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Der Maskulismus sieht sich als Antipode zum Feminismus, eine Reaktion vor allem auf feministische Forderungen und Umsetzungen, in denen Vertreter der Bewegung eine Benachteiligung von Männern sehen. Maskulismus ist wie Feminismus eine soziale oder politische Bewegung mit dem Unterschied, daß nicht die wirklichen oder vemeintlichen Interessen des weiblichen, sondern des männlichen Geschlechts im Vordergrund stehen. Er hat das Ziel diese Entwicklungen auf der Grundlage des Rechtsstaatsprinzips zu korrigieren.

Entstehungsgeschichte

Maskulismus ist eine relativ junge soziale Bewegung, die sich mit dem Auftreten vor allem des Differenzialfeminismus und der zunehmenden Umwandlung des Staates im Sinne feministischer Postulate bildete. Bestandteil des Maskulismus ist ein mehr oder weniger fundierter Antifeminismus. Kritisert wird der stetig wachsende politische Einfluss des Feminismus, der zu einer zunehmend ungerechtfertigten Bevorzugung von Frauen führe und die Interessen der männlichen Bevölkerungshälfte entsprechend vernachlässige. Zugleich wird der Emanzipationsbewegung vorgeworfen, sich seit 1968 nur mit der Änderung des traditionellen Rollenbildes der Frau beschäftigt zu haben. Deswegen sei eine der Frauenemanzipation ebenbürtige Männeremanzipation weitgehend ausgeblieben. Maskulismus versteht sich insofern nicht als eine der Frauenbewegung diametral entgegengesetzte, anachronistisch-konservative Bewegung, wie ihm oft vorgeworfen wird. Vielmehr bildet er ein Sammelbecken für Angehörige verschiedener politischer Gesinnungen, die sich auf die Lösung männerspezifischer Probleme verständigt haben.

In den USA ist die "maskulistische Bewegung" etwa 15 Jahre älter als in Deutschland. Wurzeln des Maskulismus in Deutschland liegen u.a. in Teilen der "Väterbewegung".

Ziele des Maskulismus

Mitglieder des Maskulismus thematisieren eine Reihe von Sachverhalten als problematisch. Als gemeinsamer Nenner wird dabei die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen - aus Sicht der Maskulisten stets zugunsten der Frauen - herausgestellt.

Lebenserwartung und Gesundheit

Thematisiert wird die um sieben Jahre geringere Lebenserwartung von Männern im Vergleich zu Frauen. Als Ursache dafür werden gesundheitliche Folgeschäden der Arbeit sowie tödliche Arbeitsunfälle gesehen, die aufgrund der ungleichen Geschlechterverteilung der Arbeit als "männerspezifisch" angesehen werden. Maskulisten fordern, dass Regierungen Männern stärker vermitteln sollen, dass sie nicht ihre Gesundheit oder ihr Leben beispielsweise in einem der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) so bezeichneten "Todesberufe" aufs Spiel setzen müssen, nur um mit dem erzielten Einkommen Frauen zu unterhalten. Zudem solle das Gesundheitssystem stärker auf Männer zugeschnitten werden. Nach maskulistischer Darstellung liegt der Wissensstand über den männlichen Körper im Vergleich zum Wissen über den weiblichen Körper um rund dreißig Jahre zurück. Zudem sei der medizinische Fokus auf das weibliche Geschlecht konzentriert. Gefordert wird teilweise ein Männerarzt, der analog zum Frauenarzt die Geschlechtsorgane von der Jugend bis ins Alter regelmäßig betreut, untersucht und behandelt. Auch sei es notwendig, gezielt Beratungs- und Hilfsangebote für Männer zu entwickeln, etwa in Bezug auf Depressionen.

Schutzmaßnahmen

Männer benötigen nach maskulistischer Auffassung dieselben Schutz- und Unterstützungsmaßnahmen wie Frauen. Darunter verbirgt sich die Forderung nach der Abschaffung spezifisch auf Frauen ausgerichteter Sozialhilfeprogramme, sowie von Frauentaxis, Frauenparkplätze etc. Begründet wird dies mit der Zahl männlicher Opfer von Gewalttaten, die weitaus höher sei als diejenige der Frauen.

