Die römisch-katholische Kirche in Deutschland umfasst 25,685 Millionen Katholiken (31,2% der Gesamtbevölkerung)[1]. Die Anzahl der Kirchenaustritte hat in den letzten Jahren abgenommen und lag 2006 bei 84.000. Die Zahl der Teilnehmer an der sonntäglichen Messfeier nimmt von Jahr zu Jahr noch immer ab und betrug nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz 2006 3,6 Millionen Menschen, 14,0% der Kirchenmitglieder oder 4,4% der Gesamtbevölkerung.

Wenn auch die Katholische Kirche ihrem Wesen nach weltumspannend (katholikos: „allgemein“) ist, so können doch die einzelnen Länder unterschieden werden, und zum Beispiel die Kirche Deutschlands tritt auch als solche gelegentlich in der Weltkirche in Erscheinung.
Definition
Unter „Kirche Deutschlands“ ist hier die katholische Kirche in der Bundesrepublik Deutschland zu verstehen. Der „deutsche“ liturgische Kalender dagegen bezieht sich auch auf Österreich, die Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg und Südtirol, für die alle zusammen auch der Salzburger Erzbischof nach wie vor den Titel des „Primas Germaniae“ innehat. Mit diesem Titel sind allerdings keine Rechtsfolgen mehr verbunden.
Struktur und Statistik
Die Katholische Kirche besteht in Deutschland aus sieben Kirchenprovinzen mit insgesamt 27 Diözesen:
Überblick über die Kirchenprovinzen in Deutschland
Nummer | Metropolie | Metropolitanerzbischof | Suffraganbistümer | Suffraganbischöfe | Lage der Metropolie in Deutschland |
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1 | Bamberg | Ludwig Schick | Eichstätt Würzburg Speyer |
Gregor Maria Hanke OSB Friedhelm Hofmann Karl-Heinz Wiesemann |
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2 | Berlin | Georg Kardinal Sterzinsky | Dresden-Meißen Görlitz |
Joachim Reinelt Konrad Zdarsa |
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3 | Freiburg | Robert Zollitsch | Mainz Rottenburg-Stuttgart |
Karl Kardinal Lehmann Gebhard Fürst |
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4 | Hamburg | Werner Thissen | Hildesheim Osnabrück |
Norbert Trelle Franz-Josef Bode |
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5 | Köln | Joachim Kardinal Meisner | Aachen Essen Limburg Münster Trier |
Heinrich Mussinghoff Felix Genn Franz-Peter Tebartz van Elst Franz-Josef Overbeck (Diözeanadministrator) Robert Brahm (Diözesanadministrator) |
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6 | München-Freising | Reinhard Marx | Augsburg Regensburg Passau |
Walter Mixa Gerhard Ludwig Müller Wilhelm Schraml |
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7 | Paderborn | Hans-Josef Becker | Erfurt Fulda Magdeburg |
Joachim Wanke Heinz-Josef Algermissen Gerhard Feige |
Überblick über die Diözesen in Deutschland
Weitere Fakten
Bedeutend unter den Bistümern sind die traditionell von einem Kardinal regierten Erzbistümer Köln und München-Freising, welche als Metropolit (nicht nur) des größten Teils des Rheinlandes bzw. als geborener Vorsitzender der Freisinger Bischofskonferenz eine Vorrangstellung in traditionell katholischen Regionen genießen. Seit dem 12. Jahrhundert führt Köln sogar die Bezeichnung „Sancta“ im Stadtnamen: „Sancta Colonia Dei Gratia Romanae Ecclesiae Fidelis Filia“ — Heiliges Köln von Gottes Gnaden, der römischen Kirche getreue Tochter. Bedeutend ist auch das Hauptstadtbistum, welches in jüngerer Zeit gleichfalls zu einem traditionellen Kardinalssitz geworden ist. Mainz hat das alte Vorrecht, sich „Heiliger Stuhl“ zu nennen, was keinem anderen Bistum der Welt außer Rom zukommt.
