Theophanu (HRR)

Frau Kaiser Ottos II. und Mitkaiserin des ostfränkisch-deutschen Reiches
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Theophánu, Theopháno, Theophánia (* ca. 955 oder früher im oströmischen Reich [für den Westen seit dem 17. Jahrhundert byzantinisches Reich]; † 15. Juni 991 in Nimwegen), byzantinische Prinzessin, wurde die Frau Kaiser Ottos II. und Mitkaiserin des Heiligen Römischen Reiches für 11 Jahre und Kaiserin für 7 Jahre. Sie war eine der einflussreichsten Herrscherinnen des Mittelalters und steht in der Herrscherfolge des Kaiserreichs zwischen Otto II. und Otto III.

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Otto II. und seine Gemahlin Theophanu, von Christus gekrönt und gesegnet; Relieftafel aus Elfenbein, etwa 982/983, Mailand (?), Museum Cluny, Paris

Der Name Theophanu bedeutet aus dem Griechischen Gotteserscheinung (Theophanie).


Leben und Wirken

Theophanu war vermutlich die Tochter des Konstantin Skleros und seiner Gattin Sophia Phokas, somit Nichte des oströmischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes. Durch Vermittlung des Kölner Erzbischofs Gero wurde sie am 14. April 972 zur Gemahlin Ottos II. Aus der Ehe gingen fünf Kinder hervor:

  • Adelheid, Äbtissin von Quedlinburg
  • Sophia, Äbtissin von Gandersheim und Essen
  • Mathilde, spätere Ehefrau von Pfalzgraf Ezzo
  • Kaiser Otto III.
  • vermutlich eine Zwillingsschwester Ottos III., für die Otto II. direkt nach der Geburt eine Totenmesse abhalten ließ.

Der Heiratsurkunde der Theophanu ist zu entnehmen, dass sie bei ihrer Heirat in Rom vom Papst zur Kaiserin gekrönt wurde. In den Urkunden Ottos II. wird Theophanu oft erwähnt (etwa in einem Viertel aller Urkunden), was ihr bevorzugtes und einflussreiches Interesse an den Angelegenheiten des Reiches bezeugt. Sie war zu ihrer Zeit sicherlich die reichste Frau des Kaiserreichs.

Nach dem überraschenden Tod Ottos II. am 7. Dezember 983 in Rom rief Willigis, der Erzbischof von Mainz, Theophanu und Adelheid, Ottos II. Mutter, aus Italien nach Deutschland. In Rara (Rohr bei Meiningen) übergab 984 Heinrich von Bayern (der Zänker), der nächste männliche Verwandte der herrschenden Dynastie, der deshalb Ansprüche auf die Vormundschaft und Regentschaft erhob, den schon zum König gekrönten unmündigen dreijährigen Otto III. an Theophanu. Im Mai 985 wurde Theophanu in Frankfurt endgültig die Herrschaft zugesprochen, es bahnte sich die Erblichkeit der Krone im Reich an. Zur gleichen Zeit regierten Theophanus Brüder in Konstantinopel, das Kaisertum von Ost und West lagen für einen Moment der Weltgeschichte in den Händen einer Herrscherfamilie. Theophanu war bis zu ihrem Tod 991, dem Höhepunkt ihrer Macht, Regentin des Heiligen Römischen Reichs.

Sie festigte zusammen mit ihrer Schwiegermutter Adelheid die Reichsherrschaft insbesondere in Lothringen und Italien, aber auch an der slavischen Ostgrenze (986 erschienen nach mehreren Feldzügen der Kaiserin die Slavenfürsten Böhmens und Polens in Frieden zum Hoftag zu Quedlinburg). Durch ihre kluge Machtpolitik gelang es ihr, ihrem Sohn Otto III. den Kaiserthron zu sichern.

Theophanu lässt offizielle Dokumente in Ausübung ihrer Regierungsgewalt ausstellen und durchbricht damit die politischen Wirkungsmöglichkeiten der Kaiserinnen des Heiligen Römischen Reiches des 10. und 11. Jahrhunderts. In der Ravennater Urkunde vom 1. April 990 signierte sie in byzantinischer Tradition als Kaiser (nicht als Kaiserin, siehe Kaiserin Eirene und Kaiserin Theodora, die beide an Stelle ihrer Söhne regierten), eindrucksvoll als Theophanius gratia divina imperator augustus - Theophanius, durch göttliche Gnade erhabener Kaiser.

