Unter den Linden

Prachtstraße in Berlin
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 17. Juli 2008 um 11:23 Uhr durch 129.143.107.74 (Diskussion) (Entwicklung zum Boulevard). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Unter den Linden ist die zentrale Prachtstraße Berlins und verläuft durch die Dorotheenstadt und den Friedrichswerder im Ortsteil Mitte. Sie führt vom Pariser Platz an der Ostseite des Brandenburger Tors, wo sich auch der gleichnamige S-Bahnhof, der Neubau der Akademie der Künste und das bekannte Hotel Adlon befinden, über 1,5 km in östlicher Richtung bis zur Schlossbrücke, die die Verbindung zur Museumsinsel und dem östlichen Zentrum mit dem unübersehbaren Fernsehturm herstellt. Sie ist eine zentrale Verkehrsachse im Zentrum Berlins und verbindet zahlreiche wichtige Einrichtungen und Sehenswürdigkeiten miteinander.

Blick auf den Boulevard Unter den Linden

Geschichte und Bauwerke

 
Schlossbrücke zum Berliner Stadtschloss, im Hintergrund das Zeughaus

Im 16. Jahrhundert war der Vorläufer der heutigen Repräsentations- und Flaniermeile nichts weiter als ein Reitweg, der 1573 auf Geheiß des Kurfürsten Johann Georg angelegt worden war. Er verband das Berliner Stadtschloss mit dem 1527 eingerichteten Tiergarten.

Nachdem der Dreißigjährige Krieg das Schloss, Lust- und Tiergarten verwüstet hatte und das Land unter den Folgen des Krieges litt, begann Kurfürst Friedrich Wilhelm allerlei neue Gärten und Alleen anzulegen. Er schickte seine Gärtner auf Reisen, um mit allerhand fremden Gewächsen den Lustgarten neu zu bauen. Durch den kurfürstlichen Statthalter in Kleve und Mark, Fürst Johann-Moritz von Nassau-Siegen, entstand die Anregung und der Plan zur Errichtung einer Allee nach holländischer Art, als Verbindung zwischen Lustgarten und Tiergarten. Der alte Jagdweg sollte zu einer sechsreihigen Galerie mit 1000 Nuss- und 1000 Lindenbäumen umgebaut werden. Den Mittelpunkt dieses Systems von Sichtachsen sollte das Stadtschloss bilden. Es gab jedoch Probleme beim Kauf der Bäume, da die umliegenden Förstereien nicht im Stande waren binnen so kurzer Zeit 2000 Bäume zu beschaffen. Also wurde das Setzen der Bäume in den Frühling 1647 verschoben. Schon im selben Herbst konnte der Kurfürst die Allee besichtigen, die 250 rheinländische Ruten (entsprechen 942 m) lang war.

 
Prinzessinnenpalais

Noch zeigte die Straße nichts vom pulsierenden Leben der Stadt. Sie führte durch sandige Felder mit einigen Bauernhöfen. 1663 wurde das Kronprinzenpalais am Anfang der Straße gebaut, allerdings wurde es erst später vom Kronprinzenpaar bezogen. Bereits 1685 fielen die jungen Bäume im Ostteil der Straße den neu angelegten Festungswerken zum Opfer. Berlin wurde zu einer großen Festung und um den Tiergarten und die Lindenstraße, die außerhalb des Walls lagen, mit dem Schloss zu verbinden, wurde vor dem Schloss das Neustädtische Tor errichtet. Der Wall wurde jedoch stetig nach Westen verschoben, da die „Neue Stadt“ schnell wuchs. Dies hatte zur Folge, dass der östliche Teil der Linden beseitigt wurde und der Anfang nun ungefähr dort lag, wo er heute auch liegt. Den übrigen Teil, der nun verlassen außerhalb der Festung lag und von keinerlei Gebäuden gesäumt war, überließ der Kurfürst 1670 seiner Gattin Dorothea. Die geschäftstüchtige Fürstin teilte die sandigen Äcker in Parzellen auf und verkaufte diese, wodurch die neue Vorstadt entstand (ab 1674 Dorotheenstadt). Erst jetzt erlangte die Straße durch zunehmende Bebauung und Verkehr wirklich Bedeutung. Die Bäume wurden gepflegt und einige holsteinische Winterlinden kamen dazu. Viele Hugenotten ließen sich schon damals in der Neustadt, die im Süden durch die Lindenallee, Neustädtische Allee hieß sie damals, begrenzt war, nieder. Die Lindenallee lockte die Städter ins Freie und viele Maler, machten sie zu ihren Motiven. Noch war die Straße aber nicht gepflastert und die Spaziergänger beschwerten sich, dass sie immer in Staubwolken eingehüllt würden, wenn eine Kutsche an ihnen vorbei fuhr. Doch auf eine Pflasterung sollten sie noch einige Jahre warten müssen. Auch waren die einfachen Häuser noch nur von Bauern und unteren Hofbeamten bewohnt, doch bald sollten die Prunkbauten, die man heute sehen kann, entstehen.