Einen Schwerpunkt in der Öffentlichkeitsarbeit der Maskulisten stellt der Hinweis auf männliche Opfer häuslicher und sexueller Gewalt dar. So vertritt etwa der Mainzer Kriminologie-Professor Michael Bock im Rückgriff auf zahllose nationale und internationale Forschungsergebnisse die These einer Gleichverteilung männlicher und weiblicher Täter bei häuslicher Gewalt (vgl. Siegfried Lamnek und Manuela Boatca: Geschlecht – Gewalt – Gesellschaft, VS-Verlag 2003). Professor Dr. Gerhard Amendt vom Institut für Geschlechter und Generationenforschung der Universität Bremen bekundete in der „Welt“ vom 24.9.2004 sogar eine Überzahl weiblicher Täter: „Dabei wissen wir doch - nicht erst aus meiner Scheidungsforschung mit 3600 Männern -, dass allein in der Scheidungskrise, sicher eine der schwersten im privaten Leben, 64,4 Prozent der vielfältig abgestuften psychischen und körperlichen Gewalthandlungen von der Partnerin ausgehen, 14,8 Prozent von beiden und 14 Prozent von den Männern.“

Gegner dieser Annahmen wenden ein, dass die zitierten Untersuchungen als gemeinsames Messinstrument die CTS oder Konflikttaktik-Skalen verwendeten, welches methodische Fehler aufweise und für weitergehende Interpretationen ungenügend sei. Auf diese Kritik geht insbesondere der Bericht "Gewalt in der Familie" des Wiener Bundesministerium für soziale Sicherheit und Generationen (2001) ein, der insgesamt zu dem Ergebnis kommt, dass „die Raten gewalttätiger Männer und Frauen maximal ein Drittel voneinander abweichen. Einige Untersuchungen konnten dabei eine höhere Rate von Gewalt gegen Männer, andere wiederum eine höhere von Gewalt gegen Frauen nachweisen.“

Von Maskulisten wird angeführt, dass es in Deutschland bisher nur zwei Hilfsprojekte spezifisch für männliche Opfer häuslicher Gewalt gebe. Laut Gesetz stünden Männern wie Frauen hunderte von öffentlichen Beratungs- und Kriseninterventionsstellen für Gewaltopfer offen. Laut der Maskulisten werden aber männliche Gewaltopfer, insbesondere wenn sie Opfer von Frauengewalt werden, häufig nicht ernst genommen. Auch erfolge in diesen offenen Stellen vorwiegend eine Sensibilisierung auf die Frau als Opfer. So gebe es z.B. bei der Polizei ausschließlich eine Beauftragte für Frauen und Kinder die gerade bei häuslicher Gewalt aktiv werde. Auch das Gewaltschutzgesetz wurde unter dem Motto "Der Täter geht, die Geschlagene bleibt" eingeführt und meist müsse, unabhängig davon wer die geschlagene Person in einem Streit war, der Mann die gemeinsame Wohnung verlassen.

Maskulisten kritisieren insbesondere auch die Berichterstattung über häusliche Gewalt, da dort vor allem Frauen als Opfer erscheinen. Häusliche Gewalt sei nur zu überwinden, wenn nicht länger ein Schwarzweißbild von bösen Männern, die brave Frauen prügeln, gezeichnet werde.

Ein spezielles Problem stellen aus maskulistischer Sicht Falschbezichtigungen bei Vergehen wie sexuellem Missbrauch und bei anderen Formen sexueller Gewalt dar.

Jungenarbeit

Organisationen, die von Frauen missbrauchte Jungen betreuen, haben nach maskulistischer Auffassung ebenso ein Anrecht auf staatliche Unterstützung wie das umgekehrt für Gruppen gilt, die sich von Männern missbrauchten Kindern widmen.

Im Schulunterricht sollen aus Sicht der Maskulisten spezielle pädagogische Angebote für Jungen erarbeitet werden. Hauptverantwortlich für die Defizite von Jungen sind laut der Maskulisten die Beschränkung der Förderung auf Mädchen, sowie das überholte Bild der Rollenverteilung in Bezug auf Opfer und Täter. Teilweise werden Frauen von Maskulisten als heute noch zumeist den Hauptteil der Erziehungsarbeit tragende Mütter für soziale Defizite bei Jungen verantwortlich gemacht.

