Fight Club (Film)

Film von David Fincher (1999)
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Filmdaten
Deutscher Titel: Fight Club
Originaltitel: Fight Club
Produktionsland: USA
Erscheinungsjahr: 1999
Länge: 139 Minuten
Originalsprache: Englisch
Altersfreigabe: FSK ab 18
Crew
Regie: David Fincher
Drehbuch: Jim Uhls
Musik: The Dust Brothers
Kamera: Jeff Cronenweth
Schnitt: Jim Haygood
Produktion: Ross Grayson Bell, Art Linson
Darsteller
Erzähler (Jack): Edward Norton
Tyler Durden: Brad Pitt
Marla Singer: Helena Bonham Carter
Bob Paulson: Meat Loaf
Richard Chesler: Zach Grenier

Fight Club (1999) ist ein Film vom Regisseur David Fincher nach dem gleichnamigen Roman (1996) von Chuck Palahniuk.

Handlung

Hinweis: Es wird empfohlen sich zuerst den Film anzuschauen, und dann erst hier weiterzulesen, da der folgende Text den Schluss verrät.

Sowohl das Buch als auch der Film handeln von einem namenlosen Yuppie (Edward Norton) – in der Öffentlichkeit für den Film Jack genannt – der sich anfangs eigentlich recht zufrieden mit seinem Leben wähnt. Er beginnt allerdings Narkolepsie zu bekommen und seinen Beruf zu hassen. Außerdem wird er nach Selbsthilfegruppen zu Themen süchtig, von denen er persönlich nicht betroffen ist, wie beispielsweise Alkoholismus und Krebs. Durch das Vortäuschen von tödlichen Krankheiten findet er endlich eine Möglichkeit, seine Schlafprobleme zu mildern. Nach einer gewissen Zeit lernt er Marla Singer (Helena Bonham Carter), eine weitere Simulantin, kennen, die ebenfalls an mehreren Selbsthilfegruppen teilnimmt. Er fühlt sich deshalb unbehaglich und wird wieder aus dem Gleichgewicht gebracht.

Jack arbeitet für einen ungenannten Autohersteller als Rückrufkoordinator, Rückrufaktionen werden von ihm nur organisiert, wenn die Kosten des Rückrufs kleiner als die Kosten bei außergerichtlichen Einigungen mit hinterbliebenen Unfallopfern sind. Dabei handelt es sich um eine Parallele zum Rückruf des Ford Pintos.

Sein Leben verändert sich, als er Tyler Durden (Brad Pitt), im Film ein dubioser Seifenhändler, im Buch ein Künstler, trifft. Nachdem seine New Yorker Eigentumswohnung von einer Explosion zerstört wurde, fragt er Tyler, ob er bei ihm bleiben könne. Tyler stimmt unter der Bedingung zu, dass Jack ihn einmal so doll schlage, wie er kann. Der resultierende Kampf auf dem Parkplatz einer Bar zieht weitere desillusionierte Männer an, und der erste Fight Club ist geschaffen, eine Art Kreuzung aus Geheimloge und Männergesangsverein aber auch eine neue Form der Selbsthilfegruppe: Therapie durch kompromisslose Faustkämpfe. Nach einiger Zeit trifft er wieder auf Marla, die sich wundert, warum er nicht mehr bei den Selbsthilfegruppen erscheint. Sie beginnt eine Affäre mit Tyler.

Langsam aber sicher werden die Clubs von Tyler von einem erlösenden, wenn auch brutalen Sport zu einem Züchtungs-Platz für revolutionäre "Space Monkeys", die vom Club zum "Project Mayhem" (Projekt Chaos) aufsteigen. Dieses Projekt formiert eine Armee, die sorgfältig geplante Angriffe auf Symbole von US-Konzernen ausführt. Der Protagonist beginnt allmählich, die Kontrolle über das zu verlieren, bei dessen Aufbau er selbst geholfen hat. In einer Schlüsselszene erkennt er nicht nur, dass Tyler versucht, die Zivilisation niederzuschlagen, sondern auch, dass Tyler Durden eine Abspaltung seiner eigenen Persönlichkeit ist. Der Endkampf findet zwischen dem immer rasenderen "realen" Protagonisten, der versucht, das Unheil zu verhindern, und dem scharfsinnigen, berechnenden Tyler, der immer einen Schritt voraus zu sein scheint, statt.

Tyler plant, alle Kreditkartenunternehmen in die Luft zu sprengen, damit alles wieder bei Null anfangen könne. Das Projekt Chaos hat dafür seine Leute als Hausmeister in den Zielgebäuden eingesetzt, und auch Teile der Polizei sind unterwandert. So erzählt Tyler der Polizei, dass sie Jack die Hoden abschneiden sollen, falls dieser sich stellt. Die Schlussszene findet in einem leerstehenden Hochhaus statt, wo Tyler ihm einen Pistolenlauf in den Mund drückt. Er schießt sich selbst in den Kopf und Tyler stirbt. Marla kommt herein und beide sehen aus dem Fenster wie die umliegenden Hochhäuser nacheinander gesprengt werden und einstürzen.

