Als Schimmel bezeichnet man ein Pferd, das in beliebiger Farbe geboren wird und aufgrund des Grey-Genes allmählich weiß wird.


Im weiteren Sinne wird das Wort oft für alle Pferde mit völlig weißem Fell und alle Pferde, deren Fellfarbe durch eine erhebliche Menge an weißen Stichelhaaren aufgehellt ist, verwendet.
Echte Schimmel mit Grey-Gen
Das Ausschimmeln
Ein echter Schimmel ist Träger des Grey-Gens und wird mit einer anderen Grundfarbe als Weiß geboren, nämlich als Fuchs, Rappe oder Brauner oder in einer durch andere Gene modifizierten Farbvariante, erst im Laufe der Jahre findet die Ausschimmelung zum weißen Fell statt.
Beim Ausschimmeln verliert das Tier fortschreitend die Farbpigmente in Fell und Langhaar: Zuerst werden die Haare im Gesicht und in den Flanken weiß, so dass man Schimmelfohlen oft an einem grauen Kranz um Auge und Nüstern erkennen kann. Das ursprüngliche dunkle Fell ist an diesen Stellen schon dem helleren Fell eines Schimmels gewichen. a Das Ausschimmeln kann unterschiedlich lange dauern, doch irgendwann werden alle Schimmel „weiß“.
„Schimmel“ entspricht also keiner Farbe, wie beim Fuchs, Rappen oder Braunen, sondern stellt eine Farbveränderung dar, die mit dem Verlust der Farbpigmente in den Haaren einhergeht. Die Farbe der Iris im Auge und die der Hufe bleibt jedoch erhalten. Zeigt ein weißes Pferd am Körper rosa Haut (der „richtige“ Schimmel hat immer schwarze Haut), dann handelt es sich um eine der anderen Farben. a 10
Bezeichnungen für Farb- und Zeichnungsvarianten des Schimmels
In der Zeit der Ausschimmelung unterscheiden sich Schimmel durch ihre Färbung. So spricht man in dieser Zeit von Braunschimmeln, Rappschimmeln, Fuchsschimmeln und Grauschimmeln; ein Blauschimmel hat gleichmäßig dunkle und weiße Haare, ein Apfelschimmel die dunkleren in (Halb-)Kreisen angeordnet.
Beim „fertigen“ Schimmel unterscheidet man folgende Färbungen: Der Atlasschimmel ist vollkommen weiß, der Fliegenschimmel besitzt kleine rote, braune oder schwarze Tupfen im Fell, und der Rosenschimmel hat kleine rote Tupfen im Fell.
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Schimmelstute mit Schimmelfohlen, das einen weißen Kranz um die Augen hat.
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Dreijährige Schimmelstute (Araberkreuzung) - Man sieht schon deutlich, dass sie einmal weiß werden wird.
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Das vordere Tier ist ebenfalls eine dreijährige Schimmelstute, sie ist aber immer noch fast schwarz, da sie ungewöhnlich langsam ausschimmelt.
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Schimmel in der Phase der Ausschimmelung
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Porträt eines erwachsenen Schimmels
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Schimmelstute (Shagya-Araber)
Rassen
Die Schimmelfarbe ist recht häufig und kommt bei den meisten Pferderassen vor. Es gibt einige Rassen die meist oder ausschließlich Schimmel sind. Beim Camargue-Pferd gibt es nur Schimmel. Lipizzaner, Andalusier, Shagya-Araber und Boulonnais sind meist Schimmel.
