Der Tigerpython (Python molurus) ist eine der größeren Schlangenarten. Er gehört der Familie der Riesenschlangen an und wird dort in der Unterfamilie der Pythons zur Gattung der Eigentlichen Pythons (Python) gestellt. Vom Tigerpython sind zwei Unterarten bekannt: der Helle Tigerpython (Python molurus molurus) und der Dunkle Tigerpython (Python molurus bivittatus).
Tigerpython | ||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
![]() Dunkler Tigerpython (Python molurus bivittatus) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
| ||||||||||||
Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Python molurus | ||||||||||||
Kuhl, 1820 |


Unterarten
Dunkler Tigerpython (Python molurus bivittatus)
Dies ist die bekannteste Unterart. Sein Verbreitungsgebiet zieht sich von Burma, Thailand, Kambodscha, Laos und Vietnam, südlich über den Indonesischen Archipel nach Java und Sulawesi. Selten wird der Dunkle Tigerpython auch in Südchina, Hainan und dem Rest von Südostasien angetroffen.[1,4]
Als juveniles Tier noch schlank, erreicht er im adulten Stadium massige Statur. Der Kopf ist wuchtig und mäßig vom Hals abgesetzt. Der kräftige Greifschwanz macht mehr als 12 % der Gesamtlänge aus.[1]
Beschuppung: Die Nasenlöcher sind dorsal angeordnet und je von einer großen nasalen Schuppe umgeben. Die Nasalia werden von einem Paar kleiner aber deutlich erkennbarer Internasalia separiert. Ihnen liegen wiederum rechteckähnliche Präfrontalia an. Ein zweites, viel kleineres Paar von Präfrontalia, welches oftmals in mehrere kleine Schuppen zerstückelt ist, liegt zwischen den vorderen Präfronalia und den sehr ähnlich geformten paarigen Frontalia. Über beiden Augen befindet sich je ein großes Supraoculare. Das Rostrale hat, wie bei den meisten anderen Pythons auch, zwei tiefe Labialgruben. In der Seitenansicht folgen den nasalen Schuppen mehrere Lorealia, welche in Größe und Aussehen variieren. Normalerweise sind es zwei Präocularia und drei bis vier Postocularia. Es gibt 11 bis 13 Supralabialia, von denen die erste und zweite tiefe Labialgruben tragen. Von den 16 bis 18 Infralabialia besitzen mehrere vordere und hintere undeutliche Labialgruben.[1]
Die Anzahl der Bauchschuppen (Ventralschilde) variiert je nach Herkunft der Individuen zwischen 245 und 270, die Anzahl der dorsalen Schuppenreihen in der Körpermitte zwischen 58 und 73.[1]
Färbung: Seine Grundfarbe reicht von hellbraun, gelblich bis gräulich. Über den Rücken ziehen 30 bis 40 große, eher rechteckige, dunkelbraune Sattelflecken, die schwarz umrandet sind. An den Flanken verlaufen alternierend zur Rückenmusterung braune Flecken. Auf der Kopfseite verläuft ein spitz zulaufendes dunkles Band vom Auge Richtung Nase. Ein breiteres schwarz umrandetes Band zieht vom Auge bis unter den Mundwinkel. Dieses schließt zusammen mit einem unterhalb des Auges liegenden keilförmigen dunklen Fleck, ein weiß gefärbtes Areal ein. Die Kopfoberseite ist von einem großen pfeilspitzenförmigen braunen Muster geziert, von dem die Spitze im Bereich der Augen, manchmal sogar bei der Schnauze liegt. In der Mitte der Pfeilzeichnung befindet sich ein länglicher heller Punkt. Die Bauchseite ist von weiß-gelber Grundfarbe und von kleinen dunklen Punkten durchsetzt, welche zum Schwanz hin an Größe zunehmen.[1]
Länge: Der Dunkle Tigerpython kann eine Länge von nahezu 7 Metern [4] erreichen, wobei die Durchschnittsgröße zwischen 3,5 und ,5 Metern liegt. Ein in der Wildnis gefangenes Exemplar wog bei einer Länge von 4.5 Meter 52 Kilogramm [1]. Männchen bleiben meist schlanker und kleiner als die Weibchen [1].
