Studentenverbindungen außerhalb des deutschen Sprachraums

Studentenverbindungen
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Neben den Studentenverbindungen im deutschsprachigen Raum gibt es auch Studentenverbindungen in nicht-deutschsprachigen Ländern. Dabei muss man unterscheiden zwischen den Studentenverbindungen hauptsächlich in Mittel- und Osteuropa, die durch deutsche Traditionen geprägt sind, den Sonderfällen Chile und Japan, wo es Studentenverbindungen deutscher Tradition gibt und den Ländern, die eine eigenständige Tradition haben. Aber auch dort gibt es teilweise Studentenverbindungen, die der deutschen Tradition entspringen.

Studentenverbindungen mit hauptsächlich deutscher Tradition

Baltikum

In den drei baltischen Staaten Litauen, Lettland und Estland haben sich nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zahlreiche Studentenverbindungen neu- und wiedergegründet, die zum Teil auf deutsch-baltischen Traditionen, teilweise auf eigenen Traditionen beruhen.

In Estland gibt es zahlreiche Studentenverbindungen unterschiedlicher Ausrichtung. Es gibt auch eine Wingolfs-Verbindung. Bei einigen Verbindungen wie beispielsweise der Ugala in Tartu ist das Verbindungshaus rund um die Uhr besetzt; der sog. "Promus" ist zuständig für die Betreuung der Gäste rund um die Uhr.

(siehe Baltische Studentenverbindung)

Belgien

Es gibt seit kurzer Zeit in Leuven nach deutschem Vorbild ein Corps, Corps Flaminea Leuven [1], gegründet 1989 und im Freundschaftsverhältniss zum KSCV, und eine katholische Korporation K.A.V. Lovania Leuven [2], gegründet 1896 und eine befreundete Verbindung des Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen.

(Für belgische Studentenverbindungen nicht-deutscher Tradition siehe unten.)

Chile

Die chilenischen Studentenverbindungen sind in ähnlicher Weise organisiert und auch bewusst angelehnt an die Studentenverbindungen der Deutschen Burschenschaft. Oft wird eine besondere Verbindung zur deutschen Kultur, beispielsweise das Beherrschen der deutschen Sprache, als Mitgliedsvoraussetzung verlangt. Da vielen Deutschchilenen die nach dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland einsetzende kritische Auseinandersetzung mit der Nazizeit fehlt, ist deutschnationales Gedankengut in chilenischen Studentenverbindungen nicht selten anzutreffen.

Dänemark

In Dänemark gibt es eine Studentenverbindung nach dem Vorbild der deutschen VVDSt.

Italien

In Rom gibt es eine Verbindung im CV, die KAV Capitolina zu Rom. Sie wurde 1996 gegründet und ist ein Sammelbecken deutschsprachiger Studenten.

(Für italienische Studentenverbindungen nicht-deutscher Tradition siehe unten.)

Japan

In Japan existiert eine Studentenverbindung (Akademische Vereinigung Edo-Rhenania zu Tokyo, [3]) nach dem Vorbild der katholischen Studentenverbindungen im CV.

Kasachstan

In Kasachstan gab es Mitte der 1990er Jahre eine Unitas-Verbindung, über deren heutiges Bestehen nichts bekannt ist.

Polen

Die Wurzeln des polnischen Korporationsstudententums gehen auf die deutschen Universitäten im außerpolnischen Ausland (Breslau, Wien, Berlin, Dorpat, Riga, Dresden) zurück. Nach der Wiedergeburt eines unabhängigen polnischen Staates verlegten diese Verbindungen ihren Sitz in das befreite Mutterland und verschrieben sich der Wacht über einen elitären Nationalstaatgedanken. Damit gerieten sie in Konflikt sowohl zu den vielen ethnischen Minderheiten als auch zu den herrschenden Pilsudski-Sozialisten. Die 1939 abgebrochene Tradition wurde von den Altherrenschaften über die Zeiten des Nationalsozialismus und Sowjetkommunismus gerettet. Seit 1988 gibt es Reaktivierungen und Neugründungen in ganz Polen. Die polnischen akademischen Korporationen stehen in ihrem Brauchtum den deutschen sehr nahe. Es hat aber nicht die Aufteilung in nationalbewusste Burschenschaften, religiös ausgerichtete CV-Verbindungen und rein traditionelle Corps stattgefunden. Der Charakter der polnischen Korporationen kann als national-elitär-katholisch umrissen werden (Weitere Informationen unter http://www.zpka.org ).

