Ánanda Márga (Sanskrit für "Weg zur/der Glückseligkeit"), ist eine missionarisch und karitativ tätige Yoga-Organisation, die 1955 in Indien von dem Eisenbahnangestellten und späteren Sozialreformer Prabhát Rainjan Sarkár (1921 - 1990) gegründet wurde. P. R. Sarkár, der Guru Ánanda Márgas, trug auch den spirituellen Namen Ánandamúrti (Verkörperung der Glückseligkeit). Zur Organisation gehört ein Orden für Nonnen und Mönche, die als Didis (Schwestern) bzw. Dádás (Brüder) angesprochen werden; die meisten Ánanda Márgiis (oder kurz Márgiis) sind allerdings Laien.
Die Lehre basiert im Wesentlichen auf Tantra und Ashtanga-Yoga. Ihre philosophische Position läßt sich am besten mit dem Begriff des Panentheismus umschreiben, wobei die Auslegung aber nicht im Rahmen traditioneller (vedische Schriften, Gesetzbuch des Manu (engl.) ), sondern im Kontext moderner Denkweisen erfolgt. Praktiziert werden Yoga und Meditation sowie gemeinsame Gesänge und Tänze. Die Anhänger ernähren sich ausschließlich lakto-vegetabil, Drogen sind verpönt, Knoblauch, Zwiebeln und Pilze werden wegen möglicher psychotroper Effekte abgelehnt.
Nach eigener Darstellung ist den Anhängern "richtiges Handeln", d.h. humanistisch-philanthropisches Engagement, ebenso wichtig wie der religiöse Inhalt. A.M. betreibt in Indien hunderte von Einrichtungen, u.a. sogenannte Master Units mit Schulen, Krankenhäusern und Wohnbereichen. Eine von Sarkar verfaßte Gesellschaftstheorie (Progressive Utilisation Theory (PROUT)) mit spirituellen, sozialen und ökologischen Elementen bildet die Grundlage des Zusammenlebens.
In Indien hatte A.M. wegen seiner Gesellschaftstheorie sowie der Ablehnung des traditionellen Kastensystems zunächst großen Erfolg bei den gebildeten Schichten. Es kam aber auch immer wieder zu Konflikten mit der Regierung. Während des Ausnahmezustands 1975-1977 war die Organisation, neben vielen anderen, wegen illegaler politischer Betätigung verboten. 1971 wurde P. R. Sarkar wegen des Vorwurfs, die Ermordung von Aussteigern befohlen zu haben, inhaftiert; nach jahrelanger Verschleppung des Prozessbeginns wurde er 1976 in einem politischen Verfahren zwar zu lebenslanger Haft verurteilt, 1978, nach dem Sturz Indira Gandhis und der Aufhebung ihrer Notstandsgesetze, jedoch vollständig rehabilitiert. Während der Haft hatten viele Anhänger mit Protesten, einige auch mit Attentaten und Selbstverbrennungen reagiert. Am 8. Februar 1978 verbrannten sich vor der Gedächtniskirche in Berlin zwei Deutsche, nachdem sie zuvor mit Flugblättern auf die in Indien herrschenden Zustände aufmerksam gemacht hatten.
Kritiker heben ein übersteigertes Elitebewußtsein der Gruppe hervor. Anhänger würden durch ein strenges Regelwerk und intensive Indoktrination in Abhängigkeit gehalten. Es gebe zahlreiche Tarn- und Unterorganisationen (z.B. alternative Peace food Lebensmittelgeschäfte und Yogaschulen), um verdeckt neue Mitglieder zu werben. Aussteigern drohten interne Strafen. A.M. setze außerdem radikale Mittel und Gewalt ein, um die "ideale Gesellschaft" zu erzwingen.
Außer in Indien ist Ananda Marga nach eigenen Angaben in 160 Staaten der Erde vertreten. In Deutschland besitzt A.M. Einrichtungen in Mainz und Braunschweig. Die Gruppierung hat in Deutschland ca. 100 [1], nach einer anderen Quelle 500 Mitglieder [2].