Diffamierung

Zentrales Anliegen vieler Maskulisten ist die von ihnen so wahrgenommene sexistische Herabwürdigung von Männern in den Medien. Gemeint sind damit Slogans wie "Männer sind Schweine" (Titel eines Liedes der Ärzte), "Nur ein toter Mann ist ein guter Mann" (Buchtitel), "Ich bremse auch für Männer" (Autoaufkleber) oder Artikel über das männliche Geschlecht wie z.B.: "Jetzt auch Biologen: Der Mann ist ein Mangelwesen der Natur, sein Y-Chromosom verkümmert, der Mann ist dem Untergang geweiht" (Spiegel). Diese Formulierungen sind nach Ansicht des Maskulismus diskriminierend (wie es bei analogen Formulierungen mit anderen Kollektivgruppen deutlich werde). Entsprechend wird das Recht auf Anerkennung als schützenswerte Rechtsperson und als Mensch für Aussagen über Männer eingefordert.

Gleichheitsgrundsatz

Auf der Grundlage des Gleichheitsgrundsatzes der Verfassung fordern Maskulisten etwa einen für Frauen wie Männer geltenden Wehr- und Ersatzdienst. Die öffentliche Finanzierung von Institutionen, die nur von Frauen genutzt werden dürfen, wird abgelehnt (etwa universitäre Frauenbibliotheken, Zuschüsse für Frauenhäuser, Frauenstudien etc.).

Nach Ansicht vieler Maskulisten ist es im politischen Bereich nicht hinnehmbar, Frauen stärker als Männer zu fördern. So wird kritisiert, dass es in Deutschland keinen Männerminister gibt. Teilweise wird die Abschaffung von Frauenbeauftragten zugunsten von paritätisch mit Frauen und Männern besetzten Gleichstellungsbüros gefordert. Dem liegt implizit die Annahme zugrunde, dass Männer und Frauen in der heutigen Gesellschaft gleichermaßen geschlechtsspezifische Probleme und Nachteile erfahren.

Scheidung und Sorgerecht

Da ein großer Teil der Maskulisten aus der Väterbewegung hervorging, wurden auch deren Anliegen in großen Teilen übernommen. Als Grundproblem wird genannt, dass viele Väter für ihre Kinder zwar Unterhalt zahlen müssen, die Mütter aber den Kontakt mit ihnen sabotierten. Grundsätzlich sollte nach Auffassung vieler Maskulisten Sorge- und Umgangsrecht bei beiden Eltern liegen, gleichgültig ob sie verheiratet, geschieden oder getrennt leben. Die gemeinsame Verantwortungsgemeinschaft für das gezeugte Leben könne nicht einseitig zerstört werden. Insbesondere uneheliche Väter müssten aus ihrer weitgehend rechtlosen Position befreit werden.

Wissenschaftskritik

Kritisiert wird ferner, dass im akademischen Bereich Gender Studies einen feministischen Blickwinkel einnähmen. Hier sei entweder eine neutrale Perspektive oder eine gleichberechtige Darstellung von Frauen- wie Männerperspektiven notwendig.

Kritik an der Rollenverteilung

In der Neuen Männerbewegung sind zunehmend Strömungen vorhanden, die kritisieren, dass der Feminismus sich ausschließlich darum bemüht hat, für Frauen ein neues Rollenverständnis geschaffen zu haben, was zu Lasten der Rolle der Männer gegangen sei. Unter anderem sei von Feministen die Parole "Jeder Mann ist ein potentieller Vergewaltiger" erfunden und das Bild vom Mann als Täter und der Frau als Opfer verbreitet worden. Eine Veränderung zugunsten beider Geschlechter sei dadurch verbaut worden, so dass Männer weder "frauentypische" Berufe wie Grundschullehrer und Kindergartenerzieher als attraktiv betrachten, noch dort gerne von der Gesellschaft oder manchen Müttern gesehen werden.

