Die Universität Duisburg-Essen (kurz: UDE oder Uni DuE) wurde am 1. Januar 2003 durch eine Fusion der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg und der Universität-Gesamthochschule Essen gegründet. Sie gehört mit rund 30.000 Studenten zu den – nach Studentenzahlen – zehn größten deutschen Universitäten.
Universität Duisburg-Essen | |
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Motto | Wissenschaft an Rhein und Ruhr |
Gründung | 2003 (bzw. 1972) |
Ort | Duisburg und Essen |
Bundesland | Nordrhein-Westfalen |
Land | Deutschland |
Leitung | Ulrich Radtke |
Studierende | 30.459 (WS 2007/08) |
Mitarbeiter | 4.349 (2007) |
davon Professoren | 498 |
Jahresetat | rund 470 Mio. € |
Website | www.uni-duisburg-essen.de |
Geschichte
Geschichte des Universitäts-Standorts Duisburg
Die ehemalige Duisburger Gerhard-Mercator-Universität geht zurück auf die Pädagogische Akademie im nahegelegenen heutigen Essener Stadtteil Kettwig, die nach einem Beschluss der Landesregierung aus dem Jahre 1960 nach Duisburg verlagert wurde und 1968 den Namen „Pädagogische Hochschule Ruhr“ erhielt.
Diese Hochschule und die 1971 aus der „Rheinisch-Westfälischen Hüttenschule“ hervorgegangene „Ingenieurschule zur Fachhochschulreife“, die nach Eingliederung eines Fachbereichs Wirtschaft in „Fachhochschule Duisburg“ umbenannt wurde, bildeten den Grundstock zur Gründung der „Gesamthochschule Duisburg“ im Jahre 1972. Gründungsrektor der am 7. August 1972 eröffneten Hochschule war Professor Helmut Schrey.
Die Gründung der Hochschule in Duisburg war ein Teil des Konzepts der nordrhein-westfälischen Regierung, die landesweite Hochschullandschaft zu regionalisieren und mit Hilfe von integrierten Studiengängen mit Praxisbezug auch Studierenden aus Arbeiterfamilien das Studium zu ermöglichen. 1980 erhielt die Hochschule den Namen „Universität-Gesamthochschule Duisburg“.
1994 beschloss der Senat der Universität die Umbenennung in „Gerhard-Mercator-Universität“ als Würdigung der Verdienste Gerhard Mercator. Dieser war Dozent am akademischen Gymnasium Duisburg, das Vorläufer des heutigen Landfermann-Gymnasiums und der alten Duisburger Universität ist, die bereits von 1655 bis 1818 in Duisburg existierte.
Geschichte des Universitäts-Standorts Essen
Die Universität-Gesamthochschule Essen wurde 1972 als Gesamthochschule des Landes Nordrhein-Westfalen gegründet. Sie wurde bewusst als Maßnahme des Strukturwandels der Ruhrregion weg von Kohle und Stahl hin zu dienstleistungs- und zukunftsorientierter Technik geschaffen.
Erbaut wurde die Universität-Gesamthochschule Essen als Gebäude-Karree um einen grünen Campus herum am nördlichen Rand der Innenstadt auf einem zuvor abgerissenen Teil des traditionsreichen Arbeiterviertels Segeroth, heute Essen-Nordviertel. Durch die Ansiedlung in Innenstadtnähe und in einem Arbeiterbezirk sowie durch die Verteilung der Studentenwohnheime im gesamten Stadtgebiet sollte eine enge Integration der Akademiker in die städtische Bevölkerung erreicht werden.
In die neugegründete Hochschule eingegliedert wurde das Universitätsklinikum Essen im Stadtteil Holsterhausen. Die 1909 errichteten Städtischen Krankenanstalten Essen waren 1963 zur zweiten medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster erhoben worden. 1967 wurde das Klinikum Teil der neugegründeten Ruhr-Universität Bochum. 1972 wurde es schließlich in die Universität-Gesamthochschule Essen überführt. Essen hatte damit als einzige neugegründete NRW-Hochschule ein Universitätsklinikum.
Ebenfalls eingegliedert wurde die Pädagogische Hochschule Essen, deren Gebäude weiter genutzt wurden. Der dritte Essener Standort im Stadtteil Rüttenscheid wird im Tausch gegen ein neues Gebäude auf dem Campus bis 2008 aufgegeben werden.
Viele der ursprünglichen Reformkonzepte aus der Gründungszeit griffen aus unterschiedlichen Gründen nicht wie erwünscht oder wurden in der Hochschule nicht umgesetzt. Die Hochschule entwickelte sich über die Jahrzehnte in den meisten Merkmalen zu einer normalen Universität. Als erfolgreichste der Gesamthochschul-Reformideen gilt die Öffnung der Universität für Absolventen des zweiten Bildungswegs, von denen allein in Essen viele tausende Universitätsabschlüsse erwarben - mit ebenbürtigem Erfolg im Vergleich zu Abiturienten, wie durch wissenschaftliche Begleitforschung nachgewiesen wurde.