Das Erbgut besteht aus 36 diploiden Chromosomen (2n = 36) mit 16 Makrochromosomen und 20 Mikrochromosomen.[1]
Heller Tigerpython (Python molurus molurus)
Sein Verbreitungsgebiet schließt sich westlich an das des Dunklen Tigerpythons an. Es erstreckt sich von Pakistan über Indien und Sri Lanka bis nach Bengalen und Assam.[1]
Er bleibt deutlich kleiner als der Dunkle. Adulte Weibchen erreichen im Durchschnitt etwa 3.5 Meter.[5] Der Rekord liegt bei 5 Metern [4]. Bei dieser Subspezies ragt das sechste oder siebte Oberlippenschild direkt bis an den Augunterrand, während beim Dunklen Tigerpython das Auge durch eine vollständige Reihe Unteraugenschilder (Subocularia) von den Supralabialia abgegrenzt ist[1]. Der Helle Tigerpython ist zudem heller gemustert, die auf der Kopfoberseite verlaufende braune Pfeilzeichnung wird von den Augen zur Nasenspitze hin undeutlich, die dunkle Umrandung seine Sattelflecken ist weniger dick und die Flankenflecken sind dünner ausgebildet und haben meist einen hellen Kern [1,4].
Python molurus pimbura
Der taxonomische Status dieser Unterart ist umstritten. Daher werden diese Exemplare meist zu Python molurus molurus gezählt. Das Verbreitungsgebiet beschränkt sich auf Sri Lanka.[4]
Tiere von dieser Insel haben eine abweichende Zahl an Voraugenschilder (Präocularia). Die Festlandform hat drei, die Inselform nur zwei.[5] Zudem ist Python molurus pimbura in der Regel kontrastreicher gezeichnet. Die Kopfoberseite ist rötlich gefärbt und die ebenfalls auf dem Kopf befindliche Pfeilzeichnung verwaschen. Sattelflecken sind unregelmässiger gemustert und in der Anzahl geringer als die des auf dem Festland lebenden Hellen Tigerpythons. Auch wird ihnen ein aggressiveres Temperament unterstellt.[1,3]
Lebensweise
Lebensraum
Vom Regenwald, Monsunwald, Bergwald, Grasland bis zum steinigen Hügelland erstrecken sich mögliche ökologische Nischen des Tigerpythons, die bis 1000 Meter über Meer liegen können. Voraussetzung ist dabei stets Gewässernähe.[4] Im Wasser bewegen sich diese Tiere viel schneller und flinker als an Land. Tigerpythons wurden schon häufig an seichten Ufern von Seen und Flüssen ruhend oder auf Beute lauernd beobachtet. Dabei verharren sie bis zu einer halben Stunde komplett untergetaucht, ohne Luft zu holen, oder es ragen einzig ihre Nasenlöcher über die Wasseroberfläche hinaus.[1] Als Kulturflüchter, meidet er landwirtschaftlich geprägte Regionen. Erdhöhlen und Felsspalten sind seine bevorzugten Versteck- und Ruheplätze. Tigerpythons aus nördlich gelegenen Verbreitungsgebieten wie Pakistan und Nordindien, vollziehen eine 3-4 monatige Winterruhe. In ganzjährig warmen Regionen der Tropen und Subtropen, legen diese Schlangen während der Trockenzeit Fastenperioden ein.[4]
Durch den unkontrollierten Verkauf als „Haustiere“ im US-amerikanischen Bundesstaat Florida und die anschließende Auswilderung, verbreitet sich der Tigerpython inzwischen auch in nicht angestammten Gebieten wie den Everglades [4] und bedroht dort die heimische Fauna, wie z. B. Rotluchse, Beutelratten, Bindentaucher, Schneesichler und Rallenkraniche.
Nahrung
Sein Beutespektrum reicht von Säugetieren und Vögeln, bis zu wechselwarmen Echsen und Amphibien. Die Größe des Beutetieres korreliert dabei mit der Körpergröße des Tigerpythons. Beute bis zur Größe von Antilopen, Gazellen und Leoparden sind belegt. Obwohl der Mensch normalerweise nicht zu seinem Beutereperteur gehört, können große Tiere dem Menschen gefährlich werden.[4] Als dämmerungs- und nachtaktiver Lauerjäger passt er seine Beute bevorzugt aus Verstecken, unter anderem auch im Wasser, ab [3]. Mit Hilfe seiner wärmeempfindlichen Sinnesgruben, den Labialgruben, ist ihm die Jagd auch bei völliger Dunkelheit möglich. Hat der Python ein Beutetier erkannt, wird dieses umschlungen und im für Würgeschlangen typischen Griff erstickt. In den meisten Fällen tritt der Tod der Beute durch Kreislaufversagen ein. Nach dem Töten wird die Beute in einem Happen verschlungen. Dies kann je nach Größe der Beute mehrere Stunden dauern.
