Dow Chemical

Chemieunternehmen mit Sitz in den Vereinigten Staaten, Tochterunternehmen von Dow Inc.
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Die Dow Chemical Company ist ein international tätiges Chemieunternehmen mit Sitz in Midland (Michigan) in den USA. Die europäische Konzernzentrale liegt in Horgen nahe Zürich in der Schweiz.

The Dow Chemical Co.

Logo
Rechtsform Aktiengesellschaft
ISIN US2605431038
Gründung 1897
Sitz Midland (Michigan), USA
Leitung Andrew N. Liveris (CEO)
Mitarbeiterzahl rund 43.000 (2006)
Umsatz 53,5 Mrd. US-Dollar (2007)
Branche Chemie
Website www.dow.com

Allgemeines

Dow Chemical ist zur Zeit (2008) der zweitgrößte Chemiekonzern der Welt nach BASF. Laut FAZ rangierte Dow Chemical im Jahr 2004 mit einem Umsatz von 40,2 Milliarden US-Dollar und einem Gewinn von rund 2,8 Milliarden US-Dollar auf Rang 66 der weltweit größten Industrieunternehmen. In der Rangliste der größten US-amerikanischen Industrieunternehmen findet sich Dow auf Platz 19. Der größte Produktionsstandort in den USA mit etwa 10.000 Beschäftigten liegt im Raum Houston/Freeport (Texas).

Produkte

Dow Chemical ist der weltweit größte Produzent von Kunststoffen (u.a. Polystyren, Polyurethan, Polyethylen, Terephthalat, Polypropylen) und von synthetischem Kautschuk.

Das Unternehmen ist auch einer der größten Hersteller der Chemikalien Calciumchlorid, Ethylenoxid und Methylcellulose sowie von verschiedenen Acrylaten, Tensiden und Zelluloseharz.

Auch stellt das Tochterunternehmen Dow AgroSciences verschiedene Chemikalien für die Landwirtschaft her, zum Beispiel die bekannten Pflanzenschutzmittel Starane, Gallant, Primus und Lontrel.

Im Konsumentenbereich stammen zum Beispiel die Ziploc-Beutel, und Scrubbing Bubbles Reiniger von Dow Chemical. Das Geschäft mit diesen wurde aber an S. C. Johnson & Son verkauft. Bekannt sind auch die von Dow Chemical produzierten meist hellblauen Polystyrol-Isolierplatten im Hausbau.

Geschichte

Die Dow Chemical Company wurde im Jahr 1897 von Herbert Henry Dow gegründet, um Chloride und Bromide aus Solelagerstätten unterhalb von Midland in Michigan herzustellen. Die ersten Produkte des Unternehmens waren Bromide und Bleichmittel. Schon früh begann Dow Chemical seine Produktpalette zu erweitern. Innerhalb von zwanzig Jahren wurde Dow Chemical zu einem der größten Produzenten von Chemikalien für die Landwirtschaft, natürlichem Chlor, Phenol und anderen Farbstoffen und Magnesium in den USA.

In den 1930er Jahren begann Dow Chemical mit der Produktion von Kunstharzen. Dies wurde bald zu einem der größten Geschäftsbereiche des Unternehmens. Die ersten Kunststoffprodukte waren Ethylzellulose (1935) und Polystyrol (1937).

Im Jahre 1930 errichtete Dow die erste Fabrik, um Magnesium aus Meerwasser statt aus unterirdischer Salzlauge herzustellen. Dieses Geschäft wuchs stark, weil im Zweiten Weltkrieg Magnesium für die Herstellung von Leichtbauteilen für Kampfflugzeuge wichtig wurde. Aus diesem Grund wurde Dow zu einem "kriegswichtigen" Unternehmen . Auch während des Krieges begannen Dow und Corning ihr Joint Venture Dow Corning, um Silikone für militärische und später auch zivile Zwecke herzustellen. Im Jahr 1942 eröffnete Dow seine erste Fabrik in Kanada.

In der Nachkriegszeit expandierte Dow auch ins Ausland, die erste Fabrik außerhalb Nordamerikas wurde 1952 in Japan eröffnet. Basierend auf der eigenen gut gehenden Kunststoffproduktion konnte das Unternehmen 1953 in das Konsumgütergeschäft einsteigen.

Durch den Kauf von Union Carbide im Jahre 2001 ist das Unternehmen auch in der petrochemischen Industrie tätig.

Dow Chemical in Deutschland

Dow Chemical ist in Deutschland seit 1959 vertreten. In den 1960er Jahren wurden zunächst Vertriebsniederlassungen gegründet, ausgehend von der damaligen Hauptverwaltung in Frankfurt (Main). Ab Anfang der 1970er Jahre erfolgte der Aufbau eigener Produktionsstandorte hauptsächlich in Stade und bei Rheinmünster.

