Kurt Student

deutscher Luftwaffengeneral
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Kurt Arthur Benno Student (* 12. Mai 1890 in Birkholz; † 1. Juli 1978 in Lemgo) war Generaloberst der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. 1946 wurde er als Kriegsverbrecher verurteilt.

Laufbahn bis 1939

Im Alter von elf Jahren trat Student in eine Militärschule. 1910 wurde er als Fähnrich ins preußische Heer übernommen. 1913 erwarb er den Pilotenschein. Im Ersten Weltkrieg war er mit sechs Abschüssen ein erfolgreicher Jagdpilot und wurde 1918 zum Hauptmann befördert.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Student in die Planung beim Aufbau einer neuen Luftstreitkraft einbezogen. So war er 1922 bis 1928 Referent für Flugtechnik im Heereswaffenamt, obwohl die Reichswehr nach dem Friedensvertrag von Versailles keine Flugzeuge besitzen durfte.

1933 wurde Student in die (noch getarnte) Luftwaffe übernommen und war zunächst in der Ausbildung tätig, zuletzt als Inspekteur der Fliegerschulen. Am 1. April 1938 wurde er zum Kommandeur der 3. Fliegerdivision und gleichzeitig zum Generalmajor ernannt. Doch schon im Sommer desselben Jahres erhielt er den Auftrag zum Aufbau einer Fallschirmjägertruppe, aus der im Herbst die 7. Fliegerdivision hervorging.

Zweiter Weltkrieg

Am 1. Januar 1940 zum Generalleutnant befördert, nahm Student Anfang Mai mit seinen Truppen am Überfall auf Belgien und Holland teil. Als er nach der Kapitulation von Rotterdam einer Einheit der Waffen-SS befehlen wollte, ihr ungezieltes Feuer einzustellen, wurde er von einem Querschläger am Kopf getroffen und schwer verwundet. Weil die deutsche Fallschirmjägertruppe bei der Eroberung der belgisch-niederländischen Brücken und Grenzbefestigungen (so z.B. das Fort Eben Emael) eine maßgebliche Rolle gespielt hatte, erhielt Student am 12. Mai das Ritterkreuz und zwei Wochen später die Beförderung zum General der Flieger (später umbenannt in General der Fallschirmtruppe, am 1. Mai 1943).

Zum 1. Januar 1941 wurde Student kommandierender General des XI. Fliegerkorps, zu dem die Fallschirmjägertruppe mittlerweile aufgestockt worden war. Damit war er auch der Kommandant der deutschen Truppen in der Luftlandeschlacht um Kreta.

Die Luftlandeoperation auf Kreta

Die operative Planung für den Angriff auf Kreta („Operation Merkur“) am 20. Mai 1941 lag bei Student. Es sollten 10.000 Mann mit Fallschirmen abspringen, 750 Mann mit Lastenseglern anlanden und nach Einnahme der wichtigsten Flugplätze weitere 5000 Mann mit Ju 52 nachkommen, darunter Gebirgsjäger unter General Julius Ringel. Kreta war nach Ansicht Hitlers für die Briten als Basis für Bombenflugzeuge geeignet, von der aus die Ölfelder angegriffen werden konnten. Es standen 42.640 Mann alliierte Truppen, darunter 11.000 griechische Soldaten, auf der Insel bereit, die von Partisanen unterstützt wurden. Dazu eine Meldung des OKW (Oberkommando der Wehrmacht) am 30. Mai 1941:

„Bei den Kämpfen auf Kreta sind deutsche Soldaten nach ihrer Verwundung in so tierischer Weise verstümmelt worden, wie es im Verlaufe dieses Krieges bisher nur im Feldzug gegen Polen vorgekommen ist. Die deutsche Wehrmacht wird mit allen Mitteln dafür Sorge tragen, dass die Anständigkeit und Ritterlichkeit des Kampfes gewahrt bleibt. Mit dem härtesten Strafgericht wird sie daher die für diese barbarischen Verstümmelungen verantwortliche Truppe oder die schuldigen Einwohner treffen.“

Am 31. Mai 1941 erließ General Student einen Befehl über Vergeltungsmaßnahmen:[1]

„Es kommt nun darauf an, alle Maßnahmen mit größter Beschleunigung durchzuführen, unter Beiseitelassung aller Formalien und unter bewusster Ausschaltung von besonderen Gerichten. Bei der ganzen Sachlage ist dies Sache der Truppe und nicht von ordentlichen Gerichten. Sie kommen für Bestien und Mörder nicht in Frage.“

General Student ordnete ferner an, die Vergeltung solle möglichst jeweils von derjenigen Einheit vorgenommen werden, die zuvor unter dem Verhalten der Bevölkerung gelitten habe. Die Möglichkeiten der Vergeltungsmaßnahmen erstreckten sich von Kontributionszahlungen über Erschießungen und Niederbrennen von Ortschaften bis zu "Ausrottung der männlichen Bevölkerung ganzer Gebiete". Für die letzten beiden Maßnahmen war die Genehmigung des Generals einzuholen. Entsprechend diesem Befehl wurde zum Beispiel der Ort Kandanos zerstört und im Dorf Kondomari zahlreiche männliche Zivilisten willkürlich ergriffen und erschossen.

