Annibale Carracci

italienischer Maler und Kupferstecher
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Carracci Annibale, Bruder von Agostino (* 3. Nov. 1560 zu Bologna, † 14. oder 15. Juli 1609)

Heilige Frauen an der Grabstätte von Christus

ursprünglich zum Schneider bestimmt, erlernte die Malerei unter Lodovico C. in Parma, wo er von 1580 an drei Jahre lang verweilte, studierte er Correggio aufs eifrigste, dann in Venedig Tizian, Tintoretto und besonders Paolo Veronese. Nach Bologna zurückgekehrt, entfaltete er hier eine große Thätigkeit, malte in Fresko mit Lodovico und Agostino in den Palästen Fava, Magnani, in Kirchen etc. und vollendete zugleich viele Ölgemälde.

Von dem Kardinal Farnese nach Rom (1600) berufen, führte er in dessen Palast mythologische Fresken ans, wobei er sich Michelangelos Sixtinafresken zum Vorbild nahm, durch edle Komposition, gediegene Zeichnung und prachtvolles Kolorit sein Hauptwerk. Durch die Studien nach den Kompositionen Raffaels und Michelangelos hatte er sich einen größern Stil angeeignet. Acht Jahre lang arbeitete er mit Hilfe seines Bruders und seiner Schüler an diesen Fresken. Der niedrige Preis von 500 Skudi für die Arbeit stürzte C., dem die höchste Anerkennung der kunstgebildeten Welt zu teil wurde, in Schwermut und Krankheit, der er nach einem kurzen Aufenthalt in Neapel, wo er sich zu erholen gedachte, 14. oder 15. Juli 1609 in Rom erlag.

Er fand seine Ruhestätte im Pantheon an der Seite Raffaels.

Gemälde von ihm finden sich zahlreich in Bologna, Rom, Neapel, Paris, London, Dresden, Berlin, Wien u. a. O. C. hat auch in Kupfer gestochen; anfangs bediente er sich des Grabstichels, später aber radierte er verschiedene Blätter, die in ihrer Zartheit und doch zugleich kräftigen Wirkung zu den köstlichste Erzeugnissen der Radiernadel gehören. C. war, ungleich seinem Bruder, ein Mann von geringer Bildung, aber ein echter Künstler, der das Hauptverdienst um die Eklektikerschule hat; die Kühnheit und Sicherheit seiner Zeichnung ist zu bewundern, und so reflektiert, akademisch und roh er manchmal erscheint, so überrascht er doch oft durch eine glückliche Naivität und eine fast Correggios würdige Färbung. Es ist nach ihm sehr viel gestochen worden, namentlich auch nach seinen zahlreich vorkommenden Zeichnungen. S. Guillain radierte unter Beihilfe Algardis die Ausrufer von Bologna: Le arti di Bologna, in 78 Blättern (Rom 1646, spätere Ausg. 1740); dieselben auch G. M. Mitelli (Bologna 1660). Die Galerie Farnese ist oft erschienen (von C. Cesio, P. Aquila u. a.), außerdem: Elementi del disegno di A. C. intagliate da Poilly, 30 Blätter.



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