Gustav Heinemann
Dr. Dr. Gustav Walter Heinemann (* 23. Juli 1899 in Schwelm; † 7. Juli 1976 in Essen) war ein deutscher Politiker.
Er war von 1949 bis 1950 Bundesminister des Innern, von 1966 bis 1969 Bundesminister der Justiz und von 1969 bis 1974 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland.
Ausbildung und Beruf
Nach dem Notabitur 1917 nahm Heinemann als Soldat am Ersten Weltkrieg teil. Ab 1918 absolvierte er dann ein Studium der Rechtswissenschaft, Volkswirtschaftslehre und Geschichte in Münster, Marburg, München, Göttingen und Berlin, welches er 1921 mit dem ersten und 1926 mit dem zweiten juristischen Staatsexamen beendete. 1921 erfolgte seine Promotion zum Dr. rer. pol.. Von 1926 bis 1928 war er dann als Rechtsanwalt in Essen tätig. Von 1928 bis 1936 war er Justitiar der Rheinischen Stahlwerke in Essen. 1929 erfolgte seine Promotion zum Dr. jur.. Von 1933 bis 1939 hatte er einen Lehrauftrag für Berg- und Wirtschaftsrecht an der Universität Köln. Von 1936 bis 1949 war er Bergwerksdirektor bei den Rheinischen Stahlwerken in Essen, ab Oktober 1950 dann wieder als Rechtsanwalt tätig.
Familie
Seit 1926 war er mit Hilda Ordemann verheiratet. Aus ihrer Ehe gingen vier Kinder hervor. Die katholische Theologin Uta Ranke-Heinemann ist seine Tochter; seine Enkelin Christina Delius ist mit dem ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau verheiratet.
Partei
Von 1930 bis 1933 war er Mitglied im Christlich-Sozialen Volksdienst.
1945 gehörte Heinemann zu den Mitbegründern der CDU, die er jedoch 1952 verließ. Er gründete stattdessen gemeinsam mit Helene Wessel die Gesamtdeutsche Volkspartei (GVP). Die GVP konnte jedoch keine große Wirkung entfalten, so erzielte sie z.B. bei der Bundestagswahl 1957 nur 1,2 % der Stimmen. Daher löste sich die GVP im Mai 1957 selbst auf und empfahl gleichzeitig ihren Mitgliedern in die SPD einzutreten. Auch Heinemann wurde daher 1957 Mitglied der SPD. Von 1958 bis 1969 war Heinemann Mitglied des SPD-Bundesvorstandes.
Abgeordneter
Von 1947 bis 1950 war er Mitglied des Landtages von Nordrhein-Westfalen. Von 1957 bis 1969 war er Mitglied des Deutschen Bundestages. Hier gehörte er sogleich dem Vorstand der SPD-Bundestagsfraktion an.
Öffentliche Ämter
1945 wurde er von der britischen Besatzungsmacht als Bürgermeister von Essen eingesetzt. 1946 wurde er dann zum Oberbürgermeister von Essen gewählt und behielt dieses Amt bis 1949.
Vom 17. Juni 1947 bis zum 24. Mai 1948 war er in der von Ministerpräsident Karl Arnold geführten Landesregierung Justizminister des Landes Nordrhein-Westfalen. Am 20. September 1949 wurde er als Bundesminister des Innern in die von Bundeskanzler Konrad Adenauer geführte Bundesregierung berufen. Aus Protest gegen die geplante Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland trat Heinemann am 11. Oktober 1950 von seinem Amt als Bundesinnenminister zurück.
Am 1. Dezember 1966 wurde Heinemann zum Bundesminister der Justiz im von Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger geführten Kabinett der Großen Koalition ernannt.
Am 5. März 1969 wurde er dann bei der Wahl zum Bundespräsidenten im dritten Wahlgang mit 6 Stimmen Vorsprung vor seinem Gegenkandidaten Gerhard Schröder zum 3. Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland gewählt.
Obwohl ihm die Mehrheitsverhältnisse in der Bundesversammlung 1974 eine Wiederwahl ermöglicht hätten, verzichtete er auf die Kandidatur für eine zweite Amtszeit. Auch wollte er zum Abschied aus dem Amt keinen großen Zapfenstreich der Bundeswehr bekommen. Er schied am 1. Juli 1974 aus dem Amt aus.
Gesellschaftliches Engagement
In der Zeit des Nationalsozialismus engagierte sich Heinemann ab 1934 in der Bekennenden Kirche. Von 1936 bis 1950 war er Vorsitzender des Christlichen Vereins Junger Männer (CVJM) in Essen. Von 1945 bis 1967 war er Mitglied des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD); seine Unterschrift steht unter dem Stuttgarter Schuldbekenntnis. Von 1949 bis 1955 wirkt er als Präses der gesamtdeutschen Synode der EKD.
Ehrungen
Nach seinem Tod im Jahr 1976 wurde eine (inzwischen geschlossene) Kaserne in Essen nach ihm benannt. Eine Gesamtschule im Essener Stadtteil Stoppenberg trägt ebenfalls seinen Namen. Zum Gedenken wurde 1977 von der SPD der Gustav-Heinemann-Bürgerpreis gestiftet.
Siehe auch: Kabinett Adenauer I, Kabinett Kiesinger
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Heinemann, Gustav Walter |
ALTERNATIVNAMEN | Gustav Heinemann |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Politiker, 1969-1974 Bundespräsident der BRD |
GEBURTSDATUM | 23. Juli 1899 |
GEBURTSORT | Schwelm |
STERBEDATUM | 7. Juli 1976 |
STERBEORT | Essen |