Die Luftstreitkräfte der Niederlande bezeichnen sich selbst als Koninklijke Luchtmacht (KLu) (dt. Königliche Luftwaffe). Sie sind Teil der Niederländischen Streitkräfte. Mit ihrem Solo Display Team unterhält die niederländische Luftwaffe eine Kunstflugstaffel.

Geschichte
Die Anfänge
Die Königlich Niederländische Luftwaffe ist die jüngste Teilstreitkraft der Niederländischen Streitkräfte.
Anfangs verfügten die Niederlande nur über Luftverbände der Armee (Luchtvaartafdeeling oder abgekürzt LVA), die im Juli 1913 gegründet wurden. 1913 hatte dieser Heeresteil lediglich ein Flugzeug im Einsatz, die Brik, das wenige Monate später durch 3 französische Farman ergänzt wurde.
Im Ersten Weltkrieg (1914-1918) wurden vor allem Aufklärungs- und Navigationsflüge durchgeführt.
Zweiter Weltkrieg
Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) bestand die Fluggerät-Ausrüstung der niederländischen Luftstreitkräfte aus Mustern vorwiegend einheimischer Produktion. Die insgesamt rund 140 Flugzeuge waren auf fünf Stützpunkten (Amsterdam-Schiphol, De Kooy, s'Gravenhage, Bergen und Waalhaven) stationiert und unterstanden hauptsächlich dem Commando Luchtverdedeging ("Kommando Luftverteidigung"). Die niederländische Führung hatte sich ab 1939 darum bemüht, ihre Luftstreitkräfte mit ausländischen Flugzeugmustern auszurüsten. Die meisten der in den USA bestellten Flugzeuge konnten aber nicht mehr rechtzeitig vor der deutschen Invasion ausgeliefert werden und wurden nach Großbritannien oder Niederländisch-Ostindien weitergeleitet.
Bereits in den ersten Tagen des deutschen Angriffs gelang es den Deutschen, einen großen Teil der in den Niederlanden stationierten Maschinen (v.a. am Boden) zu zerstören, allerdings nicht, ohne dabei selbst signifikante Verluste hinzunehmen. Insbesondere die Fokker D.XXI und Fokker G.I erwiesen sich als ernstzunehmende Gegner. Als die Niederlande am 15. Mai kapitulierten, waren nur noch etwa 25% ihres Anfangsinventars übrig geblieben.
Die Kolonie Niederländisch-Ostindien unterhielt eigene Luftstreitkräfte, die Militaire Luchtvaart van het Koninklijk Nederlands-Indisch Leger (ML-KNIL, "Militärluftfahrt der Königlich-Niederländisch-Indischen Armee"), welche zahlenmäßig stärker gerüstet waren als die Luftstreitkräfte im Mutterland. Die in Niederländisch-Ostindien eingesetzten Flugzeuge erfuhren deutlich geringere Verluste und setzten dem Kampf gegen Japan auch nach Ende des Westfeldzuges fort. Nachdem die Kolonie im März 1942 von den Streitkräften Japans überrannt worden war, kämpfte das verbleibende niederländische Luftwaffenpersonal in Australien auf Seiten der Alliierten weiter und wurde mit vorwiegend amerikanischen Flugzeugen ausgestattet.
Die folgenden Tabellen geben eine Übersicht über die Ausrüstung der Niederländischen Luftstreitkräfte im Zweiten Weltkrieg:
Im Frühjahr 1940 im Mutterland stationiert [1]:
Flugzeug | Herkunftsland | Typ / Einsatzbereich | Baujahr | Verfügbare Stückzahl |
---|---|---|---|---|
Douglas DB-8 | Vereinigte Staaten | Leichter Bomber | 1934 | 18 |
Fokker C.V | Niederlande | Aufklärung und Bodenunterstützung | 1925 | 36 |
Fokker C.X | Niederlande | Aufklärung und Bodenunterstützung | 1933 | 20 |
Fokker D.XXI | Niederlande | Jagdflugzeug | 1936 | 36 |
Fokker G.I | Niederlande | Schweres Jagdflugzeug | 1937 | 27 |
Fokker T.V | Niederlande | Mittelschwerer Bomber | 1937 | 16 (nur 9 einsatzbereit) |
Fokker T.VIII-W | Niederlande | Torpedobomber | 1938 | 11 |
Koolhoven FK.51 | Niederlande | Trainingsflugzeug | 1935 | 59 |
Koolhoven FK.52 | Niederlande | Aufklärung und Bodenunterstützung | 1937 | 5 |