Freie Vaterschaftsbestimmung

Gegen das von Brigitte Zypries (SPD) geplante Gendiagnostikgesetz, in dem Vaterschaftsfeststellungen im Wege privat durchgeführter Vaterschaftstests verboten werden sollen, wurde in der Öffentlichkeit nicht nur von Seiten der Maskulisten und der Väterbewegung erheblicher Widerstand laut. Anliegen des Maskulismus ist es, jedem Mann, aber auch jedem Kind die zweifelsfreie Feststellung zu ermöglichen, wer tatsächlich der Vater ist. Ein Test auch ohne Zustimmung der Mutter diene dem Familienfrieden, da mögliche Zweifel so nicht in die Familie hineingetragen würden. Männerrechtler vertreten die Ansicht, dass das Unterschieben eines Kindes als Personenstandsfälschung (§ 169 StGB) und regelmäßig auch als Unterhalts-Betrug (§ 263 StGB) strafbar sei. Die vorsätzliche Unterstützung dieser Taten sei als Beihilfe zu werten (§ 27 StGB). Der Staat dürfe sich nicht zum Komplicen strafbaren Handelns machen, auch wenn die Täter hier fast ausschließlich weiblich seien. Aufgabe des Staates sei nicht die Unterstützung von Delikten, sondern deren Verhinderung und Aufklärung. Beides werde durch ein Verbot privater Vaterschaftstests ohne Zustimmung der potentiellen Täterin erheblich erschwert.

Eine von den gesetzlichen Vermutungen des BGB abweichende gerichtliche Vaterschaftsfeststellung oder Vaterschaftsanfechtung stoße aufgrund hoher materiellrechtlicher und prozessualer Hürden bis hin zur Einschränkung des Untersuchungsgrundsatzes zugunsten der vermuteten Vaterschaft (§ 640 d ZPO) auf erhebliche Probleme. Obwohl die Beweislast beim Kläger liege und von diesem die Vorlage eines "schwerwiegende Zweifel" an seiner Vaterschaft begründenden Gutachtens erwartet wird (vgl. § 641 i ZPO in Verbindung mit §§ 1600 c und 1600 d BGB) würden entsprechende DNA-Analysen von Gerichten unter Berufung auf die informationelle Selbstbestimmung (des Kindes) pauschal als unzulässig verworfen und die Weigerung der Mutter oder des Kindes, auf Bitten des (gesetzlichen) Vaters an einer DNA-Begutachtung mitzuwirken, entgegen Mutschler (FamRZ 2003, 74, 76 a.E.) nicht als Beweisvereitelung gewertet, die je nach den Umständen des Falles einen für die Zulässigkeit der Klage ausreichenden Anfangsverdacht der Nichtvaterschaft begründen. Die Weigerung der Mutter oder des Kindes, der Verwertung erlangter DNA-Gutachten nachträglich zuzustimmen, werde auch dann nicht als ein die Anfechtungsklage eröffnender Umstand angesehen, wenn sie nach ihrem Inhalt die Nichtvaterschaft 100%ig beweisen (BGH, Urteil vom 12. Januar 2005 - XII ZR 227/03 - Kaugummi).

Maskulisten sehen darin eine weitere Diskriminierung. Diese richtet sich allerdings nicht nur gegen Männer als (gesetzliche) Scheinväter, sondern auch gegen das Kind, wenn ihm der wirkliche oder vermeintliche Vater seinerseits die DNA-Analyse verweigert (BGH, Urteil vom 18. 9. 2003 - XII ZR 62/01). Neutrale Beobachter tendieren zu dem Vorschlag, Eintragungen in das Personenstandsbuch künftig von Amts wegen von der zweifelsfreien Feststellung der leiblichen Vaterschaft mittels DNA-Analyse abhängig zu machen und die nicht mehr zeitgemäßen Vermutungen und Anerkenntnisse des BGB als obsoletes Kriterium abzuschaffen. Ärzte und Krankenhäuser könnten gesetzlich verpflichtet werden, die personenstandsrechtlich gebotene Untersuchung bereits bei der Geburt eines jeden Kindes vorzunehmen und im übrigen wie alle Patientendaten vertraulich zu behandeln.

Kritik am Maskulismus

Sowohl aus der Männerbewegung wie aus einer Perspektive der weiblichen Emanzipation heraus wird der Maskulismus heftig kritisiert. Grundlage ist in beiden Fällen die Aussage, dass der Maskulismus letztlich auf eine Revitalisierung traditioneller Geschlechterrollen hinziele (Backlash). Kritisiert wird dabei sowohl die Analyse der Maskulisten als auch ihre Zielperspektive.

