Dieser Artikel befasst sich mit der Stadt Prag, der Hauptstadt Tschechiens, weiteres siehe: Prag (Begriffsklärung).
Prag (tschechisch Praha) ist die Hauptstadt der Tschechischen Republik und des Mittelböhmischen Gebiets. Gleichzeitig ist die Hauptstadt Prag auch eine selbständige Verwaltungseinheit (ähnlich wie Berlin oder Wien auch Bundesländer sind).
Geschichte
Natürlich gibt es zwischen der Geschichte von Prag und der Geschichte Tschechiens Überschneidungen. Als die Hauptstadt Tschechiens wirkten sich die Ereignisse dort auf das gesamte Land aus und umgekehrt. Zur Unterstützung beim lesen und um die Ereignisse geschichtlich besser einorden zu können hilft die Tabelle der Herzöge und Könige von Böhmen.
Mittelalter
Um 870 wurde die Prager Burg (Pražský hrad) oberhalb der heutigen Prager Kleinseite (Malá Strana) gegründet. Dies war die erste Keimzelle der späteren Stadt. Ab 926 errichtete Wenzel von Böhmen die Rotunde des heiligen Veits (sv. Víta) in der Prager Burg. Um das 10. Jahrhundert wurde die Burg Wyschehrad (Vyšehrad) auf der gegenüberligenden Uferseite der Moldau (Vltava) als geistlicher Gegenpol gegründet. Das erste Zeugnis eines Kaufmannes mit dem Namen Ibrahima Ibn Jakuba stammt aus dem Jahre 965. Nachdem Böhmen 973 als selbständiges Bistum eingerichtet wurde, wurde Prag der Sitz des Bischofs.
1085 wurde Prag Residenz des ersten Böhmischen Königs Vratislav II. (1061-1092) aus dem Adelsgeschlecht der Přemysliden, zuvor war er Herzog von Böhmen. Seitdem ist Prag Königssitz.
1172 wurden die Bauarbeiten an der Juditana-Brücke beendet. Es ist die die zweitälteste Steinbrücke in Mitteleuropa. Nach der weitgehenden Zerstörung durch Hochwasser wurde diese Brücke von Karl IV. im Jahre 1357 durch die Karlsbrücke ersetzt, der ältesten erhaltenen Steinbrücke dieser Spannweite der Welt und eines der Wahrzeichen der Stadt Prag. Ab 1230 entstand die Prager Altstadt (Staré Město) auf der gegenüberliegenden Moldauseite und 1257 wurde die Prager Kleinseite (Malá Strana) von Otakar II. zu Füßen der Burg gegründet. 7. Februar 1311 bis 1346 ist Johann der Blinde (Jan Lucemburský) aus dem Hause der Luxemburger Böhmischer König.
Um 1320 entstand der Hradschin (Hradčany) an der Stelle, wo vorher die Prager Burg stand. Die gewachsene Bedeutung der Stadt läßt sich an der 1338 erfolgten Gründung des Altstädter Rathauses ablesen. 1344 wurde das Prager Bistum wird zum Erzbistum befördert und man begann mit der Errichtung des St. Veits-Dom (katedrála sv. Víta, Václava und Vojtěcha). Fertiggestellt wurde die Kathedrale jedoch erst 1929.
1346-1378 war die Epoche Karls IV., des deutschen Kaisers und Königs von Böhmen aus dem Haus der Luxemburger. Unter Karl IV. wurde Prag Haupt- und Residenzstadt des Hl. Römischen Reiches Deutscher Nation. 1348 gründete er die Prager Neustadt (Nové Město) und die erste Mitteleuropäische Universität, die Karls-Universität (Karlova Univerzita).
Durch Verschiebung des Stimmverhältnisses unter den in vier Nationen gegliederten Angehörigen zugunsten der böhmischen Nation kam es 1409 zum Auszug von rund 1000 Studenten und Professoren und zur Gründung der Universität Leipzig.
1419-1437 unternahm die katholische Kirche Reformversuche, die jedoch letztlich in eine Revolution mündeten. Es kam zum Aufstand unter dem Reformprediger und Märtyrer Jan Hus. Nach dem erster Prager Fenstersturz kam es zu den Hussitenkriegen. Im Jahre 1422 wird Jan Želivský, Anführer der radikalen Hussiten, am Altstädter Ring hingerichtet.