Durch die Übernahme von Union Carbide und im Zuge der Deutschen Wiedervereinigung durch den Erwerb von weiten Teilen der Buna-Werke und der Olefinwerke Böhlen (siehe Dow Olefinverbund) wuchs die Zahl der deutschen Mitarbeiter bis 2006 auf etwa 4.000 an.

Im Juli 2007 gab Dow Chemical den Erwerb der Wolff Walsrode AG bekannt. Diese waren seit 1974 im Besitz der Bayer AG. Das Unternehmen wurde im Zuge der Übernahme als so genannte Business Unit Dow Wolff Cellulosics in den Konzern integriert.

Der Konzern beschäftigt in Deutschland derzeit (2007) rund 6.500 Angestellte an etwa zehn Produktionsstandorten, die größeren darunter liegen im Chemiedreieck bei Halle (Saale), in Stade, Rheinmünster und Bomlitz bei Walsrode. Weitere Standorte gibt es in Ahlen, Ibbenbüren, Wesseling, Speyer und Schwalbach.

Aktuelles

Trivia

  • Die Leistung der Stader Elektrolyse-Anlagen beträgt dabei etwa ein Prozent des gesamten deutschen Stromverbrauchs. Damit ist das Werk der größte Einzelverbraucher von elektrischer Energie in Deutschland und die größte Chlor-Alkali-Produktion in Europa.
  • Am Standort in Stade betreibt Dow Chemical auch die größte biologische Kläranlage Europas, die mit dem Verfahren der Hochturmbiologie arbeitet. Die Kapazität dieser Anlage beträgt 850.000 Einwohnergleichwerte, was in etwa der von der Stadt Essen benötigten Klärkapazität entspricht.

Kritik

  • Da die Chlorchemie einen großen Anteil am Produktprogramm von Dow Chemical hat, kam es in den vergangenen Jahrzehnten mehrmals zu Unglücksfällen und Gesundheitsschäden, bei denen häufig chlorierte beziehungsweise halogenierte Kohlenwasserstoffe beteiligt waren.
  • Zur Zeit des Vietnamkrieges stellten Dow Chemical und Monsanto das dioxinhaltige Entlaubungsmittel Agent Orange her, durch dessen Einsatz tausende Vietnamesen und auch amerikanische Soldaten gesundheitlich geschädigt wurden. Bis heute kommt es zu einem vermehrten Auftreten von Schwangerschaftsschäden und Fehlbildungen unter der betroffenen Bevölkerung. Ein Schadensersatzprozess scheiterte 2006 in Vietnam, da ein wissenschaftlicher Nachweis des Zusammenhangs zwischen den Gesundheitsschäden und Agent Orange nicht erbracht werden konnte. Die Unternehmen lehnten die Übernahme der Verantwortung mit der Begründung ab, dass der Einsatz durch das US-Militär außerhalb ihrer Einflussnahme lag.
  • Dow Chemical stellte ebenfalls den geächteten Kampfstoff Napalm her. Die grausamen Verletzungen der Getroffenen wurden durch die Medien weltweit verbreitet. Dies führte noch während des Vietnamkrieges zu großen öffentlichen Protesten gegen Herstellung und Einsatz des Mittels. Nach Rückversicherung des Dow-Chemical-Managements gegenüber dem US-Verteidigungsministerium, juristisch nicht zur Verantwortung gezogen werden zu können, wurde eine Einstellung der Produktion abgelehnt.
  • Union Carbide, eine Firma, die am 6. Februar 2001 von Dow Chemical erworben wurde, ist mit dem so genannten Bhopalunglück vom 3. Dezember 1984 für den folgenreichsten Industrieunfall der Geschichte verantwortlich. Hierbei starben durch Freisetzung einer großen Menge Methylisocyanat in die Luft mittel- und unmittelbar nach dem Unfall etwa 20.000 Menschen, weitere 150.000 bis 600.000 Menschen trugen teils schwere chronische Schäden davon. Dow Chemical steht bis heute unter Kritik, diese Personen immer noch nicht ausreichend entschädigt zu haben. Dafür erhielt das Unternehmen den "Public Eye Award".

Sicherheit

Der öffentliche und politische Druck, der auf diese Geschehnisse und andere Vorfälle auf Dow Chemical und die gesamte chemischen Industrie erfolgte, hat seit den 1990er Jahren zu einer umfassenden Neustrukturierung und Intensivierung der Produktionssicherheit des Unternehmens bewirkt.

Die immensen Schadensersatzforderungen durch Betroffene und die Einführung von strengen Sicherheitsauflagen und Gesetzen - beispielsweise aktuell durch die Einführung des Umweltgesetzbuches - führen heute zu einer starken Selbstkontrolle von Produktions- und Transporteinrichtungen wie auch von Produkten.

Quellen

  1. Europäische Kommission, Medienmitteilung vom 05.12.2007