Future Combat Systems

Programm der United States Army, Förderung der Rüstungsindustrie
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Future Combat Systems (dt. Waffensysteme der Zukunft) ist ein Programm des amerikanischen Heeres und wichtigster Teil der Transformation der United States Army. Ziel ist es, neue bemannte und unbemannte Fahrzeuge und Fluggeräte zu entwickeln und in ein Netzwerk, genannt Global Information Grid einzubinden, um die Effektivität der einzelnen Einheiten zu steigern. Jede Einheit des Netzwerks kann Datenströme von allen anderen Elementen des Systems empfangen und an diese versenden (Netzwerkzentrierte Kriegsführung). Die Systeme sollen einen großen Teil der derzeit gebräuchlichen Waffensysteme des US-Heeres ersetzen. Für die zukünftige Beschaffung siehe hier. Derzeit (Mitte 2008) ist allerdings offen, ob das Programm im vollen Umfang weiterferfolgt wird.

Komponenten

Das Netzwerk selbst

Das Netzwerk sorgt für eine ständige Verbindung aller Einheiten auf dem Schlachtfeld und darüber hinaus. Es ist möglich Daten (unter anderem Bilder, taktische Karten, Videos) und Befehle zu senden und empfangen.

Bemannte Fahrzeuge

 
Die NLOS-C ist das erste Fahrzeug der Manned Ground Vehicle Plattform
 
Future Force Warrior mit SUGV
Datei:Fcs MULE transport.jpg
Multifunctional Utility/Logistics and Equipment Roboter
 
Soldat mit Unattended Ground Sensors

Alle bemannten Fahrzeuge basieren auf der Manned Ground Vehicle Plattform. Diese wiegt rund 20 Tonnen und beinhaltet:

Es werden folgende Versionen der Manned Ground Vehicle Plattform entwickelt:

Der Soldat

Bei der persönlichen Ausrüstung besteht das Ziel hauptsächlich darin, den Soldaten "netzwerktauglich" zu machen. Zu diesem Zweck werden eine Reihe von Sensoren sowie Funkgeräten zur Datenübertragung für Fahr- und Flugzeuge sowie einzelne Soldaten entwickelt. Außerdem fließen die Waffen und Erkenntnisse aus den Programmen Objective Individual Combat Weapon und Lightweight Small Arms Technologies ein. Dazu kommen ein unbemannter Roboter (sugv) und ein unbemanntes Fluggerät (Class I UAV) für die Infanterie.

Bestandteile:

Unbemannte Fahrzeuge

Die unbemannten Fahrzeuge sollen so genannte "dangerous, dirty & dull"-Aufgaben übernehmen, also solche, die für Menschen zu gefährlich, zu dreckig oder zu langweilig sind. Mit dem MULE wird versucht, den Nachschub für die kämpfende Truppe zu automatisieren.

Unbemannte Bodensysteme

Unbemannte Fluggeräte

Beschaffung

Die entwickelten Ausrüstungsgegenstände sollen 2015 erstmals im vollen Umfang für eine Brigade zur Verfügung stehen, einige Teile des Future Combat Systems schon früher. Die Auslieferung der Komponenten findet in so genannten Spirals statt, die voraussichtlich aller zwei Jahre stattfinden, die erste 2008. Am Ende des Programms sollen bis zu 15 Brigaden mit FCS-Ausrüstung versehen sein.

Geplante Auslieferung nach derzeitigem Stand:

2008

2010

2012

2014

  • Alle bemannten Fahrzeuge

Die FCS-Brigade

Mit der neuen Ausrüstung geht auch eine neue Struktur der damit ausgestatteten Verbände einher. Wenn sämtliche FCS-Systeme zur Verfügung stehen, soll eine Brigade aus drei Waffenbataillonen (Combined Arms bataillons - CABs), einem Artilleriebataillon (Non-Line-of-Sight-Cannon battalion - NLOS), einer Aufklärungs-, Überwachungs- und Zielerfassungsschwadron (Reconnaissance, Surveillance, and Target Acquisition squadron - RSTA), einem Unterstützungsbataillon (Forward Support battalion - FSB), einer Nachrichten- und Fernmeldekompanie (Brigade Intelligence and Communications company - BICC) und dem Brigadehauptquartier bestehen.

Die so gegliederte und ausgerüstete Einheit soll in der Lage sein, 72 Stunden auf sich gestellt ein schweres Gefecht zu führen oder sieben Tage lang in einer Umgebung mit geringer bis mittlerer militärischer Herausforderung zu operieren. Gegenüber heutigen gleichgroßen heutigen Einheiten soll sie 30 bis 70 Prozent weniger Treibstoff, Wasser, Munition und Ersatzteile benötigen, erheblich schneller über eine strategische Entfernung zu verlegen sein und mit einer geringeren Anzahl Soldaten ein größeres Gebiet beherrschen können.

