Bergwerk Käpfnach

Braunkohlebergwerk in Horgen, Kanton Zürich
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Das Bergwerk Käpfnach ist ein ehemaliges Braunkohle- und Mergel-Bergwerk in Horgen im Kanton Zürich in der Schweiz. Mit einer gesamten Stollenlänge von 100 km ist es das grösste seiner Art in der Schweiz.

Eingang Bergwerk Käpfnach (Rotweg-Stollen)

Geologie

In der der oberen Süsswassermolasse entstand in 15 Millionen Jahren ein einziges Flöz. Durch die Alpenbildung wurde das ehemalige Flachmoor gehoben und bildet heute ein von Osten nach Westen velaufendes Gewölbe mit leichter Neigung von 5.2 Promille. Der Verlauf konnte bis ins Sihltal bei Sihlbrugg festgestellt werden auf der anderen Seite des Zürichsees wurden jedoch keine Spuren gefunden. Das Flöz erreicht ein Mächtigkeit von bis zu 60 cm, ist an vielen Stellen nur 20–50 cm stark.

Als Nebengesteine ist vor allem der Tonmergel zu nennen, der über dem Kohleflöz eine bis zu 7 m dicke Schicht bildet und als Rohmaterial im Käpfnacher Zementwerk, zur Verarbeitung zu Portlandzement Verwendung fand. Unter dem Flöz liegt eisenhaltiger Mergelton Mergelkalk und toniger Sandstein einige von ihnen wurden als Rohmaterial für Ziegel und Zement oder als Düger verwendet.

Im Flöz haben sich Versteinerungen von Farnen, Eiche, Zypressen, Mastodon, Krokodilen und einige anderen Gattungen erhalten.

Die Ablagerung der Schichten erfolgte unruhig, entsprechend schlecht und uneinheitlich ist die Qualität der Braunkohle. Bei der Käpfnacher Kohle handelt es sich um eine stark schwefelhaltige Pechkohle von minderer Qualität. Sie besteht zu 45-69% aus Kohlenstoff und hat einen Sauerstoffgehalt von 19-30%, die Anteile entsprechen etwa der Braunkohle. Der Brennwert liegt bei etwa 56% desjenigen von Steinkohle.

Abbaugeschichte

Da das Flöz im Bereich des Abbachs und des Abbachtobels an mehrerer Stellen zutage tritt, war das Vorhandensein der Kohle schon sehr lange bekannt.

Die Anfänge

Die ersten schriftlichen Zeugnisse eines Kohlevorkommens in Käpfnach sind um 1548 in der Chronik von Johannes Stumpf zu finden. Um 1663 wird vom Abbau des Zieglers von Käpfnach berichtet, der die Kohle zur Produktion seine Ziegel verwendete. Erst 1708 wird für den Zeitraum von 20 Jahren ein regelmässsiger Kohlenabbau vermerkt. Ein weiterer Abbauversuch 1763, diesmal unter der Beteiligung ausländischer Fachleute, schlägt fehl, sodass die Stolleneingänge schon 1776 zerfallen.

Der Staatliche Abbau

Die Zürcher Regierung richtet um 1784 den Abbau in Käpfnach ein. Fachleute sollten die Infrastruktur und die Stollenanlagen nach bewährten Vorlagen organisieren. Im Jahr 1875 wird die Zementsteinfabrik als Kohleabnehmerin vor dem Ausgang des Rotwegstollens gebaut. Das Staatliche Unternehmen wird 1911 aufgelöst.

1. Weltkrieg 1917 bis 1921

Angetrieben von der Kohlenachfrage der Industrie und der mangelden Verfügbarkeit von Importkohle wurde das Kohlevorkommen in Käpfnach wieder interessant. Bergbauingenieur Max Zschokke gründet die Kommanditgesellschaft “Bergwerk Gottshalden M. Zschokke & Compagnie” für den gemischtwirtschaftlichen Abbau zusammen mit der Gemeinde Horgen. In dieser Zeit arbeiten bis zu 80 Bergleute unter Tage. Nach dem Krieg erweist sich der Abbau als unrentabel und die Liquidation erfolgt 1921.

2. Weltkrieg 1941 bis 1947

Letztmalig erfolgte im 2. Weltkrieg ein Abbau der Käpfnacher Kohle durch die Braunkohlen-Genossenschaft Horgen.[1]

Nebenbetriebe

 
Zementfabrik mit 2 Oefen (Kamine) der staatlichen Bergwerksverwaltung von 1880

Als wichtigster Nebenbetrieb des Bergwerks wurde bis 1934 ein Zementwerk betrieben.

Heutiges Besucherbergwerk

Das Berwerk geriet nach 1947 in Vergessenheit, bis es 1982 zum Thema des Jahrhefts der Gemeinde Horgen gemachte wurde. Der bald darauf gegründete Bergwerkverein setzte sich zum Ziel ein Museum einzurichten und die Stollen soweit möglich der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bedingt durch die gesetzlichen Vorschriften musste er die Abbaurechte an der noch vorhandenen Kohle erwerben.

Heute stehen das Bergwerk und ein kleiner Teil der 100 km langen Stollenanlage dem Besucher offen und wird von der Stollenbahn befahren. Das Bergwerkmuseum ist im ehemaligen Kohlemagazin untergebracht.

Literatur

  • Paul Kläui: Geschichte der Gemeinde Horgen. Horgen 1952
  • Gemeinde Horgen (Hrsg.): Horgner Jahrheft 1982: Das Käpfnacher Bergwerk. Horgen 1982.

Einzelnachweise

  1. zur Bergbaugeschichte siehe Peter Ziegler: Kulturraum Zürichsee. Stäfa 1998. und Peter Laager / Hermann Sarbach: Das Bergwerk Käpfnach-Gottshalden gestern und heute. in: Minera Helvetica. Nr. 25b-2005.