Chișinău

Hauptstadt der Republik Moldau
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Wappen
Wappen von Chişinău
Karten
Lage von Chişinău in Moldawien
Gebietsaufteilung Chişinău
Stadtdaten
Fläche: 161.2 km²
Koordinaten: 47° 00' n. Br., 28° 55' ö. L.
Amtssprache: Moldawisch
Höhe: 173 m. ü. M.
Einwohner: Stadt: 716.700 (1. Januar 2005)
Flughafen::
Distanz:
Chisinau Airport KIV
ca. 15 km
Stadtpräsident: Serafim Urecheanu
Offizielle Website: www.chisinau.md
Satelliten-Aufnahme Chişinău
Chişinău - Satelliten-Aufnahme

Chişinău (russisch Кишинёв, Kischinjow, deutsch Kischinau) ist die Hauptstadt Moldawiens. Die Stadt hat eine Fläche von 161.2 km² mit circa 665.500 Einwohner (etwa 17% der Gesamtbevölkerung Moldawiens, Stand 2000). Das Gebiet ist in 5 Bezirke eingeteilt: Centru, Botanica, Buiucani, Rîşcani, Ciocana. In Chişinău befindet sich eine Universität, 6 andere Hochschulen, Theater, Museen und Kultureinrichtungen.

Geschichte

1812 wurde Chişinău Regierungssitz von Bessarabien, ein bis dahin unbedeutender Marktflecken. Chişinău genoss als Stadt am Rande des russischen Imperiums keinen guten Ruf im Zarenreich, sondern galt als Strafversetzungslager für Unzufriedene und Aufmüpfige. Der junge russische Nationaldichter Alexander Sergejewitsch Puschkin war von 1820 bis 1823 als Übersetzer nach Chişinău verbannt worden und schrieb über die Stadt:

"O Kischinjow, o dunkle Stadt!", "Verfluchte Stadt Kischinjow, die Zunge wird nicht müde dich zu beschimpfen."

Aufschwung im Industriezeitalter

Ab 1834 entstand durch einen großzügigen Stadtentwicklungsplan ein imperiales Stadtbild mit breiten und langen Straßen. Der Plan teilte die Stadt grob in zwei Bereiche. Die Altstadt - mit ihren verwinkelt gebauten Strassen und den unregelmäßigen Gebäudestrukturen, sowie die Innenstadt - mit dem im Voraus geplantem Konzept des Strassenverlaufs. Zur selben Zeit wurden ebenfalls das Stadtzentrum und der im Bezirk Centru liegende Bahnhofplatz geplant. Zwischen 1830 und 1836 errichtete der Architekt Avraam Melnikov die Catedrala Orăşenească. 1840 folgte der Bau des im folgenden Jahr fertiggestellten Triumphbogens vom Architekten Luca Zauşkevici. In unmittelbarer Umgebung begann der Bau einer Vielzahl weiterer Gebäüde und Plätze.

Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts wuchs die kontinuierlich. 1891 leitete Alexandru Bernardazzi den Bau der Biserica Sf. Pantelimon (Grecească - die griechische Kirche) sowie von 1900 bis 1903 den des Frauengymnasiums Dadiani und der dortigen Kapelle (1895-1897). Zwischen 1898 und 1901 entstand am Bulevardul Ştefan cel Mare şi Sfînt das Gebäude des Bürgermeisters, das Fosta Dumă Orăşenească (Mitrofan Elladi und Alexandru Bernardazzi).

Erster Weltkrieg

Am 22. August 1905 kam es in der Stadt zu einer blutigen Eskalation, wobei die Polizei das Feuer auf geschätzt 3.000 demonstrierende Landarbeiter eröffnete.

Im Zuge der russischen Revolutionswirren übernahm im November 1917 eine nationale Vollversammlung namens Sfatul Ţării (Volksrat) mit Sitz in Chişinău die Regierung. Am 24. Januar 1918 (russischer Kalender: 2. Dezember 1917) wurde das Land vom gestürzten Russischen Zarenreich unabhängig und die Moldauische Demokratische Republik wurde gegründet. Daraufhin erklärte Bessarabien am 9. April 1918 (russischer Kalender: 27. März 1918) unter Beibehalt einer Teilautonomie, den Anschluß an Rumänien. Die Bevölkerung unterstützte diesen Schritt. Chişinău verlor damit den Titel als Hauptstadt und rückte in den Hintergrund.

