Als Tridentinische Messe werden in der Römisch-Katholischen Kirche frühere Formen des Römischen Ritus bezeichnet, die gemäß dem Römischen Messbuch von 1570 oder nachfolgenden Ausgaben bis einschließlich der von 1962 gefeiert werden. Die Bezeichnung "tridentinisch" leitet sich vom Konzil in Trient ab.
Geschichte
In Folge des Konzils von Trient wurden unter Papst Pius V. damals bereits bestehende Messteile zusammengefasst und als verbindlich festgelegt. Es wurden alle Riten erlaubt, die zum damaligen Zeitpunkt älter als 200 Jahre waren - neben dem Tridentinischen Ritus noch einige andere Riten, auch nichtlateinische. Laut der Konstitution Quo primum tempore von Papst Pius V. vom 14. Juli 1570 wurden dazu die ältesten damals verfügbaren Handschriften und Messbücher herangezogen, um Verfälschungen weitgehend auszuschließen und eine möglichst originalgetreue Fassung aus der Zeit der ersten Jahrhunderte zu gewinnen. Ziel der Vereinheitlichung und der verbindlichen Festlegung der Liturgie war es auch, protestantische Einflüsse fernzuhalten.
Die Liturgie wurde von den nachfolgenden Päpsten den Erfordernissen der jeweiligen Zeit angepasst, beispielsweise neue Feste in den Jahreskreis eingebunden und entsprechende Messformulare geschaffen. Neue, überarbeitete Ausgaben des Missale Romanum wurden beispielsweise 1604,[1] 1634,[2] 1888, 1920, 1955 und 1962 veröffentlicht. Die tiefgreifenste Änderung des Missale Romanum nach der Ausgabe von 1570 und vor der Ausgabe von 1970 war die unter Papst Pius XII. durchgeführte substanzielle Überarbeitung der Abschnitte zum Gündonnerstag, Karfreitag und der Osterliturgie.
Gliederung
- Vorbereitungsgebet
- Stufengebet
- Psalm (Júdica)
- Schuldbekenntnis (Confiteor)
- Lehrgottesdienst
- Epistola (Lectio)
- Zwischengesänge (Graduale, Allelujalied, Tractus, Sequenz)
- Evangelium
- Credo
- Opfervorbereitung
- Offertorium
- Darbringung des Brotes
- Darbringung des Weines
- Selbstaufopferung
- Anrufung des Hl. Geistes
- Händewaschung
- Aufopferungsgebet zur allerheiligsten Dreifaltigkeit
- Orate, fratres
- Secreta
- Opferhandlung
- Präfatio
- Sanctus
- Empfehlung der Opfergaben und Gedächtnis der Kirche
- Gedächtnis der Lebenden
- Gedächtnis der Heiligen
- Bitte um Annahme der Opfergaben
- Bitte um Verwandlung der Opfergaben
- Verwandlung des Brotes
- Verwandlung des Weines
- Gedächtnis des Erlösungswerkes Christie
- Bitte um Annahme des Opfers
- Bitte um unsere Einigung mit dem Opfer Christi
- Gedächtnis der Toten
- Bitte um Gemeinschaft mit den Heiligen
- Abschluß des Canons
- Opfermahl
- Paternoster
- Weiterführung der Vaterunser-Bitte
- Brotbrechung und Vermischung der heiligen Gestalten
- Agnus Dei
- Friedensgebete
- Letzte Bitten vor Empfang der Kommunion
- Kommunion des Priesters
- Kommunion der Gläubigen
- Communio
- Postcommunio
- Entlassung
- Ankündigung der Entlassung
- Bitte um Annahme des Opfers
- Segen
- Schlußevangelium
Nachdem Papst Paul VI. die Vorgaben des Zweiten Vatikanischen Konzils ausführte und am Gründonnerstag, dem 3. April 1969 die Veröffentlichung der neuen Messordnung (Novus Ordo Missae) mit einer neuen Ausgabe des Missale Romanum angeordnet hatte, wurde die tridentinische Messordnung faktisch abgeschafft und die Zelebration von Messen gemäß der "alten" Messordnung von vielen Bischöfen verboten. Die Neue Messordnung brachte eine Vereinfachung des Ablaufes und die Einführung, dass die Messe in der jeweiligen Volkssprache gehalten wird. weiters wurde im Missale Romanum mehrere Formulare gleichwertig nebeneinander zugelassen.
Mehr zur Liturgiereform: Sacrosanctum_Concilium und Römischer Ritus
Tridentinische Messe heute
Da sich aber einige Gläubige und Priester gegen diese neue Messe aussprachen, hat Papst Johannes Paul II. am 2. Juli 1988 in seinem Motu Proprio Ecclesia Dei jenen Gläubigen, die sich an "frühere Formen in der Liturgie und Disziplin der lateinischen Tradition" gebunden fühlten, angeboten "in die kirchliche Gemeinschaft zurückzukehren". Er ermöglicht die Feier von so genannten Indultmessen nach dem Missale Romanum von 1962. Diese Indultmessen werden heutzutage landläufig als tridentinische Messen bezeichnet.
Innerhalb der katholischen Kirche gibt es heute etwa 20 Gruppen [3], die mit Erlaubnis des heiligen Stuhls Indultmessen feiern, beispielsweise die in Wigratzbad ansässige Priesterbruderschaft St. Petrus oder das Institut Christus König und Hoherpriester. Auch die Laiengruppe Pro Missa Tridentina wirbt für den "Tridentinischen" Ritus.
Besser bekannt und größer als diese Gruppen ist die 1970 vom Erzbischof Marcel Lefebvre gegründete Priesterbruderschaft St. Pius X., ursprünglich mit dem Einverständnis des heiligen Stuhls, das später widerrufen wurde. Die Ziele der Priesterbruderschaft St. Pius X. sind weitreichender als die der zuerst genannten Gruppen, da sie die Meinung vertritt, die katholische Kirche habe unantastbare Prinzipien verletzt und sie Lehren und Dekrete des zweiten Vatikanischen Konzils ablehnt. Die katholische Kirche beurteilt das Verhalten von verschiedenen Mitgliedern der Priesterbruderschaft als schismatisch, und betrachtet die Priester der Bruderschaft als zwar gültig, aber unerlaubt geweiht. Rom hat die Priester der Bruderschaft St. Pius X. von priesterlichen Funktionen entbunden (suspendiert) und ihnen somit verboten, Messen zu feiern und Sakramente zu spenden. Aus diesen Gründen und wegen des Risikos der Verbreitung schismatischer Ideen (nicht wegen der Bevorzugung der "tridentinischen" Liturgie) beurteilt die katholische Kirche es unter normalen Umständen als moralisch unerlaubt (morally illicit), wenn Katholiken Gottesdienste der Priesterbruderschaft besuchen.
Weblink
- Motu proprio "Ecclesia Dei" von Papst Johannes Paul II.
- Photographien einer Messe der Priesterbruderschaft St. Pius X. am 15. Juni 2003 (englischsprachige Seite)
- Missale Romanum als pdf-Datei online
- Zwei Briefe zur Situation der Bruderschaft Pius X. von 1995 und 1998