Schwarzes Schaf

Metapher
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Mit dem sprichwörtlichen Ausdruck schwarzes Schaf bezeichnet man ein Gruppenmitglied, dass sich in negativer Weise von den übrigen Mitgliedern einer sozialen Gruppe abhebt. In der Regel handelt es sich um einen Außenseiter, der aufgrund seiner nicht den gruppenweit anerkannten Vorstellungen oder Regeln entsprechenden Eigenschaften oder Verhaltensweisen unangenehm auffällt, den anderen Mitgliedern Unehre bereitet und/oder die Schuld an Missständen gewohnheitsmäßig zugeschoben bekommt.[1]

Ein wortwörtlich schwarzes Schaf

Die Redewendung geht auf die Wertmaßstäbe der Schafzucht zurück, wonach die Wolle weißer Schafe als wertvoller anzusehen ist, da sie sich einfacher färben lässt. Die Wolle eines einzigen schwarzen Schafes dagegen senkte die Wollqualität der ganzen Herde, weshalb solche Tiere schon in der Zucht, wenn möglich, aussortiert wurden. Schwarze Schafe, die in der Herde weißer Schafen zudem auch noch besonders auffallen, sollen aus diesen Gründen bei Schäfern, deren Betrieb auf die Wollproduktion ausgerichtet ist, sehr unbeliebt sein und in der Regel keine hohe Lebenserwartung haben, weil sie rasch ausgesondert und geschlachtet werden (vergleiche hierzu auch die biblische Darstellung in 1 Mos 30,32 EU). Dieses Klischee stimmt jedoch nicht in allen Fällen mit der tatsächlichen Praxis überein.[2]

Als „schwarzes Schaf der Familie“ werden im übertragenen Sinn Familienangehörige bezeichnet, die auf die schiefe Bahn geraten sind oder die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen. Als „schwarze Schafe einer Branche“ werden im Wirtschaftsleben häufig Anbieter oder Unternehmen bezeichnet, die sich aus geschäftlichem Interesse Kunden oder Wettbewerbern gegenüber unredlich verhalten, Missbräuche zulassen oder verbindliche Regeln und Vorschriften ihres Berufsstandes oder Wirtschaftssektors nicht einhalten, Verbraucher oder andere Abnehmer schädigen und möglicherweise ihre ganze Branche bei den maßgeblichen Verkehrskreisen in Misskredit bringen.

Siehe auch

Quellen

  1. Lutz Röhrich: Lexikon der sprichwörtlichen Redensarten, Herder Freiburg 2004, ISBN 3-451-05400-0
  2. So führen Schäfer der in der Lüneburger Heide gerne einige schwarze Schafe in ihrer Herde mit, weil sich die Herde dann nicht mehr so leicht durch Wildschweine verunsichern lässt. Wildschweine treten nachts auf die Weiden, um im Boden nach Nahrung zu suchen, interessieren sich dabei im Grunde aber gar nicht für die Schafe und stellen auch keine Gefährdung dar. In Herden ohne schwarze Schafe kann aber eine Panik auftreten, weil die Wildschweine einen Fluchtreflex auslösen. Sind die weißen Schafe jedoch an die regelmäßige Anwesenheit schwarzer Artgenossen gewöhnt, die den Wildschweinen in ihren Augen ähnlich sehen, bleiben sie auch dann ruhig, wenn Wildschweine auftauchen. (Quelle: NDR-Dokumentation Schäfern in der Heide vom 27.04.2005)