Marcus Manilius

römischer Dichter
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Marcus Manilius (1. Jahrhundert) war ein römischer Dichter, Astrologe und Autor eines Gedichts in fünf Büchern, genannt Astronomicon.

Er wird als Person von den antiken Schriftstellern nie erwähnt oder zitiert, selbst sein Name hat lediglich eine gewisse Wahrscheinlichkeit; in den älteren Büchern ist der Autor anonym, die späteren geben Manilius, Manlius und Mallius an. Das Gedicht lässt zudem vermuten, dass der Autor zur Zeit der Kaiser Augustus oder Tiberius lebte und ein Bürger und Einwohner Roms war. Richard Bentley hält ihn für einen kleinasiatischen Griechen, F. Jacob für einen nordafrikanischen. Sein Werk weist ihn als von großer Belesenheit aus, er hat sein Thema bei den besten Autoren studiert und repräsentiert zur Astronomie (oder eher Astrologie) die seinerzeit aktuelle Sichtweise der Zeit.

Manilius imitiert häufig Lucretius, dem er in Ernsthaftigkeit, Originalität und der Kraft, den Knochen seines Themas Leben abzuringen ähnelt. Obwohl seine Diktion einige Eigenheiten enthält, ist sein Stil metrisch korrekt.

Firmicus, der zur Zeit des Kaisers Konstantin I. schrieb, zeigt so viele Gemeinsamkeiten mit Manilius Werk, dass er es entweder benutzt oder auf eine gemeinsame Quelle zurückgegriffen haben muss. Da Firmicus erklärt, außer Caesar, Cicero und Fronto habe sich kaum ein Römer mit dem Thema befasst, ist es sogar wahrscheinlich, dass er Manilius Werk gar nicht kannte. Das letzte in dem Gedicht erwähnte Ereignis ist die Niederlage des Varus gegen Arminius in der Schlacht am Teutoburger Wald im Jahr 9. Das fünfte Buch war vor dem Regierungsantritt des Tiberius nicht geschrieben, es scheint unvollständig zu sein und wurde vermutlich nie veröffentlicht, zumal es von nachfolgenden Autoren nie zitiert wird.

Das astrologische System der Häuser (von Manilius Templa genannt), das menschlische Schicksale mit dem Tierkreiszeichen (Zodiak) verbindet, wurde über Jahrhunderte hinweg entwickelt, erscheint jedoch erstmals in den Astronomicon. Das erste datierbare und überkommene Horoskop, das dieses System benutzt ist nur wenig älter und stammt etwa aus dem Jahr 20 v. Chr.. Claudius Ptolemäus (um 130-170), der Vater der klassischen Astrologie, ignorierte das System fast vollständig in seinen astrologischen Text Tetrabiblos.

Zwei Manuskripte des Astronomicon aus dem 10. und 11. Jahrhundert haben in Klöstern die Zeit überdauert (eines in Gembloux in Brabant) und befinden sich jetzt in Brüssel beziehungsweise in der Bibliothek in Leipzig. Der unbekannte Text wurde von dem Humanisten Gianfrancesco Poggio Bracciolini in der Nähe von Konstanz 1416 oder 1417, während einer Unterbrechung des Konzils von Konstanz, entdeckt. Die editio princeps des Astronomicon wurde von dem Astronomen Regiomontanus auf der Basis sehr beschädigter Manuskripte vorbereitet und um 1473 in Nürnberg veröffentlicht. Der Text wurde von Joseph Justus Scaliger kritisch durchgesehen, dessen Ausgabe zum ersten Mal 1579 in Paris und zum zweiten Mal 1600 in Leiden publiziert wurde. Eine wesentlich verbesserte Edition stamm von Richard Bentley aus dem Jahr 1739. Die Ausgabe Alfred Edward Housmans in fünf Bänden aus den Jahren 1903 bis 1930 gilt als maßgebendes Werk, während die von G. P. Gould für die Loeb Classical Library (Harvard, 1977) manchmal als weniger einschüchternd angesehen wird.

Das Astronomicon wird des öfteren in Werken des amerikanischen Horror-Autos H. P. Lovecraft erwähnt und soll ihn bei der Titelgebung für ein von ihm erfundenen Buch (Necronomicon) inspiriert haben.