Mazedonier (slawischsprachige Ethnie)

südslawische Ethnie
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Die Slawische Mazedonier bilden heute als slawischsprachige neben der größten Minderheit der Albaner das Staatsvolk Mazedoniens[1]. Die slawischsprechenden Mazedonier sind nicht mit den historischen Makedonen zu verwechseln. Teilweise beanspruchen sie eine Verwandtschaft mit den antiken Makedonen, die aber wissenschaftlich nicht belegbar ist.

Im Laufe der Geschichte lebten die Mazedonier meist unter fremder Herrschaft, so gehörte das Gebiet etwa zum Byzantinischen, Bulgarischen, Serbischen und bis 1912 zum Osmanischen Reich. Dabei galten und verstanden sich große Teile von ihnen sich selbst zum Teil bis ins 19. Jahrhundert als »Bulgaren«[2].

Nach dem Zweiten Balkankrieg 1913 wurde die historische Landschaft Makedonien zwischen Serbien, Bulgarien und Griechenland aufgeteilt, derer Bevölkerung lebte nun in drei verschiedenen Staaten. Jeder dieser Staaten bestritt die Existenz eines mazedonischen Volks und versuchte die Mazedonier zu assimilieren. Teile der Bevölkerung schloss sich in Organisationen zusammen (siehe BMARK, IMRO) und kämpfte vornehmlich gegen die serbische Vorherrschaft. Die Gewalt gipfelte 1934 als Vlada der Chauffeur in Marseille einen von der IMRO in Zusammenarbeit mit der kroatischen Ustascha geplanten Attentat auf den jugoslawischen König Alexander I. verübte, bei dem König Alexander und der französische Außenminister Louis Barthou ums Leben kamen.

Außerdem wurden im griechischen Teil in den 1920er Jahren auch zahlreiche aus Kleinasien vertriebene Griechen angesiedelt, sodass dort der Bevölkerungsanteil der slawischen Mazedonier stark sank. Bis heute sind sie nicht als ethnische Minderheit anerkannt. Damit hängt zusammen, dass die slawischen Mazedonier in Griechenland ihr Idiom weder zu einer Standardsprache ausbauen noch sich der Standardisierung in der jugoslawischen Republik Mazedonien anschließen konnten; sie sprechen das so genannte Ägäis-Mazedonisch.

Im Tito-Jugoslawien wurden die Mazedoniern 1944 zum Staatsvolk erklärt[1] und bekamen eine eigene sozialistische Republik zugesprochen. Dadurch sollte eine Bevölkerung, die zwischen den zwei Weltkriegen dem Königreich Jugoslawien gegenüber ablehnend bis feindlich gegenüberstand, in das titoistische Jugoslawien integriert werden[1]. In dieser Zeit wurden die Universität von Skopje gegründet und die Mazedonische Sprache zu einer einheitlichen Standardsprache entwickelt.

Mazedonier bilden heute in der Republik Mazedonien (Unabhängig seit 8. September 1991, siehe Zerfall Jugoslawiens) mit 1.297.981 Angehörigen die größte Bevölkerungsgruppe (Volkszählung 2002). Minderheiten leben in Griechenland, Serbien, Albanien und Bulgarien, außerdem in Kanada, Australien und den USA.

Nach dem Unabhängigkeit der Republik Mazedonien 1991, erkannte Bulgarien sie als erstes Staat an[3], jedoch verweigerte bis 1999 dieses für die Mazedonische Nation. Weitere Probleme gab es mit Griechenland, das immer noch verweigert den Staat Mazedonien und den Verfassungsnamen Republik Mazedonien/Republika Makedonija anzuerkennen, da es Gebiets- und Kulturansprüche fürchtet. (näheres unter Streit um den Namen Mazedonien).

Die Mehrheit der Mazedonier gehört heute der Mazedonischen orthodoxen Kirche an, die jedoch als autokephale Kirche von keiner anderen orthodoxen Kirche anerkannt ist. Bei den kleinen Gruppen der Torbeschen und Goranen handelt es sich um muslimische Mazedonier.

Siehe auch: Mazedonische Sprache, Ägäis-Mazedonische Sprache

Einzelnachweise

  1. a b c (Heinz Willemsen: Das politische System Makedoniens in Wolfgang Ismayr: Die politischen Systeme Osteuropas, Opladen: Leske + Budrich 2006, S. 770)
  2. Brockhaus Enzyklopädie, 21. Auflage:Band 17 Linl - Matg, Verlag: Brockhaus, 2006, S.488, ISBN: 3-7653-4117-7
  3. Vgl. Wolfgang Ismayr: Die politischen Systeme Osteuropas, Opladen: Leske + Budrich 2006, ISBN 3-8100-4053-3; Ljubomir Ivanov et al.: Bulgarian Policies on the Republic of Macedonia [dreisprachig: Bulgarisch, Mazedonisch und Englisch], Sofia: Manfred Wörner Foundation 2008, ISBN 978-954-92032-2-6.

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