Genetik
Das Grey-Gen (auch Gray-Gen) befindet sich auf Chromosom 25. Bei Lippizanern zeigte eine Studie, dass alle Schimmel dieser Rasse dieselbe Genmutation besitzen. Es handelt sich um eine Mutation vom STX17-Gen (Syntaxin-17-Gen), die dazu führt daß dieses Gen überexprimiert wird. Es wird vermutet, daß die Mutation das Wachstum von Melanozyten anregt, mit dem ergebnis daß einige Stammzellen der Melanozyten, die für die Färbung der Fellhaare zuständig sind, vorzeitig absterben, während sich gleichzeitig Melanozyten in der Haut übermäßig ausbreiten. 1 2 3 13 14
Das Grey-Gen (G) ist dominant gegenüber dem Wildtyp (g). Pferde, die von beiden Elternteilen das Schimmelgen geerbt haben (GG), sehen also genauso aus wie Pferde, die nur ein Allel des Gens haben (Gg). Um die normale Farbe beizubehalten, muss die Genkombination gg vorliegen. 10
Die dominant-rezessive Vererbung des Grey-Gens folgt den mendelschen Regeln:
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Wird ein reinerbiger Schimmel mit einem Pferd anderer Farbe angepaart, so sind alle Fohlen mischerbige Schimmel.
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Werden zwei mischerbige Schimmel miteinander gepaart, so ist das Fohlen mit einer Wahrscheinlichkeit von 25% ein reinerbiger Schimmel, mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% ein mischerbiger Schimmel und mit einer Wahrscheinlichkeit von 25% andersfarbig.
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Wird ein mischerbiger Schimmel mit einem andersfarbigen Pferd gepaart, so ist das Fohlen mit einer Wahrscheinlichkeit von 50% ein mischerbiger Schimmel und mit einer Wahrscheinlichkeit von ebenfalls 50% andersfarbig.
Auswirkungen auf die Gesundheit
Das Grey-Gens beeinflußt die Expression von zwei Genen: das Silver-Gen und TYRP1, dessen Mutationen oculocutanen Albinismus Typ 3 hervorrufen (OCA3). 4 Dadurch sind Schimmel im Alter besonders für Melanome anfällig, die aber gutartig sind und bei denen die Tumormarker ähnlich ausgeprägt sind wie bei den gutartigen blauen Nävi (Naevus coeruleus) des Menschen. Den Melanosomen (Farbstoffkörnchen) fehlt die sonst übliche innere Struktur und sie fusionieren oft mit anderen Melanosomen desselben Melanozyts (farbstoffbildende Zelle). 4 6 8 9 Im Gegensatz dazu sind Melanome bei Pferden, die keine Schimmel sind, oft bösartig. Diese bösartigen Melanome können auch bei Schimmeln auftreten, sind dort aber nicht häufiger als bei farbigen Pferden. 4 7
Schimmel im weiteren Sinne
links: ein Schimmel mit brauner Grundfarbe, der Kopf ist schon deutlich weiß
rechts: ein stichelhaariger Brauner, der Kopf ist deutlich dunkler als der Körper
Im weiteren Sinne wird das Wort Schimmel oft für alle Pferde mit völlig weißem Fell und alle Pferde, deren Fellfarbe durch eine erhebliche Menge an weißen Stichelhaaren aufgehellt ist, verwendet. Die moderne Pferdezucht sieht diese erweiterte Verwendung des Begriffes Schimmel auch für Pferde, die das Grey-Gen nicht besitzen, als irreführend an.
Pferde, die unter den erweiterten Schimmelbegriff fallen, sind hier mit ihren fachspezifischen präzisen Namen aufgeführt.
Neben weißen Schimmeln können folgende Pferdefarben zu einem völlig weißem Fell führen:
- Cremello, Perlino, Smoky Cream: Zweimal durch das Cream-Gen aufgehellte Pferde unterscheiden sich vom Schimmel durch rosa Haut und blaue Augen. Das Fell hat einen leicht goldenen oder silbernen Schimmer.
- Dominant weißes Pferd: hellbraune Augen und rosa Haut, absolut weißes Fell
- Maximale Schecken: Je nach Scheck-Gen unterschiedliche Augenfarbe, schneeweißes Fell, rosa Haut
Neben nicht völlig ausgeschimmelten Rotschimmeln, Blauschimmeln (Rappschimmel) oder Braunschimmeln können folgende Pferde vermischte weiße und farbige Haare im Fell haben:
- Stichelhaariges Pferd oder Dauerschimmel: Unterscheidet sich durch das dunkle Gesicht, wird aber verwirrenderweise manchmal auch als Blauschimmel, Rotschimmel oder Braunschimmel bezeichnet. Die Menge der weißen Haare wechselt mit den Jahreszeiten, das Pferd wird aber im Laufe des Lebens nicht heller.