Entwicklung zur Avenue

 
Pariser Platz

1696 ließ Friedrich I. eine Akademie der Künste und 1700 eine Akademie der Wissenschaft an der Lindenallee gründen. Diese wurden 1724 jedoch in die Breite Straße verlegt. Südlich der Linden entstand die Friedrichstadt. Die Lindenallee erhielt einige öffentliche Gebäude und imposante Häuser der Hofbediensteten. Die Straße unterlag nun reger Benutzung, da die Königin sich am westlichen Ende in Lietzenburg, heute Charlottenburg, ein Sommerschloss hatte bauen lassen und mit großer Begeisterung Bälle, Maskeraden und Schauspiele veranstaltete. Friedrich I. achtete sehr darauf, dass seine Allee gut gepflegt wurde, jedoch trieben sich immer noch Schweine darauf herum und wühlten den Boden auf. 1707 erließ er ein Gesetz, nach dem jeder Bewohner auf die Linden vor seinem Haus achten und Beschädigungen melden sollte.

 
Das wiedererrichtete Kommandantenhaus

1706 wurde das Zeughaus äußerlich fertiggestellt, der innere Ausbau sollte aber noch 36 Jahre warten. Im heute ältesten Bauwerk unter den Linden lagerten damals 150.000 Gewehre und Kriegstrophäen. Das Zeughaus bildet heute zusammen mit dem so genannten Kommandantenhaus den östlichen Abschluss der Straße. Unweit davon wollten Friedrich der Große und sein Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff nach 1740 eine ausgedehnte neue königliche Residenz errichten, dazu eine großzügige Platzanlage mit weiteren repräsentativen Gebäuden. Das neue Schloss wurde nicht gebaut, es entstand aber das Forum Fridericianum, der heutige Bebelplatz, mit dem Opernhaus, der Sankt-Hedwigs-Kathedrale, der Königlichen Bibliothek und dem Palais des Prinzen Heinrich – später das erste Gebäude der 1810 gegründeten Humboldt-Universität.

 
Unter den Linden um 1900

Der westliche Teil der Straße wurde Zug um Zug ab 1674 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts ausgebaut. Im 19. Jahrhundert, nach dem Sieg über Napoleon, ließ Friedrich Wilhelm III. den östlichen Teil der Straße durch seinen Baumeister Karl Friedrich Schinkel zu einer Triumphstraße ausbauen. Am Übergang vom östlichen zum westlichen Teil der Straße, wo sie von einer offenen Prachtstraße zu einer genau so breiten, aber zurückhaltenderen Allee wandelt, wurde das Reiterstandbild Friedrichs des Großen errichtet. Diese Arbeit des Bildhauers Christian Daniel Rauch ist eines der wichtigsten Werke repräsentativer Bildhauerkunst des 19. Jahrhunderts und Vorbild für zahlreiche andere Werke dieser Zeit.

Der westliche Teil hingegen wurde im 19. Jahrhundert zunächst zu einer repräsentativen, gutbürgerlichen Wohnlage, die sich in den Jahren nach 1871 dann relativ schnell zu einer belebten großstädtischen Geschäftslage mit Läden, Restaurants und Agenturgebäuden wandelte.

