In der Schlacht bei Zorndorf im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) kam es am 25. August 1758 erstmals zum bewaffneten Aufeinandertreffen der preußischen Hauptarmee und der russischen Streitkräfte unter ihrem Oberbefehlshaber Graf Wilhelm von Fermor.
Schlacht von Zorndorf | |||||||||||||||||
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Teil von: Siebenjähriger Krieg | |||||||||||||||||
![]() Schematische Darstellung der Schlacht | |||||||||||||||||
Datum | 25. August 1758 | ||||||||||||||||
Ort | Zorndorf | ||||||||||||||||
Ausgang | Preußischer Sieg | ||||||||||||||||
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Europäischer Kriegsschauplatz:
Pirna* – Lobositz* – Prag* – Kolin* – Hastenbeck** – Groß-Jägersdorf* – Moys* – Hastenbeck* – Roßbach* – Breslau* – Leuthen* – Rheinberg** – Krefeld** – Domstadtl* – Olmütz* – Mehr** – Zorndorf* – Saint-Cast – Hochkirch* – Bergen** – Kay* – Minden** – Kunersdorf* – Lagos*** – Hoyerswerda* – Bucht von Quiberon*** – Maxen* – Koßdorf* – Landeshut* – Emsdorf** – Warburg** – Liegnitz* – Berlin* – Kloster Kampen** – Torgau* – Döbeln* – Vellinghausen** – Ölper** – Burkersdorf* – Reichenbach* – Freiberg*
(* Dritter Schlesischer Krieg, ** westlicher Kriegsschauplatz – Großbritannien/Kur-Hannover u. a. Alliierte gegen Frankreich, *** Seeschlacht)
Amerikanischer Kriegsschauplatz:
Siebenjähriger Krieg in Nordamerika und der Karibik
Monongahela – Lake George – Carillon – La Belle Famille – Québec – Beauport – Abraham-Ebene – Sainte-Foy – Restigouche – Tacky’s Rebellion – Belagerung von Havanna – Pontiac-Aufstand
Asiatischer Kriegsschauplatz:
Kalkutta – Chandannagar – Plassey – Cuddalore – Negapatam – Condore – Madras – Masulipatam – Pondicherry I – Chinsurah – Wandiwash – Pondicherry II – Manila – Palaris-Aufstand
Nach der Besetzung Ostpreußens 1757 durch Fürst Stepan Fjodorowitsch Apraxin stand im Sommer 1758 die Zukunft der brandenburgisch-preußischen Monarchie auf dem Spiel. Während von Süden her die Österreicher unter Leopold Joseph Daun anrückten, stand der russischen Armee das Tor nach Brandenburg offen. Kurz vor der Schlacht hatte das Artillerie-Bombardement der Oderfestung Küstrin begonnen, der Einfall in das Kernland des Königreichs stand unmittelbar bevor. In dieser Situation mussten sich die Truppen von König Friedrich II. in Zorndorf (nahe Neudamm) einer überlegenen feindlichen Streitmacht zum Kampf stellen.
Die Schlacht zog sich den ganzen Tag über in glühender Sommerhitze hin. Entgegen der bisherigen Erfahrung kann der sturmerprobte preußische Infanterieangriff auf Anhieb keine Bresche in die gegnerische Front schlagen. Lange Zeit wogt der Kampf unentschieden hin und her, der linke preußische Flügel weicht zurück, auch Feldmarschall Moritz von Anhalt-Dessau kann die Lage nicht wenden. Der König selbst zeichnet sich durch wagemutigen Einsatz seines eigenen Lebens aus, er steigt vom Pferd, ergreift die Fahne des Infanterieregiments Nr. 46 von Bülow und führt seine fliehenden Haufen wieder dem Feind entgegen – dennoch stehen die Zeichen auf Niederlage, bis am späten Nachmittag General von Friedrich Wilhelm von Seydlitz auf dem rechten Flügel durch eine massierte Kavallerieattacke mit über fünfzig Schwadronen die Entscheidung herbeiführt: Entgegen dem ausdrücklichen und mehrfach wiederholten Befehl des Königs, zur Entlastung des Zentrums einzugreifen („er haftet mit seinem Kopf für die Bataillie“), wartet der erfahrene und klarsichtige junge Reitergeneral den Augenblick ab, da er im Rücken der weit in die preußischen Linien vorgedrungenen russischen Hauptmacht steht. Dann endlich, im zugleich günstigsten und äußersten Augenblick, gibt er den Befehl zum Angriff, überrumpelt die nunmehr eingekesselten Russen und wendet in einer fulminanten Kavalkade die Schlacht zu Gunsten Preußens.
Friedrich selbst honorierte die taktische Meisterleistung seines ebenso eigenwilligen wie genialen Generals, indem er ihn dem auf dem Schlachtfeld anwesenden verbündeten britischen Gesandten Sir Mitchell nach dem russischen Rückzug mit den Worten vorstellte: „Ohne diesen hier stünde es heute schlecht um uns.“
Der Sieg von Zorndorf gab Friedrich die Möglichkeit, sich auf den Kampf der nach Westen vorrückenden Österreicher zu konzentrieren, während Fermor sich nach Osten zurückzog. Die Verluste waren auf beiden Seiten hoch, insgesamt fielen über 30.000 Mann, die Verwundeten und Gefangenen nicht eingerechnet. Trotz des preußischen Sieges hatte der Waffengang an der Oder eher die Wirkung eines Unentschieden, eine weitere Konfrontation war nur eine Frage der Zeit, wie denn auch der Kriegstheoretiker Carl von Clausewitz zu einem eher gespaltenen Urteil über die Schlacht fand.
Literatur
- Olaf Groehler: Die Kriege Friedrichs II., Berlin 1989.
- Joachim Engelmann, Günter Dorn: Die Schlachten Friedrich des Großen, Friedberg 1986.
- Christopher Duffy: Friedrich der Große - Ein Soldatenleben, Augsburg 1996