Interpretation

David Finchers Film ist sein bis dato inhaltlich und formal ausgereiftestes Werk. Geschickt verbindet er Stilelemente des Musikvideos mit einer nachvollziehbar erzählten Handlung.

Fincher vereinigt hier die pointierte Erzählweise von The Game mit der urbanen Atmosphäre von Sieben. Trotz der zunehmenden Entrückung der Handlung, verliert der Zuschauer nicht den Faden. Selbst ohne die überraschende Auflösung würde der Film funktionieren, wobei er trotz eben dieses Endes nicht so konstruiert wirkt wie Finchers The Game. Die pubertäre Bewunderung und moralische Entrüstung, die durch die Gewaltdarstellung und -auslebung im Zuschauer erzeugt wird, relativiert Fincher geschickt durch weitere Eskalation zum Ende hin. Er beleuchtet hier alle Aspekte der Ursachen, des Umgangs (oder auch Nicht-Umgangs) und der Struktur von Gewalt in der westlichen Gesellschaft.

Es können auch zwischen Tyler Durdens Vision einer neuen Welt nach dem Zusammenbruch der Zivilisation und den Ansichten des "Unabombers" Theodore Kaczynski Parallelen gezogen werden. Hierzu sei angemerkt, dass es tatsächlich Bewegungen und Strömungen innerhalb des Anarchismus gibt - insbesondere der Bewegung des Primitivismus, der sogar bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht - die sich mit Tylers Vision decken. Einer der bekanntesten Vertreter ist heute John Zerzan.

Wenn Tyler Durden als Filmvorführer einzelne kurze Pornosequenzen in Kinderfilme schneidet, dann ist dies ein Hinweis auf die von David Finchers verwendete Filmtechnik im ersten Drittel des Filmes. Hier schneidet er einzelne Bilder von Tyler Durden in die Szenen ein, die dem Zuschauer nicht bewusst auffallen. Dies bewirkt, dass Tyler Durden dem Zuschauer schon beim ersten Auftritt im Film bekannt vorkommt und spiegelt Jacks gespaltene Persönlichkeit wider.

Musik

Bemerkenswert ist auch die von den Dust Brothers verfasste Filmmusik. Diese untermalt nicht nur den Film, sie funktioniert auch als eigenständiges Werk. Seltsamerweise entfaltet sie vom Rahmen des Films befreit eine völlig andere Dynamik: Wirkt die Musik im Film beschleunigt und gehetzt im Rhythmus der schnellen Bildfolgen, so erzeugt sie für sich genommen trotz ihrer collagenhaften Montage eine eher ruhige, hypnotische Qualität.

Das am Ende des Films gespielte Where Is My Mind? von den Pixies passt lyrisch gut zum Thema des Filmes und wirkt durch seine, im Gegensatz zur Musik der Dust Brothers, fröhliche Art befreiend auf den Zuschauer. Sie gibt ihm das Gefühl, dass alles wieder in Ordnung ist, obwohl der Anschlag nicht verhindert werden konnte.

Zitate

  • "Alles, was du hast, hat irgendwann dich."
  • "Erst wenn wir alles verloren haben, haben wir die Freiheit, alles zu tun."
  • "Du bist nicht dein Job, du bist nicht das Geld auf deinem Konto, nicht das Auto, das du fährst, nicht der Inhalt deiner Brieftasche und nicht deine Cargohose. Du bist der singende, tanzende Abschaum der Welt."
  • "Ist die Zeitkoordinate nur lang genug, sinkt die Überlebensquote für jeden auf null"
  • "Ich bin Jacks grinsende Rache."
  • "Ich bin Jacks stinkwütender Gallengang"
  • "Ich bin Jacks vollkommenes Defizit an Überraschung"
  • "Ich bin Jacks vergeudetes Leben"
  • "Ich bin Jacks entflammtes Gefühl der Ablehnung"
  • "Ich bin Jacks gebrochenes Herz"
  • "Wenn ich einen Tumor hätte, würde ich ihn Marla nennen"
  • "Wenn die Erforschung des Weltraums beginnt, werden es die großen Konzerne sein, die allem einen Namen geben: Die IBM-Sternensphäre, die Microsoft-Galaxie, Planet Starbucks..."
  • "Kleine Benimm-Frage: Wenn ich vorbei gehe, wende ich Ihnen den Arsch oder den Schritt zu?"
  • "Wussten Sie schon: Benzin und gefrorenes O-Saft-Konzentrat zu gleichen Teilen gemischt ergibt Napalm"
  • "Wir sind der singende, tanzende, Abschaum der Welt."
  • "Seife: Das Eichmaß der Zivilisation."

Preise

Der Film erhielt eine Oscar-Nominierung für den besten Sound und den besten Sound-Schnitt.