Hans Wolff-Grohmann (* 4. April 1903 Berlin-Dahlem; † 15. Januar 2000 in Berlin-Dahlem) war ein deutscher Architekt der Moderne, Designer und Musiker, der im Berliner Raum viele Entwürfe realisieren konnte. Auch außerhalb von Berlin und im Ausland stehen Bauten von Wolff-Grohmann.
Leben
Hans Wolff-Grohmann wurde in der Städtischen Handwerker- und Baugewerksschule in Berlin als Architekt ausgebildet. Seine Lehrer waren unter anderem Alfred Grenander und Bruno Paul. Nach der Ausbildung begann seine Karriere in den 1920er Jahren zunächst mit Entwürfen moderner Holzmöbel für eine Möbelfabrik. Danach schuf er Stahlmöbel für die Firma Thonet. Er wurde Mitarbeiter der Architekten Hermann Muthesius und Peter Behrens. So konnte er beim Bau der Berliner U-Bahnhöfe mitarbeiten und sich am Wettbewerb zur städtebaulichen Gestaltung des Alexanderplatzes 1929 beteiligen.
In den Jahren des Nationalsozialismus in Deutschland arbeitete er als Architekt im Reichspostministerium, wo er zusammen mit Georg Werner und anderen für den Bau der Postämter am Nordbahnhof in Berlin-Mitte (1934–1938) und am Mönckebergdamm in Hamburg (1936–1938) sowie anderen funktionalen Gebäuden verantwortlich war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beteiligte sich Wolff-Grohmann aktiv am Wiederaufbau zerstörter Gebäude. Zusammen mit anderen Architekten wie Gerhard Siegmann erarbeitete er eine städtebauliche Lösung „Rund um den Zoo“ in Berlin (Architekten des BDA äußern sich 1949 zu den Plänen der Bauverwaltung des Magistrats – veröffentlicht in „Bauwelt“ 34/1949).
Anfang der 1950er Jahre übertrug man ihm die Verantwortung für die Restaurierung der in großen Teilen zerstörten Schinkelschen Paulskirche in Gesundbrunnen.
Außerdem entwarf er Wohnsiedlungen für Berlin-Lankwitz, Berlin-Spandau und Berlin-Charlottenburg. In diesen von Wolff-Grohmann geplanten Gebäuden entstanden rund 4.000 Wohnungen.
In den 1960er Jahren beteiligte er sich an einem Architektenwettbewerb für den Bau des Deutschen Archäologischen Instituts Istanbul. Sein Entwurf belegte den ersten Platz, wurde aber wegen finanzieller Probleme nicht realisiert. An vielen weiteren Wettbewerben nahm Wolff-Grohmann ebenfalls teil, wobei im damaligen französischen Sektor ein Gebäudekomplex aus Kino und Hotel entstand. 1971 wurde sein drittplatzierter Entwurf für den Bau der Deutschen Schule in Rom vom Auftraggeber angekauft.[1] Erfolgreich war Wolff-Grohmanns Planung für das Goethe-Institut in Athen, für welche Vorentwürfe eines anderen Architekten existierten, die jedoch nicht umgesetzt werden konnten.
Noch in den 1980er Jahren war Wolff-Grohmann in Berlin als Architekt tätig, so wurde in der Herbartstraße 26 (Charlottenburg) 1981 eine kleine Synagoge nach seinem Entwurf gebaut, genannt „Leo-Baeck-Synagoge“, in dessen Eingangshalle sechs Säulen aus der zerstörten Synagoge des Altersheims in der Iranischen Straße verwendet wurden.[2]
Wolff-Grohmann war mit der Sängerin/Musikerin Sabine Wolff-Grohmann verheiratet. Er war von 1946 bis 1980 Mitglied im Berufsverband Bildender Künstler Berlins. Der letzte Wohnsitz von Hans Wolff-Grohmann war Max-Eyth-Straße in Berlin-Dahlem; im Jahr 2000 verstarb er.
Bauten von Wolff-Grohmann in Berlin
- Postamt in Berlin-Mitte, Straße Am Nordbahnhof (um 1934-38),
- Häuser in Berlin-Spandau (zwischen 1950 und 1960),
- Sporthalle Tegel,
- „L’Aiglon“ (französisch: „Adlerchen“; auch Spitzname von Napoléon) – ein U-förmiges Kino- und Hotelgebäude auf dem früheren Gelände der französischen Streitkräfte (heute: Julius-Leber-Kaserne) am Kurt-Schumacher-Damm 121, 1953/54 Neubau anstelle eines zerstörten Baukomplexes; bis 1993 in Betrieb. Von 1995 bis 2006 wurde der Kinoraum als Probensaal für das Heeresmusikkorps 400 (heute: Stabsmusikkorps der Bundeswehr) nach dessen Verlegung nach Berlin genutzt und in dieser Zeit auch denkmalgerecht rekonstruiert.[3][4]
- Mietshäuser in Berlin-Schöneberg (Badenallee),[5]
- Wohnsiedlungen in Lankwitz, u.a. in der Handjerystraße ein 18-geschossiges Hochhaus (1965–68),
- Terrassenhäuser am Rupenhorn in Charlottenburg, wo bereits in den Jahren 1929/30 die ersten Villen gebaut worden waren (1976),
- Leo-Baeck-Synagoge in Charlottenburg, Herbartstraße 26 (1981).
Bauten von Wolff-Grohmann außerhalb von Berlin
- Postamt in Hamburg (1936–38),
- Goethe-Institut in Athen (1975).
Ehrung
Die umfangreichen architektonischen Arbeiten von Wolff-Grohmann (und Gerhard Siegmann) wurden im Sommer 1999 in einer Ausstellung im Berliner Kulturforum gewürdigt, die dann im gleichen Herbst im Wissenschaftszentrum in Bonn gezeigt wurde.
Belege
- ↑ Homepage des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung
- ↑ haGalil onLine, Darstellung der Leo-Baeck-Synagoge
- ↑ Darstellung des Kinos bei Luise-Berlin
- ↑ Bauten des Bundes in Berlin: Darstellung des eh. Kinos „L’Aiglon“ und weiterer Baudenkmale auf dem Gelände der Julius-Leber-Kaserne
- ↑ Architekturzeitschrift „Baumeister“ 8/1961
Literatur
- Städtebauer im Zerstörungsrausch – Artikel in der Berliner Zeitung vom 26. Mai 1999.
- Elke Blauert: Hans Wolff-Grohmann. Ausstellungskatalog, Hrsg. Bernd Evers, Staatliche Museen zu Berlin, 1999, ISBN 3-88609-249-6.
Weblinks
- Baudenkmal von Wolff-Grohmann in Berlin: Verstärkeramt für Telefongespräche mit Bunkeranlagen und Wohnhaus der Reichs-Postdirektion Berlin in der Stallupöner Allee 19-23
Personendaten | |
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NAME | Wolff-Grohmann, Hans |
KURZBESCHREIBUNG | Architekt |
GEBURTSDATUM | 4. April 1903 |
GEBURTSORT | Berlin-Dahlem |
STERBEDATUM | 15. Januar 2000 |
STERBEORT | Berlin-Dahlem |