Fortpflanzung
Etwa zwei Monate nach der Paarung legt das Tigerpythonweibchen, je nach seiner Größe und Verfassung, 12-36 [4] (ganz selten bis 100 [3]) Eier. Diese werden alsdann umringt, beschützt und durch aktives Muskelzittern bis zum Schlupf bei konstanter Temperatur gehalten. Nach ca. zweimonatiger Bebrütung schlüpfen die 40 bis 60 cm [4] langen Jungtiere und sind fortan auf sich allein gestellt. Mit Glück wartet nun ein Leben von etwa 25 Jahren [3] auf die Jungschlangen. Der Rekord in Gefangenschaft liegt bei 34 Jahren [3].
Gefährdung
Tigerpythonhaut für die Lederindustrie, Tigerpythoneingeweide als Pharmazie sowie Tigerpythonfleisch sind in gewissen Ländern sehr beliebt. Ebenso sind Zersiedelung, Landwirtschaftsausdehnung, Bodenerosion und Holzschlag in Tigerpythonhabitaten ein fortlaufendes Problem. Dies alles hat dazu geführt, dass besonders der Helle Tigerpython inzwischen arg dezimiert wurde. Als vom Aussterben bedroht, wird er auf der Liste I des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens geführt. Wilde Populationen des Dunklen Tigerpythons gelten laut IUCN als „gering gefährdet“ und werden im Appendix II gelistet.[4]
Tigerpython und Mensch
Geschichtliches: Viele ehemalige indische Fürstenstaaten hielten an ihren Höfen Tigerpythons als Beschützer der Herrscherfamilie. Im Europa des späten 19. Jahrhunderts, durften diese imposanten Exoten in Menagerien von Schlössern und Parkanlagen nicht fehlen. Lange Zeit dienten diese Pythons auch in Schlangenvorführungen im Zirkus und Varieté als Attraktion.[4]
Gegenwärtig erfreut sich der Tigerpython bei privaten Haltern in Europa und den USA großer Beliebtheit. Trotz seiner Größe, wird insbesondere der Dunkle Tigerpython dank seiner ansprechenden Zeichnung und seines eher ruhigen Temperaments in Gefangenschaft rege gehalten und vermehrt.
Es wurden zahlreiche Farbmutationen des Dunklen Tigerpythons gezüchtet. Auch Hybride zwischen Hellem Tigerpython x Dunklem Tigerpython, Tigerpython x Netzpython, Tigerpython x Königspython sowie Tigerpython x Felsenpython, sind aus Verpaarung in Gefangenschaft bekannt.
Gesetzliche Haltungsvoraussetzungen
Damit diese potentiell gefährlichen Wildtiere artgerecht und sachkundig gehalten werden und keine Gefahr für die Öffentlichkeit darstellen, haben viele Länder gesetzliche Haltungsvoraussetzungen geschaffen.
In der Schweiz gelten laut Tierschutzverordnung von 2001 Mindestanforderungen an die Haltung von Tigerpythons. Das kantonale Veterinäramt stellt Haltebewilligungen aus und führt periodische Kontrollen bei Haltern durch.
In Deutschland gilt in acht Bundesländern ein Gefahrenabwehrrecht für sehr groß werdende Riesenschlangen. Die Haltung vom Tigerpythons ist dort genehmigungspflichtig.[4]
Siehe auch
Quellen/Literatur
- [1] Jerry G. Walls: "The Living Pythons";T. F. H. Publications, 1998: S. 131-142; ISBN 0-7938-0467-1
- [2] Erika & Hermann Stöckl: Handbuch Riesenschlangen; Bede Verlag GmbH; ISBN 3-933-64639-1
- [3] Wolfgang Wengler: "Riesenschlangen"; Terrarien-Bibliothek Hesselhaus und Schmidt Verlag, 1994: S. 135-141; IBSN 3-9801853-7-0
- [4] Henry Bellosa: "Python Molurus - der Tigerpython";Terrarien-Bibliothek Natur und Tier-Verlag, 2007: S. 4-40; ISBN 978-3-937285-49-8
- [5] Erika & Hermann Stöckl: "Ihr Hobby - Boas und Pythons"; Bede Verlag GmbH, 2000: S. 82-85; ISBN 3-933646-39-1
Weblinks
- Vorlage:IUCN2006
- Schweizer Tierschutzverordung http://www.swissherp.org/Gesetze/Tierschutzverordnung_neu.pdf