Sozialpolitik im Nationalsozialismus

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Viele Deutsche verbinden die Zeit des Nationalsozialismus auch mit einer effektiven Bekämpfung der Massenarbeitslosigkeit, die zuvor 1932 mit 6 Millionen ihren Höhepunkt erreicht hatte. Tatsächlich war Hitler die Stimmungslage in der Bevölkerung sehr wichtig, und der 2. Weltkrieg diente auch dazu, durch Plünderung der besetzten Gebiete und Enteigung und Vernichtung der dort lebenden Juden gewaltige soziale Wohltaten für die eigene Bevölkerung zu finanzieren.

Vorgeschichte

Am Ende des ersten Weltkrieges brach auch deshalb die Stimmung in Deutschland zusammen, weil die aus Adel und Großbourgeoisie stammende Reichsleitung nicht in der Lage war, die Not des industriellen Proletariats zu erkennen. Tatsächlich war die Kriegszeit durch Mängel im Ernährungssektor und eine allgemeine Verarmung von weiten Teilen der Bevölkerung gekennzeichnet.

Die aus der Arbeiterschaft stammende NSDAP beschäftigte sich dagegen in ihrem 25-Punkte-Programm von 1920 mit mehr als der Hälfte der Punkte mit der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Dieses gipfelte in dem sozialistischen Wahlspruch: "Gemeinnutz geht vor Eigennutz". Es war trotzdem jedoch kein sozialistisches Programm, aber für die Kleinen Leute gedacht.

Arbeitslosigkeit

Bereits in den ersten Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft sank die Zahl der Arbeitslosen deutlich. Dies lag unter anderem daran, dass das von der Brüning-Regierung eingeleitete Beschäftigungsprogramm (Meliorationen, Straßenbau, Wohnungsbau) fortgesetzt wurde. Insbesondere der Autobahnbau wurde propagandistisch in Szene gesetzt. Außerdem war das wirtschaftliche Tief der vergangenen Jahre durchschritten.

Die Arbeitslosenzahl sank auch deshalb, weil einige Branchen (Landarbeiter, Fischereiarbeiter, Forstarbeiter, Dienstboten) aus der Arbeitslosenversicherung herausgenommen wurden.

Außerdem wurde Frauenarbeit verpönt und eine Kampagne gegen Doppelverdiener gestartet. Insbesondere aus dem Dienstleistungsgewerbe und den höher qualifizierten Berufen wurden Frauen systematisch verdrängt und dadurch viele freien Stellen geschaffen.

Arbeitslosigkeit im Januar 1933 und 1934 (in Mio.)

Januar 1933 Januar 1934
Registrierte Arbeitslose 6,0 3,8
Unsichtbare Arbeitslose 1,5 1,4
Quasi Arbeitslose 0,1 0,8
Arbeitslose insgesamt 7,6 6,0

1935 wurde die Wehrpflicht eingeführt und damit die Arbeitslosenzahl weiter gesenkt. Nach der Einführung des zwangsweisen Reichsarbeitsdienstes und des Pflichtjahres für Mädchen wurde durch die anlaufende Rüstungskonjunktur faktisch eine Vollbeschäftigung erreicht.

Steuerpolitik

1934 wurde mit der Reichsfinanzreform die 1920 eingeführte Reichseinkommenssteuer fortentwickelt und das noch heute geltende Steuersystem mit den Steuerklassen I bis IV geschaffen. Ebenso wurde das Ehegattensplitting eingeführt, um letztlich die Steuerlast zugunsten der Verheirateten und der Familien mit Kindern zu mildern und zum Nachteil der Ledigen zu erhöhen. Damit der deutsche Arbeiter gemäß dem nationalsozialistischen Grundsatz auch die Möglichkeit haben sollte, im Grünen zu wohnen, wurde die Kilometerpauschale eingeführt.

Ideologie

Alle sozialstaatlichen Maßnahmen waren letztlich einem Ziel untergeordnet: Der nationalsozialistischen Rassenideologie. Damit der "Volkskörper" gesund und die arische Rasse rein bleibe, sollten die Leistungen körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen und "rassisch Minderwertigen" nicht zugute kommen (siehe auch: Rassenhygiene).

Wenn gleich die Judenverfolgung (siehe auch: Arisierung) und der Holocaust aus ideologischen Gründen durchgeführt wurden, war es zugleich ein staatlich gefördertem Raubzug, der zu beträchtigen Einnahmen für das Dritte Reich führte. Alleine die nach der Reichsprogromnacht von 19389 verfügte sogenannte Judenbuße von einer Milliarde Reichsmark erhöhte die Staatseinnahmen um mehr als sechs Prozent. Letztlich ermöglichten diese Einnahmen der deutschen Bevölkerung auch zu Kriegszeiten einen vergleichsweise komfortablen Lebensstandard.

Zuckerbrot und Peitsche für Arbeitnehmer

Das Verhältnis zu den Arbeitnehmern schwankte zwischen Zuckerbrot und Peitsche: Einerseits wurden die Gewerkschaften verboten und durch die Deutsche Arbeitsfront ersetzt, die man kaum als Gewerkschaftsersatz bezeichnen kann. Außerdem wurden durch einen Lohnstopp faktisch die Reallöhne gesenkt und die Arbeitszeiten beim Übergang in die Kriegswirtschaft erhöht. Andererseits gab es auch soziale Verbesserungen und Geschenke: So wurde der 1. Mai als Feiertag für die Arbeiter und der Hausarbeitstag für die Frauen eingeführt. Außerdem wurde die Kraft durch Freude-Organisation gegründet, um durch Ferienreisen und Freizeitveranstaltungen eine Gleichschaltung der deutschen Bevölkerung im Freizeitbereich im Sinne des Nationalsozialismus zu erreichen.

während des 2. Weltkrieges

Im Gegensatz zum 1. Weltkrieg fand während des 2. Weltkrieges niemals eine komplette Mobilmachung und Umstellung auf eine Kriegswirtschaft statt. Tatsächlich wurde in den zivilen Bereichen für eine lange Zeit fast unbeeindruckt vom Krieg weiter produziert. Möglich war das, da die Kriegswirtschaft auf das Prinzip der Blitzkriege fixiert war und auf eine Tiefenrüstung verzichtet wurde. Außerdem profitierte das 3. Reich von den anfänglichen Erfolgen der Wehrmacht, die den Zugriff auf die Nahrungsmittel und Arbeiterskräfte aus den besetzten Ländern ermöglichte (siehe auch: Kriegswirtschaft Deutschland (1939-1945), Zwangsarbeit in der Zeit des Nationalsozialismus).

Anders als im 1. Weltkrieg konnten so Hungersnöte verhindern werden, und insbesondere den deutschen Frauen ging es wirtschaftlich außerordentlich gut, da sie doppelt so hohe Versorgungssätze wie die Frauen britischer und US-amerikanischer Soldaten erhielten.

Siehe auch

Literatur