Dieser Artikel handelt von der Stadt Lemberg in der Ukraine. Andere Bedeutungen siehe Lemberg (Begriffsklärung).
Lemberg (ukrainisch Львів bzw. transkribiert Lwiw, polnisch Lwów/Lwuw, russisch Львов/Lwow, litauisch Lvovas, neulateinisch Leopolis, ungarisch Ilyvó, französisch Léopol, tschechisch Lvov, slowakisch Ľvov, jiddisch Lemberig, Lemberyk oder Lemberek) ist eine Stadt in der westlichen Ukraine (Galizien, Oblast Lwiw) mit 730.000 Einwohnern. Sie liegt am Fluss Poltwa, etwa 80 km von der Grenze zu Polen entfernt. Es ist die wichtigste Stadt der ukrainischsprachigen Westukraine. Manche Westukrainer, die sich gegenüber der weitgehend russischsprachigen Bevölkerung in der Ostukraine als die eigentlichen Ukrainer sehen, bezeichnen es sogar als die „heimliche Hauptstadt der Ukraine“.
Lwiw/Lemberg ist seit langer Zeit vom Zusammenleben mehrerer Völker geprägt. Bis ins 20. Jahrhundert gab es neben Polen einen großen Anteil an jüdischer, ukrainischer, deutscher und sogar armenischer Bevölkerung, heute leben in Lwiw neben (fast ausschließlich) Ukrainern auch Russen, Weißrussen und Polen.
Geschichte
1250 errichtete der altrussische Fürst Danilo Romanovič an der Stelle des heutigen Lwiw eine Burg für seinen Sohn Lew. Von diesem Lew (ukrainisch Löwe) hat die Stadt ihren Namen. Auch im Wappen und in zahlreichen Steinskulpturen der Stadt taucht der Löwe immer wieder auf. Nach der Zerstörung des Kiewer Reiches durch die Mongolen fielen seine westlichen Gebiete, darunter Lwiw, an Polen. 1356 erhielt die Stadt vom polnischen König Kasimir III. dem Großen die Stadtrechte.
In der frühen Neuzeit entwickelte sich der Ort bald zu einem wichtigen Handelsplatz, sowie neben Krakau, Posen und Warschau zu einem Zentrum polnischen Kultur- und Geisteslebens. 1772 fiel die Stadt mit der polnischen Teilung an das Habsburgerreich. Lemberg war Hauptstadt des Königreichs Galizien und Lodomerien und viertgrößte Stadt im Habsburgerreich.
Die 1784 von Joseph II. gegründete Universität ist die älteste in der Ukraine.
Nach dem 1. Weltkrieg fiel Lemberg nach teilweise heftigen Kämpfen zwischen den Polen und den Ukrainern an Polen zurück. In den Zwischenkriegsjahren blieb es sowohl eine Hochburg polnischer Kultur als auch ein Brennpunkt ukrainischen Nationalgefühls. In den Jahren 1939 bis 1941 wurde es in die Sowjetukraine eingegliedert, 1941 wurde es durch Hitlers Überfall auf die Sowjetunion Teil des deutschen Generalgouvernements und kam 1945 unter sowjetische Herrschaft. Die meisten in der Stadt und ihrer Umgebung ansässigen Polen wurden vertrieben, viele von ihnen ließen sich in Niederschlesien nieder. Seit 1991 ist es Teil der unabhängigen Ukraine, doch gehen immer wieder autonomistische Bestrebungen von der Region Galizien aus, nicht zuletzt, weil man sich an Lemberg als Hauptstadt eines eigenen Königreiches erinnert.
Persönlichkeiten
- Władysław Anders
- Siegfried Bernfeld
- Tadeusz Bór-Komorowski
- Stefan Banach
- Wojciech Bogusławski
- Stefan Bryła
- Walenty Falten
- Ludwik Fleck
- Aleksander Ford
- Kazimierz Górski
- Adam Hanuszkiewicz
- Wassyl Iwantschuk
- Wojciech Kilar
- Maria Konopnicka
- Jacek Kuron
- Stanisław Lem
- Stanisław Jerzy Lec
- Alfred James Lotka
- Ignacy Łukasiewicz
- Jan Łukasiewicz
- Ruslana Lyschytschko
- Ignacy Mościcki
- Wojciech Pszoniak
- Leopold von Sacher-Masoch
- Stanisław Ulam
- Andrzej Zulawski
Siehe auch
Wirtschaft
Verkehr
Der ÖPNV der Stadt wird durch Straßenbahn (s.Straßenbahn Lemberg) und Obus durchgeführt.