In der Zeit zwischen 1918 und 1940 unternahm die Stadt große Renovationsarbeiten im Zentrum der Stadt. Dabei wurde 1927 auch ein Denkmal an den ruhmreichen Fürsten von Moldau Ştefan cel Mare şi Sfînt durch den Künstler Alexandru Plămădeală und Architekt Eugen Bernardazzi errichtet.

Datei:Grossangriff Bessarabien 1944.png
Großangriff vom August 1944

Zweiter Weltkrieg

In den Wirren des Zweiten Weltkriegs wurde Chişinău fast vollständig zerstört. Besonders stark in Mittleidenschaft gezogen wurde die Stadt jedoch im August 1944 bei einem sowjetischen Großangriff auf die neugruppierte deutsche 6. Armee und deren verbündete rumänische Unterstützungstruppe. Nach dem Krieg forderte das Oberhaupt der Siegermacht Sowjetunion Josef Stalin das Gebiet um Bessarabien aufgrund des geheimen Zusatzprotokoll des Deutsch-Sowjetischen Nichtangriffsvertrages von 1939 (Hitler-Stalin-Pakt) als rechtmässiger Besitzer zurück. Daraufhin gründete er die Moldauische SSR als Teil der UdSSR und ernannte Chişinău zur Hauptstadt.

In den Folgejahren von 1947 bis 1949 entwickelte der Architekt Aleksei Victorovici Şciusev unter Mithilfe eines mehrköpfigen Architektenteams einen Plan zum schrittweisen Wiederaufbau der Stadt.

Siehe: Aleksei Victorovici Şciusev Denkmal


Geschichtlicher Überblick

Chişinău wird Hauptstadt der unabhängigen Republik Moldau (Moldawien).

Politik

Städtepartnerschaften

Seit 1989 unterhält Chişinău eine Städtepartnerschaft mit Mannheim in Deutschland. Es ist die einzige deutschsprachige Partnerstadt. Daneben gibt es aber noch weitere Partnerschaften, wie beispielsweise mit Sacramento, USA - Grenoble, Frankreich - Regio'nell Emilia, Italien - und Odessa in der Ukraine.

Zudem gibt eine Reihe von Kooperationsabkommen mit anderen Städten, dazu gehören Bukarest, Rumänien - Hampshire, Vereinigtes Königreich - Beijing (Peking) und Tsingtao, China - Jerusalem, Israel - Sankt Petersburg und Moskau, Russland - Kiew, Ukraine - sowie Minsk in Weißrussland.

Geographie

Chişinău liegt auf 173 m.ü.M. bei 47° 00' nördlicher Breite, 28° 55' östlicher Länge und hat eine geschätzte Fläche von 161.2 km².

Politisch liegt die Stadt im gleichnamigen Kreis Chişinău, im Zentrum Moldawiens. Geografisch gelegen im Osteuropäischen Flachland, ist die Stadt umgeben von einer flachhügeligen Landschaft mit sehr fruchtbarem Erdboden, welcher schon seit Urzeiten die Grundlage für landwirtschaftliche Nutzung sowohl im Anbau von Wein als auch Obst bot. Durchzogen vom Fluss Bîc zeigt die Stadt, besonders im Frühling und Sommer, ein sehr naturbezogenes Stadtbild mit vielen Bäumen und grossen Parkanlagen.

Datei:Grafik Chisinau Klima 01 02.png
Temperaturkurve

Klima

Erste Wetterdaten reichen bis in das Jahr 1884 zurück. Damals beschäftigten sich die Forschungen allerdings eher mit dem idealen Klima für einen optimalen Weinanbau. Dabei rechnet man im Verlauf eines Jahres mit etwa 2215 Stunden Sonne -, 329 Stunden alleine im Rekordmonat Juli - hingegen bloss mit 54 Stunden Sonnenschein im Dezember. Regional herrscht ein kontinentales Klima mit einer Jahresdurchschnittstemperatur von 9.6°C und einer Niederschlagsmenge von 547 mm/qm. Der Sommer beginnt etwa Mitte Mai, er fällt kurz aber stark aus. Hohe Temperaturen um 25°C erreicht das Termometer vor allem in den Monaten Juni, Juli und August. Mit verstärktem Niederschlag ist im Juni und Juli zu rechnen. Wie der Sommer, ist auch der Winter sehr kurz. Der Januar erreicht mit durchschnittlich -3.2°C die tiefsten Temperaturen, der Oktober mit 27 mm/qm die geringste Niederschlagsmenge. Ausgeprägt lang und warm ist der Herbst dank der Lage nahe dem Schwarzen Meer, welches das Klima der Region ebenfalls stark beeinflusst. Meistens herrscht jedoch mit 10°C eine mittlere Temperatur, mit einer generell geringer Niederschlagsmenge während dem ganzen Jahr.

