George Silk (* 1916 in North Island, Neuseeland; † 23. Oktober 2004 in Norwalk, Connecticut, USA) war der bedeutendste neuseeländische Kriegs- und Sportfotograf des 20. Jahrhunderts.
Jugend
Bereits als Jugendlicher war das Fotografieren zu seinem Hobby geworden. Doch dachte er nicht direkt daran, daraus einen regelrechten Beruf zu machen. So arbeitete er zunächst als Auszubildender, später als Angestellter in einem Fotogeschäft in Auckland von 1934 bis 1939. Als begeisterter Sportler, der auch stets seine Kamera zum Fischen, dem Rennen von Segelyachten, dem Skifahren oder Bergsteigen mitnahm, legte er somit den Grundstein für seine spätere Tätigkeit als professioneller Sportfotograf.
Wie bei vielen andern jungen Fotografen brachte der Zweite Weltkrieg eine Wendung in seinen Lebenslauf, die jedoch aktiv von ihm selbst unternommen wurde.
Vom Amateur- zum Kriegsfotografen
Selbstbewusst klemmte er sich die Portfoliomappe seiner besten Sportaufnahmen unter den Arm, reiste nach Australien und ging geradewegs in das Büro des Premierminister in Canberra. Zu seiner eigenen Überraschung stellte man ihn daraufhin unverzüglich als offiziellen Kriegsfotograf ein. Die Verantwortlichen hatten wohl erkannt, dass sein natürliches Gespür für Timing und Risiko, dass ihm bereits in seinem ursprünglichen Metier Vorteile gebracht hatte, gepaart mit den untrüglichen Blick des realistischen Ästheten, ihnen gute Dienste bei der Propaganda und üblichen Berichterstattung leisten konnte.
Zunächst setzte man ihn im heftig umkämpften Neuguinea ein, wo ihm im Dezember 1942 gewissermaßen sein "Meisterstück" gelingen sollte. Auf einem Feldpfad lichtete er einen geblendeten australischen Soldaten mit Gehstock ab, der von einem eingeborenen Papua an der Hand geführt wird. Das vom Bildaufbau her schlichte, aber einwandfreie Bild hatte eine derart humanitäre und Rassengrenzen überwindende Botschaft, dass es die Macher vom Life-Magazin auf ihn aufmerksam machten, die ihn bald darauf engagierten und das Bild zum ersten Mal im März 1943 veröffentlichten. Der abgebildete einfache Soldat starb einige Wochen zuvor, obwohl er in die vermeintliche Sicherheit des Lazaretts gebracht worden war, an Typhus, war aber seitdem eine Ikone im Kampf der Australier und Neuseeländer gegen Japan geworden. Denn wenig später diente das Bild auch als Frontispiz in einem Buch namens "The War in New Guinea: Official war photographs of the Battle for Australia", das im Mai des gleichen Jahres in Sydney herausgegeben wurde.
Kriegsberichterstatter für Life
Der Vollständigkeit sei noch ergänzt, dass aufgrund einer weiteren Aufnahme, dem Bild einer trächtigen Kuh, die er im Februar im Gegenlicht aufgenommen hatte, die Redakteure von "Life" bereits seinen Namen vorgemerkt hatten.
In der Folge setzte man ihn während des Krieges an allen Fronten ein, sodass er nach den Einsätzen für die australische Regierung in Nordafrika, dem Mittleren Osten, Griechenland und Kreta, nun auch für "Life" in Europa, Japan und China tätig wurde.
Nur wenige Kriegsfotografen jener Zeit waren an dermaßen vielen Orten eingesetzt worden und überlebten diese gefährliche Arbeit.
Ihm wird die erste Aufnahme eines getöteten amerikanischen Soldaten zugeschrieben, den er auf einem Ponton-Übergang über die Rur ablichtete, was in den Staaten zwar zur heftigen Irritationen führte, aber keine politischen Folgen hatte. In Nordafrika nahmen ihn die Spezialeinheiten des Afrikacorps Erwin Rommels vorübergehend gefangen. Auf dem deutschen Kriegsschauplatz erlitt er Verletzungen durch einen Granatsplitter und als unfreiwilligen "Höhepunkt" seiner Laufbahn kann man den Umstand betrachten, dass er als einer der ersten Fotografen in der von der Atombombe zerstörten japanischen Stadt Nagasaki arbeitete.
