Otto Dibelius (* 15. Mai 1880 in Berlin, † 31. Januar 1967 in Berlin) war ein evangelischer Bischof in Berlin-Brandenburg.
Ausbildung
Seit 1899 Studium in Berlin bei Adolf von Harnack, nach der 1. theologischen Prüfung besucht er zwei Jahre das Predigerseminar in Wittenberg. In Berlin Eintritt in den Verein deutscher Studenten Berlin. 1906 wurde er ordiniert und kam als Hilfsprediger nach Guben (Niederlausitz). Dibelius promovierte 1902 zum Dr. phil. und 1906 zum Lic. theol. und unternahm dann eine Reise nach Schottland.
Tätigkeit bis 1933
Er wurde 1907 Archidiakonus in Crossen (Oder), 1902 2. Pfarrer an St. Petri und Pauli in Danzig, 1911 Oberpfarrer in Lauenburg (Pommern), 1915 Pfarrer an der Gemeinde zum Heilsbronnen in Berlin, 1921 nebenamtliches Mitglied des Evangelischen Oberkirchenrates in Berlin-Charlottenburg und 1925 Generalsuperintendent der Kurmark im Brandenburger Konsistorium in Berlin.
Dibelius bezeichnete sich selbst 1928 als Antisemit: "Ich habe mich trotz des bösen Klanges, den das Wort vielfach angenommen hat, immer als Antisemit gewußt. Man kann nicht verkennen, dass bei allen zersetzenden Erscheinungen der modernen Zivilisation das Judentum eine führende Rolle spielt. Die Pflege des Volkstums, in das uns Gott hineingestellt hat, die Stärkung des Heimatgefühls, eine neue Verwurzelung in die Scholle und eine bewußte Abkehr von der modernen Asphaltkultur, das sind die Ziele, für die sich jede evangelische Kirche einsetzen wird".
Tätigkeit von 1933 bis 1945
Als Mitglied der DNVP begrüßte er zwar den Nationalsozialistischen Machtantritt (am 21. März 1933 hielt er die Festpredigt am "Tag von Potsdam"), verurteilte aber bald die Einmischungen der Nazionalsozialisten in kirchliche Angelegenheiten. Er wurde Gegner der Deutschen Christen. August Jaeger, Staatskommissar für alle evangelischen Kirchen Preußens, setzte ihn 1933 ab. Dibelius ging am 1.12. 1933 als Kurprediger nach San Remo an der Riviera di Ponente, kehrte zum 1.7. 1934 nach Deutschland zurück und trat in die Arbeit des Brandenburger Bruderrats der Bekennende Kirche ein. Nach dem Zusammenbruch des nationalsozialistischen Regimes bestritt niemand ernsthaft, daß die Kirchenwahlen vom 23.7. 1933 und die Nationalsynode in Wittenberg vom 27.9. 1933 sowie deren Beschlüsse nicht rechtsgültig waren. Somit bestanden noch die Generalsuperintendenturen, die man damals abgeschafft hatte. Von den alten Generalsuperintendenten waren zwei verstorben und ein dritter inzwischen zu alt geworden. Nach dem Rücktritt von Konsistorialpräsident Heinrich und Oberkonsistorialrat Fahland wurde Dibelius nach der alten Verfassung Leiter des Berliner und Brandenburger Kirchenwesens. Da die fremden Machthaber den Titel "Generalsuperintendent" nicht verstanden, beschloss die Kirchenleitung, dass sich Dibelius "Bischof" zu nennen hätte.
Tätigkeit nach 1945
1945 Eintritt in die CDU. Als Mitglied des vorläufigen Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist er an der Formulierung des "Stuttgarter Schuldbekenntnisses" beteiligt. Am 7. September 1949 hielt er die Festpredigt zur Eröffnung des Deutschen Bundestages in Bonn. Im Januar 1949 fand in Bethel bei Bielefeld die erste ordentliche Synode der neuen Evangelischen Kirche in Deutschland statt. Es mussten der Rat, der Ratsvorsitzende und sein Stellvertreter durch die Synode bestimmt werden. Dibelius wurde zum Vorsitzenden und Hanns Lilje zum Stellvertreter gewählt. Sechs Jahre später, auf der Synode von Espelkamp bei Lübbecke Westfalen, bat man Dibelius, noch einmal eine Wahl auf sechs Jahre anzunehmen. Lilje blieb sein Stellvertreter.
Nach der Beschlußfassung zum Aufbau der Bundeswehr unterzeichnet Dibelius 1956 für die EKD den umstrittenen "Militärseelsorgevertrag" mit der Bundesregierung. 1958 wird Dibelius die Berliner Ehrenbürgerschaft verliehen.
Mit dem Mauerbau 1961 gerät Dibelius als Berliner Bischof zunehmend in das Spannungsfeld des Kalten Kriegs. Er vertritt die These, daß es gegenüber einer totalitären Regierung wie der der DDR keine christliche Gehorsamspflicht gebe. Am 31. Januar 1967 stirbt Dibelius in Berlin.
Tätigkeit in der ökumenischen Bewegung
Bekannt wurde Dibelius auch durch seine Mitarbeit in der ökumenischen Bewegung. Er nahm 1925 teil an der "World Conference on Life and Work" (Weltkonferenz für Praktisches Christentum) in Stockholm und 1927 an der "World Conference on Faith and Order" (Weltkonferenz für Glaube und Kirchenverfassung) in Lausanne und wurde in den Fortsetzungsausschuß gewählt.
Im August 1948 wurde in Amsterdam der Ökumenische Rat der Kirchen (World Council of Churches) gegründet und Dibelius in den Zentralausschuss gewählt. 1954-61 war er einer der sechs Präsidenten im Weltkirchenrat.
Schriften
- "Das Jahrhundert der Kirche", Berlin 1926
- "Friede auf Erden?", Berlin 1930
- "Grenzen des Staates", Berlin 1949
- "Obrigkeit?", 1959
- "Ein Christ ist immer im Dienst", Stuttgart 1961
Literatur
- Robert Stupperich "Otto Dibelius", Göttingen 1989
- H. Fritz, Otto Dibelius. Ein Kirchenmann in der Zeit zwischen Monarchie und Diktatur, Göttingen 1998
Weblinks
Personendaten | |
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NAME | Dibelius, Otto |
KURZBESCHREIBUNG | Evangelischer Bischof in Berlin-Brandenburg |
GEBURTSDATUM | 15. Mai 1880 |
GEBURTSORT | Berlin |
STERBEDATUM | 31. Januar 1967 |
STERBEORT | Berlin |