Historia Augusta

Spätantike Sammlung römischer Kaiserviten
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Die Historia Augusta ist eine auf Latein verfasste Sammlung von 30 Biographien römischer Kaiser bzw. Usurpatoren aus der Zeit von Hadrian bis Numerian (117284). Die Viten aus der Zeit zwischen 244-253 fehlen, jene des Valerian (253-60) ist nur fragmentarisch erhalten.

Überblick

Als Verfasser gaben sich sechs Autoren aus, seit Casaubonus 1603 bekannt als Scriptores historiae Augustae:

  • Aelius Spartianus,
  • Iulius Capitolinus,
  • Vulcacius Gallicanus,
  • Aelius Lampridius,
  • Trebellius Pollio und
  • Flavius Vopiscus,

die in der Zeit des Diokletian gelebt haben wollen.

In Wirklichkeit wurde das Werk wahrscheinlich von nur einer Person verfasst, wie Herrmann Dessau 1889 vermutete, die wohl am Ende des 4. bzw. zu Anfang des 5. Jahrhunderts lebte und heidnisch gesinnt war. Der Verfasser kannte die Kaiserbiografien Suetons und bemühte sich, dieses Werk, das mit der Biografie von Kaiser Domitian endet, fortzusetzen.

Der bis heute unbekannte Autor stellte die heidnischen Kaiser als glänzende Vorbilder dar, um damit ein Kontrastbild zu den inzwischen christlichen Kaisern zu schaffen. Viele der in der Historia Augusta zitierten Dokumente sind nachweislich nicht echt. In der Tradition Suetons liebte der Autor Klatsch und Anekdoten, so dass der Wahrheitsgehalt der Historia Augusta oft mehr als fragwürdig ist. Dennoch beinhaltet sie zahlreiche interessante Informationen, gerade über einige der Soldatenkaiser.

Die Problematik einer Verwendung der Historia Augusta als historische Quelle liegt also darin begründet, dass der Wahrheitsgrad einzelner Aussagen nicht immer geklärt werden kann. Die Historia Augusta war im Mittelalter kaum bekannt, wurde aber im Frühhumanismus wieder herangezogen. Die Historia Augusta gehört bis heute zu den umstrittensten Quellen des Altertums, was eine ausufernde Forschungsliteratur und ein nur der Historia Augusta gewidmetes Colloquium in Bonn illustrieren.

Literatur

Werkausgaben

  • Historia Augusta – Römische Herrschergestalten, übersetzt von Ernst Hohl, 2 Bde., Zürich-München 1976.

Sekundärliteratur

  • Adolf Lippold: Die Historia Augusta. Eine Sammlung römischer Kaiserviten aus der Zeit Konstantins, Steiner Verlag, Stuttgart 1998. ISBN 3-515-07272-1
  • Holger Sonnabend: Geschichte der antiken Biographie. Metzler, Stuttgart 2002. S. 214-221. ISBN 3-476-01914-4