 
August Fuhrmann: An der Neuen Wache, Unter den Linden am 3. Juni 1905

Ab Oktober 1901 befand sich im Hotel Imperial (Unter den Linden 44), in das ein Parkett mit vierhundert Sitzen und eine Bühne eingebaut worden waren, der feste Spielort des legendären Kabaretts Schall und Rauch Max Reinhardts, der in der darauffolgenden Spielzeit zum Kleinen Theater wurde, das heute als Ausgangspunkt der großen Theaterkarríere Max Reinhardts gilt. Bei dem von E. T. A. Hoffmann beschriebenen Öden Haus handelt es sich um die Nr. 9 alter Zählung auf dem Grundstück der heutigen Russischen Botschaft.

Im Jahre 1937 wurde die Hausnummernzählung verändert. Während zuvor die Zählung am Palais Redern, heute Hotel Adlon am Pariser Platz begann und auf der südlichen Seite Nummer für Nummer bis zum Forum Fridericianum voranschritt, um auf der Nordseite der Linden zurückzuführen, wurde nun die Kommandantur zur Hausnummer 1, der Platz am Zeughaus und der Platz am Opernhaus erstmals miteinbezogen und die Nummern springend in Richtung Brandenburger Tor vergeben.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Straße fast völlig zerstört. Eines der wenigen noch erhaltenen Gebäude ist der Römische Hof, der im Krieg nur teilweise zerstört wurde. Zu Beginn der 1950er-Jahre begann dann der Wiederaufbau. 1949–1951 entstand das Gebäude der sowjetischen Botschaft, ein wichtiges Beispiel stalinistischer Prachtarchitektur und ein Symbol der politischen Verbundenheit der damals neu gegründeten DDR mit der Sowjetunion. Heute befindet sich dort die Botschaft der Russischen Föderation.

 
Flanieren auf der wiederhergestellten Mitte der Allee

Ab Ende der 1950er-Jahre wurden auch die historischen Gebäude nach und nach wieder aufgebaut, mit Ausnahme des Stadtschlosses, das unter dem Einfluss der sowjetischen Besatzungsmacht als Symbol des verhassten preußischen Militarismus gesprengt wurde. Es wurde erst 1973 bis 1976 durch den an etwas anderer Stelle errichteten Palast der Republik ersetzt. Nach 1989 wurde der Palast wegen Asbestverseuchung geschlossen (von temporärer Zwischennutzung abgesehen) und verfiel zunehmend. Die Frage, ob er renoviert werden soll, oder ob an seiner Stelle wieder das alte Stadtschloss oder aber etwas gänzlich anderes errichtet werden soll, war in den letzten Jahren Gegenstand einer lebhaften Kontroverse im kulturellen Leben Berlins. Seit dem 6. Februar 2006 wird er nun schrittweise bis voraussichtlich Ende 2008 abgetragen. Ebenfalls wurde Anfang 2006 das in den 1960er-Jahren erbaute Interhotel Unter den Linden zugunsten eines Neubaus, der zur Zeit errichtet wird, abgerissen.

Als deutscher Beitrag zum Jahr der Physik 2005 galt unter anderem die Einstein-Meile, zu der Ministerin für Bildung und Forschung Edelgard Bulmahn Unter den Linden am 12. April 2005 ernannt hatte. Von April bis September 2005 standen im Rahmen des Einstein-Jahres auf dem mittleren Fußgängerstreifen sechzehn knallrote rund 2½ Meter hohe „E“s mit Informationen zu Leben und Werk des Physikers.

Bekannte Bauwerke und Plätze entlang der Straße, sowie in unmittelbarer Nähe

Südliche Straßenseite Mitte Nördliche Straßenseite

Denkmäler

Im Bereich des Lindenforums befindet sich das von Christian Daniel Rauch geschaffene Reiterstandbild Friedrichs des Großen.

Zwischen der Staatsoper und dem Prinzessinnenpalais gibt es eine Reihe von Standbildern. Christian Daniel Rauch schuf die Skulpturen der Generäle Scharnhorst, Bülow, Gneisenau, Blücher und Yorck.

Am Eingang der Humboldtuniversität befinden sich zwei Skulpturen für die Namensgeber der Lehreinrichtung – Wilhelm von Humboldt geschaffen von Martin Paul Otto und Alexander von Humboldt von Reinhold Begas.

Eine Gedenktafel an der Humboldtuniversität erinnert an Max Planck, den Entdecker des elementaren Wirkungsquantums, welcher hier von 1889 bis 1928 lehrte.

Literatur

Commons: Unter den Linden – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Vorlage:Koordinate Artikel