Die Bistümer sind im allgemeinen weiter unterteilt in Seelsorgeregionen, Dekanate und Pfarreien; auf der Ebene letzterer gibt es auch weitere Seelsorgsstellen wie zum Beispiel in Krankenhäusern. Die Zahl der Pfarreien und sonstiger Seelsorgsstellen beträgt 12.521 (Stand: 2006).
Für die Gläubigen sorgen (Stand 2005) 102 Bischöfe (davon 34 emeritiert; ohne Kurienbischöfe), 13.924 Welt- und 2.266 Ordenspriester (davon zusammen 4.956 beurlaubt oder im Ruhestand) und 2.742 Ständige Diakone, von denen 1.676 noch einen weiteren Beruf ausüben. Von den Priestern sind 8.751 unmittelbar in der Pfarrseelsorge tätig. Somit betreut ein Pfarrer in Deutschland im Durchschnitt zwischen zwei- und dreitausend Gläubige, dennoch sind viele Pfarrgemeinden (insbesondere Dorfgemeinden) wegen des Priestermangels unbesetzt.
Zusammengeschlossen sind die Bistümer im Verband der Diözesen Deutschlands, welcher auch Rechtsträger der Deutschen Bischofskonferenz ist. Derzeitiger Vorsitzender ist der Freiburger Erzbischof S. Ex. Robert Zollitsch. Des weiteren existiert für die Bistümer Bayerns und der ehemals bayrischen Pfalz die Freisinger Bischofskonferenz unter dem Vorsitz des München-Freisinger Erzbischofs. Der Heilige Stuhl ist in Deutschland durch den Apostolischen Nuntius Erzbischof S. Ex. Jean-Claude Périsset vertreten.
Eine Besonderheit der deutschen Kirche ist die weitverzweigte Organisation der Laien in eigenen Gremien. Die Pfarrgemeinderäte werden von den Katholiken der einzelnen Pfarreien gewählt (in der Regel aktives Wahlrecht ab 16 und passives ab 18 Jahren); der Pfarrer beruft noch Mitglieder hinzu. Entsprechend werden von den PGRs Dekanatsräte gewählt, und dann wiederum die Diözesanräte und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (Präsident 2006: Hans-Joachim Meyer). Im ZdK sind viele Politiker vertreten, wie z. B. Meyer selbst oder Bundesministerin Annette Schavan.
Als „Land der Reformation“ ist Deutschland konfessionell eher gespalten, wobei die Spaltung nach der Integration der Ostflüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr in früheren Ausmaßen auftritt. Dennoch kann man den Süden und Westen als tendenziell katholisch bezeichnen (Bistum Passau mit 88,9% Katholikenanteil), während die ehemaligen preußischen Gebiete im Norden und Osten eher protestantisch geprägt sind (Erzbistum Hamburg mit 6,8% Katholiken, aber 46,5% Protestanten bei der Nordelbischen Evangelisch-Lutherischen Landeskirche) und die Neuen Bundesländer dem Christentum zum Großteil entfremdet sind (Bistum Dresden-Meißen mit 3,4% Katholiken, bei nur 21,6% Protestantenanteil der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens).
In Deutschland existiert ein Kirchensteuersystem, welche den deutschen Bistümern im Vergleich mit den Bistümern anderer Länder zu einer gewissen Finanzkraft verhilft.
Auf ein Ordensleben haben sich 30.160 Menschen verpflichtet, davon 4.961 Männer (3 388 Priester) und 25.199 Frauen. Säkularinstituten gehören 2.161 Leute an (200 Männer, 1.961 Frauen), dem Opus Dei circa 600.
Die Zahl der Besucher der sonntäglichen Messfeier nimmt von Jahr zu Jahr ab und betrug nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz 2005 nur noch 3,6 Millionen Menschen, (14,0% der Kirchenmitglieder) gegenüber 6,19 Millionen Teilnehmer im Jahre 1990 (21,9% der Kirchenmitglieder in 1990).