Fusion
Mit der Fusion wurde die Hoffnung verbunden, durch Bündelung des Fächerbestands zu größeren Fachbereichen an jeweils einem Standort zu kommen, die genügend Potential für Spezialisierungen und für die wirksame Teilnahme an der internationalen wissenschaftlichen Diskussion haben sollten. Nach dem Ende der Gründungsphase ist nur eine der vier großen Fächergruppen (Geistes-/Gesellschafts-, Natur-, Ingenieurwissenschaften sowie Medizin) tatsächlich an einem Standort konzentriert: Die Medizin blieb im Essener Klinikum. Die gesamte Lehramtsausbildung findet nunmehr in Essen statt, während Fachbereiche wie die Physik nach Duisburg gezogen sind. Laut Entscheidung der Hochschulgremien gehören aber die Fächer Soziologie und Politik nach wie vor zum Profil „Technische Universität“ des Standorts Duisburg, das Bauingenieurwesen hingegen zum Profil „Geistes- und Gesellschaftswissenschaften“ des Campus Essen.
Universität ohne Sitz
Die Universität Duisburg-Essen hat formal keinen Sitz. Das Land hat bei der Fusion nicht festgelegt, welche Stadt Sitz der Hochschule wird. Die Hochschule selbst hat seitdem ebenfalls die Festlegung auf einen Sitz vermieden. Nach Einschätzung des Verwaltungsgerichts Gelsenkirchen anlässlich einer Klage gegen Studiengebühren kann ohne Feststellung des Sitzes kein Gerichtsverfahren gegen die Hochschule durchgeführt werden, obwohl im Errichtungsgesetz als Gerichtsstand Essen festgelegt worden ist.
Forschung
In der Forschung konzentriert sich die Universität auf folgende Schwerpunkte:
- Urbane Systeme: Nachhaltige Entwicklung, Logistik und Verkehr
- Nanowissenschaften
- Genetische Medizin und medizinische Biotechnologie
- Empirische Bildungsforschung
Mit dem Fachbereich Bildungswissenschaften und der Mercator School of Management verfügt die Universität zudem über zwei - laut CHE-Ranking - im nationalen Vergleich besonders „forschungsstarke“ Bereiche.
Deutsche Forschungsgemeinschaft
An der Universität gibt es eine ganze Reihe von Sonderforschungsbereichen, mehrere Graduiertenkollegs und Schwerpunktprogramme.
Fachbereiche und Institute
Die Universität ist in folgende Fachbereiche gegliedert:
- Fachbereich Geisteswissenschaften
- Fachbereich Gesellschaftswissenschaften
- Fachbereich Bildungswissenschaften
- Fachbereich Kunst und Design
- Fachbereich Wirtschaftswissenschaft
- Mercator School of Management - Fachbereich Betriebswirtschaft
- Fachbereich Chemie
- Fachbereich Physik
- Fachbereich Mathematik
- Fachbereich Biologie und Geografie (siehe auch Botanischer Garten der Universität Duisburg-Essen)
- Fakultät für Ingenieurwissenschaften
- Medizinische Fakultät und Universitätsklinikum
An der Hochschule gibt es - unter anderen - folgende Institute:
- Institut Arbeit und Qualifikation
- Institut für Entwicklung und Frieden
- Institut für Experimentelle Mathematik
- Institut für Informatik und Wirtschaftsinformatik
- Institut für niederrheinische Kulturgeschichte und Regionalentwicklung
- Institut für Ostasienwissenschaften In-East
- Kulturwissenschaftliches Institut Essen
- NRW School of Governance
- Rhein-Ruhr-Institut für Sozialforschung und Politikberatung
- Ruhr Graduate School in Economics
- Salomon-Ludwig-Steinheim-Institut
- Zentrum für Lehrerbildung betreibt das LehramtsWiki
Personen
Hochschullehrer
(z.T. ehemalige)
- Ulrich Ammon, germanistischer Soziolinguist
- Gerhard Bäcker, Sozialwissenschaftler
- Florian Coulmas, Japanologe
- Rolf Dobischat, Wirtschaftspädagoge und Präsident des Deutschen Studentenwerks
- Hélène Esnault, Mathematikerin, Trägerin des Leibniz-Preises
- Hartmut Esser, Soziologe
- Helmut Fischer, Germanist
- Gerhard Frey, Mathematiker