Geschichte

Am Ende des 20. Jahrhunderts begannen Bemühungen, die US-Landstreitkräfte in kleineren und dafür schnell weltweit verlegbaren Verbänden zu organisieren. Damit versuchte die US-Regierung auf die veränderte militärische Lage nach dem Ende des Kalten Krieges zu reagieren. Die Bezeichnungen "Future Combat System" für das Rüstungsprogramm im Rahmen dieser Veränderung wurde erstmals 1999 verwendet. Die überlegene Ausrüstung sollte dazu beitragen, dass die kleineren Verbände zahlenmäßig überlegene Gegner überlisten und ausmanövrieren ("outsmart and outmaneuver") könnten. Federführend für das Entwickeln von Anforderungsprofilen und für die Ausschreibung der Entwicklungsaufträge war die Rüstungsforschungsbehörde Darpa. Im Mai 2000 vergab die Behörde vier Entwicklungsaufträge für Vorstudien zum FCS-Programm, im März 2002 erhielten die Unternehmen Boeing und Science Applications International Corporation den Auftrag, das Programm als Haupt-Entwickler zu betreuen. Im August 2004 vergaben die beiden Firmen ihrerseits 21 FCS-Entwicklungsaufträge an andere Unternehmen.

Anfang 2007 wurden Teile des Programms wegen Geldmangels gestrichen. Die vorgesehenen Drohnen der Klassen II und III sowie der bodengebundene Kampfroboter wurden getrichen und die Entwicklung des bewaffenten Aufklärungsroboters vorerst eingestellt. Darüber hinaus soll die erste Brigade nun nicht mehr 2014 sondern 2015 mit den neuen Waffen ausgerüstet sein. Danach soll eine Brigade pro Jahr auf FCS umgerüstet werden und nicht drei in zwei Jahren, wie zunächst geplant. Allerdings sollen nun sechs und nicht nur drei Brigaden bereits vorab einzelne Systeme aus dem Programm erhalten. Diese Veränderungen sollen bis 2014 rund 3,4 Milliarden Dollar einsparen.

Die 120-Millimeter-Kanone für das Mounted Combat System befindet sich seit Anfang 2008 in der praktischen Erprobung.

Geplanter Programmverlauf

Falls das Vorhaben nicht grundsätzlich überarbeitet oder eingestellt wird, ist für 2011 eine weitere grundlegende Überprüfung der bisherigen Entwicklungserfolge vorgesehen. 2013 soll die Produktion zunächst in kleinerer, dann in größerer Stückzahl erfolgen. 2015 soll die erste Brigade voll einsatzfähig sein, 2017 eine größere Streitmacht auf FCS-Basis.

Kritik

Hauptkritikpunkt sind die Kosten. Nachdem ursprünglich Kosten von bis zu 100 Milliarden US-Dollar für das komplette System veranschlagt waren, stiegen diese in den zurückliegenden Jahren kontinuierlich an. Die Entwicklung von vier der ursprünglich 18 geplanten Systeme wurde deshalb eingestellt. Eine Schätzung des US-Rechnungshofs vom März 2006 geht davon aus, dass bisher bereits 161 Milliarden Dollar in FCS investiert wurden. Das Verteidigungsministerium ging Mitte 2006 von 300 Milliarden Dollar Kosten bis zur Einsatzfähigkeit der Waffen aus, die Heeresführung von 230 Milliarden.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die Kontrolle über die große Menge unbemannter Systeme. Da diese nie vollständig autonom arbeiten, sondern immer mehr oder weniger menschliche Kontrolle benötigen, ergibt sich ein Personalbedarf, der eigentlich durch diese Systeme eingespart werden sollte.

Bemängelt wird auch, dass FCS wegen seines vernetzten Charakters anders als andere Waffensysteme erst sehr spät als "Prototyp" getestet werden kann. Manöver mit größeren Einheiten und der nahezu vollständigen Ausrüstung unter realistischen Bedingungen werden für 2013 erwartet, wenn die Serienproduktion bereits angelaufen und erhebliche Kosten angefallen sind. Darüber hinaus gibt es Zweifel an der Leitungsfähigkeit einzelner Bestandteile, etwa der aktiven Abwehrsysteme für Fahrzeuge, sowie Befürchtungen, dass die zur Verfügung stehenden Funk-Bandbreiten für FCS und verschiedene ähnliche Projekte nicht ausreicht.

Diskutiert wird auch, ob das Vorhaben, das in seinen Grundzügen auf die Landkriegsführung der verbundenen Waffen ausgerichtet ist, unter den Bedingungen von Asymmetrische Kriegführung und Häuserkampf noch sinnvoll ist.

Der US-Kongress will 2009 über die Weiterführung, Einstellung oder grundlegende Veränderung des Programms entscheiden. Nach einem Statusbericht über das Vorhaben, der für 2009 vorgesehen ist, soll das Verteidigungsministerium dem Kongress einen Bericht über seine Einschätzung des Projekts vorlegen.

Siehe auch

Commons: Future Combat Systems – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Literatur

Andrew Feickert: The Army’s Future Combat System (FCS): Background and Issues for Congress, Congressional Research Service, 18. Mai 2008. pdf-Dokument

Quellenangaben

  1. http://www.defense-update.com/products/a/aps.htm