Ein Hormon (griechisch ορμόνη, von horman - in Bewegung setzen) ist ein biochemischer Botenstoff. Hormone übermitteln innerhalb eines Lebewesens Informationen von einem Organ zum anderen oder von einem Gewebe zum anderen. Im Gegensatz zur hohen Geschwindigkeit bei der durch Nerven vermittelten Information können von der Hormonausschüttung bis zu ihrer Wirkung einige Minuten bis Stunden vergehen.
Hormone wurden in den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts entdeckt. Sie wirken nur auf bestimmte Zielorgane. Dort finden sich spezielle Rezeptoren, an welche die Hormonmoleküle binden. Meist liegen diese Rezeptoren an den Zelloberflächen, die Bindung des Hormons löst dann biochemische Reaktionen im Inneren der Zelle aus. Einige Hormone (die Steroidhormone, s.u.) können allerdings die Zellmembran durchdringen und wirken direkt im Zellkern.
Typischerweise werden Hormone bei tierischen Organismen in Hormondrüsen gebildet. Diese nennt man auch endokrine Drüsen, da sie im Gegensatz zu anderen Drüsen keinen Ausführungsgang besitzen, sondern die Hormone direkt in das Blut abgeben. Hormone oder hormonähnliche Stoffe, die nicht in speziellen Drüsen, sondern direkt im Gewebe gebildet werden, nennt man Gewebshormone.
Die bei Pflanzen vorkommenden Hormone werden als Phytohormone bezeichnet. Sie teilen mit den tierischen Hormonen die Eigenschaft Signalwirkung über eine größere Distanz zu entfalten und in geringen Konzentrationen wirksam zu sein.
Ein Wissenschaftler oder Arzt, der sich mit Hormonerkrankungen beschäftigt, wird als Endokrinologe bezeichnet.
Funktionelle Bedeutung von Hormonen
- Körper- und Verhaltensentwicklung
- Leistungsanpassung des Organismus (z.B.Stressreaktion)
- Regelung best. physiologischer Größen (z.B. Blutzucker)
Einteilung nach chemischer Klassifikation
- Proteo- und Peptidhormone mit artspezifischer Aminosäuresequenz
- Insulin
- Glucagon
- Follitropin (FSH)
- Thyreotropin (TSH)
- Cytokine
- Wachstumsfaktoren (hGH)
- Bradykinin
- Isoprenderivate (wie Neotenin bei Insekten)
- Steroidhormone (wie die Nebennierenrinden- und Sexualhormone)
Einteilung nach Herkunft
- Drüsenhormone (auch glanduläre Hormone) von:
- Neurohormone, die von Neuronen im ZNS produziert werden (z.B. Hypophysenhinterlappen)
- Gewebshormone werden in spezialisierten Zellen gebildet z.B. die gastrointestinalen Hormone. Sogenannte Mediatorstoffe wirken kurzfristig und direkt auf benachbarte Zellen (Histamin, Serotonin und Prostaglandin)
Biochemische Eigenschaften von Hormonen
Man unterscheidet zwischen zwei Arten von Hormonen:
- Lipidunlösliche Proteine
Diese Substanzen können wegen ihrer Lipidunlöslichkeit die Zellmembran nicht passieren. Stattdessen binden sie sich an spezifische membrangebundene Rezeptoren der Zielzellen. Zusammen mit dem Rezeptor wird ein Hormon-Rezeptor-Komplex gebildet. Der Rezeptor ist ein Enzym, welches ATP in zyklisches AMP (cAMP, ein second messenger) umwandeln kann. Das cAMP bindet an einen hemmenden Proteinanteil, welches wiederum an ein anderes Enzym im Cytoplasma gebunden ist und dieses Enzym vorläufig deaktiviert. Durch die Bindung von cAMP an den hemmenden Proteinanteil wird dieser vom Enzym getrennt. Das Enzym wird dadurch aktiviert und bewirkt seinerseits bestimmte Stoffwechselprozesse in der Zelle.
- Lipidlösliche Nicht-Proteine (Steroide)
Diese Substanzen können aufgrund ihrer Lipidlöslichkeit durch die Zellmembran in die Zelle eindringen. Der Stoff bindet im Cytoplasma an spezifische Rezeproren (z.B. Eiweiße) und bildet ein Hormon-Protein-Komplex. Dieser Komplex hat, im Gegensatz zum ursprünglichen Hormon, die Fähigkeit, durch die Zellkernmembran zur DNA zu gelangen. Es werden nun spezifische Gene aktiviert, es kommt zur Proteinbiosynthese.
Siehe auch: Doping.
Liste von humanen und tierischen Hormonen
- Adrenalin = Epinephrin Streßhormon
- ACTH = Adrenocortikotropes Hormon
- Aldosteron = Dursthormon
- Angiotensin I und Angiotensin II
- Antidiuretisches Hormon = ADH = Adiuretin = Vasopressin = Wassersparendes Hormon
- ANP = atriale natriuretische Peptide
- Calciferol (Vitamin D3: Cholecalciferol; Vitamin D2: Ergocalciferol) eher ein Hormon als ein Vitamin
- Calcitonin
- Cholecystokinin (CCK) = Pankreozymin
- Corticotropin-releasing Hormon (CRH)
- Cortisol Cortison = Streßhormon 2
- Dopamin (DA)
- Erythropoietin (EPO) Hormon, das die Bildung von roten Blutkörperchen anregt
- Follikel stimulierendes Hormon FSH
- Gastrin
- Glukagon - Blutzucker steigernd
- Gonadotropin-releasing Hormon GnRH
- GHRH
- Humanes Chorion gonadotropin GCG
- Insulin - Blutzucker senkend
- Insulin-like growth factor
- Leptin
- Luteinisierendes Hormon LH
- Melatonin = Beeinflußt den Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers
- Neuropeptid Y
- Noradrenalin (NA)
- Estrogen = Weibliches Sexualhormon
- Oxytocin
- Parathormon (PTH)
- POMC = Vorstufe von vielen Hormonen und Regulation der Nahrungsaufnahme
- Progesteron = Gelbkörperhormon
- Prolaktin (PRL)
- Renin
- Schilddrüsenhormone Thyroxin T4 und Trijodthyronin T3
- Secretin
- Serotonin = 5-Hydroxytryptamin (5-HT)
- Somatostatin
- Somatotropin = Wachstumshormon = HGH ( Human Growth Hormon )
- Testosteron = Männliches Sexualhormon
- Thrombopoietin
- Thyroidea stimulierendes Hormon TSH
- TSH-Releasing Hormon TRH
- Thyroxin T4
- Triiodothyronin T3
Eine spezielle Gruppe von Hormonen sind die trophischen Hormone, die andere Hormondrüsen zur Produktion anregen. So regt das Thyroidea stimulierende Hormon (TSH) das Wachstum und die Aktivität der Schilddrüse an.
Hunger-Hormone
Liste von pflanzlichen Hormonen
Siehe auch: Gewebshormon, Wortfeld Hormone, Bulbogastron
Literatur
- Ulrich Meyer: Die Geschichte der Östrogene. Pharmazie in unserer Zeit 33(5), S. 352 - 356 (2004), ISSN 0048-3664
Weblinks
- http://ntbiouser.unibe.ch/trachsel/teaching/Hormone/Hormone.htm
- Schön verständliche Hormonseite
- http://www.vobs.at/bio/spezial/x-hist30.htm
- Geschichte der Hormonforschung