Berliner Fernsehturm

Sende- und Aussichtsturm in Berlin
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Der Berliner Fernsehturm ist das höchste Gebäude Deutschlands.

Berliner Fernsehturm
Berliner Fernsehturm, Kugel und Rettungsplattformen

Geschichte

Im Jahr 1964 entschied der SED-Parteichef Walter Ulbricht, einen Fernsehturm am Alexanderplatz errichten zu lassen. Die Architektur geht auf eine Idee von Hermann Henselmann zurück, die Bauplanung erfolgte dann aber im VEB Industrieprojektierung (Ipro) Berlin. Wichtigste Architekten waren hier: Fritz Dieter, Günter Franke und Werner Ahrend. Die Fußumbauung stammt von Walter Herzog und Herbert Aust. Am 4. August 1965 war Baubeginn. Der Gesamtbauleiter und Chef der Deutschen Bauakademie Gerhard Kosel wurde schon 1965 wieder abberufen, da die Baukosten mit 200 Mio. Ostmark sechsmal teurer wurden als ursprünglich kalkuliert. Obwohl die gesamte Planung und die meisten Bauteile aus der DDR stammten, wurden u.a. die Seile und Lifte sowie die Klimaanlage von schwedischen Firmen montiert und Sicherheitsglas aus Holland importiert. Nach gut vier Jahren Bauzeit wurde der Fernsehturm am 3. Oktober 1969 in Betrieb genommen. Er gehört zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten in Berlin und zählt jährlich rund eine Million Besucher. Vorbild für die Konstruktion als Betonnadel war u.a. der Stuttgarter Fernsehturm.

Auf den Berliner Müggelbergen hätte schon in den 1950er Jahren ein Fernsehturm entstehen sollen, doch musste der Bau des Turmes eingestellt werden, da er für die den Flughafen Berlin-Schönefeld an- und abfliegenden Flugzeuge eine enorme Gefahr bedeutet hätte. (Siehe: Fernsehturm Berlin-Müggelberge). Ein anderer angedachter Standort war der Friedrichshain.

Daten

  • Höhe der Antennenspitze: 368,03 m (vor dem Antennenumbau 1997 365 m)
  • Mittlere Höhe der Kugel: 212 m
  • Aussichtsetage auf 203,78 m
  • Telecafé auf 207,53 m (2 Umdrehungen pro Stunde)
  • Durchmesser des Fußes 32 m
  • Durchmesser der Aussichtsetage 24 m
  • Durchmesser des Telecafés 29 m
  • Gewicht des Betonschaftes: 26.000 t
  • Gewicht der Kugel: 4.800 t
  • Geschwindigkeit der Fahrstühle: 6 m/s
  • Tiefe des Fundaments: 5 m

Am Fuß des Turms gibt es eine Anlage mit Ausstellungshallen, Cafés und Restaurant, einem sehr charakteristischen Dach und einer großen Treppenanlage, in deren Hauptachse der Neptunbrunnen von Reinhold Begas aufgestellt wurde.

Die zwei Ringe am Betonschaft unterhalb der Kugel sind Rettungsplattformen für den Notfall. Dorthin können sich alle Besucher begeben, falls ein Brand in der Kugel auftritt. Dort kann man bis zur Löschung ausharren oder über eine Treppe weiter hinabsteigen.

Das Ende der Spitze des Fernsehturmes ist mit einem Gewicht versehen, welches die dünnere (herausragende) Spitze bei starken Schwankungen (Wind) automatisch wieder einpendelt (Tilgerpendel).

Anekdoten

Im Folgenden ein paar Anekdoten aus der Geschichte des Fernsehturms.

 
Rache des Papstes

Rache des Papstes

Immer wenn die Sonne die Kugel aus rostfreiem Stahl anstrahlt, erscheint eine Reflexion in Form eines Kreuzes. In Anspielung auf die atheistische Grundeinstellung der kommunistischen Regierung und der ständigen Unterdrückung der kirchlichen Einrichtungen in der DDR gaben die Berliner diesem Phänomen sofort einen Namen. Sie nennen dieses leuchtende Kreuz Rache des Papstes. Eine beliebte -allerdings nicht gesicherte- Anekdote in diesem Zusammenghang besagt, der Architekt sei nach Fertigstellung von der STASI vernommen worden, um herauszufinden, ob er das Kreuz absichtlich mit eingeplant habe.

St. Walter

Das Bauwerk an sich wird aus demselben Grund auch St. Walter (nach Walter Ulbricht) genannt. Ebenfalls wird der Begriff "Ulbrichts Gedächtniskirche" deshalb seit dem Tode von Walter Ulbricht verwendet.

Telespargel

Von Reiseleitern und Stadtführern wird Touristen gern erzählt, die Berliner würden den Fernsehturm Telespargel nennen, so wie für jedes bekanntere Gebäude der Stadt angeblich ein Name existiert, der von den Eingeborenen benutzt wird. Dies ist in fast allen Fällen Mumpitz, denn der durchschnittliche Eingeborene nennt den Turm schlicht Fernsehturm.

Standortentscheidung

Parteichef Walter Ulbricht traf am 22.09.1964 höchstpersönlich die Wahl des Standorts in seiner unnachahmlichen Weise mit den Worten: "Nu, Genossen, das sieht man's ganz genau: Da gehört er hin." Und so geschah es... zunächst so geheim, dass es keine offizielle Grundsteinlegung und Baugenehmigung gab.

Das Fernsehturmlied

Die zweite Strophe des „Fernsehturmliedes“ der Jungen Pioniere lautet:

Der Fernsehturm ist groß und schlank,
groß und schlank, groß und schlank
und hat ein Bäuchlein blitzeblank,
Bäuchlein blitzeblank, Bäuchlein blitzeblank.
Da ist kein Magen drin, nee, nee, sondern ein Fernsehturmcafé.

Text: Helmut Stöhr/ Ilse und Hans Naumilkat

Siehe auch

Literatur

  • Peter Müller: Symbol mit Aussicht. Der Ost-Berliner Fernsehturm, Verlag für Bauwesen, 2. Aufl. 2000, ISBN 3345007614
  • Sandra Siewert, Dirk Berger, Ingo Müller: Von der Partei zur Party. Der Berliner Fernsehturm als Grafisches Symbol, 2003, ISBN 3-00-012207-9

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