Von 1940 bis zur Eroberung durch Japan im Frühjahr 1942 in Niederländisch-Ostindien stationiert [2]:
Flugzeug | Herkunftsland | Typ / Einsatzbereich | Baujahr | Verfügbare Stückzahl |
---|---|---|---|---|
Brewster B-339 | Vereinigte Staaten | Jagdflugzeug | 1939 | 72 |
Curtiss H-75 | Vereinigte Staaten | Jagdflugzeug | 1939 | 20 |
Curtiss-Wright CW-21 | Vereinigte Staaten | Jagdflugzeug | 1939 | 25 |
Glenn-Martin 139 | Vereinigte Staaten | Mittelschwerer Bomber | 1932 | 117 |
Hawker Hurricane | Vereinigtes Königreich | Jagdflugzeug | 1936 | 24 |
Koolhoven FK.51 | Niederlande | Trainingsflugzeug | 1935 | 59 |
Bestellte Flugzeuge, die nicht ausgeliefert wurden (umfasst Bestellungen für die Streitkräfte in den Niederlanden und in den Kolonien):
Flugzeug | Herkunftsland | Typ / Einsatzbereich | Baujahr | Bestellte Stückzahl |
---|---|---|---|---|
Brewster SB2A | Vereinigte Staaten | Sturzkampfbomber | 1939 | 162 |
Douglas DB-7C | Vereinigte Staaten | Mittelschwerer Bomber | 1939 | 48 [3] |
Koolhoven FK.58 | Niederlande | Jagdflugzeug | 1939 | 36 |
Zeit nach 1945
Nach dem Ende des Krieges wurde die Niederländische Luftwaffe stetig modernisiert und erweitert. Zum Einsatz kam sie erst wieder während der Operation Allied Force, der Operation Enduring Freedom sowie dem NATO-Einsatz in Afghanistan.
Joint Falcon / Allied Force in Kosovo
Am 24. März 1999 startette offiziell die NATO Mission Allied Force zur Schutz der Kosovan Bevölkerung. Von den breiten 37.000 Sorties, die während Allied Force geflogen wurden, Namen niederländische Luftmachtflieger 1.194 (mehr als 7.5%) auf sich. Kurz nach Start der Operation wurde eine jugoslawische MiG-29 von eine niederländisches F-16AM von 322 Geschwader unten geschossen. Im spätere phasen war die Niederländische Luftstreitkräfte auch an Luftangriffe auf Grundziele beteiligt.
Operation Enduring Freedom und NATO-Einsatz in Afghanistan
Im Oktober 2002 wurde ein multinationales Geschwader von 18 niederländischen, dänischen und norwegischen F-16 sowie ein niederländischer KDC-10 Tanker auf die Manas Air Base in Kirgisistan verlegt.
Im Februar 2006 wurden vier niederländische sowie vier norwegische F-16 im 1st 'Netherlands-Norwegian European Participating Forces Expeditionary Air Wing (1 NLD/NOR EEAW)' zusammengefasst.
2006 beteiligte sich die Niederländische Luftwaffe mit 6 F-16, 6 Eurocopter Cougar und 6 AH-64 Angriffshubschraubern an der NATO-Offensive in Süd-Afghanistan
Am 31. August 2006 starb ein niederländischer Pilot, als sein Flugzeug in Helmand abstürzte.
Zukünftige Anschaffungen
In Zukunft wird die F-16 durch den Joint Strike Fighter ersetzt, der eine Ausschreibung gegen den Eurofighter, die Rafale, die F/A 18, die F-16E/F sowie den schwedischen Saab Gripen gewann. 85 F-35 A wurden bestellt.
Um Lücken in den Transportkapazitäten entgegenzuwirken, werden überdies C-17 Transportflugzeuge angeschafft.
Luftwaffenstützpunkte
Inventar
- Aérospatiale Alouette III, VIP-Helikopter - 4
- Agusta-Bell 412, leichter Aufklärungs und Transporthubschrauber - 3
- AH-64D Apache, Angriffshubschrauber - 29
- Eurocopter Cougar, Transporthubschrauber - 17
- CH-47D Chinook, Schwerlasthelikopter - 11 (6 weitere bestellt)
- C-130H-30 Hercules, Transportflugzeug 2 (2 C-130H bestellt)
- Fokker 50, Transportflugzeug - 2
- Fokker 60, Marineaufklärer - 2
- KC-10 Extender, Transportflugzeug - 2
- DC-10 transport, Transportflugzeug - 1
- Gulfstream G400, VIP-Transporter - 1
- F-16AM/BM Fighting Falcon, Mehrzweckkampfflugzeug - 105 (87 im Dienst, weitere 18 eingelagert)
- PC-7 Turbo Trainer, Trainingsflugzeug - 13