Als Werkstudent werden seit etwa 1920 Studenten bezeichnet, die auf eine Erwerbsarbeit neben dem Studium angewiesen sind, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Geschichte
Der Begriff Werkstudent entstand während des Ersten Weltkrieges und bezeichnete zunächst Studenten, die vom Kriegsdienst dauerhaft oder vorübergehend freigestellt waren und neben dem Studium fehlende Arbeitskräfte in der Industrie oder der Landwirtschaft ersetzen sollten. Der Begriff wurde vom Erlanger Studententag 1919 erstmals offiziell verwendet. Als Werkstudent werden hier Studenten bezeichnet, die ihren Lebensunterhalt ganz oder teilweise durch eine zusätzliche Arbeit verdienen mußten; dies umfasste zunächst nur praktische Tätigkeiten. Der Werkstudent war eine typische Erscheinungsform der Weimarer Republik, deren wirtschaftliche Probleme besonders die Studentenschaft betraf. Aufgrund der zahlreichen Werkstudenten während der Wirtschaftskrise 1923, die eine erhebliche Beeinträchtigung des universitären Lehrbetriebs nach sich zogen, bemühten sich die Universitäten um materielle Unterstützung wie die Schaffung von Mensen oder der Errichtung von Stipendienstiftungen (z.B. Studienstiftung des Deutschen Volkes).
Die Zahl der Werkstudenten in Deutschland betrug 1920 etwa 10.000, infolge der Inflation 1923 bereits 64.000. Nach dem Zweiten Weltkrieg stieg der Anteil der Werkstudenten in der BRD erheblich an, so betrug dieser 1956 44,9 %, 1959 noch 30,2 %.[1]
Heutige Bedeutung
Ein Werkstudent ist heutzutage in der Regel ein ordentlich eingeschriebener Student, der neben dem Studium maximal 20 Stunden pro Woche während der Vorlesungszeit arbeitet und dabei ein Gehalt bezieht. Teilweise erhöht sich die Arbeitszeit außerhalb der Vorlesungszeiten auf ein Vollzeitniveau. Von normalen Studentenjobs unterscheidet sich eine Tätigkeit als Werkstudent durch seine fachliche Nähe zum Studium. So bietet der Arbeitgeber in der Regel Unterstützung bei Fach- und Diplomarbeiten an. Ein oft praktizierter Ansatz ist es, die theoretischen Kenntnisse aus dem Studium praktisch im Job als Mitarbeiter anzuwenden oder sogar später zu erwerbende Kenntnisse aus dem Studium vorwegzunehmen. Die so erworbenen praktischen Kenntnisse und die allgemeine Berufserfahrung können sich später positiv auf eine mögliche Einstellung auswirken, weswegen besonders diese Form der Erwerbsarbeit neben dem Studium sich großer Beliebtheit erfreut.
Für Arbeitgeber stellen Werkstudenten eine wesentliche Möglichkeit dar, Nachwuchskräfte zu finden und an ihr Unternehmen zu führen. So beschäftigen so gut wie alle großen Unternehmen in Deutschland Werkstudenten.
Einzelnachweise
- ↑ Daten nach: Friedhelm Golücke: Studentenwörterbuch. Graz/Wien/Köln 1987, S. 499. ISBN 3-222-11793-4
Siehe auch
Literatur
- Erich Brautlacht: Der Werkstudent. München 1924.
- J. H. Mitgau (Hrsg.): Erlebnisse und Erfahrungen Heidelberger Werkstudenten. Eine Sammlung von Berichten. Heidelberg 1925.
- Wilhelm Schenkel: Der Werkstudent. Potsdam 1927.