Aus Sicht auf die Analyse wird den Maskulisten vorgeworfen, tatsächlich existierende gesellschaftliche Benachteiligungen von Frauen zu ignorieren und zugleich Eingriffe in die jahrhundertelange männliche Vorherrschaft als Benachteiligung von Männern umzudefinieren. Es werde suggeriert, dass Frauen heute im Prinzip gleichgestellt seien, und dass Frauen und Männer heute im gleichen Maß geschlechtsspezifische Probleme hätten. Die laut den Kritikern vorhandene tatsächliche Ungleichheit der Geschlechter in Bezug auf den Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen und auf gesellschaftliche Teilhabe werde ignoriert. In einigen Themenfeldern wird Maskulisten vorgehalten, naiv oder willentlich mit falschen Zahlen zu operieren, etwa wenn bei der Geschlechterverteilung im Bereich der Täterschaft bei häuslicher Gewalt körperliche und verbale Gewalt gleichgesetzt werden. Maskulistischen Schriften fehle eine wissenschaftlich tragfähige Basis.

Beklagt wird zudem die fehlende Auseinandersetzung der Maskulisten mit der eigenen Männerrolle und dem dazugehörenden Verhalten. (Vgl. dazu: Männlichkeit.)

So kritisiert Hans-Joachim Lenz (Dozent für Männerarbeit), dass die Maskulisten es verpassen, ihre eigene Rolle als Männer in einer männerdominierten Gesellschaft und ihre eigenen Herrschaftsinteressen kritisch zu hinterfragen:

"Die Revitalisierung traditioneller Männerbilder wird angestrebt. Diese Strömungen gehen von der Unterdrückung der Männer durch die Frauen aus. Im Zentrum ihres Ansatzes steht die Unterstützung von Männern, die an Frauen leiden, insbesondere in Ehescheidungs- und Sorgerechtsangelegenheiten. [...] Anzeichen einer Fundamentalisierung auf der Geschlechterebene finden sich auch in Deutschland. So bieten sich Gruppierungen der "wilden Männer", wie sie nach Robert Blys Bestseller "Eisenhans" in vielen Städten aufkeimen, als Sammelbecken einer unkritischen Aufwertung alter Männerherrlichkeit bis hin zum sexistischen "roll back" an. Diese Entwicklung hin zur Mythologisierung und Biologisierung des Geschlechterverhältnisses halte ich aus der emanzipatorischen Perspektive für sehr gefährlich."

Ein wichtiger hier genannter Punkt ist eine identitätspolitische Geschlechterfixierung: aus biologischen Unterschieden zwischen Männern und Frauen werden von Maskulisten soziale Normen des Verhaltens von Männern und Frauen abgeleitet. Trotz der Betonung des Gleichheitsgrundsatzes wird oftmals von einer prinzipiellen Verschiedenheit von Männern und Frauen ausgegangen. Neuere Erkenntnis zur gesellschaftlichen Konstruktion der Geschlechterrollen ("doing gender") werden weitgehend ignoriert.

In Bezug auf die Zielsetzung des Maskulismus wird die fehlende Absetzung von reaktionären und frauenfeindlichen Mitgliedern bzw. deren Positionen kritisiert. Gerade auch von Autoren der traditionellen Männerbewegung wird im Maskulismus ein Versuch gesehen, unter dem Deckmantel "Gleichheitsgrundsatz" eine überkommene männliche Positionen auf Kosten von Frauen durchsetzen und die männliche Herrschaftsstruktur wiederherstellen zu wollen.

Gesellschaftliche Relevanz

Bisher ist der Maskulismus eine weitgehend auf populäre Veröffentlichungen und das Internet beschränkte Bewegung. Im Rahmen eines allgemeinen gesellschaftlichen Backlash sowie aus einer konservativen Sicht auf das Geschlechterverhältnis werden einzelne - gleichstellungs- und feminismuskritische - Forderungen des Maskulismus aufgenommen, ohne sich jedoch explizit auf das von Maskulisten zu diesen Forderungen errichtete Gedankengebäude zu beziehen. Ein positives Beispiel dafür ist die Einführung für berufsinformierende Veranstaltungen für Jungen in Baden-Württemberg zur Zeit des Girlsday in neun verschieden Städten. Ein Beispiel für eine gesellschaftliche Bezugnahme auf maskulistische Ideen ist die im Sommer 2003 durch Artikel im Feuilleton u.a. der FAZ initiierte Diskussion über Frauen in gesellschaftlichen Leitungsfunktionen.

Literatur

Siehe auch: Gleichberechtigung, Feminismus, Antifeminismus,Arne Hoffmann

en:Masculism