Auch in den anderen Bereichen der Grundstrukturen des kirchlichen Lebens gibt es rückläufige Zahlen. Die Anzahl der Taufen ist 2006 mit 188.077 Personen auf einen neuen Tiefstand angelangt, in 1990 wurden noch 300.000 Personen getauft. Die Zahl der Trauungen verringerte sich auch und betrug 49.613 (1990: 116.000). Bei den katholischen Bestattungen lag die Anzahl im Jahr 2006 bei 253.259 Personen (1990: 298.000).
2006 traten 84.389 Personen aus der katholischen Kirche aus, deutlich weniger als in den Jahren davor.
Die Kirche beschäftigte in Deutschland 2005 3.003 Pastoralreferenten (1.904 Männer, 1.099 Frauen) und 4.311 Gemeindereferenten (961 Männer, 3.350 Frauen), dazu kommen weitere Beschäftigte in der Kirche angeschlossenen Organisationen (z.B. Caritas). Insgesamt stehen etwa einhunderttausend Menschen bei ihr in Diensten.
Geschichte
Bis zur Reformation
Die Geschichte der katholischen Kirche in Deutschland beginnt bereits in römischer Zeit. Das erste bekannte Bistum im 3. Jahrhundert war Trier. Kurz danach wurden weitere Bistümer wie Köln, um 300, oder im 4. Jahrhundert Mainz, begründet. Mit dem Ende des Römischen Reiches kam es jedoch zu einem Stillstand der Mission, die auch nicht durch einige iro-schottische Missionsversuche wieder belebt wurden. Erst mit Bonifatius kam es wieder zu Bewegungen in der Kirche Deutschlands. Neben einer Straffung der Moral und einer Ordnung der bereits vorhandenen Kirche kam es nun zu neuen Missionen mit Bistumsgründungen. Als erste Kirchenprovinzen wurden Mainz, Köln und Trier errichtet. Doch auch in den folgenden Jahrhunderten wurde die Macht der Bischöfe durch zahlreiche mächtige Klöster durchlöchert. Mit dem ausgehenden 10. Jahrhundert begann die Osterweiterung des Reiches. Auch sie führte zu neuen Missionen und Bistumsgründungen, so dass man die Grundstruktur der Katholischen Kirche in Deutschland mit dem frühen 12. Jahrhundert als abgeschlossen betrachten kann. Eine Besonderheit bilden hierbei die zumeist großflächigen Diözesen, welche in ihrer Größe nicht mit italienischen oder französischen Bistümern zu vergleichen sind. Primas Germaniae - schon damals in Deutschland ein reiner Ehrentitel - wurde der Erzbischof von Magdeburg.
