Landsmannschaft Saxonia Stuttgart
Die Landsmannschaft Saxonia ist eine Landsmannschaft (Studentenverbindung) im Coburger Convent (CC). Sie ist pflichtschlagend und farbentragend und wurde am 29. April 1865 in Stuttgart aus einem Zusammenschluss aus Freunden am damaligen Polytechnikums Stuttgart als „Gesellschaft Bardia“ gegründet.
Couleur
Die Mitglieder der Landsmannschaft Saxonia tragen die Farben „Blau, Weiß, Rot“ mit goldener Perkussion. Die Farbe der Mützen und der Pekeschen ist Blau. Der Wahlspruch der Saxonia lautet „Ein Herz, Ein Sinn, Eine Seele“.
Geschichte bis 1933
Am 29. April 1865 wurde von einem Freundeskreis, der sich vorwiegend aus Angehörigen des damaligen Polytechnikums Stuttgart zusammensetzte, die „Gesellschaft Bardia“ mit dem Wahlspruch „Ein Herz, ein Sinn, eine Seele“ gegründet, die sich bereits am 17. Oktober 1865 in eine studentische Verbindung umwandelte und dementsprechend den Beschluss fasste, nur noch Angehörige des Polytechnikums aufzunehmen. Gleichzeitig wurde beschlossen, auf der Kneipe Farben zu tragen.
Am 13.02. 1867 nahm die Verbindung den Namen Saxonia und den Grundsatz der bedingten Satisfaktion an, legte sich eigene Waffen zu und beschloss, von nun an ihre Farben, Blau-Weiß-Rot, öffentlich zu tragen.
Nach dem Deutsch-Französischem Krieg, führten die Saxen Beziehungen zu den Karlsruher Landsmannschaften Baltica und Frisia. Man einigte sich am 18 Januar 1871, also am gleichen Tag, an dem das Deutsche Reich gegründet worden war, zur Annahme der Beziehung und der Grundsätze einer Landsmannschaft mit unbedingter Genugtuung. Im Sommersemester 1871 gründete die Landsmannschaft Saxonia mit den drei WSC Corps, der Burschenschaft Alemannia, und der freien Verbindung Ghibellinia einen Stuttgarter Paukverband.
Weßlarer Allgemeiner Landsmannschafter Senioren Convent
Im gleichen Semester regte sie bei den beiden Landsmannschafter Senioren Conventen (LSC) in Karlsruhe und Hannover den Zusammenschluss zu einem Verbande an. Es erfolgte darauf am 29. und 30. März 1872 die Gründung des „Weßlarer Allgemeinen Landsmannschafter Senioren Convents“ (ALSC), dem Saxonia als weiteres Mitglied die Ghibellinia Stuttgart zuführen konnte, dem außer den bereits genannten Landsmannschaften auch noch die Landsmannschaft Teutonia-Aachen als „Landsmannschaft auf Probe„ zugelassen wurde.
Der ALSC bekannte sich zum Grundsatz der unbedingten Genugtuung. Saxonia und Ghibellinia bildeten den Stuttgarter LSV. Im Jahre 1873 schloss Saxonia außerdem ein Paukverhältnis mit der freien Landsmannschaft Rhenania-Karlsruhe.
Der Weßlarer ALSC zerfiel aber leider schon im Sommersemeser 1875, weil Ostfalia kurz nach seiner Gründung ausgeschlossen, Normannia im WS 1873/74 nicht aufgenommen und Teutonia im SS 1874 vertagt worden war und weil im gleichen Semester Alemannia zwecks Übertritt zum WSC, Obotritia zwecks Übertritt zu einem örtlichen Paukverband und Ghibellinia wegen innerer Schwierigkeiten ausgetreten waren, während die übrig gebliebenen Landsmannschaften Baltica, Frisia und Saxonia schwer unter dem damals einsetzendem Rückgang des technischen Studiums zu leiden hatten.
Von 1875 bis 1883 hatte Saxonia ein Freundschafts- und Paukverhältnis mit der Burschenschaft Alemannia, das unter der Bezeichnung Gemeinschaftlicher Burschenkonvent (GBC) an der Stuttgarter Technischen Hochschule in hohem Ansehen stand. Nachdem im WS 1878/79 die Landsmannschaften Frisia und Rhenania in Karlsruhe, die ebenso wie Baltica, bald nach Auflösung des WLSC wegen der Ungunst der Zeitverhältnisse vertagt worden waren, den Farbenbetrieb wieder aufgenommen hatten, machte Saxonia im SS 1879 den Versuch zu einer Erneuerung des WLSC. Es kam aber nicht zu einer solchen, weil die auswärtigen Landsmannschaften sich nicht halten konnten.
