Fallberichte und Forderung nach gesundheitspolitischen Konsequenzen Deutsches Ärzteblatt
- ↑ Artikel zum Thema
- ↑ Brustwarzenpiercings - was muss man beachten? Online-Artikel
- ↑ Armstrong ML, Caliendo C, Roberts AE.(2006): Pregnancy, lactation and nipple piercings. AWHONN Lifelines;10(3):212–7.
- ↑ Body Piercing History (engl.)
- ↑ Leiden für die Schönheit – Sich mit Bodypiercings zu schmücken ist in, Der Bund
- ↑ Mayers LB, Judelson DA, Moriarty BW, Rundell KW. Prevalence of body art (body piercing and tattooing) in university undergraduates and incidence of medical complications. Mayo Clin Proc 2002; 77:29–34
- ↑ Artikel von freenet
- ↑ Aguilera und ihr Nipple-Piercing – web.de
- ↑ Sarah Connor – Nipple Piercing bei RTL Exclusiv
- ↑ HAM beanstandet Brustwarzenpiercing in einer „Big Brother“-Sendung im Nachmittagsprogramm von MTV 2 Pop – Hamburgische Anstalt für neue Medien
- ↑ Nippel-Skandal bei Big Brother – Heise.de
- ↑ Teen’s in hole lot of bother over nipple piercing – Salford Advertiser
- ↑ Brustwarzen-Piercing: Piercing-Studio muss ausführlich aufklären
- ↑ "Sorry" - Frau musste Brust-Piercing entfernen - Süddeutsche Zeitung
- ↑ Frau musste Brustwarzenpiercing entfernen RP-Online vom 29. März 2008
- ↑ "Sorry" - Frau musste Brust-Piercing entfernen Süddeutsche Zeitung vom 30. März 2008
Weblinks
- Nipple Piercing: Is It Compatible with Breastfeeding? (engl.) Beitrag der La Leche Liga
- Brustwarzenpiercing bei gesund.co.at
- Piercingprozedur der Brustwarze