- Deutsche Bistümer um 1500:
- Patriarchat Aquileia mit Laibach, Pedena, Trient und Triest
- zur Kirchenprovinz Besançon (Frankreich): Basel, Lausanne
- Erzbistum Bremen-Hamburg mit Lübeck, Ratzeburg und Schwerin
- zur Kirchenprovinz Gnesen (Polen): Breslau und Lebus
- Köln mit Lüttich, Minden, Münster, Osnabrück, Utrecht
- Magdeburg mit Brandenburg, Havelberg, Merseburg und Naumburg
- Mainz mit Augsburg, Chur, Eichstätt, Halberstadt, Hildesheim, Konstanz, Paderborn, Speyer, Straßburg, Verden, Worms und Würzburg
- Erzbistum Prag mit Olmütz
- zur Kirchenprovinz Reims (Frankreich): Tournai
- Salzburg mit Brixen, Chiemsee, Freising, Gurk, Lavant, Passau, Regensburg, Seckau, Wien und Wiener Neustadt
- zur Kirchenprovinz Tarantaise (Frankreich): Sitten
- Trier mit Metz, Toul und Verdun
- zur Kirchenprovinz Lund (Dänemark): Schleswig
- zur Kirchenprovinz Riga (Baltikum): Ermland, Kulm, Pomesanien, Samland
- Exemte Bistümer: Bamberg, Cammin, Meißen
Reformation/Gegenreformation
Zu weiteren Veränderungen innerhalb der deutschen Kirche kam es erst mit der Reformation. Hierbei gab es unter den Gläubigen, wie auch der Kirchenleitung, oftmals Verwirrung. War doch gar nicht klar, welcher Konfession man nun angehörte. So heißt es von einem Pfarrer, dass er verheiratet sei und den Laienkelch reiche, aber gut katholisch sei. Die katholische Gegenreformation führte zu einem neuen Bemühen um die Seelsorge und damit verbunden ein Heben der Bildung des einfachen Klerus. Neue Orden widmeten sich nun dem Schulwesen und der Krankenpflege und eine neue Volksfrömmigkeit erwuchs. Gleichzeitig gingen zahlreiche Bistümer unter, deren Gebiete erst reformiert und dann säkularisiert wurden. Andere wiederum schieden durch den „Besitzwechsel“ aus und fielen an Frankreich oder Polen. Es entstanden aber auch neue, so wie in den heutigen Niederlanden und Belgien. Für das untergegangene Erzbistum Magdeburg wurde nun der Erzbischof von Salzburg zum Primas Germaniae.
Aus protestantischer Sicht ist die Reformation ein Prozess der Teilung der katholischen (d.h. „allgemeinen“) Kirche gewesen, in dessen Folge die eine Kirche in mehreren Teilen weiterbesteht. In den Teilen Deutschlands, die sich der Reformation anschlossen, entstanden so Landeskirchen unter der Leitung des jeweiligen Landesherren, statt des Papstes. Da sich - zumindest in Deutschland - die Bischöfe nicht der Reformation anschlossen, kann man aus katholischer Sicht und auch in organisatorischer Hinsicht durchaus von einer Abspaltung sprechen. Die meisten Kirchen der Reformation verstehen sich theologisch aber auch weiterhin als Teil der katholischen (also: „allgemeinen“) Kirche.
Bistumsmäßig gingen die ganze Kirchenprovinz Bremen-Hamburg sowie die Mainzer Suffragane Halberstadt und Verden verloren. Der vormalige Kölner Suffragan Utrecht wurde zum Erzbistum erhoben und war mit seinen Suffraganen nun ziemlich eindeutig dem belgischen Gebiete zugehörig; dort wurde auch das neue Erzbistum Mecheln errichtet, dem man unter anderem der vormalige Kölner Suffragan Lüttich unterstellte. Wien und Wiener Neustadt wurden exemt.
18. Jahrhundert
Im 18. Jahrhundert zeigten die Bemühungen der Gegenreformation endlich ihre Früchte. Die Lage der Kirche in Deutschland hatte sich stabilisiert und es blühte eine reiche Volksfrömmigkeit. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts aber kam es erneut zu Bewegungen, wenn auch zuerst nur klein und unscheinbar. So brachte die Aufklärung ein Erstarken des Nationalkirchengedankens, was zu einem Versuch der Einschränkung der Macht des Papstes über die deutsche Kirche führte.
Von der hierarchischen Struktur her war mittlerweile das Patriarchat von Venedig (vormals Aquileia) aufgehoben worden und das Erzbistum Görz für den österreichischen Teil an seine Stelle getreten. Wien war mit den neugeschaffenen Suffraganen Linz und St. Pölten zum Erzbistum erhoben worden, Breslau, Fulda, Laibach, Passau, und Sitten waren exemt. Sachsen, die Lausitz und Norddeutschland mussten als apostolische Präfektur bzw. Vikariate verwaltet werden.