Neuzeit
1526 trat die Habsburger Dynastie die Thronfolge an und behielt den Thron fast lückenlos bis ins Jahr 1918 inne. Unter dem böhmischen König Rudolf II. (1576-1611) wurde Prag Kaiserresidenz und mithin Brennpunkt des gesellschaftlichen und kulturellen Lebens.
Zweiter Prager Fenstersturz, dadurch Beginn des Dreißigjährigen Krieges. In der Schlacht am Weißen Berge (1620) wurden die protestantischen Stände von den katholischen Habsburgern besiegt. Die siegreiche Partei bestimmte fortan die kulturelle Entwicklung (Prager Barock). Damit einher ging ein schleichender Verfall der Tschechischen Sprache und des Tschechischen Nationalbewußtseins.
1784 schlossen sich die vier bisher selbständigen Prager Stadtteile Hradschin (Hradčany), Kleinseite (Malá Strana), Altstadt (Staré Město) und Neue Stadt(Nové Město) zusammen. Bis 1848 war dann die Zeit der Wiedergeburt der tschechischen Nation. Wie auch andere europäische Städte nahm Prag im 19.Jh. an der Industriellen Revolution teil und expandierte stark.
1918 wurde die Selbstständigkeit des Tschechoslowakischen Staates ausgerufen und Prag wurde Hauptstadt des neuen Staates. 1939 marschierten deutsche Truppen ein und hielten Prag bis 1945 besetzt.
Nach 1945
1945 marschierten sowjetische Truppen ein (auf der tschechischen Wiki Seite zu Prag wird von: "Prager Aufständen, Befreiung von Prag durch die sowjetische Armee", gesprochen) und es kam zur Vertreibung der deutschen Minderheit. Nach dem Februar 1948 verschaffte sich die KSČ den Einstieg zur Macht. 1968 wurde ein friedlicher Umsturzversuch (Prager Frühling) gewaltsam niedergeschlagen. Fünf Staaten des Warschauer Paktes intervenierten.
Sturz des Sozialismus im Jahre 1989 durch die so genannte Samtene Revolution (Sametová revoluce). Bildung einer Regierung des nationalen Verständnisses. Václav Havel wird zum Präsidenten gewählt. Am 1. Januar 1993 wurde Prag Hauptstadt der unabhängigen Tschechischen Republik.
Im August 2002 litt Prag, wie auch andere Teile Mitteleuropas, unter schweren Überschwemmungen. Teile der Stadt mussten evakuiert werden und Kulturgut wurde zerstört oder beschädigt.
Geographie
Prag liegt in der Mitte Böhmens im weiten Tal der Moldau (Vltava) und hat ca. 1,21 Mio. Einwohner (Stand 2000). Prag wird auch die Goldene Stadt genannt.
Sehenswürdigkeiten
Prag blieb im zweiten Weltkrieg von Zerstörungen weitgehend verschont, entsprechend schön ist das Stadtbild.
Hradschin
Die wichtigste Sehenswürdigkeit bildet die Burg Hradschin (Hradcany). Innerhalb der Burg befindet sich unter anderem der Veitsdom mit der Königsgruft, die Goldenen Gasse, der Königspalast und die St. Georgs Basilika (sv. Jiři) mit den Türmen Adam und Eva. Die Burg ist über die Alten Schlosstreppen, die Neuen Schlosstreppen und die Neuruder Gasse mit der Kleinseite verbunden. Im zweiten Burghof steht die Heilig-Kreuz Kapelle. Diese ist im barocken Stil gestaltet. Sie beherbergte einst den Domschatz. Dieser besteht unter anderem aus wertvollen kirchlichen Utensilien. Auserdem befindet sich im zweiten Burghofe die Burggalerie. Dort sind Werke von berühmten Künstlern wie Rubens, Tizian und anderen zu finden.
Das Lustschloss der Königin Anna (Letohrádek Královny Anny) im Baustil der Renaissance wurde zwischen 1538 und 1560 in der östlichen Ecke des Königlichen Gartes von Kaiser Ferdinand I. errichtet. Vor dem Schloss steht der von Tomas Jaros zwischen 1564 und 1568 errichtete bronzene Singende Brunnen.
