Lucklum

Ortsteil von Erkerode im Landkreis Wolfenbüttel
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Lucklum am Elm wurde 1051 erstmalig erwähnt; die erste Nennung der Lucklumer Kirche geht sogar auf das Jahr 827 zurück. Bedeutung erlangte das Bauerndorf, das an einer strategisch günstigen Stelle lag, nach 1260 als der Deutsche Ritterorden hier den ersten Hof erwarb. Nach und nach gehörte dem Orden ganz Lucklum, die ansässigen Bauern wurden in Nachbarorte umgesetzt.

Kommende Lucklum/Elm

Der Deutschritterorden wurde im 3. Kreuzzug (Akkon, 1190) als eine Spitalstiftung gegründet, 1198 jedoch zur Krankenpflege und zum Kampf gegen Ungläubige bestimmt. Er bestand aus Rittern, Priestern und dienenden Brüdern, äußerlich durch einen weißen Mantel mit schwarzem Kreuz erkennbar. Seine größte Leistung ist die Missionierung Preußens. In der Zeit von 1198 bis 1806 waren Akkon, Venedig, Marienburg, Königsberg und Mergentheim Sitze der Ordensleitung. In Wien hält er sich bis heute. Einer der zwölf Unterbezirke war von 1287 bis 1809 die Bailei Ober- und Niedersachsen, die das Gebiet zwischen Weser und Oder einerseits sowie Elbe, Nordsee und Ostsee andererseits umfasste. Er wurde von einem Landkomtur, der in der Kommende Lucklum seinen Sitz hatte, verwaltet. Die Lucklumer Kirche wurde in eine Ordenskapelle umgewandelt und der Haupteingang in den Innenhof verlegt, so dass der obere Hof eine geschlossene befestigte Anlage bildete.

Die Kommende Lucklum ist ihrerseits aus der Kommende Elmsburg (Kreis Helmstedt) hervorgegangen. Im Jahr 1547 schloss sie sich der Reformation an. Während des 30jährigen Krieges wurde das Gut zerstört, später jedoch von Landkomtur Jan Daniel von Priort wieder aufgerbaut. Sein Grabmal befindet sich in der Lucklumer Kirche. Dort ist auch eine Nachbildung der ältesten Ordensfahne zu sehen. Die weiße Fahne aus dem Jahr1684 trägt das schwarze Ordenskreuz (das restaurierte Original wird geschützt aufbewahrt).

Die für die Lucklumer Kirche charakteristische Emblematik (Versinnbildlichung) verleiht ihr besondere Bedeutung. Die meisten Embleme zeigen sich in grau-schwarzer Malerei. Darunter verbergen sich möglicherweise bunte Wappen. An einigen Stellen ist Farbe zu sehen, die man versuchte freizulegen. Die Embleme sollen nun nach und nach renoviert warden. Das an der Westempore des Gotteshauses  Bild im ersten Feld zeigt die Wolfenbütteler Marienkirche noch ohne Dachhaube. Da die Marienkirche 1750 ihr Dach aufgesetzt bekam, muss die emblematische Malerei vorher abgeschlossen worden sein. Die beiden zugehörigen lateinischen Inschriften über der Kirche besagen, dass diese „die Welt mit offener Pforte ruft, aber alles nur Weltliche aus ihr verbannt".

Die Komture in Lucklum hielten enge Verbindung zum braunschweigischen Fürstenhaus in Wolfenbüttel und Braunschweig; das bezeugen die Gemälde der Braunschweiger Herzöge und ihrer Gemahlinnen von Herzog Anton Ulrich bis Karl Wilhelm Ferdinand im Prachtstück der ehemaligen Kommende, dem Rittersaal. Weitere Portraits zeigen Hoch und Deutschmeister neben Fürstenpaaren und Landkomturen. Eine prächtige Stuckdecke sowie zwei Kronleuchter zieren den Raum. Auf den Rittersaal folgt ein Billardzimmer mit einer farbenprächtigen Tapete, zur anderen Seite zwei Salons, die “Herzogszimmer”, in denen die Braunschweiger Herzöge immer eine Zuflucht hatten.Vermutlich ist der Rittersaal nicht der erste Saal dieser Art sondern wurde nach dem 30jährigen Krieg auf den Grundmauern eines Vorgängers wieder aufgebaut. Wegen der Ausmalung mit arsenhaltiger Farbe wird der Zugang beschränkt (und sind die Gemälde ungewöhnlich gut erhalten).   1809 wird die Kommende aufgelöst und ist als weltlicher Besitz nacheinander an die Familien Wahnschaffe, Frerichs und von Henninges übergegangen. Das ursprünglich zur Kommende gehörende Reitlingsvorwerk wurde veräußert. Seit 1831 ist das stattliche Anwesen ein “Rittergut”. Solche Großhöfe waren durch den aufkommenden Maschinenpark  großen Wandlungen unterworfen. “Früher arbeiteten hier mehr als 200 Leute”, berichtet  Johann-Heinrich von Henninges, dessen Familie das Gut seit 1949 bewirtschaftet. „Heute sind es noch zwei". Von Henninges ist Bürgermeister in Erkerode, zu dem Lucklum seit 1974 als Ortsteil gehört.