Slowakei

In Bratislava gibt es zwei Studentenverbindungen. Die eine steht dem zwei Verbindungen in Bratislava, eine davon ist im ÖCV organisiert.

Syrien

In Damaskus gibt es eine von Studenten des ÖCV gegründete Studentenverbindung, die K.Ö.St.V. Golania zu Arné (bei Damaskus).

Tschechien

In Tschechien gibt es einige katholische Verbindungen, darunter die Katholische Studentenverbindung Pragensis und einen Unitas-Verein.

Ukraine

In der Ukraine gibt es katholische Verbindungen, nämlich die GUKS (Gemeinschaft ukrainischer katholischer Studenten) Obnova zu Lviv (Lemberg), Ternopil und Czernowitz. Diese Verbindung an drei Hochschulorten ist Mitglied des Europäischen Kartellverbandes (EKV). Diese nehmen Studentinnen und Studenten mit ukrainisch-katholischer Religionszugehörigkeit auf. In Czernowitz gibt es im Priesterseminar eine Sektion, die nur männliche Studenten aufnimmt.

Ungarn

In Ungarn gibt es Schülerverbindungen.

Studentenverbindungen in anderen Ländern

Belgien

Bei Belgien muss man zwischen Studentenverbindungen im flämischen und wallonischen Teil unterscheiden.

Im flämischen Teil gibt es fast nur katholische Studentenverbindungen, meistens organisiert im Ortsverbände des Katholiek Vlaams Hoogstudentenverbond [4]. Ausnahme sind die liberale Studentenverbindungen aus [Brüssel]. Die meisten, katholische Studentenverbindunen, aber ähneln weniger oder mehr den katholischen Verbindungen des Cartellverbands der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) in Deutschland und Österreich. Sie besitzen keine Häuser aber halten Stammtische ab in eine Kneipe. Daneben gibt es seit kurzer Zeit auch ein Corps, Corps Flaminea Leuven [5] und eine katholische Korporation, K.A.V. Lovania Leuven [6], nach deutschem Vorbild.

Im wallonischen Teil gibt es so genannte Cercle, die meist fast alle Studentinnen und Studenten einer Fachrichtung oder Fakultät vereinigt. Sie sind von der Tradition nur von weit mit den deutschen Studentenverbindungen verwandt. Zum Beispiel es gibt einen Fuxenstatus ('bleu') und Burschenstatus. Außerdem gibt es so etwas wie einen Leibbursch, der dort Pate genannt wird. Fast alle Cercle haben eine Art von Studentenmütze, die allerdings im Vergleich zu den üblichen Studentenmützen im deutschsprachigen Raum einen überlangen Schirm haben und einen anderen Form haben. Dieser Form unterscheidet sich nach In manchen Verbindungen werden zumindest vom Vorstand auch Bänder getragen. Der Fuxenstatus in wallonischen Cercle ist im Vergleich zum Fuxenstatus in deutschen Studentenverbindung extrem. Die Bleu werden gezwungen maßlos Bier zu trinken, in Restaurants die Essensreste von den Tellern zu essen, bekommen oft ihren Kopf geschoren und die Studentinnen und Studenten müssen häufig sexuelle Handlungen aneinander vornehmen.

Finnland

Die finnischen Korporationen heißen Nationen. Manche von ihnen unterhalten Kontakt zu den estnischen Korporationen.