Strahov
Das Strahov Kloster (Strahovský Klášter) gegründet 1140 gehört zu den ältesten Prämonstratenserkloster der Welt. Sowohl Feuer, die Hussitenkriege, weitere religiöse Kriege als auch die Zeiten des Sozialismus haben das Kloster nicht zerstören können. Zum Kloster gehört eine Kirche, eine Bibliothek und ein Kreuzgang.
Kleinseite
Die im Jahre 1257 unterhalb der Burg gegründete zweite Prager Stadt, die Kleinseite, hat einen von Altstadt deutlich abweichenden Charakter. Sie wurde nach zwei verheerenden Bränden die Stadt der Reichen und des Adels, wovon prunkvolle Paläste und Kirchen bis heute zeugen. Sehenswert sind die Hungermauer, die Kampa und die Christuskirche mit einem Christuskind, welches jeden Tag im Jahr neue Kleider trägt.
Das Lobkowitz Palais, in dem heute die Deutsche Botschaft untergebracht ist, schrieb als Zufluchtsort von Flüchtlingen aus der DDR gesamtdeutsche Geschichte.
Die St. Nikolaus Kirche, geschaffen von Kilian Ignaz Dientzenhofer und seinem Schwiegersohn Anselmo Lurago, ist eine wunderschöne Barockkirche mit sehenswerten Deckenfresken (Perspektivmalerei).
Maria unter der Kette (Kostel Panny Marie pod Řetězem), eine etwas Abseits der üblichen Touristenwegen gelegene Kirche. Stammt aus dem 12. Jahrhundert. Sie wurde ursprünglich gebaut für die Ritter des Malteser Ordens. Der romanische Stil sollte ersetzt werden durch einen kompletten spätgotischen Neubau, doch zu Zeiten der Hussitenkriegen brannte sie 1420 nieder. Das untere Mauerwerk steht bis heute noch, was bis heute im Kreuzgang zu sehen ist. Der Rest der Kirche wurde im 17. Jahrhundert im barocken Stil neu erbaut.
Altstadt
Am Altstädter Ring (Staromestské námestí) befindet sich das Altstädter Rathaus mit der astronomischen Uhr (Orloj). Diese wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts vom Astronomen Magister Hanusch vollendet. Das Rathaus selber wurde im gotischen Baustil mit Rund- und Spitzbogenfenstern ausgestattet. Inmitten des Altstädter Rings steht ein Jan Hus Denkmal. Der Bau der gothischen Teynkirche (Týnský chrám), auch "Kirche der Jungfrau Maria vor dem Teyn (Kostel Panny Marie před Týnem)" genannt, wurde in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts begonnen. Die Fertigstellung zog sich bis ins 16. Jahrhundert. Im inneren befindet sich unter anderm das Grabmal des dänischen Astronomen Tycho Brahe, Gemälde von Karel Skréta und Holzschnitzereien. Historisch verbunden mit der Kirche war natürlich ein selbstständiger, eingezäunter (otýněný kurz: Týn) Platz mit kaufmännischem Hof. Die Zolleinnahmen führten dazu, dass der Bezirk Ungelt genannt wurde.
In der Nähe des Altstadter Rings an der Pariser Strasse befindet sich das Judenviertel mit Friedhof und romanischer Synagoge. Es bildet eine eigenständige Verwaltungseinheit.
- St. Niklas in der Altstadt
- Palais Kinský
- Haus "Zur Steinernen Glocke"
Neustadt
Der Karlsplatz liegt im Herzen der Prager Neustadt. Dort steht auch das Neustädter Rathaus Schauplatz des ersten Prager Fenstersturzes. Das ursprünglich gotische Gebäude wurde im 16. Jahrhundert im Stil der Renaissance umgebaut. Das Nationaltheater (Národní Divadlo) wurde in den Jahren 1868 bis 1881 mit Hilfe von Spenden der ganzen Nation im Stile der Neorenaissance errichtet. Die Baupläne von Josef Zitek wurden in ein architektonisch eindrucksvolles Gebäude mit zahlreichen Statuen an der Fassade umgesetzt. Nach einem Feuer in den ersten Jahr seiner Existenz, wurde es von dem Architekten Josef Schulz im Jahre 1883 wieder aufgebaut.