Flora

Chişinău ist eine ausgesprochen grüne Stadt. Die Hauptstrassen sind gesäumt mit vielen Bäumen. Hinzu kommen grosszügige Parkanlagen, welche auf dem ganzen Stadtgebiet verteilt liegen und das Stadtbild prägen. Zu den grössten Parks gehören:

  • Parcul Slivic (im Norden)
  • Parcul La Izvor (im Nordwesten)
  • Parcul Dendrologic (westlich vom Zentrum)
  • Parcul Valea Morilor (im Südwesten)
  • Parcul Valea Trandafirilor (im Süden)
Datei:Haussperling.jpg
Haussperling (Spatz)

Fauna

Eigentlich eine für Tiere unnatürliche und gefährliche Umgebung, bietet sich aber auch eine Stadt als gutes Zuhause für eine Vielzahl von Tieren an. In den grosszügigen Parkanlagen von Chişinău leben etwa 14 Vogel-, sowie 14 Reptil- und Amphibienarten im Einklang mit den Menschen. Unter den Säugetieren der Igel, der Maulwurf, das Wiesel und der Marder, sowie die Fledermaus. Dazu kommen auch eine Reihe verschiedene Nagetiere, wie beispielsweise das Eichhörnchen und die Feldmaus. Bei den Vögel findet man eine Reihe verschiedener Taubenarten, wie z.B. die Waldtaube. Daneben gibt es weiter den Mauersegler, die Stare, und den Spatz. In den Gewässern des Parks Valea Morilor, im westlichen Teil von Chişinău gelegen, leben es etwa 20 verschiedene Fischarten. Der See bietet Lebensraum für Barsche, Karauschen, sowie Brachsen und Karpfen, letztere stammen beide aus der Familie der Karpfenfische.

Wirtschaft und Verkehr

Chişinău beherbergt vor allem Lebensmittelindustrie. So findet sich dort eine große Weinkellerei, Obst- und Gemüsekonservenindustrie, Tabakindustrie, Textilindustrie. Nach dem Ende des kommunistischen Systems in Moldawien, entwickelte sich die Stadt zunehmend als attraktiver Standort für Banken. Aufgrund der schwierigen gesetzlichen Lage im Land und der stagnierenden Korruption blieb ein Zuzug grosser ausländischer Investoren, wie in anderen ehemals kommunistisch regierten Republiken, bisher aus.

Bewohner von Chişinău geniessen im Vergleich zu den ländlichen Verhältnissen eine höhere Lebensqualität. Im Vergleich zum Europäischen Standard sind aber auch die Lebensumstände in der Stadt weit unter dem Durchschnitt. Doch hat sich das nach einem grossen wirtschaftlichem Tief um das Jahr 2000 wieder stark verbessert.


Öffentlicher Verkehr

Als öffentliches Transportmittel stehen neben einem dichten Trolleybus-System ebenfalls Minubus und Taxi zur Verfügung. Taxis können rund um die Uhr telefonisch gerufen werden.

Fernverkehr

Busbahnhof

Generell das meistgenutzte Fernverkehrsmittel in Moldawien ist der Bus. Mit ihm reist man sehr preiswert über mehrere Stunden oder Tage. Beliebte Ziele sind beispielsweise Odessa (Ukraine) und Bukarest (Rumänien).

Datei:KIV-Airport-Logo-01.png
Internationaler Flughafen von Chişinău

Flughafen

Der Aeroportul International Chişinău (Internationaler Flughafen Chişinău) befindet sich ca. 15 km südlich des Stadtzentrums und bietet internationale Flugverbindungen nach Wien, Budapest, Istanbul, Moskau, Bukarest, Paris und Rom.