Nachdem der GBC mit der Burschenschaft Alemannia im 1883 infolge von Streitigkeiten sein Ende gefunden hatte, schloss Saxonia im SS 1883 ein Paukverhältnis mit dem Stuttgarter SV, das bis zum WS 1886/87 dauerte. Von 1887 an bestand ein mehrsemestriges Paukverhältnis mit der Burschenschaft Teutonia Karlsruhe. Vom SS 1889 an paukte Saxonia mit der freischlagenden Verbindung Bavaria Stuttgart. Dieses Paukverhältnis wurde im WS 1892/93 durch den Beitritt der Burschenschaft Alemannia und der neu aufgemachten Landsmannschaft Ghibellinia erweitert. Es flog jedoch im Jahre 1894 durch den Übertritt der Bavaria zum WSC und durch Streitigkeiten zwischen den übrigen Partnern wieder auf, mit der Folge, dass Saxonia einerseits und Alemannia und Ghibellinia andererseits sich gegenseitig in schweren Waffenverruf brachten.
Auerbacher Allgemeiner Landsmannschafter Senioren Convent
Bereits am 31.01.1895 brachte aber Saxonia ein Pauk- und Freundschaftsverhältnis mit Ghibellinia zustande und gründete mit ihr den Stuttgarter LC. Nachdem günstige Umstände ermöglicht hatten, am 23.02.1895 die Vertagte Landsmannschaft Rhenania Karlsruhe wieder aufzumachen, schlossen am 3.3.1895 die drei Landsmannschaften sich zum „Auerbacher Allgemeinen Landsmannschafter Senioren Convent“ (Auerbacher LSC) zusammen, dem sich im SS 1897, die in Hannover vertagte, auf Bestreben der Rhenania Karlsruhe wieder aufgemachte Landsmannschaft Obotritia und im Jahre 1898 die neu gegründete Hasso-Borussia Darmstadt meldete. Aber auch diesem Verband war nur ein kurzes Leben beschieden. Nachdem im WS 1897/98 Obotritia unter Übersiedlung nach Darmstadt dem WSC übergetreten war und im Jahre 1898 Ghibellinia eine Burschenschaft geworden war, zog Hasso-Borussia 1899 ihr Aufnahmegesuch zurück. Rhenania und Starkenburgia mussten sich wegen innerer Schwierigkeiten kurz darauf vertagen.
Trotz der äußeren Schwierigkeiten, in die Saxonia durch seine Isolierung geraten war, konnte sie in den kommenden Jahren ihren Bestand durch guten Zuwachs, ihre innere Kraft und durch weiteren Ausbau des Alt-Herrenverbandes weiter erhöhen. Paukverhältnisse bestanden zwischen 1900 und 1902 mit der wiedererstandenen Rhenania, bzw. deren Nachfolgerin Rheno-Borussia-Karlsruhe, sowie mit den freischlagenden Verbindungen Württembergia Hohenheim und Marcomannia Stuttgart.
Vereinigung von Landsmannschaften Deutscher Hochschulen
Weiterhin wurde 1903 ein Paukverhältnis mit der in Aachen vertagten, in Darmstadt wieder aufgemachten Landsmannschaft Normannia und im WS 1903/1904 ein Pauk- und Freundschaftsverhältnis mit der Landsmannschaft Hasso-Borussia abgeschlossen. Das Freundschaftsverhältnis mit der Landsmannschaft Hasso-Borussia besteht heute noch. Auf Anregung der letzteren, gründeten im Juni 1904 Hasso-Borussia, Saxonia, Rhenania-Gießen, Westfalia-Braunschweig und Rhenania Leibzig die „Vereinigung von Landsmannschaften Deutscher Hochschulen“ (VLDH), der später Schyria München, Borussia Stuttgart, Ascania Charlottenburg, Vandalia Berlin, Werderania Berlin und Normannia Darmstadt beitraten.