Silk arbeitete auch nach dem Krieg insgesamt 30 Jahre, bis zur Einstellung des Magazins als Wochenzeitschrift 1973, als festangestellter Fotograf für seinen amerikanischen Arbeitgeber.
Rückkehr zur Sportfotografie
Bewegt durch die Erlebnisse gelang es ihm von den politischen und militärischen Konflikten abgezogen zu werden, da er als profunder Sportfotograf sich bereits zuvor Meriten verdient hatte. Nun wurde er zu einem der besten optischen Berichterstatter für jede Art von Abenteuerreportage, sportliche oder andere Events wie die Oscarverleihung. Seine Bilder der Olympischen Spiele, des America's Cup oder auch "einfache" Kinderporträts galten in den 1950er und 1960er-Jahren als vorbildlich sowohl in technischer als auch in bildmäßiger Hinsicht.
Während seiner langen Karriere verlieh man dem Neuseeländer zahlreiche Preise, wie den renomierten "Magazine Photographer of the Year" und manche andere Ehrungen insbesondere zwischen 1960 und 1964. Diese Jahre wurden als die erfolgreichsten seiner Arbeit betrachtet.
Als zwei seiner besten Bilder dieser Schaffens-Periode betrachten die Kenner der Szene sein "Perfect ten point landing" (1962), das dynamische Bild einer eintauchenden Turmspringerin, und seinen mehr abstrakten Eindruck eines Kopf-an-Kopf-Rennens beim Ausscheidungsrennen der australischen Herausforderer-Yacht "Gretel" zum America's Cup aus dem gleichen Jahr.
Im Alter von 87 Jahren starb George Silk am 23. Oktober 2004 in seinem Wohnort Norwalk, Connecticut.
Würdigung
In den Kreisen der Fotografen spricht man bezüglich des Sportsujets von einer Symbiose bzw. Poesie zwischen der körperlichen Disziplin und dem menschlichen Streben nach Vollkommenheit. Aus dieser Perspektive betrachtet war Silk der Sportfotograf schlechthin. Bekannt für seine scheinbaren Weitwinkelaufnahmen und Hightech-Fotoapparate machte er in seinem Metier neue ästethische Ansprüche geltend. Dabei war er bestrebt, stets den Betrachter in sein Bild miteinzubeziehen, der sich dabei oft die Frage nach der technischen Umsetzung stellte.
In seinem Todesjahr erneuerte man in Sydney ihm zu Ehren eine Fotoausstellung, die von der Time Incorporated New York und der Firma Nikon finanziell unterstützt wurde. Die Ausstellungsstücke wurde dazu von der "National Gallery of Australia", der "Life Gallery" und der "George Silk Gallery" zur Verfügung gestellt.
Literatur
- MacDonald, Neil/Brune, Peter: 200 shots : Damien Parer, George Silk and the Australians at war in New Guinea, St. Leonards, NSW : Allen & Unwin, 1999. - x, 197 p., ISBN 1-86448-912-X
- Nachruf, in: DER SPIEGEL 45/2004, S. 222
- The War in New Guinea: Official war photographs of the Battle for Australia, Sydney 1943
Weblinks
- Gallerie der bekanntesten Sportfotografien aus der erwähnten Ausstellung
- Bild des gefallenen amerikanischen Soldaten
- Bild Marlon Brandos und Grace Kellys bei der Oscarverleihung 1955
- Ungewöhnliche Perspektive auf die World Series in Pittsburgh 1960
Personendaten | |
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NAME | Silk, George |
KURZBESCHREIBUNG | neuseeländischer Kriegs- und Sportfotograf |
GEBURTSDATUM | 1916 |
GEBURTSORT | North Island, Neuseeland |
STERBEDATUM | 23. Oktober 2004 |
STERBEORT | Norwalk, Connecticut, USA) |