- Rabicanos werden vor allem im Bereich des Brustkastens und oben auf dem Schweif hell, Beine, Hüfte, Schulter, Kopf und Hals bleiben dunkel.
- Varnish roan: Im Gesicht bleibt, während das Pferd im Laufe seines Lebens heller wird, eine dunkle V-Zeichnung erhalten, dunkles Fell reicht bis zu den Knien und Sprunggelenken, dunkle Flecken am Beinansatz.
- Sabino: Es ist immer mindestens eine Blesse, meist eine Laterne im Gesicht vorhanden. Meist kommen noch Abzeichen an den Beinen hinzu. Mähne und Schweif werden, wenn Stichelhaare auftreten bevorzugt weiß.
Apfelschimmel ähneln dem
- Rappwindfarbene Pferde, die Apfelschimmeln ähnlich sehen, haben nicht schwarze und weiße Haare vermischt sondern an den dunklen Stellen gleichmäßig graues Fell.
Fliegenschimmel ähneln dem
- Volltiger: Die dunklen Flecken sind nicht fliegengroß, sondern walnuss- bis apfelgroß.
Verwechslungsmöglichkeiten
Manche Palominofohlen, die grundsätzlich nur ein Cream-Gen besitzen, sind fast vollkommen weiß und legen die Bezeichnung Schimmel nahe. Jedoch sind sie ihrer Grundfarbe nach Füchse und entwickeln alle mit der Zeit einen goldenen Grundton des Fells, der von weiß-golden bis nahezu schokoladenbraun variieren kann, wobei eine völlig weiße Mähne und ein weißer Schweif erhalten bleiben.
Schimmel in Folklore, Religion und Literatur
- Veneter (Adria): In Heiligtümern der Veneter wurden nur Schimmel geopfert. 12
- Arabien: Bei den Arabern war der Schimmel ein Symbol für Erfolg und Glück, weiße Pferde wurden häufig geopfert oder waren Teil feierlicher Zeremonien. 10
- Polen: „Hast Du nie auf einem Schimmel gesessen, hast Du nie ein gutes Pferd geritten.“ - Altpolnisches Sprichwort
- Keltische Mythologie: In der irisch-keltischen Mythologie ist ein Schimmel das Symbol für den Tod.
- Japan:
Schimmel im Ise-Schrein in Japan - In Japan wird Frauen eine besondere Beziehung zu Pferden, insbesondere Schimmeln, zugesprochen. Um eine solche Verzauberung zu verhindern, darf eine Frau einem Pferd die Brust nicht zeigen oder muss bei der Begegnung mit einem Schimmel ausweichen. Hat ein Pferd aber einmal eine Frau verzaubert, so hält es beharrlich an ihr fest und wird die Bezauberte nicht mehr loslassen, selbst wenn man es tötet. In mehreren japanischen Sagen verlieben sich Pferde in eine Frau - mit unterschiedlichem aber meist unglücklichem Ausgang -, so wird einer solchen Beziehung beispielsweise die Entstehung der Seidenraupe zugeschrieben. 11
- Das aouma no sechie („Fest der weißen Pferde“), war wohl ursprünglich ein Fruchtbarkeitsritual. Darauf geht zurück, dass Schimmel als Glücksbringer gelten. So heißt es, dass demjenigen, dem am 7. Tag des Neujahrsmonats ein Schimmel begegnet, im kommenden Jahr alles Unglück fernbleiben wird. Das weiße Pferd war wohl ursprünglich als heiliges Tier des Himmels für den alltäglichen Gebrauch tabu. 11
- Diese Vorstellung hat sich auch mit dem Glauben an Pferde als Götter oder Herren über einen Teich oder See verbunden, wobei diese Pferde sehr oft Schimmel sind. 11
Literatur:
In Theodor Storms Novelle Der Schimmelreiter verkörpert ein als Klepper gekaufter Schimmel das Unheimliche, Geisterhafte der Hauptfigur Hauke Haien.