Säkularisation und nachfolgende Zeit
Die Säkularisation hatte fast alle Strukturen der Kirche in Deutschland zerstört. Viele Bischofsstühle waren jahrelang vakant, ihre Gebiete fielen an neue Landesherren. Mit diesen wurde im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts neu verhandeln: Päpstliche Zirkumskriptionen mit den einzelnen Ländern, welche auch finanziell für die Bistümer aufkommen mussten, ordneten die Kirche neu:
- Deutsche Bistümer 1825:
- Bamberg mit Eichstätt, Speyer und Würzburg
- Freiburg mit Fulda, Mainz und Rottenburg
- Köln mit Hildesheim, Limburg, Münster, Osnabrück, Paderborn und Trier
- Erzbischöfliche Personalunion Gnesen-Posen: Bistum Kulm
- München-Freising mit Augsburg, Passau und Regensburg
- Exemte Bistümer: Breslau, Apostolische Präfektur Lausitz, Apostolisches Vikariat des Nordens, Apostolisches Vikariat Sachsen
In den folgenden Jahren kam es zu einem Erstarken der Volksfrömmigkeit und des Vereinswesens. Dies hatte auch politische Folgen: So wurde etwa die Zentrumspartei gegründet. Besonders im Bereich des Sozialen, also etwa in der Krankenpflege und der Kindererziehung, kam es zu zahlreichen Neugründungen von Ordensgemeinschaften. Auch der Konflikt mit dem preußischen Staat im Kulturkampf konnte das erstarken des Katholizismus nicht aufhalten. Die Abspaltung der alt-katholischen Kirche führte nur zu einem geringen Verlust von Gläubigen. Seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert versöhnten sich Staat und Kirche zunehmend. Dies führte auch zu einer zunehmenden "staatstragenden Einstellung" der kirchlichen Obrigkeit; so galt der Kölner Erzbischof Felix von Hartmann als ein Anhänger Kaiser Wilhelms II. Erst die Weimarer Republik führte die Katholische Kirche aus ihrem Schattendasein zu einer eigentlichen Emanzipation.
Weimarer Republik und Drittes Reich
1921 wurde das alte Bistum Meißen wiedererrichtet und 1930 das damals neugegründete Bistum Berlin (aus den brandenburgischen und pommerschen Teilen des vormaligen Bistums Breslau) mit dem ostpreußischen Bistum Ermland dem nun zum Erzbistum erhobenen Breslau unterstellt. Auch Paderborn (vormals zu Köln) wird Erzbistum, mit den Suffraganen Fulda (vormals zu Freiburg) und Hildesheim (vormals zu Köln). Die Apostolischen Vikariate und die Präfektur werden aufgehoben und den Bistümern zugeteilt.
Ein Konkordat mit dem ganzen Deutschen Reich, um das sich Nuntius Eugenio Pacelli (der spätere Pius XII.) bemüht, kam erst im Jahre 1933 unter der nationalsozialistischen Reichsregierung zustande; die Aussicht darauf spielte wohl auch eine Rolle bei der katholischen Zentrumspartei, dem Ermächtigungsgesetz zuzustimmen. Dieses Reichskonkordat gilt als „vorkonstitutionelles Recht“ weiter fort und bestimmt somit bis heute das Verhältnis der katholischen Kirche zum Staat.
Im Dritten Reich daraufhin gelang es der katholischen Kirche zunächst, sich der Gleichschaltung zu entziehen und auch einige Male Aufsehen zu erregen (z. B. durch die vom deutschen Erzbischof Michael Kardinal Faulhaber maßgeblich mitvorbereitete päpstliche Enzyklika „Mit brennender Sorge“ oder die Predigten des späteren Kardinals Bischof Graf Galen). Später aber zeigte sich, dass Hitler auf das Konkordat nicht viel gab. Die Eingliederung katholischer Jugendverbände in die Hitlerjugend und die Verfolgung missliebiger Geistlicher mit Hilfe des sogenannten Heimtückegesetzes (vor allem nach dem Erscheinen und Verlesen der Enzyklika Mit brennender Sorge) machten dies deutlich. Nicht wenige katholische Christen wurden vom NS-Regime verfolgt.
