Giesecke+Devrient
Giesecke & Devrient (G&D) ist ein Technologiekonzern mit Sitz in München, der sich, ausgehend vom Banknoten- und Personalausweisdruck, auch zu einem Spezialisten für Smart Cards und Sicherheitslösungen entwickelt hat. Der Traditionskonzern wurde am 1. Juni 1852 von Hermann Giesecke (1831-1900) und Alphons Devrient (1821-1878) in Leipzig als "Typographisches Kunst-Institut Giesecke & Devrient" gegründet und unterhält heute weltweit über 50 Tochtergesellschaften und Joint Ventures. G&D beschäftigte im Geschäftsjahr 2006 8.295 Mitarbeiter, davon 4.947 im Ausland. Im gleichen Jahr erwirtschaftete das Unternehmen einen Gesamtumsatz von 1,3 Mrd. Euro. G&D ist volumenmäßig der größte Drucker von Euro-Banknoten unter den 15 beteiligten Druckereien.
Giesecke & Devrient
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1. Juni 1852 |
Sitz | München |
Leitung | Karsten Ottenberg |
Mitarbeiterzahl | 8.295[1] |
Website | gi-de.com |
G&D war zunächst auf den Banknotendruck sowie die Lieferung der entsprechenden Sicherheitspapiere und der Maschinen zur Banknotenbearbeitung spezialisiert. Nach und nach entwickelte sich das Unternehmen aber in andere Sicherheitstechnologien hinein, insbesondere in die Bereiche Smart Cards, elektronischer Zahlungsverkehr, Personenidentifizierung und Internetsicherheit (Public Key Infrastructure).
Unternehmensgeschichte
Das Unternehmen war 1924 maßgeblich an der Herstellung der Rentenmark beteiligt. Ab 1948 baute Siegfried Otto die Firma in München neu auf, während die in Leipzig vorhandenen Gebäude und Anlagen verstaatlicht und als VEB Deutsche Wertpapierdruckerei weiter betrieben wurden. 1958 verpflichtete sich G&D zur Lieferung der Hälfte der Banknoten für die Deutsche Bundesbank. Die andere Hälfte lieferte die damals staatseigene, heute privatisierte Bundesdruckerei. 1968 war G&D an der Entwicklung des Eurocheques und der Eurocheque-Karte beteiligt. Im gleichen Jahr meldete eine Gesellschaft der Firmengruppe das erste Patent in Bezug auf Chipkarten an. 1981 wurden die ersten Chipkarten im Auftrag der Deutschen Bundespost von G&D hergestellt. Drei Jahre später erfand der Konzern das sogenannte SIM Plug in, das sich in den kommenden Jahren zum weltweiten Standard für Sim-Karten durchsetzen sollte. Nach der Wiedervereinigung übernahm G&D1990 das ehemalige Stammhaus in Leipzig und gliederte es in als Standort für den Wertpapier- und Banknotendruck in den aus München geführten Konzern ein. 1991 lieferte G&D die erste kommerzielle SIM-Karte für einen finnischen Netzbetreiber.
Ab 1970 begann G&D, zunächst in ihrem Tochterunternehmen Gesellschaft für Automation und Organisation mbH (G.A.O. mbH), mit der Entwicklung der automationsfähigen Banknote, deren Echtheit durch maschinenlesbare Merkmale überprüft werden konnte. In den folgenden Jahren wurde das Produktspektrum durch Maschinen zur Sortierung von umlaufenden Banknoten nach Echtheit und Zustand (Umlauffähigkeit) erweitert. Mit den Maschinentypen ISS 300 (ab 1977), BPS 3000 (ab 1989) und BPS 1000 (ab 1995) wurde G&D Weltmarktführer für die Ausstattung von Zentralbanken mit einem Marktanteil von mehr als 70%. 1990 gewann G&D einen Großauftrag der Federal Reserve System der Vereinigten Staaten von Amerika zur Lieferung von mehr als 130 Systemen der BPS 3000, die 40 Banknoten pro Sekunde prüfen kann.
Ab 1990 wurde die Expertise im Chipkartenumfeld ausgebaut. So entstand etwa die erste Gesetzliche Krankenversichertenkarte (1993), die erste Elektronische Börse (1995) oder die weltweit erste SIM-basierte Mobile Banking-Lösung (1998). 1996 hatte sich G&D als führender Lieferant von Masken, Karten und Terminals für die in Deutschland eingeführte GeldKarte etabliert. Zwei Jahre später wurde das neue Unternehmenssegment Sicherheitssysteme gegründet, das einen Schwerpunkt auf Informations- und Netzwerksicherheit legte.
Ab 1999 druckte G&D für die europäische Zentralbank die neue europäische Währung Euro auf der Grundlage modernster Sicherheitsstandards. G&D ist dabei volumenmäßig der größte Drucker von Euro-Banknoten unter den 15 beteiligten Druckereien.
2002 war G&D für Entwicklung, Design und Druck der neuen Banknotenserie für Afghanistan verantwortlich. In den folgenden Jahren entwickelte das Unternehmen vor allem auch Visa-Personalisierungssysteme, u.a. für Kasachstan, Serbien und Italien. Auch folgte die Herstellung von Gesundheitskarten, etwa für Taiwan.
2002 wurde eine Banknotendruckerei in Malaysia nahe Kuala Lumpur eröffnet.
Im Jahr 2004 war G&D in der Bundesrepublik an der Herstellung der neuen Ausweisdokumente mit Speicherung biometrischer Daten auf einem Chip beteiligt. Zudem ist das Unternehmen in das Projekt Elektronische Patientenkarte involviert.
Trotz von der EU und den USA im Jahr 2001 gegen Simbabwe verhängter Sanktionen werden von G&D die Banknoten des Simbabwe-Dollar gedruckt[2], mit der auch staatlichen Mordkommandos bezahlt werden [3]. Mit über 100.000% erreichte die Inflationsrate des Landes im Februar 2008 einen neuen Höchststand [4], was immer weitere Papierlieferungen erforderlich machte. Zum 1. Juli 2008 hat G&D offiziell die Einstellung der Papierlieferungen nach Simbabwe mitgeteilt und sich dabei auf den international wachsenden öffentlichen Druck auf das Unternehmen bezogen.
Eine der führenden Hersteller von Banknoten- und Sicherheitspapier ist die Papierfabrik Louisenthal GmbH, ein Tochterunternehmen von Giesecke & Devrient, mit Produktionsstätten in Gmund am Tegernsee und Königstein (Sächsische Schweiz).
Mitbewerber
In Deutschland ist die Bundesdruckerei Hauptkonkurrent, weltweit bei Chipkarten der Weltmarktführer (50% Anteil) Gemalto nv.
Quelle
Weblinks
- Homepage von Giesecke & Devrient
- Beitrag zum 50jährigen Firmenjubiläum aus dem Jahr 1902
- Papierfabrik Louisenthal GmbH (Tochterunternehmen von Giesecke & Devrient)