Die Kaiserin Theophanu stirbt nach kurzer Krankheit am 15. Juni 991 in Nimwegen und wird auf ihrem Witwensitz in Köln in der Abteikirche St. Pantaleon bestattet. Nach dem Tode Theophanus konnte ihre Schwiegermutter, die Kaiserin Adelheid, ohne Schwierigkeiten die Regentschaft für den Enkel Otto III. bis Ende 994 weiterführen.

Gerade in der Zeit um 1000 orientiert sich die Kunst im Reich an byzantinischen Vorbildern (Buchmalerei, Goldschmiedekunst); Theophanu brachte aus Konstantinopel ein Gefolge aus Künstlern, Architekten und Kunsthandwerkern mit, durch die sich u. a. der Einfluss der byzantinischen Künste im Reich verbreitete. Weiterhin lässt sich die Verbreitung des Nikolausbrauchtums auf Theophanu zurückführen.

Grabstätte St. Pantaleon

Theophanu wurde auf eigenen Wunsch im Westwerk von St. Pantaleon in Köln beigesetzt (einer ihrer Lieblingsheiligen war der heilige Pantaleon). Ihre letzte Ruhestätte fand sie (nach mehreren Umbettungen) in dem von Sepp Hürten neu gestalteten Sarkophag aus weißem Naxos-Marmor, in den am 28. 12. 1962 ein Bleibehälter mit den wenigen sterblichen Überresten der Kaiserin eingebettet wurde. An der Stirnseite des Sarkophages ist in Anlehnung an das oben abgebildete Elfenbeinrelief des 10. Jahrhunderts ein das Herrscherpaar krönender und segnender Christus zu sehen mit der Hagia Sofia aus Konstantinopel und Sankt Pantaleon aus Köln als Symbol der geeinten Kirche zu Ottos II. und Theophanus Zeiten, verbunden aber auch mit dem heutigen Wunsch nach Einigkeit. Der Sarkophag wird von folgender Schrift umgeben: Domina Theophanu, Imperatrix, uxor et mater Imperatoris, quae basilicam sancti Pantaleonis gummo honore coluit et rebus propriis munificenter cumulavit, hic sepulcrum sibi constitui iussit (Kaiserin Theophanu, Gattin eines Kaisers und Mutter eines Kaisers, die dieser Kirche des hl. Pantaleon besondere Gunst erwies und sie aus ihrem Besitz großzügig beschenkte, ließ sich an dieser Stelle bestatten).

Seit 1989 findet jährlich am 15. Juni, dem Todestag Theophanus, am Sarkophag der Kaiserin eine Eucharistiefeier für die Einheit der Christen in Ost und West statt, deren kirchliche Einheit 1053 auseinanderbrach. Erst 1965 wurden die gegenseitigen Exkommunikationen durch Papst Paul VI. (Rom) und dem Patriarchen Athenagoras (Konstantinopel [Istanbul]) aufgehoben.

Literatur

  • Henry Benrath: Theophano (Roman), ISBN 342106590X
  • Helmut Fußbroich: Theophanu - Die Griechin auf dem Deutschen Kaiserthron, ISBN 3879092591, Wienand Verlag, Köln 1991
  • Anton van Euw / Peter Schreiner (Hrsg.): Kaiserin Theophanu, Begegnung des Ostens und Westens um die Wende des ersten Jahrtausends. Gedenkschrift des Kölner Schnütgen-Museums zum 1000. Todesjahr der Kaiserin, 2 Bände, © Schnütgen-Museum, Köln 1991
  • Kaiserin Theophanu : Prinzessin aus der Fremde - des Westreichs Große Kaiserin / hrsg. von Gunther Wolf. Mit Beitr. von Helmut Fußbroich ... Wolf, Gunther [Hrsg.] ; Fußbroich, Helmut. Köln [u.a.] : Böhlau, 1991. ISBN: 3-412-05491-7
  • Peter von Steinitz (Hrsg.)/Pantaleonsschriften: Theophanu, ISBN 3980519716
  • Eberhard Horst: Geliebte Theophanu - deutsche Kaiserin aus Byzanz (Roman), ISBN 3499139340 RoRoRo
  • Dieter Matthes: Die Heiratsurkunde der Theophanu, © Niedersächsisches Staatsarchiv Wolfenbüttel 1984
  • Marilyn Yalom: Birth of the Chessqueen - A History, ISBN 0060090642 © 2004 Harper Collins