Landsmannschafter Convent auf der Wartsburg
Aus der VLDH entwickelte sich im Jahre 1907 der allgemeine „Landsmannschafter Convent auf der Wartsburg“, der in den folgenden Jahren ein kräftiges Verbandsleben entwickelte und bei Kriegsausbruch aus zwölf Landsmannschaften bestand. Als nach dem Krieg die Deutsche Landsmannschaft sich bereit zeigte ihre Reihe auch Landsmannschaften technischer und landwirtschaftlicher Hochschulen zu öffnen, war es Saxonia, die zum Zusammenschluss der beiden bestehenden landsmannschaftlichen Verbände den Anstoß gegeben hatte, die am 25. Nov. 1918 sich zur deutschen Landsmannschaft meldete. Mit ihrer am 1. 10. 1919 erfolgten Aufnahme in die Deutsche Landsmannschaft hat Saxonia das Ziel erreicht, dass sie nahezu 50 Jahre lang, trotz allergrößter äußerer Schwierigkeiten, und trotz mehrfacher Lockungen zur Erleichterung ihres Daseinskampfes durch Anschluss an einen anderen größeren Dachverband, zäh und unbeirrbar verfolgt hatte: Das Ziel, einer Vereinigung der Landsmannschaften aus allen Deutschen Hochschulen angehören.
1933 bis 1945
Die Machtergreifung Hitlers 1933 und die damit verbundene „Gleichschaltung“ im Studententum und Verbindungswesen bereitet Saxonia als einer nicht politisch ausgerichteten Korporation große Probleme und zwingt zu Einschränkungen, bis dann zwei Jahre später, unmittelbar nach dem 70. Stiftungsfest, die studentischen Verbindungen und Verbände geschlossen werden. Eine Aktivitas der Saxonia gibt es nicht mehr. Die meisten Aktiven und Inaktiven schließen sich dem allein noch weiterbestehenden Altherrenverband an. Im WS 1935/36 wird aus allen Stuttgarter Landsmannschaften zwangsweise eine „Kameradschaft“ im NS Studentenbund gebildet.
Geschichte nach 1945
Ab 1946 nehmen die Ehemaligen Mitglieder der Saxonia wieder verstärkt Kontakt zu einander auf und treffen sich regelmäßig zu Extischen.
Am 26. Februar 1948 findet die Neugründung der Aktivitas an der TH Stuttgart in Form der Akademischen Gesellschaft Stuttgardia mit den Farben, dem Zirkel und dem Wahlspruch der alten Saxonia statt. Nur 5 Monate später ändert die Gesellschaft Stuttgardia ihren Namen zu Studentenverbindung Saxonia, um weitere 4. Jahre später, zum 87. Stiftungsfest, als Landsmannschaft Saxonia im feierlichen Rahmen als Fortsetzung der alten Landsmannschaft anerkannt zu werden. (Zusammengehörigkeitsdokument).
In den folgenden Jahren findet wieder vermehrt Kontakt unter den Verbindungen in Deutschland statt. Daraus entsteht Pfingsten 1951 der Coburger Convent (CC), der sich aus dem Zusammenschluß der einstigen Deutschen Landsmannschaft und des Vertreterconvents der Turnerschaften gründet. Außerdem wird am 14. Februar 1955 das Freundschaftverhältnis mit der Landsmannschaft Württembergia zu Hohenheim begründet, welches bis heute besteht.
1994 wird der Arbeitskreis zur Erneuerung der Landmannschaft Saxonia (AK ZEUS) ins Leben gerufen, mit dem Ziel, Saxonia für junge Studenten attraktiver zu machen. Diese Arbeiten sind 1995 abgeschlossen. Zahlreiche kleine und größere Änderungen im Bundesleben und seiner Organisation werden nunmehr in Angriff genommen (Logo, CI, Moderatoren, Qualitätshandbuch).
Bei aufwendigeren Renovierungen wird das bisherige Mobiliar der neugegründeten Turnerschaft Germania zu Dresden im CC geschenkt.
Am 29.4.2005 findet das 140. Stiftungsfest mit der 4. Einweihung des Saxenhauses, das in diesem Jahr 100 Jahre alt wird, statt. Nach 40 Jahren wird wieder ein Landesvater auf dem Saxenhaus gestochen.
Literatur
- Berthold Ohm, Studienrat: Handbuch der deutschen Landsmannschaften, Hamburg, 1934.