Bahnverkehr

Da Chişinău an der Hauptbahnstrecke Athen / Istanbul-Moskau liegt, stellt vorallem die Bahn eine der wichtigsten Verbindung nach Europa und anderen Grossstädten dar. Aufgrund des anhaltenden Konflikts zwischen Moldawien und der international nicht anerkannten Transnistrischen Moldauischen Republik, ist das Schienennetz in Richtung Ukraine zeitweise komplett zum Stillstand gekommen.

Persönlichkeiten

Sehenswürdigkeiten

  • Catedrala Naşterea Domnului
Die vom Architekten Avraam Melnikov in den Jahren 1830 bis 1836 erbaute orthodoxe Kathedrale hat einen prachtvollen Glockenturm.
  • Porţile Sfinte (auch "Arcul de Triumf" oder "Arcul Biruinţei")
Der Triumphbogen wurde von Luca Zauşkevici im Jahr 1841 errichtet. Eigentlich "Heiliger Bogen" genannt, befindet er sich direkt am Bulevardul Ştefan cel Mare şi Sfînt im Parcul Catedralei, gegenüber dem Regierungsgebäude von Moldawien, in der Nähe der Catedrala Naşterea Domnului.
  • Statue von Ştefan cel Mare şi Sfînt
Das aus Bronze gefertigte Denkmal von Ştefan cel Mare entstand 1927. Die Figur entstand in der Zusammenarbeit des Künstlers Alexandru Plămădeală mit dem Architekten Eugen Bernardazzi und steht beim Gradina Publica Ştefan cel Mare şi Sfînt.
  • Bulevardul Ştefan cel Mare şi Sfînt
Diese großzügig angelegte Strasse verläuft von Nordwesten nach Südosten linear durch das Stadtzentrum. Das gesamte restliche Straßenmuster ist am Bulevardul Ştefan cel Mare şi Sfînt ausgerichtet.
  • Allee der Herrscher Moldawiens
Am Verteidigungsministerium stehen zehn Bronzebüsten. Sie stellen Bogdan I., Petru I. Musat, Alexandru cel Bun (Alexander der Gute), Ştefan cel Mare şi Sfînt (Stefan der Große und Heilige), Bogdan III. cel Orb, Petru Rares, Alexandru Lapusneanu, Ioan Voda cel Cumplit (Fürst Johann der Schreckliche), Vasile Lupu und Dimitrie Cantemir dar. Die Einweihung fand am 27. August 2004 statt.

Museen und Kultur

  • Muzeul Naţional de Istorie a Moldovei (Nationales Geschichtsmuseum)
  • Muzeul Naţional de Arte Plastice (Nationales Kunstmuseum)
  • Museum für Geschichte Chişinău
  • Muzeul Naţional de Etnografie şi Istorie Naturală (Ethnografisches und Naturhistorisches Nationalmuseum)
  • Muzeul de Arheologie si Etnografie al Academiei de Stiinte din Moldova (Archeologisches und Ethnologisches Museum)
  • Muzeul Literaturii Romane "M. Kogalniceanu" (Literarisches Museum)
  • Muzeul Pedagogic Republican
  • Casa-Muzeu "A.S. Puşkin" (Puschkin Museum)

Siehe: Museen Moldawiens

Beim Parcul Valea Morilor. Bietet als Ausstellungsplattform Platz für nationale und internationale Veranstaltungen verschiedenster Art. Ausserdem ruhen hier einige der Überbleibsel aus der kommunistischen Vorgeschichte des Landes - wie beispielsweise die Statuen von Wladimir Iljitsch Uljanow (Lenin), Karl Marx oder Friedrich Engels.

Siehe: Moldexpo

  • Teatrul Naţional de "Mihai Eminescu"
  • Teatrul Dramatic Rus "A. Cehov"
  • Teatrul Republican "Luceafărul"
  • Sala cu Orgă (ing. Cekerul-Kuş, 1911) (Organsaal)
  • Filarmonica Naţională (Nationale Philharmonie)
  • Jugendchor Gloria

Hotels

Chişinău bietet Hotels verschiedener Preisklassen an. Je nach Preis unterscheidet sich die Qualität und der angebotene Service der Unterkunft jedoch frappand. In Moldawien wird verlangt, dass man sich innerhalb von drei Tagen nach der Ankunft im Land bei den zuständigen Behörden registrieren lässt. Einige Hotels bieten den Service an und übernehmen diese Formalitäten, es empfielt sich daher sich mit dem Hotel direkt in Verbindung zu setzen.

Clubs

  • Black Elephant
  • Star Track
  • City Club
  • Millennium

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