Doch wurde der Kirche nach dem Krieg auch eine unkritische Haltung zum Nationalsozialismus vorgeworfen. Insbesondere nach der Veröffentlichung des literarischen Werkes „Der Stellvertreter“ von Rolf Hochhuth wurden und werden, zunächst dem Papst, aber auch dem deutschen Episkopat, Schweigen und (nach Meinung der Kritiker) verfehlte diplomatische Zurückhaltung vorgeworfen. Allerdings wird immer wieder auch darauf verwiesen, dass die Kirche hinter der diplomatischen Fassade durchaus gegen den Nationalsozialismus arbeitete.
Die Lage im geteilten Deutschland
Die Teilung Deutschlands stellte auch die katholische Kirche vor Schwierigkeiten, besonders da die Kirche, bzw ihre Gläubigen in der DDR unter Repressalien litt. Organisatorisch wurden vor allem Provisorien angewandt, man hütete sich, die Bistumsgrenzen an den neuen Staatsgrenzen auszurichten; daran zeigt sich auch, dass die katholische Kirche in Deutschland - bisweilen in Opposition zum Heiligen Stuhl - die Wiedervereinigung favorisierte. Das Erzbistum Paderborn hatte einen „bischöflichen Kommissarius“ in seinem Ostteil in Magdeburg, die Bistümer Fulda und Würzburg einen gemeinsamen Generalvikar in Erfurt (der formelle Verwaltungssitz für die Würzburger war Meiningen). 1972/73 schließlich wurden die Gebiete mit dem Status eines (Erz-)Bischöflichen Amtes versehen und die Prälaten zu Apostolischen Administratoren ernannt, es unterblieb jedoch – außer beim bisherigen Erzbischöflichen Amt Görlitz, bei dem es um die deutsch-polnische, nicht die innerdeutsche Grenze ging – selbst die Erhebung zur Apostolischen Administratur, welche ja immer noch Vorläufigkeit ausdrücken würde.
In einem Gebiet, das von keinen rechtlichen Querelen um die Staatsgrenzen geplagt war, gründete man derweil 1957 ein neues Bistum, das „Ruhrbistum“ Essen als Suffragan von Köln.
Mitgliederzahlen in der "alten" Bundesrepublik
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Nach der Wiedervereinigung
Nach der Wiedervereinigung wurden 1994 die Provisorien aufgehoben, die territoriale Gliederung der deutschen Kirche kann als abgeschlossen betrachtet werden: Im einzelnen wurden die bischöflichen Ämter Erfurt-Meiningen (nun Erfurt) und Magdeburg zu Bistümern erhoben und Paderborn unterstellt, Berlin – dessen Bischöfe schon seit längerem kraft persönlicher Verleihung den Erzbischofstitel getragen hatten – wurde Erzbistum mit dem vormaligen exemten Bistum Meißen (seit 1980 Dresden-Meißen) und der Apostolischen Administratur (nunmehr Bistum) Görlitz als Suffraganen; und schließlich errichtete man aus vorwiegend osnabrückischen Gebieten das Erzbistum Hamburg und unterstellte ihm die Bistümer Osnabrück (vormals zu Köln) und Hildesheim (vormals zu Paderborn).
Im Jahre 1995 erreichte im Rahmen des sogenannten Kirchenvolksbegehrens die kirchenkritische Gruppierung „Wir sind Kirche“ in Deutschland nicht ganz eineinhalb Millionen Unterschriften. Seitdem finden sich gelegentlich bei kirchenpolitischen Entscheidungen in den Medien deren Stellungnahmen.
