Cäsarenwahnsinn (engl: imperial madness) bezeichnet einen krankhaften, übersteigerten und mit Wahnvorstellungen verbundenen Trieb zur Macht von Herrschern und Diktatoren. Der Cäsarenwahn zeigt sich in unberechenbaren politischen oder persönlichen Handlungen und Entscheidungen, die politische und ethische Normen missachten. Das Verhalten wird auf Mitglieder des Herrscherhauses der Julier (Caligula, Nero) zurückgeführt. Tacitus bezeichnete diese Handlungspraxis als "furor principum" (dt. Fürstenwahnsinn, Historiae 3,72).
Der spätere Friedensnobelpreisträger Ludwig Quidde veröffentlichte 1894 eine Satire (und Abrechnung) auf den deutschen Kaiser Wilhelm II mit dem Titel Caligula : eine Studie über römischen Cäsarenwahnsinn, die seine Karriere als Historiker abrupt beendete.
Neuere Forschungen versuchen die antiken Quellen kritischer zu belegen (Winterlich) und zu zeigen, dass etwa die Handlungen des Caligula (Gottesverehrung, das Lieblingspferd als Senator einsetzen, etc) in der Betrachtungsweise der Antike rational nachvollziehbar sind.
Siehe auch: Hybris, Tyrannenmord, Despotie
Literatur
- Quidde, L., Caligula : eine Studie über römischen Cäsarenwahnsinn, 1894
- Holl, K., Kloft, H., Fesser, G., Caligula - Wilhelm II. und der Caesarenwahnsinn : Antikenrezeption und wilhelminische Politik am Beispiel des "Caligula" von Ludwig Quidde, Bremen, Ed. Temmen, 2001, ISBN 3-86108-782-0 ISBN 3-86108-781-2
- Kloft, H., Caligula. Ludwig Quidde und der Cäsarenwahnsinn in Genie und Wahnsinn. Konzepte psychischer ‘Normalität’ und ‘Abnormität’ im Altertum, Bernd Effe, Reinhold F. Glei (Hg.), 2000, ISBN 3-88476-402-0
- Röhl, John, Kaiser Wilhelm II. Eine Studie über Cäsarenwahnsinn, Schriften des Historischen Kollegs, Vorträge 19, München 1989
- Winterling, A., Caligula, eine Biographie, München, C.H. Beck, 2003, ISBN 3-406-50206-7
Weblinks
Winterling, A., Caligula, eine Biographie, Rezension, 15 Seiten, PDF, 179KB