Die Kirche Maria Schnee (Panny Marie Sněžné), sollte den Veitsdom mit einer Länge von 100 m übertreffen. Doch aufgrund der Hussitenkriege wurden nur die Bauarbeiten am Chor beendet. Heute dient dieser als Kirche, die mit 33 m die höchste Kirche in Prag ist. Eine beliebte, ehemals typisch Prager Brauerei und Restaurant ist U Fleků. Heutzutage fahren dort Reisebusse (überwiegend deutsche) vor, um mit dem dunklen Bier, deftigen Speisen und tschechischer Blasmusik abgefertigt zu werden.
Wyschehrad
Auf einem Hügel über der Moldau liegt Wyschehrad (Vyšehrad). Die Jahrhunderte überdauert hat lediglich die romanische St. Martins Rotunde aus dem 11. Jahrhundert. Die gotische St. Peter- und Paulskirche sowie der Friedhof sind jüngeren Alters. Bedeutender Persönlichkeiten des tschechischen Volkes liegen auf diesem Friedhof begraben.
Weißer Berg
Der auf dem Weißen Berg 1530 von Kaiser Ferdinand I. angelegte Park diente ehemals als Wildgehege. Zur Erleichterung der Jagt wurde zwischen 1541 und 1563 eine Mauer um den Park errichtet. In dem Park steht auch das Schloss Stern (Letohrádek Hvězda) welches von 1555 bis 1558 als Jagdschloss des Kaisers Erherzog Ferdinand von Tirol errichtet wurde. Den Grundriss bildet ein sechszackiger Stern. Einige Architekten darunter auch Bonifaz Wolmut entwarfen den zweigeschossigen Bau. Den Strahlen entsprechend ist dieser im innneren in sechs Räume unterteilt. Ihre inneren Spitzen stoßen auf den zentralen zwölfeckigen Saal. Die einzelnen Räume sind durch schmale, auf das Zentrum zulaufende Gänge verbunden.
Auf dem Weißen Berg fand am 8. November 1620 die 1. entscheidende Schlacht des Dreißigjährigen Krieges statt. Am Ort der Schlacht wurde eine Kapelle und 1704 bis 1714 eine Barocke Marienkirche errichtet.
Břevnov
- Břevnov Kloster
- Alte Windmühle
Troja
- Schloss Troja
- Troja Zoo
Smíchov
Brücken
Die Karlsbrücke (Karlův Most) mit vielen gothischen Statuen und der Gedenkstädte des Heiligen Nepomuks. Außerdem Schmücken zwei Türme die beiden Enden der Brücke.
- Manes-Brücke (Mánesův Most)
- Švermův Most (neulich umbenannt)
- Brücke der Legionen (Legií Most)
- Palackého Most
- Jiráskův Most
- Čechův Most
- Švermův Most
- Lieben Brücke (Libeňský Most)
Plätze und Straßen
- Wenzelsplatz mit Statue des reitenden heiligen Wenzels
- Betlémského Nam.
- Narodni Třida
Gebäude
- Pulverturm
- Gemeindehaus (Obecní Dum) Jugendstil
- Wallenstein Palais
Kultur
- Staatstheater
- Staatstoper
- Ständetheater Klassizismus
- Rudolfinum Künstlerhaus
Museen
- Das Nationalmuseum
Eindrucksvoll sind auch die zahlreiche Bauten und Bauensembles aus der Epoche des Jugendstil.
Wirtschaft und Verkehr
Prag ist ein europäischer Verkehrsknotenpunkt. Im Westen befindet sich eine Autobahnanbindung bis Pilsen (Plzeň) und im Osten über Brünn (Brno) bis Preßburg (Bratislava). Wichtigste Bahnhöfe sind Hauptbahnhof (Hlavní Nadraži (hl.n)), Holešovice und Smíchov. Ein Flughafen befindet sich in Ruzyně im Nord-Westen der Stadt. Außerdem besitzt Prag einen Moldauhafen.
Öffentliche Verkehrsmittel
Öffentliche Verkehrsmittel in Prag sind Bus, Straßenbahn (Tram) und U-Bahn mit den Linien A, B und C.
Literatur
- Prag, in: Meyers Konversationslexikon, 4.Aufl. 1888-90, Bd.13, S.305.
- Karl W. Swoboda: Prag, aufgenommen von Helga Glassner, Berlin 1941.
- Emanuel Poche: Prag, München/Berlin 1978 (Kunstdenkmäler in der Tschechoslowakei, hg. v. Reinhardt Hootz).