Eine weitere Konfliktsituation waren die Kontroversen mit dem Papst um die kirchliche Schwangerschaftskonfliktberatung. Hierbei wurde, nach absolvierter Beratung, ein Schein ausgestellt, welchen der deutsche Staat als Voraussetzung für eine straffreie Abtreibung akzeptierte. Ohne Beratungsschein kann die jeweilige Abtreibung gar nicht ausgeführt werden. Betonten die deutschen Bischöfe die durch die Beratung geretteten Menschenleben, so verwies der Papst darauf, dass durch den Schein eine formale Beteiligung der deutschen Kirche an der Abtreibung stattfand. Abtreibung hat nach Ansicht des Papstes und der deutschen Bischöfe, den moralischen Rang des Mordes. Nach einem schließlichen ausdrücklichen Verbot stellten die Bischöfe die Beratung, oder genauer das Ausstellen des Scheines, mit vorübergehender Ausnahme des Limburger Bischofs Franz Kamphaus, ein. Katholische Laien reagierten mit der Gründung des Vereines Donum Vitae, welcher laut dem damaligen Nuntius Erzbischof Lajolo in offenem Widerspruch zu den Anweisungen des Heiligen Vaters handle und das Zeugnis der Katholischen Kirche verdunkle. Ranghohe Mitglieder des Vereins sind zugleich Mitglieder des ZdK.
Aufsehen erregte der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller mit seiner Neuordnung der Laienräte, die er mit den Anforderungen des gültigen Kirchenrechts begründet und die unter anderem vom ZdK schärfstens verurteilt wurde: Sie sei „Rechtsbruch“; das ZdK plante vorübergehend, den neugebildeten Räten die Mitarbeit zu verweigern, Bischof Müller stellte die Zahlungen an das ZdK ein.
Papst Benedikt XVI. besuchte 2006 den Freistaat Bayern. Dieser Besuch wurde zu einem großen katholischen Fest und fand ein großes Medienecho. Eine seiner Aussagen kann als treffende Zustandsbeschreibung der Kirche Deutschlands gewertet werden; er sagte sinngemäß: Die deutschen Katholiken seien eifrige Spender, um soziale Projekte der Kirche in Ländern der Dritten Welt zu unterstützen; schwer aber sei es, von ihnen Geld für die eigentlich primäre kirchliche Aufgabe der Evangelisierung zu bekommen. Auch 2007 steigt die Zahl der Eintritte und Rückkehrer. [2] So sind die Zahlen der Austritte aus der römisch-katholischen Kirche seit dem Jahr 2003 (129.598) rückläufig.
Mitgliederzahlen im wiedervereinigten Deutschland
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Kirchenbauten
2006 gab es in Deutschland 24.500 katholische Kirchen, Tendenz leicht abnehmend. Siehe auch Liste bekannter Kirchengebäude. Auswahl kunsthistorisch besonders bedeutender Kirchen:
- Aachener Dom
- Bamberger Dom
- Hofkirche (Dresden)
- Dom und Severikirche (Erfurt)
- Dom St. Bartolomaeus (Frankfurt am Main)
- Frauenkirche (München)
- St. Michael (München)
- Freiburger Münster
- Hildesheimer Dom
- Kölner Dom
- Mainzer Dom
- Abtei Maria Laach
- Paderborner Dom
- Regensburger Dom
- Dom zu Speyer
- Trierer Dom
- Wieskirche
- Dom zu Worms
Quellen
- ↑ Anzahl der Katholiken in Deutschland von 1965 bis 2006 (in 1.000)
- ↑ Die Welt: Die Deutschen entdecken ihren Glauben wieder 8. April 2007
Weblinks
- Die „Deutsche Bischofskonferenz“ im Internet
- Nachrichten aus dem katholischen Deutschland
- Portal der katholischen Kirche in Deutschland
Linkkatalog zum Thema Katholische Kirche in Deutschland bei curlie.org (ehemals DMOZ) Vorlage:Navigationsleiste Römisch-Katholische Kirche in Europa