- Carl Friedrich Gethmann, Philosoph
- Dieter Geuenich, Historiker
- Dirk Hartmann, Philosoph
- Klaus Hänsch, Politikwissenschaftler, heute Politiker
- Thomas Heberer, Politikwissenschaftler Institut für Ostasienwissenschaften In-East
- Bärbel Höhn, Mathematikerin, heute Politikerin
- Vittorio Hösle, Philosoph
- Klaus Hurrelmann, Bildungsforscher
- Siegfried Jäger, Germanist
- Michael Kerres, Bildungswissenschaftler
- Klaus Klemm, Bildungswissenschaftler
- Karl-Rudolf Korte, Politikwissenschaftler
- Heinz Kremers, Theologe, Träger der Buber-Rosenzweig-Medaille
- Antonio Milošoski, Politikwissenschaftler, Außenminister von Mazedonien
- Paul Münch, Historiker
- Franz Nuscheler, Politikwissenschaftler
- Eckart Pankoke, Soziologe
- Uta Ranke-Heinemann, Theologin
- Jo Reichertz, Soziologe und Kommunikationswissenschaftler
- Hans-Adalbert Rürup, Finanzwissenschaftler
- Günter Schmid, Anorganische Chemie
- Julius H. Schoeps, Historiker
- Faruk Şen, Betriebswirt, Direktor des Essener Zentrums für Türkeistudien
- Eckart Viehweg, Mathematiker, Träger des Leibniz-Preises
- Jürgen Wasem, Wirtschaftswissenschaftler (Medizinmanagement)
- Ernst Ulrich von Weizsäcker, Biologe und Politiker
- Lothar Zechlin, Jurist, Gründungsrektor
- Hans Zirker, Theologe
Studenten und Absolventen
- Andreas Gursky, Fotograf
- Heinz Hilgert, Vorstandsvorsitzender der WestLB AG
- Hannelore Kraft, Politikerin
- Werner Müller, Bundesminister a.D.
- Dieter Nuhr, Kabarettist
- Jan-Michael Richter alias Jamiri, Comiczeichner und -autor
- Paul Wans, Maler
Gastdozenten
Mercator-Professoren
(bis 2003 Gerhard-Mercator-Universität Duisburg)
- 1996: Heinz Sielmann
- 1997: Hans Dietrich Genscher
- 1998: Siegfried Lenz
- 1999: Jan Philipp Reemtsma
- 2000: Jutta Limbach
- 2001: Volker Schlöndorff
- 2002: Ulrich Wickert
- 2003: Daniel Goeudevert
- 2004: Walter Kempowski
- 2005: Richard von Weizsäcker
- 2006: Necla Kelek
- 2007: Hanan Ashrawi
Poets in Residence
(bis 2003 Universität Essen)
- Ss 2000: Emine Sevgi Özdamar
- Ws 2000/01: Kirsten Boie
- Ss 2001: Volker Braun
- Ws 2001/02: Robert Gernhardt
- Ss 2002: Mike Nicol
- Ss 2003: Friedrich Christian Delius
- Ws 2003/04: Brigitte Burmeister
- Ss 2004: Georg Klein
- Ws 2004/05: Andreas Steinhöfel
- Ss 2005: Yōko Tawada
- Ws 2005/06: Dagmar Leupold
- Ss 2006: Friedrich Ani
- Ws 2006/07: Hans-Ulrich Treichel
- Ss 2007: Terézia Mora
davor seit dem Wintersemester 1975/76 unter anderem:
- Jurek Becker
- Wilhelm Genazino
- Günter Grass
- Günter Herburger
- Rolf Hochhuth
- Heinar Kipphardt
- Cees Noteboom
- Peter Rühmkorf
- Martin Walser
- Dieter Wellershoff
Weitere Gastdozenten
- Bruce N. Ames, Krebsforscher
- Robert Huber, Chemiker, Nobelpreis-Träger
- Jette Joop, Schmuck- und Modedesignerin
- Kai Krause, Software-Pionier und Musiker
- Yehudi Menuhin, Violinist und Dirigent
siehe auch: Hochschullehrer (Duisburg-Essen)
Literatur
- 30 Jahre Universität Essen (=Essener Universitätsreden, Heft 10, Akademisches Jahr 2001/02), Universität Essen 2002 (Beiträge aus der Vortragsreihe „Wurzeln der Universität“)
- Klaus Bussmann, Holger Heith: Chronik 1972-1997. Chronik der ersten 25 Lebensjahre der Gerhard-Mercator-Universität/GH Duisburg, die als Gesamthochschule Duisburg das Licht der Welt erblickte, Duisburg 1997, ISBN 3-000-01433-0
- Dieter Geuenich, Irmgard Hantsche (Hrsgg.): Zur Geschichte der Universität Duisburg 1655-1818 (=Duisburger Forschungen 53), Duisburg 2007, ISBN 978-3-87463-406-0
- Helmut Schrey: Die Universität Duisburg. Geschichte und Gegenwart. Traditionen, Personen, Probleme, Duisburg 1982, ISBN 3-870-96166-X
Siehe auch
Weblinks
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