Das Unternehmen Eiche

Einen Tag nach dem Sturz und der Verhaftung Mussolinis am 25. Juli 1943 erhielt Student von Hitler Anweisungen für das Unternehmen Eiche. Es wurde eine Kommandoaktion mit Hilfe deutscher Fallschirmjäger geplant, die Mussolini befreien sollten. Die operative Planung zu dessen Befreiung lag bei General Student. Am 12. September 1943 gelang die Befreiung Mussolinis. Beim zweiten Teil von „Unternehmen Eiche“ ging es im Grunde um den deutschen Staatsstreich in Italien. Im Rahmen seiner Durchführung sollten Sondereinheiten der Fallschirmjäger des Generals Student die des „Verrats“ an Deutschland verdächtigen Personen in Rom festnehmen. Student hatte Ende Juli / Anfang 1943 bei Rom rund 20.000 Fallschirmjäger zusammengezogen, um dieses auszuführen. Kurt Student beabsichtigte, die italienische Königsfamilie sowie mindestens zwei Kinder derselben im nächtlichen Handstreich zu entführen. Dieses kam allerdings nicht mehr zur Durchführung.

Von März bis November 1944 war Student Oberbefehlshaber der 1. Fallschirmarmee, anschließend bis Januar 1945 der Heeresgruppe H im Westen (Beförderung zum Generaloberst am 13. Juli 1944). Ab Januar 1945 war er OB der Fallschirmtruppe der Luftwaffe. Eine Woche vor Kriegsende wurde Student das Kommando über die Heeresgruppe Weichsel übertragen, das er jedoch nicht mehr antreten konnte.

1945 bis zu seinem Tod 1978

Am 29. April 1945, also in den letzten Kriegstagen, befahl Keitel, dass Kurt Student statt Gotthard Heinrici „Befehlshaber der Heeresgruppe Weichsel“ werden sollte, da Heinrici seinen Truppen den Rückzug befahl. Am 1. Mai übernahm Student das Kommando, hielt die Stellung und wurde mit den Resten der Truppe von amerikanischen Panzern einen Tag später besiegt. Student floh, wurde jedoch am 8. Mai 1945 festgenommen.

Student wurde im Mai 1946 vor ein britisches Militärgericht gestellt und wegen seiner Kriegsverbrechen auf Kreta zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Im Herbst 1947 sollte er an Griechenland ausgeliefert werden.[2] 1948 wurde er jedoch frühzeitig aus der Gefangenschaft entlassen.

Das „Internationale Biographische Archiv“ (Munzinger-Archiv) vermerkt dazu: „In einem im Mai 1946 vor einem britischen Militärgericht in Lüneburg durchgeführten Verfahren wegen Kriegsverbrechens wurde St. am 10. Mai zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, doch weigerte sich der zuständige Gerichtsherr, General Galloway, das Urteil zu bestätigen, weil St. für seine untadelige Haltung bekannt war.“

Durch den Aufbau des Traditionsverbandes „Bund der Fallschirmjäger“ konnten Freundschaften zu alten Kriegskameraden gepflegt und Verbindungen zu ehemaligen Kriegsgegnern geknüpft werden. In den Traditionsverbänden der Wehrmacht zählte Student zu den führenden Köpfen. Student gehörte zu den Ehrengästen, wenn ehemalige Angehörige der Wehrmacht alljährlich am 20. Mai in Altenstadt den Kreta-Tag begingen. Er starb am 1. Juli 1978 im Alter von 88 Jahren.

Im Herbst 1998 tilgte das Bundesministerium der Verteidigung die Traditionswürdigkeit von General Student. Die Bezeichnungen „Generaloberst-Student-Straße“, „Bräuerstraße“ und „Heidrichstraße“, die sich auf dem Gelände der Franz-Josef-Strauß-Kaserne in Altenstadt (bei Schongau) befanden, wurden am 16. Oktober 1998 getilgt. Am gleichen Tag wurde der „Generaloberst-Student-Saal“, in dem die ehemalige Traditionssammlung untergebracht war und wo sich nun die wehrgeschichtliche Lehrsammlung befindet, in „Turmsaal“ umbenannt.

Auszeichnungen

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Gen. Kdo. XI. Fliegerkorps, Der Kom. Gen., 31. Mai 1941, Bundesarchiv BA-MA, RH 28-5-4b.
    Auszugsweise auch bei Xylander, Marlen von: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta. Freiburg i.B. 1989, S.32. Voller Text bei www.kreta-wiki.de Student-Befehl 31.5.1941
  2. Der Spiegel: Heft 45/1947 vom 8. November 1947, Seite 13, Personalien, abgerufen am 24. Juni 2008.

Literatur

  • Marlen von Xylander: Die deutsche Besatzungsherrschaft auf Kreta 1941-1945 (= Einzelschriften zur Militärgeschichte, Bd. 32), Freiburg 1989
  • Gerhard Schreiber: Der Zweite Weltkrieg, Verlag C.H.Beck, München 2002, ISBN 3406447643