Honoré Gabriel de Riqueti, comte de Mirabeau
Mirabeau (1749-1791) war als Abgeordneter des Dritten Standes in den Generalständen eine führende Person der französischen Revolution. Mirabeau war 1790 Präsident des Jakobinerclubs und hielt 1791 den Vorsitz der Nationalversammlung. Nach einem Positionswechsel trat er erfolglos für eine konstitutionelle Monarchie ein.
Mirabeau ist durch seinen Donnerkeil bekannt geworden, mit dem er am 23.Juni 1789 dem königlichen Zeremonienmeister eine Abfuhr erteilte, als dieser die Versammlung der Generalstände auflösen wollte.
Kleist schildert Mirabeuas Donnerkeil in seinem Essay "Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Reden" sehr anschaulich: "(...)Mir fällt jener "Donnerkeil" des Mirabeau ein, mit welchem er den Zeremonienmeister abfertigte, der nach Aufhebung der letzten monarchischen Sitzung des Königs am 23ten Juni, in welcher dieser den Ständen auseinanderzugehen anbefohlen hatte, in den Sitzungssaal, in welchem die Stände noch verweilten, zurückkehrte, und sie befragte, ob sie den Befehl des Königs vernommen hätten? "Ja", antwortete Mirabeau, "wir haben des Königs Befehl vernommen" - ich bin gewiß, daß er, bei diesem humanen Anfang, noch nicht an die Bajonette dachte, mit welchen er schloß: "ja, mein Herr", wiederholte er, "wir haben ihn vernommen" - man sieht, daß er noch gar nicht recht weiß, was er will. "Doch was berechtigt Sie" - fuhr er fort, und nun plötzlich geht ihm ein Quell ungeheurer Vorstellungen auf - "uns hier Befehle anzudeuten? Wir sind die Repräsentanten der Nation." - Das war es, was er brauchte! "Die Nation gibt Befehle und empfängt keine" - um sich gleich auf den Gipfel der Vermessenheit zu schwingen. "Und damit ich mich ihnen ganz deutlich erkläre" - und erst jetzo findet er, was den ganzen Widerstand, zu welchem seine Seele gerüstet dasteht, ausdrückt: "So sagen Sie Ihrem Könige, daß wir unsere Plätze anders nicht, als auf die Gewalt der Bajonette verlassen werden." - Worauf er sich, selbstzufrieden, auf einen Stuhl niedersetzte.(...)"