Frankreich

Im Elsaß (Frankreich) gibt es einige Studentenverbindungen, die denen in Deutschland ähneln. Die elsässische Verbindung Wilhelmitana ist suspendiert, Reaktivierungsversuche blieben aber bislang erfolglos. Die Verbindung besitzt aber noch ihr Korporationshaus. Im Frühjahr 1992 wurde die Verbindung "Alsatia Strasbourg" von österreichischen CVern gegründet. Die Verbindung wurde in den Europäischen Kartellverband (EKV) aufgenommen und wies die Farben "orange-violett-orange auf schwarzem Grund" - die Farben der alten Bischofs- und Bergmannsstadt im Elsaß - auf. In der Folge (Juni 1996) wurde der Verbindungsname wegen der Ähnlichkeiten zu einer Verbindung die nach dem Ersten Weltkrieg existierte, nach Robert Schuman benannt. Die Verbindung heißt heute "Europäische Studentenverbindung (E.St.V.)/Fraternité Européenne d'Etudiants (F.E.E.) Robert Schuman-Argentorata zu/à Strasbourg" und hat nun die Farben "blau-sonnengelb auf silbernem Grund". Die offizielle Abkürzung ist RSA. Die Mitglieder sind heute im wesentlichen Franzosen. Daneben gibt es noch eine spezifisch französische Art von Studentenverbindungen. Dieser Verbindungstyp heißt Corpo und existiert etwa in Paris (Corpo Pharma Paris).

Italien

In Italien gibt es die goliardischen Orden.

Niederlande

In den Niederlanden ist ein sehr großer Anteil der Studenten in Studentenverbindungen (Studentenvereniging, oft auch Dispuut) organisiert, wobei das dortige Verbindungswesen eher mit dem angelsächsischen vergleichbar ist, denn mit dem deutschen, sich aber auch von diesem abhebt.

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Typen, von der straff organisierten Verbindung bis zum lockeren Gesellschaftsverein. Manchmal als Wertegemeinschaft im Nahbereich einer Kirche oder Partei, meistens nicht. Der Übergang zu studentischen Chören, Fach- oder Sportvereinen ist fließend. Es gibt auch zahlreiche Damen- und gemischte Verbindungen. Dispuuten sind selten in Dachverbänden organisiert. Sie verstehen sich selten als Lebensbund. Dementsprechend tragen die Reunionisten (Alten Herren, Hohen Damen) die Kosten nur zu einem kleinen Teil. Das Innitiationsritual (Ontgroening) kann, je nach Verbindung, sehr streng sein. Es besteht selten aus einer Herausforderung, meist aus einer Erniedrigung.

Slowakei

In der Slowakei gibt es katholische Verbindungen, darunter die Studentenverbindung Istropolitan.

Slowenien

In Slowenien gibt es katholische Verbindungen, darunter die Akademische katholische Vereinigung Amos in Maribor (Marburg an der Drau).

Spanien

Die spanischen Studentenverbindungen sind musische Verbindungen und heißen tunas.

USA und Kanada

Die Bruderschaft (englisch fraternity) ist die angloamerikanische Form der Studentenverbindung. Studentinnen organisieren sich in sororities. Eine einzelne Verbindung unterhält meist Vertretungen, sogenannte chapters an mehreren, teilweise sogar sehr vielen Hochschulorten. Die Namen der Verbindungen setzen sich gewöhnlich aus zwei griechischen Buchstaben zusammen, zudem hat jedes chapter einen aus i.d.R. drei Griechischen Buchstaben zusammengesetzten Namen. Diese Form des Verbindungswesens wird daher auch als greek system bezeichnet. Die Mitgliedsbeiträge werden im Unterschied zu europäischen Verbindungen von den studierenden Mitgliedern erbracht. Es ist wahrscheinlich, dass die amerikanischen fraternities und sororities mit den Studentenorden im 18. Jahrhundert gemeinsame Wurzeln mit den europäischen Studentenverbindungen haben. Einige fraternities kennen das Farbentragen in Form eines Couleurbandes, welches aber nur bei den eigenen Veranstaltungen getragen werden darf. In praktisch allen fraternities und sororities gibt es den dem Fuchsen entsprechenden Status des pledge. Es gibt aber auch wesentliche Unterschiede zu europäischen Studentenverbindungen, insbesondere den deutschsprachigen: fraternities und sororities kennen keine Mensur und keinen beziehungsweise nur rudimentär vorhandenen Comment wie diese.

Nicht von der Hand zu weisen ist dagegen ein politischer Einfluss, zumindest der Mitglieder (siehe insbesondere Skull and Bones).