Siehe auch
Links
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- Winning Colors is NOT a roan! (Unterschiede zwischen Schimmeln (grey) und stichelhaarigen Pferden (roan))
Quellen
- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" Locke MM, Penedo MC, Bricker SJ, Millon LV, Murray JD: Linkage of the grey coat colour locus to microsatellites on horse chromosome 25. Anim. Genet. 2002 Oct;33(5):329-37. PMID: 123541401{{{2}}}
- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" Swinburne JE, Hopkins A, Binns MM: Assignment of the horse grey coat colour gene to ECA25 using whole genome scanning.2{{{2}}}
- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" Pielberg G, Mikko S, Sandberg K, Andersson L: Comparative linkage mapping of the Grey coat colour gene in horses. Anim. Genet. 2005 Oct;36(5):390-5. PMID: 161679813{{{2}}}
- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" Rieder S.; Stricker C.; Joerg H.; Dummer R.; Stranzinger G. A comparative genetic approach for the investigation of ageing grey horse melanoma. Journal of Animal Breeding and Genetics, Volume 117, Number 2, April 2000, pp. 73-82.4{{{2}}}
- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" Seltenhammer, M.H.; Simhofer, H.; Scherzer, S.; Zechner, P.; Curik, I.; Sölkner, J.; Brandt, S.M.; Jansen, B.; Pehamberger, H.; Eisenmenger, E.: Equine melanoma in a population of 296 grey Lipizzaner horses. Equine Veterinary Journal, Volume 35, Number 2, March 2003, pp. 153-157(5).5{{{2}}}
- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" Monika Heidemarie Seltenhammer, Elisabeth Heere-Ress, Sabine Brandt, Thomas Druml, Burkhard Jansen, Hubert Pehamberger and Gert Willhelm Niebauer: Comparative Histopathology of Grey-Horse-Melanoma and Human Malignant Melanoma Pigment Cell Research 17 (6), 674–681. doi:10.1111/j.1600-0749.2004.00192.x6{{{2}}}
- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" Patterson-Kane JC, Sanchez LC, Uhl EW, Edens LM. Disseminated metastatic intramedullary melanoma in an aged grey horse. J. Comp. Pathol. 2001 Aug-Oct;125(2-3):204-7.7{{{2}}}
- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" Ohmuro K, Okada K, Satoh A, Murakami K, Satake S, Asahina M, Numakunai S, Ohshima K: Morphogenesis of compound melanosomes in melanoma cells of a gray horse. J. Vet. Med. Sci. 1993 Aug;55(4):677-80.8{{{2}}}
- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" Gebhart W, Niebauer GW.: Comparative investigations of depigmented and melanomatous lesions in gray horses of the lipizzaner breed (author's transl.) Arch. Dermatol. Res. 1977 Jul 21;259(1):29-42. German. PMID: 9009919{{{2}}}
- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" Krista Siebel (Juli 2001): Analyse genetischer Varianten von Loci für die Fellfarbe und ihre Beziehungen zum Farbphänotyp und zu quantitativen Leistungsmerkmalen beim Schwein. Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Veterinärmedizin, Institut für Nutztierwissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin.10{{{2}}}
- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" Nelly Naumann: Das Pferd in Sage und Brauchtum Japans.11{{{2}}}
- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" Sydney D. Markman: Horse in Greek Art. Biblo & Tannen Booksellers & Publishers Incorporated (Juni 1969) ISBN 978-081960247312{{{2}}}
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- Fehler bei Vorlage * Pflichtparameter fehlt (Vorlage:FNZ): "2" A cis-acting regulatory mutation causes premature hair graying and susceptibility to melanoma in the horse, Gerli Rosengren Pielberg et al, Nature Genetics, 2008, Gen-Mutation macht die Lipizzaner zu Schimmeln, http://sience.orf.at, zugegriffen 2008-07-2114{{{2}}}